Beistand in schwierigen Situationen

Jo.Bo

Newbie
Registriert
16.06.2004
Beiträge
9
Hallo!
Bin neu hier, weiß leider nicht ob darüber schonmal geschrieben wurde.
Ich arbeite auf einer Hämatoonkoligischen Station. Bei uns sterben sehr viele, leider meist welche die wir lange kennen.
Letzten erst ein gerade 27 J jung gweordenen Mädchen. Manchmal frag ich mich warum ich diese Arbeit üerhaupt mache.
Mein Team ist super und wir können die Sterbenden meist sehr gut und befriedeigend betreuen. Leider fehlt bei uns so etwas wie supervision.
Nun meine Frage, weiß jemand ob es im Internet so etwas wie einen Kummerkasten wo man seinen Frust und Traurugkeit loswerden kann gibt?
Mit meinem Freund kann ich nur bedingt über die Arbeit reden, er kommt aus einem völlig anderen Berufsfel und hat keine Erfahrung wie es mit dem Sterben ist, er sagt oft nur wir müssen alle mal sterben.
Na, wenn wer was weiß, bin dankbar für tips.
Schönen Tag noch
 
Hi Jo.Bo,

warum nimmst Du nicht dieses Forum als Kummerkasten?
Hier bist Du an genau der richtigen Stelle :)
Deine Situation hast Du beschrieben und Du stehst mit Deinem Kummer und Frust nicht allein da :!:
Auch ich arbeite auf einer solchen Station wie Du und ich weiß, wovon Du redest, glaub mir.
Auch viele Forenteilnehmer hier, tuen Dienst auf onkologischen Stationen.

Also, quatsche Dich mal richtig aus, schreib, was Dir so sehr auf der Seele liegt.
Du wirst Hilfe bekommen, ganz sicher!

LG

Carmen
 
Vielen Dank. Das ist echt lieb.
Wie geht ihr denn mit so einer traurigen Erfahrung um?
Sonst kam ich immer sehr gut damit klar, ich habe es geschafft dadurch mein Leben intensiver zu erleben. Diesmal ist es aber irgendwie anders. Vielleicht weil sie nicht viel älter war als ich (sie ist im April 27 geworden, ich werde 25). Die Mutter fragte mich hinterher wie wir auf der Station mit dem überhaupt fertig werden. Gute Frage! Geantwortet habe ich das das Team sehr viel auffängt. Das ist auch wirklich so. Nur zur Zeit frage ich mich trotzdem, wie soll man damit leben das ein so junges Mädchen so früh sterben musste?! Sie hatte doch noch das Recht mal zu heiraten, Kinder zu kriegen oder Karriere zu machen! Und die Eltern...das eigene Kind stirbt doch nicht vor einem! Und da zuzusehen zu müssen!
Aber auch die anderen Erfahrungen sind traurig, keine Familie sollte die Frau an Brustkrebs sterben sehen müssen!
Zur zeit macht mich das alles traurig, ich weiß nicht wirklich wie ich damit umgehen soll. Sonst habe ich die Arbeit auf der Arbeit gelasse.
Freu mich über jede Antwort und Ratschläge!
Grüße
 
Hi Jo.Bo.,

kennne die Situation, die Du beschreibst auch sehr gut! Sicher gibt es immer wieder Pat. (manchmal samt Familie) die man ins Herz geschloßen hat und dann benötigt eine Pflegekraft auch Trauerzeit! Da hilft nur, das Du mit Deinen Kollegen sprichst und ihr Euch absprecht, wenn Du momentan ein Problem mit dem Sterben hast, Deine Kolegen die präfinalen Pat. betreuen. Vielleicht solltest Du Dich auch mal, für ein, zwei Monate auf eine andere Station versetzen lassen - bevor das Burn-out-Syndrom naht. Vielleicht gelingt es Dir dann, wieder etwas abstand zu Deinem Job zu bekommen. Außerdem ist es wichtig, Deine Emotionen raus zu lassen .... Hin und wieder mal zu weinen befreit. Und es wirkt auch nicht inkompetent, wenn dir Tränen vor den Angehörigen fließen ... das dachte ich bis vor kurzem.

Aber alles in allem, muß man schon versuchen, das Sterben in seinen beruflichen Alltag mit einzubeziehen. Denke, dass man sonst irgendwann scheitert. Schließlich hilft es doch auch, den Gesichtsausdruck eines Toten zu sehen - oft wirkt er dann zufriedener und vor allem schmerzfreier!

Liebe Grüße
ANDREA
 
Hi
auch ich kenne dieses Problem. Habe ein halbes Jahr auf der Onkologie gearbeitet und mit der Zeit nach längeren Nachdenken hab ich mir auch immer gedacht, alle Patienten, die auf dieser Station sind, werden sterben. Nur die Chemo verlängert die ganze Lebensdauer, aber im Grunde war es bei uns schon so, dass sie fast alle gestorben sind. Und das find ich so erschreckend.
Hatte selbst eine Patienten, die ich so gerne gemocht habe und die dann auch gestorben ist, ich hätte es nicht gedacht und ich musste auch weinen.
Es wäre schlimm, wenn wir nicht weinen würden. Wir Menschen haben ja auch Gefühle.
 
Hallo mal wieder!
Vielen, vielen Dank, tut echt gut das alles zu lesen. Das ist mir echt viel wert was ihr geschrieben habt.
Hab zur zeit Urlaub, daher kann ich schlecht mit meinen Kollegen reden. Sonst ist es aber sehr gut mit meinem Team, können gut reden und auch mal zusammen weinen!
Ihr habt recht, das gehört dazu.
Hatte jetzt zwei schöne Tage mit meiner Nichte (2 Jahre), das baut mich auch immer wieder auf, wenn ich das "Leben" so sehe und miterlebe.
Es stimmt, friedlich sah sie aus... .
Na, ich werde wohl noch etwas dran zu knabbern haben, aber es wird besser.
Danke nochmals und lese gerne noch weitere Erfahrungen etc.
Schöne Grüße
 
Hallo Jo.Bo. :lol:

zu Deiner beschriebenen Situation vielleicht noch ein paar Tips zum besser fühlen.
Du bist eben noch verdammt jung und arbeitest evtl. auch noch nicht allzulange auf Onko, naja weißt Du, in diesen Extremsituationen, Umgang mit Sterbenden und Tod, besonders wenn es sehr junge Menschen betrifft, da muß man rein wachsen- und das dauert u.U. viele Jahre.
Gespräche mit und im Team helfen, Supervisionen, mal richtig ausheulen und seinen Emotionen freien Lauf lassen :bussis:
Nimm blos nicht zuviel im Kopf mit nach Hause, Du machst Dich sonst kaputt und mußt die Stat. verlassen :besserwisser:
Evtl. hilft es Dir wirklich, für ein paar Monate die Stat. zu tauschen oder Du redest mal mit den behandelnden Ärzten der Pat., welche Dich emotional so sehr mit nehmen, hilft auch!
Wenn Du aber in 2-3 Monaten immer noch nicht mit der Distanz und Nähe zu Pat. im Sterbeprozess zurecht kommst oder aus dem Bauch raus fühlst "diese Stat. ist nix für mich", dann geh weg von dieser Station, sonst brennst Du komplett aus und bekommst vielleicht noch ein Helfersyndrom, was auf einer Onko völlig unangebracht ist, mal so am Rande.

Und halte Dir mal vor Augen, Du bist psych. am Ende, weil Pat. zwischen 20 und 30 Jahren an Krebs sterben.

Wie geht es Dir bei dem Gedanken, dass Säuglinge, Kleinkinder, Jugendliche an Krebs versterben müssen, obwohl sie ihr ganzes Leben noch vor sich gehabt hätten :?:

Schönes WOE und liebe Grüße

Carmen
 

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