Bedarfs-Medikation Epilepsie

Elfriede

Poweruser
Registriert
13.02.2014
Beiträge
1.141
Ort
Niedersachsen
Beruf
KrSr
Akt. Einsatzbereich
ambulante
Diazepam bei Grand-mal-Patienten - klar.

Aber nun habe ich eine Altersepilepsie mit nonkonvulsiven Stadien in der häuslichen Pflege.
Die Drehtür der Klinik läuft heiss. Das Keppra/Levetiracetam wird dabei schrittweise erhöht.

Kennt jemand eine Bedarfsmedikation um diese Anfälle zu coupieren?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Keppra immer weiter erhöht wird und trotzdem nicht mehr zuverlässig wirkt, evtl. eine Medikamenten-Umstellung anstreben? Bei uns sind u.a. Valproat, Gabapentin, Topiramat und Pregabalin die Mittel der Wahl, um Keppra zu ergänzen oder zu ersetzen. Ich weiß ja nicht, welche Medikamente dein Patient bereits ausprobiert hat?

Im Akutfall bleiben nur die üblichen Verdächtigen.
 
Hallo Elfriede,
hab jetzt das gefunden: Status epilepticus - DocCheck Flexikon
Wobei es mich wundert, daß da immer von intravenöser Behandlung die Rede ist. Diazepam Rectiolen gibt man wohl nicht mehr?
Andere Frage, war Deine Patientin mal längere Zeit anfallsfrei? Oder sind diese Anfälle jetzt erst neu gekommen?
 
gibt ne leitlinie der DGN, da steht alles drin nach den neusten stand der wissenschaft..
 
Danke liebe Leute !

@Jillian
Ich schaue mir die Mittel (auch Lamotrigin) mal im Net an. Der Neurologe ist flexibel wie `ne Brechstange.
Mal schauen, was ich da werde.

@Martin H.
DocCheck weiss auch nicht alles.
- Natürlich gibt es Diazepam noch als Zäpfchen. Ob, wann, und von wem sie appliziert werden,
entscheidet der behandelnde Arzt.
- Ob Diazepam in diesem Fall das Mittel der Wahl ist --- glaube ich nicht.
Die Anfälle sind nonkonvulsiv. Zudem ist auch noch `ne Demenz dabei und nun entscheide mal,
ob die Patientin tüddelt oder krampft ?!?
- Die Anfälle treten seit ca. 3 Jahren auf, wurden als solche aber erst vor rd. 1,5 Jahren
diagnostiziert.
- Sie treten in Serien auf: Manchmal 3 im Monat und dann ist wieder monatelang Ruhe.

@FLORA.BLEIBT
Bei DGN habe ich leider nichts passendes zur Altersepilepsie gefunden.
 
@Martin H.
DocCheck weiss auch nicht alles.
Nein, nein... schon klar.
Das war nur jetzt eine der ersten Seiten gewesen, die ich auf die Schnelle fand.
- Natürlich gibt es Diazepam noch als Zäpfchen. Ob, wann, und von wem sie appliziert werden,
entscheidet der behandelnde Arzt.
Sowieso. Aber dann verstehe ich Deine Eingangsfrage nicht, welches Bedarfsmed. wir kennen würden - wenn es doch eh der Arzt entscheidet... :weissnix:
- Ob Diazepam in diesem Fall das Mittel der Wahl ist --- glaube ich nicht.
Du, keine Ahnung... ich bin auch schon wieder knapp 4 Jahre aus der Neuro raus. Bei uns waren halt die Rectiolen lange Zeit das Mittel der Wahl. Und so häufig kommt ein Status epilepticus (zum Glück!) nicht vor...
Die Anfälle sind nonkonvulsiv. Zudem ist auch noch `ne Demenz dabei und nun entscheide mal,
ob die Patientin tüddelt oder krampft ?!?
Schwierig.
@FLORA.BLEIBT
Bei DGN habe ich leider nichts passendes zur Altersepilepsie gefunden.
Bin zwar nicht Flora, aber hab mal auf seinen Hinweis hin gegoogelt... Du mußt nach "Epilepsie" und "Erwachsene" auf der Seite suchen:
Inhalte nach Kapiteln
LL 02 2012 Status epilepticus im Erwachsenenalter
 
  • Like
Reaktionen: pepita-sheep
Tatsächlich wird bei uns auf der Station bei einem Krampfanfall erstmal etwas zum beruhigen gegeben, meist Tavor (1-2 mg als Kurzinfusion) i.v. selten Rivotril (Hab auch schon Midazolam erlebt, war aber nur einmal). Ansonsten wenn der Doc kommt wird meisten 1g Keppra und je nach Anfall auch bissel Ergenyl i.v. verabreicht das hilft meist ganz gut.

Das sind so meine Erfahrungen auf Station mit Epilepsie.
 
Ohne iv. Zugang ist Midazolam glaub ich mittlerweile Mittel der Wahl, da es wasserlöslich ist (als einziges bezo) und somit intramuskulär oder auch intanasal verabreicht werden kann...
 
Tatsächlich wird bei uns auf der Station bei einem Krampfanfall erstmal etwas zum beruhigen gegeben, meist Tavor (1-2 mg als Kurzinfusion) i.v.

Kurzinfusion finde ich kritisch, wenn du nen krampf unterbinden willst, muss das med so schnell wie möglich rein. 1-2mg tavor inner 10er spritze und rein damit! Natürlich musste dass dan überwachen, also nen pulsoxi dranhängen und ab auf die Monitorstation..
 
Die KI( Tavor z.B. ) wird im Prinzip in maximal 50 ml NaCl gelöst. Sicherlich wäre bei einem Krampfanfall die bessere Lösung das Tavor oder was auch immer direkt i.v. zu geben. Die meisten Ärtze bei uns im Haus machen dass nicht, weil sie schlichtweg Angst davor haben, dass die Pat. schlechter werden.

Finde ich persönlich nicht immer die beste Lösung, da ein Krampfanfall so schnell wie möglich unterbrochen werden sollte!
 
dann haben deine ärzte nicht kapiert was sache ist.. warum sollen die pat. schlechter werden??
wenn ich sowas schon wieder lese krieg ich selber fast nen anfall.
 
dann haben deine ärzte nicht kapiert was sache ist.. warum sollen die pat. schlechter werden??
wenn ich sowas schon wieder lese krieg ich selber fast nen anfall.

Ohne Frage, ich schlag auch die Hände über den Kopf zusammen, nur was soll ich machen, wenn der Arzt es anders will?
 
Kurzinfusion finde ich kritisch, wenn du nen krampf unterbinden willst, muss das med so schnell wie möglich rein. 1-2mg tavor inner 10er spritze und rein damit!
Ich könnte mir vorstellen, der springende Punkt ist Folgender:
Eine KI darf im Prinzip jede Pflegekraft anhängen; aber eine i.v.-Spritze nicht.
Könnte durchaus ein Beweggrund für die Ärzte auf der Station von @pfleger00 sein... :wink:
 
Die KI( Tavor z.B. ) wird im Prinzip in maximal 50 ml NaCl gelöst.

Machts nicht besser, da bleibt ja wieder ein großteil vom Wirkstoff im Infusionssystem hängen. Hoffe ihr dürft die dann wenigstens auf volle Pulle aufdrehen...
 
Aber ja. Ich kenne das Dilemma mit ängstlichen Neurologen auch... Ist glaub ich keine Seltenheit..
 
Würde ich auch dazu raten mal die Medikation zu kontrollieren und eventuell umzustellen. Es gibt ja auch Präparate welche den Wirkstoff über den Tag verteilt freisetzen. Vielleicht solltet ihr solche Medikamente mal probieren.
 
Jetzt ging es im Ursprungsthread ja um häusliche Pflege. Das heißt, ich gehe davon aus, dass die Patientin keinen venösen Zugang liegen hat.
Und im nicht-stationären Bereich ist i.v.-Medikation ja auch nicht unbedingt die erste Wahl bei Krampfanfällen. Kann schließlich nicht jeder einfach so einen Zugang legen. Bis da dann der RTW da ist, hat der Patient dann schonmal bestimmt 5min gekrampft.
Ich arbeite in der Neuropädiatrie, da sind Krampfanfälle an der Tagesordnung, allerdings: ich arbeite mit Kindern! Da kann manches anders sein als bei Erwachsenen.
Unsere Bedarfsmedikamente:
Nicht-i.v.:
  • Midazolam buccal (Buccolam®) 2,5 / 5 / 7,5 / 10mg --> bei fast allen Patienten die 1. Wahl; Problem: ist offiziell nur als Bedarfsmedikation für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zugelassen; bei uns erhalten es auch volljährige Patienten mit Erfolg, vor allem, wenn es "schon immer" ihr Bedarfsmedikament war und gut gewirkt hat, aber es ist wahrscheinlich nicht so einfach, einen niedergelassenen Neurologen zu finden, der einem alten Menschen ein Medikament verschreibt, das nur für Kinder zugelassen ist
  • Chloralhydrat (rektal oder oral) in individueller Dosierung (ist eine 10 oder 20%ige Lösung, die von uns aufgezogen wird) --> seltener 1. Wahl, i.d.R. nur bei Säuglingen oder jungen Kleinkindern, die zu leicht für Buccolam sind
  • Lorazepam buccal (Tavor expidet®) 1,0 /2,5mg --> eher selten, da die Wirkung relativ spät eintritt; wird (bei uns!) daher nur eingesetzt, um Serien zu unterbrechen und auch eigentlich so gut wie nur für (hauptsächlich einfach) fokale Anfälle; für Grand-Mal-Anfälle eher nicht so geeignet; es gibt aber auch Patienten, bei denen es sehr schnell wirkt und als Mittel der 1. Wahl verwendet werden kann, das ist sehr individuell
  • Diazepam rektal 5 / 10mg --> selten 1. Wahl, meistens eher 2. Wahl, falls der Anfall nach Gabe der ersten Bedarfsmedikation nicht sistiert; wird auch hauptsächlich bei kleinen Kindern gegeben; Begründung: in der Regel ist es dem Buccolam nicht überlegen, aber in Bezug auf soziale und zeitliche Aspekte hat die buccale Applikation wesentliche Vorteile gegenüber der rektalen
i.v.:
  • Clonazepam (Rivotril®)
  • Midazolam
  • Lorazepam (Tavor®)
  • Diazepam
  • Phenobarbital (Luminal®)
  • Valproinsäure (z.B. Ergenyl®)
  • sicherlich noch einige andere, die mir aber gerade nicht einfallen, weil sie seltener verwendet werden

Mit Altersepilepsie kenne ich mich natürlich überhaupt nicht aus. Aber bei uns sind sehr viele verschiedene Epilepsieformen vertreten, wodurch wir auch viele verschiedene Medikamente zur Dauermedikation kennen. "Kleine" Auswahl von dem, was mir ganz spontan einfällt:
  • Levetiracetam (Keppra®)
  • Oxcarbazepin (Apydan®, Timox®, Trileptal®)
  • Brivaracetam (Briviact®)
  • Carbamazepin (Tegretal®)
  • Natriumvalproat/Valproinsäure (Orfiril®, Ergenyl®, Depakine®)
  • Clobazam (Frisium®)
  • Zonisamid (Zonegran®)
  • Perampanel (Fycompa®)
  • Lamotrigin (Lamictal®)
  • Phenytoin (Phenhydan®)
  • Vigabatrin (Sabril®)
  • Topiramat (Topamax®)
  • Lacosamid (Vimpat®)
  • Ethosuximid (Petnidan®)
  • Phenobarbital (Luminal®)
  • Felbamat (Taloxa®)
  • Pregabalin (Lyrica®, Pregabador®) und Gabapentin geben wir zwar auch, aber eigentlich weniger als Antiepileptika, sondern eher bei neuropathischen Schmerzen
Manche davon gibt es sowohl als "normale" als auch als Retard-Präparat, z.B. Oxcarbazepin (Retard: Apydan extent®) und Natriumvalproat/Valproinsäure (Retard: Orfiril long®/Ergenyl chrono®).
Einige werden zur Monotherapie oder zur Kombinationstherapie verwendet, andere nur zur Kombinationstherapie.
Ich wüsste jetzt auch von keinem davon, dass es bei Erwachsenen nicht verabreicht werden darf.

Also eine Bedarfsmedikation sollte der behandelnde Neurologe schon verschreiben, und die sollte dann eben auch verfügbar sein.
Was die Dauermedikation angeht, stimme ich weitestgehend mit @Jillian überein. Blindes Aufdosieren vom Levetiracetam alleine bringt nicht viel. Erstmal sicherstellen, dass die Medikamentengabe möglichst genau nach Uhrzeit erfolgt (im häuslichen Bereich bei einer dementen Patientin sicherlich sehr schwierig); dann Spiegelkontrolle (Talspiegel, morgens nüchtern vor Medigabe); dann anhand des Spiegels entscheiden, wie weiter mediziert wird: Spiegel niedrig --> Levetiracetam erhöhen / Spiegel hoch (aber im therapeutischen Bereich) --> umstellen oder was zweites reinnehmen / Spiegel höher als therapeutischer Bereich --> umstellen oder reduzieren und kombinieren; Auswahl dafür gibt es ja genug. Aber bei einem so "kooperativen" Neurologen... :-(

[...] da ein Krampfanfall so schnell wie möglich unterbrochen werden sollte!
"so schnell wie möglich" kann ich gut nachvollziehen, ist aber relativ und sicherlich situationsabhängig. Ich kann mir gut vorstellen, dass beispielsweise im OP oder ähnlichen Bereichen jeder Krampf sofort unterbrochen werden muss.
Das ist aber nicht immer und überall der Fall. Bei vielen unserer Patienten treten häufig selbstlimitierende Krämpfe auf, die man für einen gewissen Zeitraum tolerieren kann. Das hört sich jetzt komisch an, aber es wäre zu weit off topic, die einzelnen Anfallsformen und das Procedere genauer zu erläutern, zumal das sehr individuell vom einzelnen Patienten abhängt.
 

Ähnliche Themen