Aufgaben einer Krankenschwester vs. Arzttätigkeiten?

lexi

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Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Krankenhaus
Hallo,

ich stelle mir seid einiger Zeit die Frage, ob unsere Patienten nicht zu kurz kommen, weil wir immer mehr Zeit damit verbringen, Arztsachen zu übernehmen.

Muss ich den Ärzten hinterherlaufen, weil sie täglich vergessen Antikoagulantien anzuordnen.
Laborwerte zu kontrollieren und darauf aufmerksam zu machen, dass irgendwelche Werte erhöht oder erniedrigt sind.
Wenn Patienten am nächsten Tag operiert werden sollen und vergessen wurden aufzuklären, ich mich darum kümmern muss, z.B noch einen Chirurgen zu erreichen der sie aufklärt?
Wir dumm angemacht werden, weil irgendwelche speziellen Laboruntersuchungen bei Neuaufnahmen nicht gelaufen sind..... ist das nicht Anordnung des Arztes????
Die Ärzte haben mehrmals täglich die Patientenakten in den Händen, es ist alles dokumentiert, aber wir sollen trotzdem noch auf alles aufmerksam machen????

Ich möchte eigentlich meine Patienten gut pflegen, aber dafür bleibt kaum Zeit... wenn ich
Hilfe benötige, hilft mir kein Arzt!!!
 
Hast du dich schon mal ganz klar abgegrenzt und deinem Arzt gesagt, dass du diese Aufgaben zukünftig nicht mehr übernehmen wirst- das Mitdenken für dei Ärzte abschalten wirst? Und hast du diese Ankündigung dann auch durchgezogen?

Wenn jemand daran gewöhnt ist, das andere seine Arbeit tun- warum soll er dies ändern wollen?

Den Konflikt können nur du und dein Team lösen und niemand anderes.

Elisabeth
 
Arbeiten wir im gleichen Haus?? Bei uns das gleiche Problem. Inzwischen habe ich mir angewöhnt, genau einmal hinterherzutelefonieren, dann wird direkt in der Kurve (nicht im Pflegebericht, das liest ja doch keiner mehr...) dokumentiert, daß xy informiert wurde und nichts geschah. Seitdem ist es besser geworden :daumen: . Bei wirklich gefährlichen Sachen kann ich allerdings auch sehr energisch werden. Das hat sich ebenfalls herumgesprochen.
 
Meine Frage ist nur, gehört es mittlerweile zur Aufgabe der Pflegekräfte?
Ich wäre ja auch der Meinung ,dass es nicht unsere Aufgabe ist, aber viele Kollegen meinen, sie tun es zum wohl der Patienten.
Nur dann ändert sich nie etwas!
Aber es steht niemand hinter einem.
Es gehört doch auch nicht zu meinen Aufgaben,irgendwelche Laboruntersuchungen anzufordern. Normalerweise heißt es doch immer.... nur auf AO des Arztes....
Habe ich vielleicht irgendetwas verpasst?

Denn wenn es so ist, das wir uns um alles kümmern muss, für was benötige ich dann noch die Ärzte???
Wir sagen....der Pat. bräuchte dieses Medikament.....dieses Medikament hat die Nebenwirkungen, darf der Pat. nicht einnehmen... die Antibiose läuft schon so und solange..... ihr müsst dies und das machen...,der Pat. muss geröntgt werden...
:gruebel:
 
Habt ihr zuviel Zeit? Wenn ja, dann könnt ihr sicher weiter das "Hirn des Arztes" sein, ansonsten würde ich mich da schnell abgrenzen.

Ich hatte mal die Diskussion, dass man den Arzt an die Apothekenfreigabe erinnern müsse, das kann sich ein Arzt doch nicht merken, dass er seit ca. 20 Jahren immmer So-Di-Do die Apotheke freigeben muss.
Aber von mir kann man es verlangen, dass ich mir merken kann, dass ich ihn erinnere. Leider bin ich blond und habe den Arzt nicht erinnert - kam halt keine Apotheke... Gut ich habe mir keine Freunde gemacht, aber es war mal ganz lehrreich und die Vorräte haben schlagartig abgenommen ;)
 
eigentlich garkeine Zeit
z.B sollen wir auch die Blutentnahme durchführen, aber wegen Personal-und Zeitmangel, nicht machbar.
Chef geht zur Pflegedienstleitung, beschwert sich....wir bekommen Druck und sollen es machen....usw.
 
Schriftliche Dienst-AO? Wäre gut. Dann kann man sich darauf beziehen und ebenso schriftlich mitteilen, dass Pflegetätigkeiten XYZ wegfallen werden. Diese Mitteilung geht selbstredend nicht nur an die PDL, sondern auch an den Chef, den Betriebsrat und wer sonst noch zuständig ist.

ABER- es dürfte scheitern an den Kollegen, die sich ein Bein ausreißen um vom Doc und von der PDL ein "Fein gemacht" zu bekommen. Um den Pat geht es dabei nicht. Das ist lediglich eine nette Ausrede um sich ja nicht dem eigenen Problem stellen zu müssen: Run nach Anerkennung von oben.

Elisabeth
 
Leider bin ich blond und habe den Arzt nicht erinnert - kam halt keine Apotheke... Gut ich habe mir keine Freunde gemacht, aber es war mal ganz lehrreich und die Vorräte haben schlagartig abgenommen ;)
In der Praxis doch eher nicht praktikabel - denn wer stellt die angeordneten Tabletten?
Die Pflege.
Keine da - dann muss sich derjenige die Medis ja von anderen Stationen holen. Dort sind sie. Entweder weil die Pflege erinnert hat, oder weil der Arzt dran gedacht hat... im Endeffekt nur Arbeit für die Pflege.
ABER- es dürfte scheitern an den Kollegen, die sich ein Bein ausreißen um vom Doc und von der PDL ein "Fein gemacht" zu bekommen. Um den Pat geht es dabei nicht. Das ist lediglich eine nette Ausrede um sich ja nicht dem eigenen Problem stellen zu müssen: Run nach Anerkennung von oben.
Quatsch. Das dürfte inzwischen äußerst selten sein. Diejenigen sterben aus...
 
Tun sie doch letztendlich auch.
Wenn ich abends sehe, dass das Kalium gefährlich hoch ist, handele ich - zum Wohl des Patienten. Das hat nichts damit zu tun, dass ich danach von irgendeinem Arzt gelobt werde...
 
eigentlich gar keine Zeit
z.B sollen wir auch die Blutentnahme durchführen, aber wegen Personal-und Zeitmangel, nicht machbar.
Chef geht zur Pflegedienstleitung, beschwert sich....wir bekommen Druck und sollen es machen....usw.

Vor ein paar Jahren noch mussten Ärzte jedes Mal selbst Blut abnehmen und auch alle venöse Zugänge legen.
Regelmäßig wurden dann Blutentnahmen storniert, Infusionen abgesetzt; vorrangig am Wochenende.
Jetzt sind Mo-Fr von 7-15:00 dafür MFA's zuständig. Am Wochenende nur vormittags.
Unschwer zu erraten wozu das geführt hat.

Wenn die Pflege die BE's durchführen soll, braucht sie dafür ein zusätzliches Kontingent, ist der CA bereit, dieses zusätzliche Zeitkontingent vom ärztlichen Bereich abzugeben?
Ist die Blutentnahme bei Euch an sich Aufgabe der Pflege, oder möchte der CA eine Sonderstellung für eure Station?
Kann ich als Pflegekraft meine Aufgaben gerade so erledigen, kann ich zusätzliche nicht übernehmen, richtig?

Bei entsprechendem Personalmix ist vieles möglich.
Ärzte geben Aufgaben an die Pflege, MFA's ab,
Pflege gibt Aufgaben aus ihrem Bereich ab, z.B. an MFA's, Hauswirtschaftskräfte, Fahrdienste, weitere.

Es gab mal eine Probelauf, dass die Essensbestellung wieder durch die Pflege stattfinden sollte. An sich nicht falsch.
Ergebnis: Wegen Personalmangel abgebrochen. Thema erledigt.

Lesenswert:
http://www.dbfk.de/baw/download/Delegation-freiburg-27-06.pdf
 
Warum soll man was extra honorieren,w as von viele Pflegekräften doch gerne (umsonst) übernommen wird und als Aufwertung des Berufsstandes verstanden wird? KrPfG §3 (2) 1. ist einfach zu poplig. Das kann doch jeder. Aber §3 (2) 2.- das ist doch wirklich das Echte. Das ist Pflege für professionelle Pflegekräfte. *ironieoff*

Elisabeth
 
Was willst denn (erst mal) machen, wenn trotz hohem Pflegeaufwand ärztliche Tätigkeiten usus sind und Du keinen Rückhalt bekommt von den eigenen Vorgesetzten?
Belege beibringen. PPR, jeden Tag Pflegeminuten schriftlich vorlegen mit Gegenrechnung anwesende PK, Anzahl Isolierter, Aufnahmen, Entlassungen, sonstigen Aufwand.
Es bräuchte ein dickes Fell aller, die Order der PDL (die ja nicht vor Ort ist und die Situation exakt beurteilen kann) zu verweigern, eine sehr gute Kommunikation im Team, Einigkeit, Unterstützung durch BR (?), spaßig ist das nicht.
Aufwertung des Berufsstandes? (obacht: subjektive Bewertung, Interpretation)
 
Tun sie doch letztendlich auch.
Wenn ich abends sehe, dass das Kalium gefährlich hoch ist, handele ich - zum Wohl des Patienten. Das hat nichts damit zu tun, dass ich danach von irgendeinem Arzt gelobt werde...

das ist eins meiner Probleme
ich handle und mache Arzt darauf aufmerksam....
der hat 10 mal am Tag die Akte in der Hand, er zeichnet die Laborwerte ab, aber ich muss trotzdem aufmerksam machen.
 
Und weil unsere Sozialisierung eine Obrigkeitshörigkeit beinhaltet, ist es, wie es ist. Die dies Speil nicht mitmachen wollen, werden über kurz oder lang den Beruf wechseln oder wechseln müssen um selber net dran zu zerbrechen.

@amezaliwa- nie von den eigene Erfahrungen ausgehen und verallgemeinern. Ist schon okey. Nur hat lexi selbst vorgegeben, wie es bei ihr läuft.
..., aber viele Kollegen meinen, sie tun es zum wohl der Patienten. ...
Und ich befürchte, nicht nur bei ihr läuft es so. Anders lässt es sich nicht erklären, warum immer die Pflegearbeiten hinten runter rutschen aber fast nie die ärztl Tätigkeiten. Und was bei dem handeln zum Wohle des Pat. schlussendlich rumkommen kann, hat Fearn ja kürzlich sehr drastisch beschrieben.

Elisabeth
 
Ich sehe das wie Maniac,ich erinnere den Arzt an gewisse Sachen, weil ich eine direkte Gefährdung des Pat. sehe ... hohes K, schlechte Gerinnung etc. bei solchen Sachen finde ich es auch eher kontraindiziert auf eine das ist nicht meine Arbeit zupochen!? Wenn ich was sehe, was nicht korrekt ist, breche ich mir doch kein Bein aus, den Arzt daran zuerinnern! Ich mache das genau einmal, wenn dann nix passiert wird die nächst höhere Instant angesprochen. Schlussendlich geht es um den Pat! Natürlich sind pflegerische Handlungen mindestens genauso wichtig, aber auch wenn ich gleich hier getötet werde.... von einem übersehenden 6 K stirbt ein Pat schneller als wenn ich erst 5 Minuten später umbette oder essen reiche, oder meine Pflegeplanung schreibe. Das mache ich nicht, um ein Lob von der PDL oder vom Arzt zubekommen, sondern ich sehe es auch einfach in meinem Aufgabenbereich. Das habe ich auch so gesehen, als ich noch in Deutschland gearbeiteter habe. Ich werde sicherlich nicht dem Arzt eine Arbeit abnehmen, die warten kann, oder ihm ne Akte hinterhertragen, oder alles stehen und liegen lassen um ihm bei seiner Visite zubegleiten. Aber wenn ich ein entgleisten Laborwert sehe, dann werde ich ihn weitergeben und auch nachforschen, ob der Arzt etwas dagegen unternommen hat.

Mittlerweile sehe ich vieles noch anders, arbeite ja schon fast 4 Jahre nicht mehr in Deutschland und befürchte ich bin dafür auch zeitlebens "versaut" . Warum ist das alles solch ein Kampf in deutschen KH, warum uebernehmen Krankenpflegekräfte ohne mit der Wimper zugucken Putzaufgaben, Laufbotengänge, aber wenn es darum geht auf Laborwerte zuschauen wird es ein Problem pflegefremde Tätigkeiten zuuebernehmen. Ich war neulich auf Krankenbesuch in Deutschland und habe mein Umfeld genauestens beobachtet :)... es war superintressant, die Krankenschwester soviele pflegefremde Aufgaben übernommen ( Blumen in die Vase stellen, Kuchen aus der Cafeteria holen (ich hätte das durchaus selber gemacht), Nachtschrank und den nachbarbettplatz geputzt , etc.... wir sind ins Gespräch gekommen, haben uns über Unterschiede unterhalten, und als sie hörte das wir zum Beispiel auf Laborwerte schauen, sagte sie nee dafür haben wir keine Zeit, ich schaffe ja meine Pflege kaum! Und nee das ist nicht meine Aufgabe! Ich schaue ja auch nicht nur auf meine Laborwerte um sie dem Doctor weiterzusagen, denn in erster Linie gehe ich ja davon aus, der er sie sich selber anschaut! Aber bestimmten Laborwerten, sind ja auch für diverse Pflegetätigkeiten relevant! Es ist wirklich interessant wie sehr die Ideen von Krankenpflege auseinander gehen. Wie sehr sich Krankenschwestern aus beiden Ländern unterschiedlich wahrnehmen. Ich bin mir mit sicherlich nicht zuschaue auch mal Tätigkeiten wie putzen, etc. zuuebernehmen, aber als erstes sehe ich das nicht in meinen Taetigkeitbereich(gut wir haben ja Pflegehelferinnen, die sie übernehmen)... ich sehe es auch nicht als meine Aufgabe an, dem Arzt Aufgaben abzunehmen, aber ich sehe es als meinen Job an, jegliche Gefahr von meinem Pat. abzuwenden, und wenn ich dann halt als Informationsträger für den Arzt dienen muss. Aber im Gegenzug werde ich auch vom Arzt ganz anders wahrgenommen!

Sorry, war etwas lang.
 
Man muss für die Ärzte mitdenken, sonst hat man einfach zuviel zusätzliche Arbeit. Da schrauben manche Assistenzärzte bei einer Azidose die Beatmungsfrequenz runter und behaupten im Brustton der Überzeugung der Patient hat zuwenig CO2. Und sowas hab ich dann als einzigen Arzt in einer Nachtschicht zur Verfügung.
Wenn wirklich mal richtiger Unsinn passiert, also z.B. keiner hat mehr Zeit auf die BGAs zu schauen, und erst wenn der Patient krampfend ins CT fährt, fällt auf dass er schon seit Stunden unterzuckert ist, ändert sich danach leider auch nichts. Solange ich nur ein zweites Paar Augen sein muss, und selbst keine Verantwortung trage, wenn ich es auch übersehe, komm ich damit noch klar. Auch wenn ich den Assistenzärzten schon immer mal sage, dass sie jetzt gerne einen Teil ihres Gehalts an mich überweisen dürfen, wenn ich ihre Aufgaben mitmache. Aber naja, in der Haut dieser Jungspunde möchte ich auch nicht stecken^^.

Mitdenken ist das eine Ding, das erspart mir Arbeit und ich habe dann auch mehr Zeit für Pflege. Ärztliche Tätigkeiten übernehmen ist was anderes. Ich bin nicht verantwortlich für deren Personalproblem und werde nicht auf Kosten der Pflege, die fürs Outcome mMn genauso wichtig ist, denen ihre Tätigkeiten abnehmen. Ein Arzt der nichts zu tun hat, fragt auch nicht die Pflege ob er mithelfen kann und reicht z.B. einem Patienten Essen, was er mit seiner Ausbildung ja noch problemlos könnte^^.
 
Ich nehme an, dass ihr schriftlich darauf hingewisen habt, dass ihr den Arzt überwachen müsst, damit da nix passiert. Oder? Wenn nicht. Warum nicht? Weil es ein tolles gefühl ist, wenn man weiß, dass man ja eigentlich über dem Arzt steht und es eh besser weiß?

Der "Jungspund" muss beizeiten lernen, wo seine Grenzen sind. Aber nichtd adurch, dass ich ihm den Rücken frei halte und ihn damit absichere. I-wo hört der Spaß auf.

Elisabeth
 
Ich nehme an, dass ihr schriftlich darauf hingewisen habt, dass ihr den Arzt überwachen müsst, damit da nix passiert. Oder? Wenn nicht. Warum nicht? Weil es ein tolles gefühl ist, wenn man weiß, dass man ja eigentlich über dem Arzt steht und es eh besser weiß?

Der "Jungspund" muss beizeiten lernen, wo seine Grenzen sind. Aber nichtd adurch, dass ich ihm den Rücken frei halte und ihn damit absichere. I-wo hört der Spaß auf.



Elisabeth

Eine Krankenpflegepersonal kann/sollte doch nicht den Arzt überwachen!? Ich denke mal das übersteigt unsere Kompetenzen bei weiten und sollte auch nicht unsere Aufgabe sein?! Was mir auffällt ist das viele meckern, das die Aerzte keinen Respekt vor der Pflege haben, aber andersrum gefragt haben wir Respekt vor dem Arzt wenn man sie mit Jungspunde bezeichnet?

Man schaut mit, aber man nimmt doch nicht dem Arzt Arbeit ab. Ich sehe etwas, wo ich der Meinung bin, hm... das hat der Kollege übersehen (egal ob Pflege-Arzt, Arzt -Pflege, Pflege-Pflege) und gebe es nochmal weiter! Nicht um mich besser zufuehlen, sondern im Sinne des Patienten! Mehr Augen sehen mehr! Und ich kenne durchaus Aerzte, die auch pflegerische Fehler (wir sind ja auch nicht unfehlbar) sehen und sie einem mitteilen, nicht damit sie sich besser fühlen, sondern im Sinne des Pat!
 
Wozu lernen wir in der Ausbildung überhaupt die ganzen medizinischen Anteile, wenn wir doch nicht mitdenken sollen?
 

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