Hallo zusammen,
letzte Woche von Do auf Fr hatte ich einen ND, bevor ich mich mit ND frei, Osterfrei und gleich anschließendem Urlaub, von Stat. verabschiedete.
Aber dieser eine ND hatte es in sich.
Seit ca 6 Wochen hatten wir einen Pat. mit BC auf Stat., den wir seit 3 Jahren kannten, weil er immer wieder zur Chemo kam.
Vor ca 2 Wochen bekam er von den Ärzten gesagt, dass er austherapiert sei, also keine Chemo mehr gegeben werde.
Der Pat. akzeptierte das, ebenso seine Frau.
Doch nach diesem Gespräch mit dem Arzt, verschlechterte sich sein AZ zusehends. Er benötigte kontinuierlich O2, kam nur noch bis auf die Bettkante bei der Mobilisation. Nachts quälten ihn Panikattacken und somit vermehrte Luftnot, thorakale Schmerzen waren die Folgen.
Die Ärzte setzten einen Morphinperfusor an, der dann Tag und Nacht lief.
Das brachte dem Pat. ein wenig Hilfe. Er war 195 cm groß und 110 kg schwer, also mußte das Morphin auf ihn eingestellt werden.
Jedenfalls ging ich dann letzten Donnerstag durch und traf seine Frau an seinem Bett an. Sie sagte, dass sie diese Nacht bei ihm bleiben täte und ich war foh darüber. Der Pat. saß auf der Bettkante und sagte "oh carmen, schön, dass du diese Nacht hier bist, hatte schon auf dich gewartet".
Noch nie sprach er mich mit "du" an, doch ich ließ ihn gewähren.
Da war es 21.10 Uhr.
Gegen 23 Uhr klingelte die Frau nach mir und bat, dass ich bei ihr bliebe. Das tat ich auch, mit kurzen Unterbrechungen, da 26 Pat. auf Stat. waren und ich allein als ND.
Der Pat. wurde immer unruhiger, die Haut begann zu marmorieren. Ich rief den AVD, der auch gleich kam. Es wurde Valium und Haldol i.v. gespritzt, die ml-Zahl des Perfusors erhöht. Leider wurde der Pat. nur für kurze Zeit ruhiger, dann begann sein Kampf mit dem herannahenden Tod wieder und heftiger.
Also wieder den AVD angerufen. Und wieder bekam er Medis i.v.
Um 3.05 Uhr bäumte er sich im Bett auf und wollte aussteigen. Also schnell alle Seitenteile hoch und der Versuch, ihn zu beruhigen. Das funktionierte nicht, der Pat. war in völliger Panik.
Was blieb mir übrig, als wieder den Doc anzurufen und ihn zum Pat. zu bitten?
Der Arzt war obersuper und half mit seinen Anordnungen allen Anwesenden, nicht nur dem Pat.
Nochmal Medis i.v.. Wieder wurde der Pat. ruhiger.
Der Arzt ging wieder in sein ND-Zimmer, auf einer anderen Stat., da war es 3.15 Uhr.
Plötzlich riß der Pat. die Augen auf, drehte seinen Kopf zu mir und sagte klar und deutlich" sag bitte Allen meinen Dank für die letzten 3 Jahre, ihr seid so toll" und dann zu seiner Frau "mein Liebes, wir haben alles besprochen, ich möchte eine Seebestattung".
Wir standen wie angewurzelt links und rechts neben seinem Bett.
Dann machte der Pat. die Augen zu und schlief um 3.30 Uhr ganz ruhig ein.
Die Frau wollte unbedingt ihren Mann mit mir zusammen zurecht machen, was wir dann auch taten.
Sie stand unter Schock, packte seine Sachen aus dem Schrank zusammen, sang dabei ein Lied. Da sie selber KS war und dementsprechend Medis kannte, fragte ich sie, ob sie ein Beruhigungsmittel nehmen würde. Sofort sagte sie zu. Dann rief sie ihre Tochter an, dass sie bitte abgeholt werden möchte.
Allein ging sie nochmal zu ihrem Mann ins Zimmer zurück und plötzlich riß ein gellender Schrei von ihr die ganze Stat. aus den Betten.
Ich rannte hin und sie hatte ihren Mann wie ein Kind mit dem Oberkörper in ihren Armen.
In mir schwappte eine große Tränenwelle hoch, zu den Augen, doch ich wußte, wenn ich jetzt weine, bricht die Frau zusammen. Also nahm ich sie, mit ihrem Mann in die Arme und gab tröstende Worte.
Dann wurde die Frau von Stat. abgeholt und ging.
Ich stürzte mich sofort in die liegen gebliebene Arbeit und schaffte es sogar, bis 5.55 Uhr fertig zu werden.
Endlich war der FD da und beim Erzählen, von dem schrecklichen Sterben des Pat., da öffneten sich in mir alle Schleusen und ich weinte hemmungslos.
Meine Kolleginnen verstanden das nur zu gut, sie weinten auch und wir hielten uns innerlich aneinander fest.
Wir sind ein tolles Team und in solchen Momenten spüren und wissen wir, dass wir uns auch emotional, was unsere Arbeit betrifft, ohne viele Worte verstehen.
Beim Schreiben dieses Beitrages geht mir dieser ND nochmal durch den Kopf.
Ich wollte das nun hier, im Forum von mir schreiben, weil ich einen ruhigen und sehr entspannten Urlaub erleben möchte. Nicht von Träumen, welche Geschehnisse vom Dienst beinhalten, gefüllt.
Schönen Ostermontag
Carmen
letzte Woche von Do auf Fr hatte ich einen ND, bevor ich mich mit ND frei, Osterfrei und gleich anschließendem Urlaub, von Stat. verabschiedete.
Aber dieser eine ND hatte es in sich.
Seit ca 6 Wochen hatten wir einen Pat. mit BC auf Stat., den wir seit 3 Jahren kannten, weil er immer wieder zur Chemo kam.
Vor ca 2 Wochen bekam er von den Ärzten gesagt, dass er austherapiert sei, also keine Chemo mehr gegeben werde.
Der Pat. akzeptierte das, ebenso seine Frau.
Doch nach diesem Gespräch mit dem Arzt, verschlechterte sich sein AZ zusehends. Er benötigte kontinuierlich O2, kam nur noch bis auf die Bettkante bei der Mobilisation. Nachts quälten ihn Panikattacken und somit vermehrte Luftnot, thorakale Schmerzen waren die Folgen.
Die Ärzte setzten einen Morphinperfusor an, der dann Tag und Nacht lief.
Das brachte dem Pat. ein wenig Hilfe. Er war 195 cm groß und 110 kg schwer, also mußte das Morphin auf ihn eingestellt werden.
Jedenfalls ging ich dann letzten Donnerstag durch und traf seine Frau an seinem Bett an. Sie sagte, dass sie diese Nacht bei ihm bleiben täte und ich war foh darüber. Der Pat. saß auf der Bettkante und sagte "oh carmen, schön, dass du diese Nacht hier bist, hatte schon auf dich gewartet".
Noch nie sprach er mich mit "du" an, doch ich ließ ihn gewähren.
Da war es 21.10 Uhr.
Gegen 23 Uhr klingelte die Frau nach mir und bat, dass ich bei ihr bliebe. Das tat ich auch, mit kurzen Unterbrechungen, da 26 Pat. auf Stat. waren und ich allein als ND.
Der Pat. wurde immer unruhiger, die Haut begann zu marmorieren. Ich rief den AVD, der auch gleich kam. Es wurde Valium und Haldol i.v. gespritzt, die ml-Zahl des Perfusors erhöht. Leider wurde der Pat. nur für kurze Zeit ruhiger, dann begann sein Kampf mit dem herannahenden Tod wieder und heftiger.
Also wieder den AVD angerufen. Und wieder bekam er Medis i.v.
Um 3.05 Uhr bäumte er sich im Bett auf und wollte aussteigen. Also schnell alle Seitenteile hoch und der Versuch, ihn zu beruhigen. Das funktionierte nicht, der Pat. war in völliger Panik.
Was blieb mir übrig, als wieder den Doc anzurufen und ihn zum Pat. zu bitten?
Der Arzt war obersuper und half mit seinen Anordnungen allen Anwesenden, nicht nur dem Pat.
Nochmal Medis i.v.. Wieder wurde der Pat. ruhiger.
Der Arzt ging wieder in sein ND-Zimmer, auf einer anderen Stat., da war es 3.15 Uhr.
Plötzlich riß der Pat. die Augen auf, drehte seinen Kopf zu mir und sagte klar und deutlich" sag bitte Allen meinen Dank für die letzten 3 Jahre, ihr seid so toll" und dann zu seiner Frau "mein Liebes, wir haben alles besprochen, ich möchte eine Seebestattung".
Wir standen wie angewurzelt links und rechts neben seinem Bett.
Dann machte der Pat. die Augen zu und schlief um 3.30 Uhr ganz ruhig ein.
Die Frau wollte unbedingt ihren Mann mit mir zusammen zurecht machen, was wir dann auch taten.
Sie stand unter Schock, packte seine Sachen aus dem Schrank zusammen, sang dabei ein Lied. Da sie selber KS war und dementsprechend Medis kannte, fragte ich sie, ob sie ein Beruhigungsmittel nehmen würde. Sofort sagte sie zu. Dann rief sie ihre Tochter an, dass sie bitte abgeholt werden möchte.
Allein ging sie nochmal zu ihrem Mann ins Zimmer zurück und plötzlich riß ein gellender Schrei von ihr die ganze Stat. aus den Betten.
Ich rannte hin und sie hatte ihren Mann wie ein Kind mit dem Oberkörper in ihren Armen.
In mir schwappte eine große Tränenwelle hoch, zu den Augen, doch ich wußte, wenn ich jetzt weine, bricht die Frau zusammen. Also nahm ich sie, mit ihrem Mann in die Arme und gab tröstende Worte.
Dann wurde die Frau von Stat. abgeholt und ging.
Ich stürzte mich sofort in die liegen gebliebene Arbeit und schaffte es sogar, bis 5.55 Uhr fertig zu werden.
Endlich war der FD da und beim Erzählen, von dem schrecklichen Sterben des Pat., da öffneten sich in mir alle Schleusen und ich weinte hemmungslos.
Meine Kolleginnen verstanden das nur zu gut, sie weinten auch und wir hielten uns innerlich aneinander fest.
Wir sind ein tolles Team und in solchen Momenten spüren und wissen wir, dass wir uns auch emotional, was unsere Arbeit betrifft, ohne viele Worte verstehen.
Beim Schreiben dieses Beitrages geht mir dieser ND nochmal durch den Kopf.
Ich wollte das nun hier, im Forum von mir schreiben, weil ich einen ruhigen und sehr entspannten Urlaub erleben möchte. Nicht von Träumen, welche Geschehnisse vom Dienst beinhalten, gefüllt.
Schönen Ostermontag
Carmen