Hallo,
Ich würde der Behauptung widersprechen, dass es immer weniger Behinderte gibt - was nicht nur damit zu tun hat, dass ich schon sehr lange in der Behindertenpflege arbeite und auch zur Zeit ambulant schwerst-mehrfach-behinderte Kinder pflege - sondern, dass gerade auch durch die erwähnte High-Tech-Medizin und die heutigen Möglichkeiten in der Frühgeborenenmedizin immer kleinere "Extrem-Frühchen" behandelt werden und sich erst später herausstellt, dass die Kinder in ihrer Entwicklung verzögert sind und teilweise schwere Hirnschädigungen vorliegen (habe täglich damit zu tun)
Zum eigentlichen Thema möchte ich sagen, dass zwar viele erwachsene Patienten aufgrund ihrer Behinderung oder chronischen Erkrankung in den Kinderkliniken bekannt sind und auch dementsprechend adäquat behandelt werden können - allerdings sind eben in den Erwachsenen-Pflegebereichen die meisten Stationen auf die Pflege, Betreuung und die Bedürfnisse behinderter Menschen nicht/schlecht eingestellt und das nicht nur personell (Kinderkliniken haben ja auch keine besseren Personalschlüssel), sondern auch räumlich, baulich und betreffend der Erfahrung.
Darauf verweisen auch Artikel im Pflegekolleg "Pflege behinderter Menschen" der Fachzeitschrift "Heilberufe" (Ausgaben Juli-September 2007).
Heilberufe online: die Fachzeitschrift für alle Pflegeberufe, ambulant und stationär
Des weiteren wird in der Fachzeitschrift "Dr.med. Mabuse" (Ausgabe Nr. 170) in einem Artikel aufgezeigt, dass die Assistenz für behinderte Menschen bei einem Krankenhausaufenthalt nicht bezahlt wird, da von den Leistungszahlern (Krankenkassen, wer sonst...

) argumentiert wird, dass ja im Krankenhaus schon Pflege erbracht wird.
Mabuse-Verlag - Empfehlungen aus: "Dr. med. Mabuse"
Das Personal im Krankenhaus kann dem hohen und speziellen Pflegebedarf aber garnicht gerecht werden und eine persönliche Assistenz (meist ja auch ausgebildetes Pflegepersonal) wäre natürlich sehr arbeitserleichternd und kann als Kooperationspartner für das Krankenhauspersonal wichtig sein. Schließlich werden z.B. bei kranken Kindern ja auch Eltern als Bezugspersonen mit aufgenommen.
Als Problem-Beispiel stelle ich mir vor, wie es ist, wenn eins meiner zu pflegenden Kinder, die über uns ambulante Kikra-Schwestern lange betreut werden, in ein Krankenhaus kommt. Es ist körperlich und geistig schwerbehindert, ist autistisch, auf seine Bezugspersonen fixiert, bekommt unzählige Medikamente, wird wegen Verdauungsproblemen in kleinen Abständen sondiert, hat eine sehr lange Krankheits-Vorgeschichte, lässt kaum Körper-Kontakt zu, hat Sauerstoffbedarf, etc. ...also sehr aufwendig.
Die Kinderstation möchte ich sehen, die personell und ablaufmäßig so ausgestattet ist, dieses Kind adäquat zu pflegen ohne dass die Mutter oder die bekannte Pflege-/Betreuungsperson dabei ist.
Leider kenne ich zu viele Fälle, wo behinderte Patienten als zusätzliche Belastung angesehen und nur mit Mißfallen gepflegt werden.
panki