Fragen zum Thema Neuroleptika

Lotti82

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10.02.2014
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Hallo ihr Lieben,

ich bin 31 Jahre alt, werde wohl bald meine Ausbildung zur Ergothjerapeutin fortsetzen, wenn es geht. Ich habe auch schon in der Psychiatrie Praktikum gemacht, war aber auch schon als Patientin sehr lange in der Psychiatrie. Man könnte sagen, dass ich beide Seiten gut kenne.
Ich habe Depressionen und eine Borderline-Störung. Manchmal höre ich auch Stimmen, das ist aber meines Erachtens nicht das Hauptproblem. Ich habe schon so viele Neuroleptika durch (Haldol, Risperdal, Seroquel, Zyprexa...) und bis auf Risperdal, welches wegen Nebenwirkungen abgesetzt werden musste, hat nichts geholfen. Haldol ist zu stark, um auf Dauer damit leben zu können.
An Antidepressiva nehme ich Venlafaxin. Nun hat mein Arzt mir Leponex aufgeschrieben. Ich habe den Thread zu Leponex gesehen und weiß nicht, was ich denken soll. Was haltet ihr von diesem Medikament? Einige Patienten finden es ja schrecklich, andere wieder gut. Ich bin momentan ziemlich durch Stimmungsschwankungen und Ritzdruck gequält. Muss ich mit Leponex von einer Dauersedierung ausgehen? Als ich in der geschlossenen Psychiatrie war, sind viele Patienten wie "teilnahmslose Geister" herumgelaufen. Sind das die Medikamente oder mehr die Krankheit?

Vielleicht könnt ihr mir ja einige meiner Fragen beantworten.

Liebe Grüße:wavey:

Lotti
 
Also meine ganz persönliche Meinung: Ich halte wenig bis garnichts von Neuroleptika.Es gibt massenhaft Studien in denen belegt ist das die Sterblichkeitsrate (vorallem bei älteren Menschen) deutlich erhöht ist. Ich finds immer wieder lachhaft das auch unsre Internisten so auf Neuroleptika stehen obwohl sehr oft keine bzw. eine paradoxe Wirkung eintritt. Ich finde benzodiazepine haben eine deutlich bessere Wirkung und weit weniger Nebenwirkungen als Neuroleptika. Natürlich ist das Abhängigkeitspotenzial höher aber was interessiert das bei Menschen über 80 jahren?? Teilnahmslose Geister habe ich viele Gesehen und meist war es der Neuroleptika gabe geschuldet! Leider bist du wenn eine psychosomatische Therapie nicht fruchtet auf irgendeine Art von Sedierung angewiesen aber schöpf erst alle Alternativen aus! Nichts ist ohne Nebenwirkungen...
 
Hallo Lotti82,

jedes Medikament hat neben einer erwünschten Wirkung u.U. auch unerwünschte Wirkungen. Neuropletika, bzw. Antipsychotika generell zu verteufeln, ist m.E. fahrlässig und nicht nachvollziehbar - Diazepam ist überhaupt keine (geeignete) Alternative! Aus meiner Sicht und entsprechend meinen Erfahrungen ist Leponex / Clozapin ein hervorragendes Mittel, wenn es richtig dosiert, med. kontrolliert (u.a. Blutwerte!), stets verantwortungsvoll und regelmäßig eingenommen wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Antipsychotika ist mit extrapyramidal-motorischen Störungen eher weniger zu rechnen, auch eine befürchtete Sedierung ist bei entsprechender Einstellung nicht zu erwarten. Du schreibst selbst, es wurde bereits eine Vielzahl div. Antipsychotika erfolglos ausprobiert - die Einstellung auf Leponex ist daher eine Chance. Natürlich kann es sein, das Dein Körper das Medikament nicht verträgt - das wirst Du merken und es wird abgesetzt. Die meisten Menschen vertragen Leponex jedoch sehr gut und sind damit zufrieden. Wichtig ist sicherlich, bei Einnahme auf die Ernährung zu achten und auch die regelmäßigen Blutkontrollen nicht zu vernachlässigen, da besonders bei Leponex die Gefahr einer Agranulozytose besteht.

Viele Grüße
Ben
 
Hallo,

also so schlimm wie Pflegekraft87 finde ich die Neuroleptika auch nicht. Ich habe schon haldol (in Akutphase), Risperdal, Abilify, Sulpirid,Seroquel, Zyprexa und Mepleron (zum Schlafen) genommen. Abilify wirkt antriebssteigernd und nicht sedierend. Risperdal hat bei mir leider unangenehmen Milchfluss gemacht, aber hat gegen Selbstverletzungsdruck, psychotische Symptome und Stimmungsschwankungen (war nie aggressiv) gut geholfen. Ich habe heute 25mg Clozapin (Leponex) genommen. Sedieren diese sehr niedrige Dosis nicht. Als Patient hat man halt auch etwas Angst vor solch starken Medikamenten. Ich habe mal eine Tavor-Dauertherapie (3 Jahre) gehabt. Die Dauersedierung war schlimm. Von daher kann ich auch nicht bestätigen, dass Bezos besser seien als Neuroleptika.
So sehe ich das. Freue mich, wenn ihr mir weiter über eure Erfahrungen mit Neuroleptika, insbesondere Leponex berichtet.

Viele liebe Grüße

Lotti
 
@Pflegekraft87- Ich finde es schon mutig, hier Therapie zu beurteilen, von denen man wenig bis gar keine Ahnung hat.

@Lotti82- wende dich an deinen Arzt und schildere ihm deine Bedenken. Ein Gespräch mit deinem Therapeuten kann ebenfalls weiter helfen. Du solltest auch nicht vergessen, dass du im Internet immer mehr ablehnende Informationen bekommst. Das hängt mit der Natur des Menschen zusammen. Psychisch stabile nutzen das Netz mehr als selten um von ihren Erfolgen zu berichten. Die gehen in das reale Leben.

Abschließend vielleicht noch der Hinweis- es gibt kein einziges Medikament auf der Welt, dass im Kopf einen Schalter umlegen kann und alles ist wieder gut. Man kann den Erkrankten zwar so weit sedieren, dass er nur noch in Trance ist. Das dürfte aber nicht im Sinne des Erfinders sein. Gegen den Selbstverletzungsdruck, psychotische Symptome und Stimmungsschwankungen hilft nun mal nur eine Gesprächstherapie.

Ergo: Nicht herumexperimentieren auf den Rat diverser "Experten" aus dem Netz. Nur der Psychiater vor Ort ist der richtige Ansprechpartner.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

ich erinnere mich an Zeiten, da war ich so schlecht dran, dass man gar keine Gesprächstherapie mit mir führen konnte. Ich glaube da geht es ohne Medikamente einfach nicht. Klar beseitigen Medis keine Probleme, dafür ist man schon selbst zuständig, wenn man wieder in der Lage dazu ist.

Liebe Grüße

Lotti
 
Da geb ich dir völlig recht. Es geht nicht immer ohne Medikamente. Aber um so wichtiger ist es, dies mit seinem Arzt/Therapeuten zu besprechen. Das Internet ist ein schlechter Ratgeber. Es zerstört u.U. das Vertrauen zwischen Pat. und Therapeut. Ohne gegenseitiges Vertrauen funzt die Therapie- medikamentös und/oder Gespräch- aber nicht.

Gib dir die Zeit, die du brauchst, um gesund zu werden. Manchmal braucht es ganz, ganz viel Geduld. Ich wünsche dir, dass du diese Geduld aufbringen kannst.

Elisabeth
 
Ich grabe diesen Thread mal wieder aus.

Ich nehme momentan morgens Venlafaxin, abends Valdoxan und Levomepromazin.

Mir geht es durch die Medikation sehr viel besser. Allerdings habe ich auch 6 kg zugenommen. Da Essen für mich auch kein unbeschriebenes Blatt ist, drückt das meine Stimmung und mein Slebstwertgefühl wieder sehr nach unten.
Was ich wissen will ist: Kennt ihr diese Medikamente? Und wenn ja, ist Gewichtszunahme bei einem davon ein "Must-have"?
Ich habe das Venlafaxin im Verdacht, aber gibts da überhaupt eine Alternative?

Dadurch, dass ich die Kombi nehme, kann ich natürlich nicht einfach eins nach dem anderen absetzen, um zu kucken wann ich abnehme.

Mir ist auch bewusst dass man durch Depressionen zunehmen kann, allerdings passe ich seit ein paar Wochen wieder auf meine Ernährung auf und habe laut Waage trotzdem zugenommen.

Vllt weiß ja irgendjemand Rat.
 
Levomepromazin und Valdoxan sind am ehesten gewichtsneutral, Venlafaxin senkt sogar das Gewicht (wird deshalb von einigen als Schlankheitsmittelchen missbraucht). Deine Gewichtszunahme hat wohl andere Gründe, und werden durch das Umstellen von Venlafaxin sicher nicht besser!
 
Dann liegt es wohl doch eher an den letzten paar Wochen. Das beruhigt mich. Ich habe nämlich schon versucht das Levomepromazin abzusetzen, was mir aber nicht gut tut.
 
Im Beipackzettel wird bei Levomepromazin eine Gewichtszunahme als häufige Nebenwirkung angegeben.
Im Bekanntenkreis hat jemand unter Trevilor zugenommen.
Mir selber hat Valdoxan eine Gewichtsabnahme beschert. Ich hatte auf einmal keinen Heißhunger auf Schokolade mehr.

Ich denke, es ist ein Wunschtraum von Pharmazeuten und Medizinern, dass Medikamente bei allen Pat. stets gleich wirken. Gerade das Gewicht ist stark abhängig von genetischen und epigenetischen Bedingungen.

Jeder hat sein Wohlfühlgewicht. Das stimmt sicher nicht immer mit dem aktuellen Schönheistideal überein. Aber warum muss die Weiblichkeit immer bestimmte Maße anstreben währenddessen man der holden Männlichkeit so manches Kilo zu viel nachsieht. Es geht um das Wohlfühlen und das Genießen können. Und wenn ein Tafel Schokolade nun mal Genuß bereitet... was soll's. *fg*

Erst das schlechte Gewissen macht üble Laune. Und wie sagt der Volksmund: Hunger macht böse bzw. man muss sich entscheiden, ob Kuh oder Ziege. Also ich war selten bös und hab mich für Kuh entschieden. *ggg*

Elisabeth

Elisabeth
 
Das witzige ist ja, dass ich momentan eher unter appetitlosigkeit leide.
Ich habe schon länger keine heißhungerattacken mehr.

Elisabeth, ich habe sehr lange mit einer essstörung gekämpft. Ich strebe nicht mehr nach einem perfekten (untergewichtigen) körper. Allerdings hatte ich ein gesundes wohlfühlgewicht, und da möcht ich wieder hin.

Ich werde versuchen das levomepromazin erst mal wegzulassen bzw. Wenigstens zu reduzieren und kucken was passiert.
 
Bitte sprich das mit deinem Psychiater ab!

Levomepromazin macht bei ein paar Prozent der Patienten eine kleine Gewichtszunahme, aber in aller Regel keine 6 Kilo. Levomepromazin wird deshalb meist zu den gewichtsneutralen Psychopharmaka gezählt und ist für deine Zunahme in der Form eher nicht verantwortlich. (Nimm mal Olanzapin, dann weißt du was Gewichtszunahme ist...)

Das ohne Rücksprache abzusetzen, wäre absolut fahrlässig! Das ist das aktuell einzig verbliebene neuroleptisch wirksame Medikament, und du hattest ja durchaus schon psychotische Symptome (Stimmenhören). Zudem wirkt es möglicherweise verstärkend auf die Antidepressiva (sog. Augmentation), d.h. du kannst dir durch das Absetzen depressive Symptomatik einhandeln. Da außerdem auch die sedierende Wirkung des Levomepromazin wegfällt kann das hochgefährlich sein!

Deshalb noch mal die Bitte: Sprich mit deinem Psychiater! Der kennt im Gegensatz zu uns auch Dosierung, Begleitumstände etc. etc. und kann dir damit weiterhelfen.
 
@Irgendeine- Hast du mal auf die Balance geschaut, was Kalorienzufuhr und Bewegung anbetrifft. Ist das stimmig? Vielleicht wäre ein Termin bei einer Ernährungsberatung sinnvoll bevor du um eine Reduzierung der Medis nachsuchst. Die nimmst ja net umsonst in der Dosierung.

Elisabeth
 
Ich werde die Tabletten erst mal weiter nehmen. Was ihr beiden sagt, stimmt schon. Immerhin gehts mir dadurch ein ganzes Stück besser! Ich will jedenfalls nie wieder so tief fallen wie vor den Medis.

@Elisabeth: Ich rechne mir ganz bewusst keine Kalorien mehr aus, das ich mind ein Jahr gebraucht habe, um mir diesen Zwang abzugewöhnen. Allerdings hab ich letztens doch mal nachgerechnet, und da war ich drunter. Ich denke aber, dass es momentan eher an meiner mangelnden Bewegung liegt, da ich ja nicht arbeite. Also fällt der Weg hin nd zurück (mit dem Fahrrad) sowie 7 Stunden umherrennen weg.

Ich habe mir vorgenommen die nächste Zeit ein bisschen drauf zu achten, wie viel ich esse. Ab dem 25. arbeite ich auch wieder. Dann wirds hoffentlich besser.
 
... Ich rechne mir ganz bewusst keine Kalorien mehr aus, das ich mind ein Jahr gebraucht habe, um mir diesen Zwang abzugewöhnen. ....
Deswegen dachte ich an einen Ernährungsberater. Der kann Tipps geben, wie man das gewünschte Gewicht erreicht.

Elisabeth
 

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