"Ganztags"-Kindergarten - sinnvoll?

Elisabeth Dinse

Poweruser
Registriert
29.05.2002
Beiträge
19.809
Beruf
Krankenschwester, Fachkrankenschwester A/I, Praxisbegleiter Basale Stimulation
Akt. Einsatzbereich
Intensivüberwachung
Man hat sich überlegt, in unserer Stadt ein Kindergartenangebot mit Öffnungszeiten von 6- 22 Uhr zu machen. Gedacht ist dies u.a. für Krankenschwestern.
Nun überlege ich schon die ganze Zeit: ist das wirklich sinnvoll, ist das im Sinne des Kindes?
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Spätdienst bis 21.30- Kind aus KiTa abholen- um 22.30 zu Hause- um 23 Uhr Kind im Bett. Und dann der Dienstwechsel - Aufstehen um 5- zu 6 das Kind in die Kita.

Es gibt Studien, dass der Schichtdienst gesundheitliche Schäden bei Erwachsenen verursacht. Wie mag das bei Kindern aussehen?
Dienstpläne sehen heute oft aus wie "Springpläne": 2 Früh, 1 Spät, 1 Früh, 3 Spät usw.. Ich kenne es noch als Wochenpläne: 7 Tage denselben Dienst.

Alles in allem für mich ein dubioses Angebot - am Interesse der Kinder vorbei.

Wie seht ihr das?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

unser Betriebskindergarten hatte früher Öffnungszeiten zwischen 6.00 und 21.00 Uhr, allerdings im Wochenweise. Ebenso war jedes 2. Wochenende geöffnet. Irgendwann stellte man fest, dass der Schichtdienst für die Erzieherinnen schlecht ist, natürlich auch für die Kinder.
Sofort standen die Mütter vor einem grossen Problem. Der Kindergarten ist seitdem nur noch zu ganz normalen Kita-Öffnungszeiten offen.

verschneite Grüsse
Narde
 
Hallo Elisabeth und Narde,

ich bin grad in der Situation keinen geeigneten Platz für meine Kinder zu haben. Die Zwillinge 2Jahre, gehen "schon" in den Kindergarten,was bei uns am Land DAS Gespräch schlechthin ist (ich Rabenmutter). Allerdings nur im Moment für 3-4h am Vormittag. Auf mehr sind die bei uns nicht einzustellen.
Tja, wenn ich nun im Sept.07 wieder anfangen muß zu arbeiten habe ich ein ECHTES Problem. Meine großen 9 u. 11 J. gehen nach der Schule in den Kinderhort allerdings bis 16.00Uhr. Ich bin zwar nicht alleinerziehend, aber mein Mann braucht selber Pflege 24h am Tag.
Eine KITA wie du Elisabeth sie beschreibst, wäre zwar eine enorme Hilfe (kriegst aber auch nur in der Stadt hin), aaaaaber, Kinder brauchen Rituale und eine gewisse Regelmäßigkeit und vor allem feste Zeiten, um sich gesund zu entwickeln.
Meine Kinder sind z.B. an einen absolut regelmäßigen Schlafrythmus gewöhnt, den ich für enorm wichtig halte.
In einer "Krankenschwesterdienstzeittauglichen" Kita, würden sie ja z.B mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Das kann meines Erachtens nach nicht gut gehen. Ich glaube, daß den Kinder dauerhafter Schaden zugefügt wird. Grad in Zeiten wo ADS und AHDS usw. immer mehr zunehmen würden fehlende Rhythmen, Ruhezeiten usw. zusätzlich belasten.
Ich gehe sogar so weit zu behaupten, daß die Bindung an die Familie beeinträchtigt würde.
Ich denke die individuelle Betreuung im vertrauten häuslichen Umfeld, wäre hier viel viel sinnvoller.
Eine frühere Arbeitskollegin aus der ehem. DDR hat mir erzählt, dort wäre es früher so üblich gewesen, allerdings hat sie dazu gesagt, daß sie dort auch geschlafen hat, was einen gewissen Rhythmus möglich macht.
Trotzdem ich glaub es ist einfach nicht gut.

Nachdenkliche Grüße von
Manu
 
Unsere Große kannte das frühe Aufstehen noch. Ich war in der Ausbildung und es war schon ein Entgegenkommen, dass ich um 6.30 anfangen durfte. So mußte sie tgl. um 5 Uhr aufstehen, damit wir es schaffen zur KiTa. Probleme mit diesem regelmäßigen Rhythmus hatte sie nicht. Sie scheint ein Frühaufsteher-Typ zu sein. ... Problem nur: am Wochenende, wenn alle ausschlafen wollten, war sie auch um 5 putzmunter. *g*

Die beiden letzten hätte ich mit so etwas nicht beglücken können. Typische Nachtmenschen, die sie sind, hatten sie stets Mühe morgens so früh aufzustehen. Wir haben es dann so geregelt, dass sie mit den Großen um 6.30 aufgestanden sind und dann von einem Taxi zur KiTa gefahren wurden. Ein Umstellen auf die frühe Aufstehzeit wäre auch sinnlos gewesen, da eine kontinuierliche Dienstzeit nicht gegeben war bei mir und mein Mann mittlerweile auswärts arbeitete.
Am Nachmittag hatte ich oft Babysitter. Ging auch gut - wenns auch net ganz billig war.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

Am Nachmittag hatte ich oft Babysitter. Ging auch gut - wenns auch net ganz billig war.

Elisabeth

Ich halte es für die beste Lösung, wenn die Kinder zu Hause bleiben können.
Bei mir müßte aber der Babysitter zwischen 6und 10 Stunden da sein, weil ich sonst niemanden habe und der Babysitter z.B. auch noch auf meinen Mann aufpassen muß, essen kochen und eingeben wäre auch dabei.
Wenn jetzt jemand von einem Pflegedienst kommt zur Grundpflege usw., geht das Pflegegeld dafür drauf.
Ich habe einen Weg von 25 km einfach zu meiner Klinik.
Schlicht und einfach gesagt, es ist ohne staatliche Förderung nicht zu bewerkstelligen und nicht finanzierbar.
Meine großen Kinder fahren jetzt jeden Tag ebenfalls 25km zu Schule mit Hort, weil die eigentliche Schule, 2km entfernt, keinen Hort anbieten kann, mangels Nachfrage.
Das ist der Fluch der Idylle.
Ich muß halt auf biegen und brechen versuchen, eine allgemein annehmbare Lösung zu finden. Im Klartext heißt das, mich z.B. weiterzubilden, und versuchen, eine der heiß umkämpften Stellen mit "Familientauglichen" Dienstzeiten zu kriegen. Es wär schon blöd, ein unkündbares Arbeitsverhältnis, mit Arbeitslosigkeit tauschen zu müssen.
Was mich aber wirklich ärgert, ist daß man anscheinend glaubt durch eine Kita, mit wie von Dir beschriebenen Zeiten, solche Probleme aus der Welt zu schaffen. Es schafft nur neue, denn die Kinder können sich nicht darauf einstellen.
Vielleicht sollte man doch mal einfach über die Grenzen schauen um sich zu orientieren, an Norwegen z. B.

Liebe Grüße von
Manu
 
Hallo,
es ist sicherlich nicht unbedingt gut für die Kids. Man sollte sicherlich dann einen wöchentlichen Rhythmus wählen und nicht tagtäglich wechseln. Aber abends kann man ein Kind auch still und leise von einem Bett ins andere tragen und früh aufstehen, klappt ganz gut, wenn sie abends zeitig ins bett gehen.
und für viele ist das sicher auch nur die Notlösung. Aber nicht jeder kann es sich finanziell leisten zuhause zubleiben, oder längere Zeit aus dem Job zu bleiben und nicht jeder hat Familie an dem Ort wohnen, wo er arbeitet. Eltern die ihre Kinder in die Kita geben sind keine Rabeneltern, sondern müsse häufig um finanziell über die runden zukommen, arbeiten. Ich wäre froh , wenn unser kita solche Öffnungszeiten hätte und nicht auch noch zu Ostern und Weihnachten und Sommerferien zu hat.
Bis dann
 
Zwischendrin überlege ich mir, ob es nicht sinnvoll wäre, Familien mit kleinen Kindern oder Menschen, die pflegebedürftige Angehörige 1,-€ Kräfte zur Verfügung zu stellen, schließlich tun sie ja auch etwas Gemeinnütziges.

Aus gemeinnützigen Einrichtungen habe ich durchaus gute Erfahrungen mit 1,-€ Kräften gesammelt, durchaus motiviert etc.

So könnte man sich Erleichterung, bei Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Hol- und Bringedienste, etc. leisten (=> natürlich nicht, um ambulante Pflegedienste oder Kitas arbeitslos zu machen, sondern für die Hilfsleistungen)
 
Welchen Preis bezahlt ein Kind, wenn es sich dem Schichtrhythmus der Mutter/ des Vaters unterordnen und sich in seinen Schlafgewohnheiten entsprechend anpassen muss?
Wie gesagt, für Erwachsene gibt es Studien über die Schädlichkeit des Schichtdienstes. Für Kinder haben ich entsprechendes nicht gefunden.

Elisabeth
 
Hallo elisabeth,
Das ist sicherlich richtig. und jedes Kind verkraftet es anders. Aber weist du bessere Lösungen? Ich kenne Kinder die in der Woche seit frühster Kindheit füh aufstehen müssen um fünf, und andere Tage erst sehr spät ins bett gehen, weil sie bei kinderfrauen etc. sind, was für mich keinen Unterschied macht, ob Kita oder Kinderfrau. Diese Kinder die ich kenne verkraften es sehr gut. sicherlich muss man es im Einzelfall entscheiden. Aber wie sieht die andere Machbare lösung aus?
Meine perfekte Lösung sieht auch anders aus, ist aber nicht für jeden machbar.
LG
 
Für mich ist der Focus einfach zuwenig auf die Bedürfnisse der Kinder gelegt. Wieviel zählen die Bedürfnisse eines Kindes?

Du schreibst, die Kinder verkraften es sehr gut. Woran machst du das fest?

Wozu braucht es Schlaf? Es hat doch einen Sinn, dass z.B. die Schlafdauer bei Kindern länger ist als bei Erwachsenen. Schlaf - Wikipedia

Elisabeth
 
Das das nicht optimal für Kinder ist, brauchen wir hier nicht zu diskutieren. Die Kinder, die ich kenne, kommen gut mit Rhytmus zurecht, da wird in wöchentlichem Wechsel geweschelt, Auch haben sie ihre ausreichende Schlafzeit, und ihre Riten und Brauche. Schwieriger wird es dann schon wenn sie in die Schule kommen. Aber meine Freundin ist nur mal alleinerziehend ohne Fam. am Ort. Sie hatte sich das auch anders vorgestellt. aber es gibt Schicksal, die sich ereignen, die dann gemeistert werden müssen. Und sie macht das sicherlich nicht um den Kindern zu schaden!Sie/Wir mache uns viele Gedanken zu dem Thema und wären dankbar, wenn du uns eine andere Lösung aufzeigst.

Aber solch ein Angebot finde ich gut, gerade in der heutigen Zeit. Was wäre die Alternative, andere job ist nicht einfach, auch wenn man will, in der Pflege gibt es heutzutage immer noch häufig Schichten, wovon auch die Mütter nicht ausgeschlosen werden.
Anderen job annehmen, auch nicht ganz so einfach, oder. Und später kommt man nach vielen Jahren nicht mehr rein.
kinderfrau-- Teuer, jedenfalls bei uns.
Hartz4?
LG
Keine kinder bekommen?
Schlüsselkinder?
Wie sieht dein Lösungsvorschlag aus?
 
D
Anderen job annehmen, auch nicht ganz so einfach, oder. Und später kommt man nach vielen Jahren nicht mehr rein.
kinderfrau-- Teuer, jedenfalls bei uns.
Hartz4?!
Keine kinder bekommen?
Schlüsselkinder?
Wie sieht dein Lösungsvorschlag aus?

Die Arbeitszeiten anpassen?
Warum müssen sich Kinder und Familien den Arbeitszeiten untertun?
Wie wäre es wenn man spezielle Arbeitszeiten für solche Mütter ( und Väter) anbieten könnte?
 
Danke Narde,...
Arbeitszeitanpassung ist gut, aber dazu braucht man /frau willige Arbeitgeber, Mitarbeiter.
 
Als meine Kinder klein waren, gab es die KiTa bis 18 Uhr. Unsere Kinder waren nie bis 18 Uhr dort. Ich habe viel mit Babysittern gearbeitet. Kostenpunkt: 5 € die Stunde. Es war nicht billig- keine Frage. Aber es hat wunderbar geklappt.

Zur Anpassung der Dienstzeiten. Ich habe in der Zeit als die letzten Beiden klein waren viel Spät- und Nachtdienst gearbeitet. Frühs war mein Mann auf Arbeit und kam erst abends spät nach Hause. KiTa- Zeit für die Kiddies: 8-14/15 Uhr.

Ansonten schließe ich mich HHS an. Wieso gehen die Betriebe den Weg des geringsten Widerstandes und zu Lasten der Schwächsten- nämlich der Kinder? Wer soll die Rechte der Kinder verteidigen, wenn nicht die Eltern?


Elisabeth
 
Danke Narde,...
Arbeitszeitanpassung ist gut, aber dazu braucht man /frau willige Arbeitgeber, Mitarbeiter.

Und für soetwas gibt es den Betriebsrat - in meinem Haus hat sich der Betriebsrat schon recht gut eingesetzt ( Im Vergleich zu anderen Häusern) und das Ergebnis ist schon recht gut.

Z.B nur Frühdienst für die Mütter mit eben schulpflichtigen Kindern etc.
 
Z.B nur Frühdienst für die Mütter mit eben schulpflichtigen Kindern etc.

Das geht leider nur, wenn du eine - maximal zwei derartige Mütter im Team hast. Wenn ich zurückdenke hatten wir eher weniger Kollegen die keine schulpflichtigen Kinder hatten. War auch immer ein nettes Problem mit dem Urlaub in den Schulferien.

Elisabeth
 
Das geht leider nur, wenn du eine - maximal zwei derartige Mütter im Team hast. Wenn ich zurückdenke hatten wir eher weniger Kollegen die keine schulpflichtigen Kinder hatten. War auch immer ein nettes Problem mit dem Urlaub in den Schulferien.

Elisabeth

Kommt auf die Größe des Teams an - wir haben wesentlich mehr, geschätzte 6 bei Teamgröße von 50. In dem Team sind noch etliche 20 und 40%- Kräfte.
Was es bei uns auch gibt - einige dieser Teilzeitkräfte kommen gegen 8 Uhr morgens übernehmen dann einen bereich und geben ihn dann gegen 12:30 Uhr wieder ab. Nervig für die anderen, die davor und danach den Bereich mitbetreuen müssen aber möglich.
 
Hallo,

also die Idee mit den 1Euro Jobs find ich gar nicht mal so schlecht. Es gibt ja auch genog arbeitslose Erzieherinnen oder evt. sogar Pflegekräfte.
Man könnte sich ja evtl. an den Fahrtkosten beteiligen oder auch anbieten, daß die betreffende Person mit essen kann oder ähnliches.
Es kann auch neuerdings(zumindest in Bayern) nicht mehr jede Privatperson Kinder zur Betreuung nehmen. Sie müssen eine gewisse Qualifikation nachweisen.
Ich denke es sollte möglich gemacht werden , daß die Kinder ordentlich zu Hause betreuut werden können (der Staat ist da gefordert- schließlich sollen wir ja auch für genügend Nachwuchs sorgen).
In best. Skandinavischen Ländern sorgt übrigens die Gemeinde dafür, daß die Kinder bis zum Beginn des Kiga ordentlich Betreuut werden, damit sie einen normalen Tag und Nachtrhythmus haben können( Ich hab das hier in einem Thread auch gelesen, find ihn leider nicht mehr:weissnix: )
Eine Mitschichten der Kinder rächt sich mit Sicherheit, wenn sie mal in die Schule kommen.(Übrigens nochmal ein Problem).

Recht geben muß ich dir Monaluna aber schon auch im dem Punkt, daß wenn man darauf angewiesen ist zu arbeiten, man oft keine andere Wahl hat.

Zwiegespaltene aber liebe Grüße von
Manu
 

Ähnliche Themen