Erst die Theorie und dann die Praxis? Bereich Grundpflege

Elisabeth Dinse

Poweruser
Registriert
29.05.2002
Beiträge
19.809
Beruf
Krankenschwester, Fachkrankenschwester A/I, Praxisbegleiter Basale Stimulation
Akt. Einsatzbereich
Intensivüberwachung
Ich möchte in dem Thread bei den grundpflegerischen Tätigkeiten bleiben und die ärztlichen erst mal außen vorlassen. Unsere Ausbildung bringt Generalisten hervor. Die Spezialisierung erfolgt erst nach der Ausbildung. Bleiben wir als bei den einfachsten Tätigkeiten die auch ein pflegender Angehöriger zuhause tagtäglich durchführt.

Immer wieder wird betont, dass die angehenden Azubis eine Tätigkeit erst durchführen dürfen, wenn sie den theoretischen Hintergrund kennen. Es werden dann aber, für mich unverständlich, handwerkliche Fähigkeiten in der Praxis trainiert.

Es werden so Tätigkeiten wie das waschen, füttern und Pampers wechseln geadelt per Umbenennung in Ganzkörperpflege, Essen anreichen und Inkohose wechseln. Warum? Um dies zum Ausbildungsinhalt machen zu können? Der Azubi hat ggf. selbst erlebt, dass diese Tätigkeiten in der Regel kein großes Hintergrundwissen benötigen. Sie haben sie selbst als FSJler oder Bufdi durchführen dürfen.

Muss man, bevor man etwas macht, wirklich den theoretischen Hintergrund kennen. Mur geht es erst mal um die Dinge, die der Azubi im ersten Jahr machen muss und dies als sinnentleerte Beschäftigung erlebt. Welcher theoretische Hintergrund muss bekannt sein, wenn man jemanden wäscht, die Zähne putzt, füttert, die Windel wechselt? Gibt es da überhaupt einen nennenswerten Hintergrund den man unbedingt braucht?

Elisabeth
 
Füttern, waschen, trocken legen- welch Niveaulosen Tätigkeiten, dass kann doch jede Hausfrau. Kann sie es wirklich?

Sie müßte wissen,

dass bestimmte Hautveränderungen bestimmte Maßnahmen erfordern,
dass bei bestimmten Ausscheidungsveränderungen Ursachenforschung betrieben werden muss bzw. dass sich kausale Zusammenhänge ergeben für die Befindlichkeit
dass man bei Schluckstörungen manchmal schon ganz viel erreichen kann, wenn man die Flüssigkeiten nur andickt,
dass manchmal ein Lied einen Menschen aus seiner Lethargie holen kann,
dass man mit einer GKW eine nonverbale Kommunikation anbieten kann in der der Bew. viel über seinen Körper erfahren kann,
dass es machmal wichtiger ist, nicht "persilrein" zu waschen, sondern das die "Katzenwäsche" durch den Bew. vielleicht ausreicht, weil er sich darüber freut,
dass man mit einer Lagerung Spastiken hemmen kann,
dass es nicht immer richtig ist, darauf zu drängen den Bew. in die zeitl. Realität zu holen weil er diese nicht mehr anerkennen kann,
dass der Mensch in seiner letzten Lebensphase seine Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr begrenzen wird um sie schließlich gänzlich einzustellen,#
usw., usw., usw.


Quelle:
http://www.krankenschwester.de/foru...2-krankenschwester-altenheim-4.html#post64894
 
  • Like
Reaktionen: -Claudia-
Ob es einen nenneswerten theoretischen Hintergrund gibt?

1. Pflegebedarferhebung (welche Theorie/Modell benutze ich?, Wie hilft mir es den Bedarf einzelnen Personen zu erkennen? Welche Ziele befolge ich?
2. Genuine Grundpflegerische Aufgabe: Was beobachte ich? Woran mache ich den Erfolg einer Maßnahme fest? Warum führe ich bestimmte Maßnahmen durch?)
3. Wie und an wen kann ich die Aufgabe delegieren? Wo endet die Laienpflege, wo fängt Profi an?



Wir wollen Profis ausbilden, Reflexion gehört auch dazu...
 
Füttern, waschen, trocken legen- welch Niveaulosen Tätigkeiten, dass kann doch jede Hausfrau. Kann sie es wirklich?

Wenn nicht, warum werden genau diese Tätigkeit Land auf und Land ab an völlig ungelernte Hilfkräfte delegiert? Ich habe ein halbes Jahr genau diese Tätigkeiten gemacht, ohne Aufsicht, ohne Theorie und ohne Einarbeitung, und kenne mindest 3 Duzend Leute bei denen es genauso war.
Elisabeth weißt völlig zu recht auf die Paradoxie hin, dass Bufdis etc. ab dem ersten Tag Tätigkeiten durchführen, die Auszubildende im zweiten Lehrjahr noch nicht machen dürfen.
 
yoyoyoyo: Ich gebe dir zum Teil Recht.
Hier geht es aber um die Auszubildenden, die es dann an Menschen wie BufDo(or whatever) delegieren und ihnen einen Plan vorsetzen sollen. Denn ich glaube bei dir ist das falsch gelaufen. Es ist Aufgabe einer Fachkraft solche Aufgaben sinnvoll zu delegieren, sowie anzuleiten.
 
Ich wollte euch nicht verwirren, aber das war komplett ein Zitat aus genanntem Link ;)
Ich pers. möchte mich zu diesem Thema garnicht äußern.
 
bei dir ist das falsch gelaufen
Leider nicht nur bei mir.

Ich glaube die Frage ist grundsätzlicher: Wenn diese Tätigkeiten wirklich Krankenbeobachtung erfordern (und das tun sie meiner Meinung nach), dürfen sie dann wirklich durch ungelernte Kräfte ohne Aufsicht durchgeführt werden? Selbst nach Anleitung? Ich hätte den schockigen Patienten, den hypoglykämen Patienten, den dehydrierten Patienten nicht erkannt, und ebenso wenig die Intertrigo, das Erythrasma, den beginnenden Dekubitus, etc. Und ich war der einzige, der die Patienten die ganze Woche über entkleidet gesehen hat. Was kann wirklich guten Gewissens delegiert werden? Selbst Reinigungsarbeiten erfordern eigentlich Kenntnis des Hygieneplans, der Einwirkzeiten, des passenden Mittels etc.
Das wird an jedem Krankenhaus an dem ich bisher war schlicht völlig unprofessionell geregelt, meist aus Bequemlichkeit des Pflegepersonals.
 
Ja und es gilt dies zu ändern.

Leider ist es nicht nur die Bequemlichkeit, sondern die archaischen Strukturen. Ich kann das ganze System nicht ändern, ich kann es dir aber versichern, dass wenn du mit mir gearbeitet hättest, es anderes verlaufen wäre.

Das ist alles was ich kann.

Du hättest die Ursache nicht erkannt, aber du kannst nach einer ordentlichen Anleitung Änderungen warh nehmen. Gerade die Tatsache, dass du der einzige warst, der den Patienten entkleidet gesehen hast ist falsch.

Ich muss aber meinen Patienten dafür nicht bei der Körperpflege unterstützen.

Ich untersuche jeden Patienten auch körperlich bei der Aufnahme und entscheide dabei, wer, wie und wann und wobei den Patienten unterstützt.
Wenn ich also als Fachkraft aufgrund meiner Untersuchung, die Entscheidung gefällt habe, dass der Patient dekubitusgefährdet ist, dann gebe ich dem Helfer den Hinweis Fingertest durchzuführen und weise auf gefährdete Stellen hin. Ich treffe auch die Entscheidung welche Maßnahmen zur Prophylaxe ausgeführt werden.

Manche deiner älteren Kollegen stört es aber zB, dass ich bei jedem aufgenommenen Patienten Herz und Lunge und Peristaltik auskultiere. Und bei Menschen mit pathologischen Geräuschen, dann mindestens einmal pro Schicht. Das ist dann zu viel.
 
Wenn ich mir so durchlese, welche Kenntnisse nötig sind, dann dürfte erst in den letzten Wochen einer Ausbildung mit der Durchführung der grundpflegerischen Tätigkeiten begonnen werden? Erst dann hat der Azubi halbwegs die theoretischen Grundlagen erworben. Realistisch?

Ich denke nicht. Jeder Anfänger verfügt über Grundlagenkenntnisse in Anatomie. Er kennt die allgemein anerkannten Vorstellungen von einem menschlichen Individuum. Und er ist im Vollbesitz seiner fünf Sinne.
Ergo: er kann Veränderungen bemerken.

Und erst jetzt fängt die Kompetenz an- sollte sie anfangen. Unserem Anfänger fällt eine Abweichung auf und er informiert Fachkraft. Und diese wird aktiv- sollte dann aktiv werden. Stichwort: Pflegeprozess.
Die ganz hohe Schule ist da schon, dass die Fachkraft potentielle Risiken kennt und ihre Hilfskraft ganz gezielt auf mögliche Symptome hinweist.

Nehmen wir yoyos Beispiele: "schockigen Patienten, den hypoglykämen Patienten, den dehydrierten Patienten" . Diese Zustände entstehen ja nicht nur im KH, wo hochqualifiziertes Fachpersonal anwesend ist. Woran erkennt der Laie, dass da was nicht stimmt und der Doc geholt werden muss?

Erkennen wir selbst eigentlich alle Abweichungen sofort und leiten stets die richtigen Maßnahmen ein? Oder ist das nicht eher ein Wunschtraum.

Verlernt man vielleicht sogar in der Grundausbildung die Fähigkeit, die man als Laie hat: Beobachten und dem Fachmann die Bewertung zu überlassen?

Elisabeth
 
Na ja ED aber ich mache schon einen Unterschied zwischen Azubi und Praktikanten.

Den Praktikanten/Freiwilligen lege ich gerne ein Drehbuch vor. Für den bestimmten Patienten.
Und mit dem Auszubildenden erstelle ich einen Plan zusammen. Bei den Änderungen schauen wir uns dem Ausbildungsstand entsprechend den Hintergrund.

Der Praktikant muss die Maßnahme korrekt ausführen. Der Azubi begründen und im Laufe der Zeit auch selbst vorschlagen.

Es sind nicht alle Patienten schwerst pflegebedürftig. Gerade bei den Patienten mit geringerem Bedarf macht es Spaß, die Azubis zu fragen woran sie fest machen, dass eine Maßnahme oder Unterstützung notwendig ist.

Auch bei Reaktionen unterscheidet sich es. Für Praktikanten ist es genug wenn er mir in seinen Worten die Abweichungen beschreibt. Es ist nett, wenn er weiß, was ich weiter veranlasse aber das ist fakultativ.

Bei Azubi erwarte ich nach Anleitung gewisse Struktur und Benutzung der Fachsprache. Da möchte ich nicht mehr hören, Patient ist komisch.

Im ersten Schulblock und im ersten Lehrjahr werden nicht Drehbücher beigebracht. Leider fällt es den Azubis schwer, weil die Sachen die sie in der Schule lernen in der Praxis nicht reflektiert werden.

Fast jede Schule Thematisiert im ersten Lehrjahr Nähe und Distanz. Fast jeder Pflegeschüler bekommt etwas von Pflegetheorien mit. Fast alle Schulen machen Hygieneunterricht im ersten Lehrjahr. Jetzt?
 
... Da möchte ich nicht mehr hören, Patient ist komisch. ...
Du wirst lachen, aber diese Umschreibung halte ich in bestimmten Situationen durchaus für legitim. Oft lässt sich dieses "etwas" noch gar nicht konkretisieren. Der Mediziner stochert nicht selten auch in einem riesigen Haufen an Verdachts- und Differentialdiagnosen herum. Pflege und Medizin sind halt mehr als komplex. Deswegen lassen sich ja auch immer die "Drehbücher" nur auf einen Pat. anwenden und sind nicht übertragbar. Auch wenn manchmal der Eindruck erweckt wird, dass die gleiche Erkrankung stets den gleichen Pflegeaufwand mit sich bringt.

Gibt ja hier im Forum so einige FSJler, Bufdis, Praktikanten... was erkennt ihr an Veränderungen ohne das euch Hinweise gegeben werden? Ändert sich was, wenn man euch auf spezielle Symptome hinweist? Sucht ihr dann danach?

Elisabeth
 
wir dürfen unter Anleitung ALLES. (außer ZVK)
Wenn wir etwas in der Schule behandelt haben dürfen wir es auch selbstständig (s.c. Injektionen, BZ-Messungen, etc.)
 
Hallo, ich war ja 2.5 Jahre Stationshilfe auf einer Chirurgie. Ich habe manchmal den Patienten bei der Teilpflege geholfen....so was wie Rücken waschen, Beine und Füsse. Ich hatte weder eine Anleitung, noch wurde ich auf irgendwas hingewiesen. Wie man sich wäscht, weiß man doch eigentlich (ist jetzt etwas provokant gemeint). Wenn mir etwas bei den Patienten aufgefallen ist, habe ich sie meistens danach befragt. "Haben Sie das schon länger?" Oder auch ob das schon eine Pflegekraft gesehen hat?
Ich denke, das man immer als "Ahnungsloser" bei verschiedenen Irritationen nachfragt. Ich habe meine Beobachtungen auch immer an die zuständigen Pflegekräfte weitergegeben. Aber es war nie etwas wirklich interessantes dabei!

So, nun bin ich im Unterkurs, habe 12 Wochen Theorie hinter mir und wurde für meinen ersten Einsatz auf eine Wirbelsäulenchirurgie geschickt. Und nun kommt ihr......wie bitte schön sollte ich da mein in der Theorie erworbenes Wissen anwenden? Grundpflege? Die waren alle selbst nach der OP so fit, das die Patient mich ausgelacht haben, wenn ich meine Hilfe angeboten habe. Und ganz viele Patienten waren zur konservativen Therapie dort.
Wenn die Pflegekräfte mir nicht so viele andere Sachen gezeigt und mich darin angeleitet hätten, wären das 8 sehr langweilige Wochen geworden. Nun bin ich fitt in der Patientenaufnahme und in der Dokumentation.......aber wie ich Patienten beobachte und auf was ich achten muss, welche Theorien wo anzuwenden sind, keine Ahnung!
Ich habe die Woche noch Probezeitklausur und bin ein wenig traurig, das ich den ganzen Stoff nicht mit der Praxis verknüpfen kann. Es würde mir leichter fallen.
Achso und noch ein paar Info's......als Stationshilfe durfte ich auch Vitalzeichen messen, Blutzucker messen, MTS ausmessen und anziehen , bei Knietep Patienten die Knieschiene anlegen und abmachen und die Braunülen ziehen. Habe all diese Tätigkeitkeiten mehrfach gezeigt und erklärt bekommen (im Gegensatz zum waschen), besonderst bei den Bewegungsschienen war ich sehr genau (dort hatte ich oft die Rückmeldung seitens den Patienten, das es nicht weh tut, wenn ich sie einstelle).
Wenn ich mir nicht sicher bin bei dem was ich tun soll, frag ich nach.....war früher so und ist jetzt als Schüler genau so.

Ach und noch was, Theorie und Praxis sind für mich noch Welten auseinander. Ich hoffe, das wird sich auch noch ändern!
Schönen Abend noch,
Sandra
 
Erst die Theorie und dann die Praxis? Bereich Grundpflege
Mich stört schon die Überschrift.
Waschen mit dem Ziel "Patient ist gewaschen" kann (fast) jeder.
Begreife ich professionelle Pflege als Therapieberuf und sehe ich in meiner Tätigkeit mehr als "naß machen" und "trocken reiben", dann brauche ich auch nicht mehr nachdenken, ob ich dazu theoretisches Wissen brauche. Ja, und dann ist es für einen Berufsanfänger tatsächlich auch zu anspruchsvoll.

Ich hege die Vermutung, daß in der Praxis das Verständnis von professioneller Pflege lediglich rudimentär verhanden ist. Die Mehrheit wäscht, damit der Patient naß war, ein Häkchen in die Kurve kommt und man am Dienstende jammern kann, wieviele Patienten wieder zu waschen waren.

Es braucht wohl solche und solche. Also die, die therapeutische Konzepte umsetzen können und welche, die die Versorgung auf Laienniveau anstatt der Angehörigen fortführen. Die Einschätzung, was der Patient nötig hat, wäre wieder ein Zeichen von Professionalität. Und da gehört ein theoretisches Fundament gelegt.
 
Ich hege die Vermutung, daß in der Praxis das Verständnis von professioneller Pflege lediglich rudimentär verhanden ist. Die Mehrheit wäscht, damit der Patient naß war, ein Häkchen in die Kurve kommt und man am Dienstende jammern kann, wieviele Patienten wieder zu waschen waren.
Meiner Beobachtung nach ist das quasi immer der Fall. Die einzige Ausnahme die ich auf mehr als einem Duzend Stationen gesehen habe, waren PflegeschülerInnen die es "zum üben mal richtig machen" wollten.
Sonst wird gepfuscht was das Zeug hält.
Die Tätigkeiten, die eine normale Pflegekraft auf der Station macht, kann sich jeder Laie in einer Woche abkucken (Intensiv ausgenommen). Ich habe gerade verzweifelt versucht, eine Ausnahme zu dieser Ausage zu finden, aber mir fällt absolut keine ein. Euch vielleicht?
Das was der Laie nicht kann, machen Fachpflegekräfte in der Praxis auch nicht.
 
@hypurg- die Überschrift war- wie gewohnt- provokant gemeint. Es geht mir um das: wodurch definiert sich professionelle Pflege. Ich denke, mit dem Begriff "Pflegetherapie" gelingt eine bessere Abgrenzung als nur mit der Umformulierung von Handlungen. Ich möchte hier den Begriff "Pflegediagnostik" noch mit anfügen um dem Pflegeprozess gerecht zu werden.

Und yoyo bestätigt das Problem der Pflege. Man definiert sich kaum bis gar nicht über die Pflegediagnostik/-therapie. Woran liegt das? Reicht es, wenn Doc yoyo Erkrankungen lediglich per Checkliste diagnostizieren kann und ausnahmslos anhand von detaillierten Standards therapiert? Oder braucht er da mehr an Fachwissen? Würde man sich so einem Arzt anvertrauen?

Ich erinnere mich immer wieder gerne an eine Situation, wo mir ein Jungdoc erklären wollte, was Pflege ist. Amüsiert warnte ihn der Stationsarzt: Vorsicht, vermintes Gebiet. Der Youngster hat seine Antwort bekommen- so wie er sie eingefordert hat. *ggg* Und als der Youngster dann nach seinem Einsatzzeitraum die Station verließ, hatte eine Menge Material mitgenommen zu den verschiedenen Pflegekonzepten. Ich hoffe, dass er weitere Kollegen angesteckt hat mit dem Virus Professionelle Pflege.

Elisabeth
 
Ich erinnere mich immer wieder gerne an eine Situation, wo mir ein Jungdoc erklären wollte, was Pflege ist. Amüsiert warnte ihn der Stationsarzt: Vorsicht, vermintes Gebiet. Der Youngster hat seine Antwort bekommen- so wie er sie eingefordert hat. *ggg* Und als der Youngster dann nach seinem Einsatzzeitraum die Station verließ, hatte eine Menge Material mitgenommen zu den verschiedenen Pflegekonzepten. Ich hoffe, dass er weitere Kollegen angesteckt hat mit dem Virus Professionelle Pflege.

Elisabeth

Im UK wurde mir mal ein Medizinstudent im Pflegepraktikum zugeteilt. Mal davon abgesehn dass er wirklich rein gar NICHTS wusste ( er dachte 37,2°C wären Fieber...), staunte er mit jedem Tag mehr was ich, so eine kleine "Schwesterschülerin im ersten Jahr", ihm schon zeigen konnte.

Es waren keine großartigen speziellen Dinge, halt sowas wie VZ und BZ messen, waschen und Inko-hosen wechseln etc.
Er fand das alles unfassbar schwierig sich zu merken usw. Er ging nämlich prinzipiell davon aus dass die Pflege ja nur Handlanger der Ärzte wären und nichts außer "******e wegmachen, Tabletten verteilen und waschen" würden.
Wenn ich s.c. gespritzt oder einfache Verbände gewechselt habe, konnte er nicht hinschauen.
Gleichzeitig redete er in einem fort davon dass sein einziges Ziel sei, irgendwann Chefarzt einer Uniklinik zu und reich zu sein.
Wenn wir Betten machen sollten, stellte er sich in die Tür und erst nach mehrmaligem Auffordern half er mir, denn das sei ja eh "Aufgabe der Pflege".

Ich war ernsthaft fasziniert dass dieser Typ das in seiner naiven Art alles völlig ernst meinte. Und dass sowas dann später mal Arzt sein wird... (Er war halt an einer Privatuni und Papa hat alles gezahlt. Er fragte mich ernsthaft wie ich mit so *wenig* Gehalt auskommen würde. Als Schüler!)

lg
 
Sei mir jetzt net bös- aber das meinte ich mit meinem Beispiel nicht. Es geht um das Fachwissen- die professionelle Pflege- nicht um das Handwerk

Handwerk lernt sich schnell... dem Arzt zu erklären, warum man was macht, da sieht es schon anders aus. Von daher finde ich es mehr als bedenklich, wenn man die Pflegepraktikanten mit Azubis o.ä. mitschickt. Da entstehen die Vorurteile: pflegen kann jeder. Das ein Student sich verweigert, Betten zu machen, kann ich sogar nachvollziehen. Was soll er mit den "Hausfrauenkenntnissen" später anfangen.

Elisabeth
 
Genau das meinte ich ED. Als wir im anderen Thread geschrieben haben, wie ich mit Azubis umgehe, habe ich erwähnt, dass manchmal ein kleiner Wettbewerb ausbricht, wer mehr Patienten morgens versorgt hat. Dagegen haben die meisten ein Problem damit, wenn ich frage Abstand zu nehmen und wenn ich sie Frage, hatten sie es wirklich alle nötig? Und hätten sie wirklich alle um zwischen 6-8 gewaschen werden müssen.

Ich finde daher ED, den Azubis im 1. Lehrjahr kann man zumuten nach Einarbeitungsphase(meiner Meinung nach 2 Wochen) und sie auch dazu auffordern ihre Arbeit selbst zu organisieren. Auch kann und muss man sie an die Pflege der unbekannten Patienten heranführen und es ist ein muss mit ihnen das zu reflektieren.

Unsere Schüler haben kompetenzenorientierte Benotung. Das kann man gut als Struktur für die Reflexion benutzen.



Und noch einmal, es mag sein, dass es in der Praxis oft nicht so ist, wie ich es beschreibe. Doch für mich ist es weniger Aufwand zu versuchen 90% meiner Kollegen zu ändern. Ich kann und das mache ich gerne, kontrollieren und beeinflussen was ICH mache. Das ist finde ich schon ein guter Anfang.

Und wenn es bei den Auszubildenden 5% angekommen sind, ist es schon ein Erfolg.


Apropos komisch: Mag sein, dass es manchmal damit treffend ausgedrückt ist. Aber was ist schon komisch. Ich bin auch komisch, weil ich mich in kein Schema reinpressen lasse.

Ich möchte wissen, was ist komisch? Sprache verschwommen? Sprache unverständlich?

In meiner Ausbildung hatten wir auf Herzchirurgie einen Philosophie Doktor, der jedes Vorurteil der Berufsgruppe gegenüber erfüllt hat. Die Ärzte und das meiste Pflegepersonal hat das für ein PostOP Delir gehalten. Denn er ließ sich nur von seiner Frau pflegen.
Ich habe mit ihr gesprochen und sie meinte, sie macht das seit Jahren, denn der Mann würde sonst jeden Tag mit 2 unterschiedlichen Schuhen zur Arbeit gehen und mindestens 3 Monate gleiche Klamotten tragen. Also war die Diagnose eher chronische Philosophitis als PostOP Delir. Deswegen finde ich es wertvoll, dass man einen Menschen genau beobachtet und beschreibt. Und ich finde es wichtig, dass man auch mal über den Tellerrand schauen kann. Das kann man Auszubildenden im 1. LJ schon beibringen
 
  • Like
Reaktionen: -Claudia-
Sei mir jetzt net bös- aber das meinte ich mit meinem Beispiel nicht. Es geht um das Fachwissen- die professionelle Pflege- nicht um das Handwerk

Handwerk lernt sich schnell... dem Arzt zu erklären, warum man was macht, da sieht es schon anders aus. Von daher finde ich es mehr als bedenklich, wenn man die Pflegepraktikanten mit Azubis o.ä. mitschickt. Da entstehen die Vorurteile: pflegen kann jeder. Das ein Student sich verweigert, Betten zu machen, kann ich sogar nachvollziehen. Was soll er mit den "Hausfrauenkenntnissen" später anfangen.

Elisabeth

Bin ich nicht. Ich habs so verstanden und es hat mich unheimlich daran erinnert.
Ein Student der im PFLEGEpraktikum ist, ist auch nichts anderes als ein Praktikant, kann ergo mMn auch gerne Betten machen. Was soll er sonst tun?
 

Ähnliche Themen