2 Fragen zur Pflegepädagogik

Hallo sternchen,

ich denke , dass dei Diskrepanz zwischen unseren Bachelor -Studiengängen und denen im Ausland einfach daran liegt, dass wir noch keine ausreichenden Rahmenbedingungen haben (hatten?), um einen grundständigen Studiengang einzuführen...auf Hochschulebene werden ja momentan überweigend Personen für Lehre / Leitung ausgebildet.

Wenn diese geschaffen sind, dann ist es mit Sicherheit möglich, diese Ausbildung als eine primärqualifizierende einzuführen!

Und natürlich muss die Schule den Unterricht am Stand der Wissenschaft ausrichten ...woran denn sonst?

Wenn es z.B. bewiesen ist, das Maßnahme xy keine Wirkung zeigt oder keinen Vorteil hat....dann ist es Bestandteil des Unterichtes. Egal, ob die Praxis dieses nun noch tut oder nicht.
Wenn wir alle den Unterricht nur an dem Status Quo ausrichten....dann bewegt sich in Deutschland nichts.
Nur mit der "Wir machen so weiter wie bisher Mentalität" werden wir irgendwann mal ein Problem bekommen, die Daseinsberchtigung von ausgebildeten GuKPs zu legitimieren.

Wenn sich Pflege nicht emanzipiert (und zwar auch - und vielleicht gerade - im Hochschulbereich), dann ist in Deutschland dem flächendechkenden Ausbeuten und Lohndumping Tür und Tor geöffnet.
 
zwar besteht die möglichkeit an manchen hochschulen im anschluss innerhalb von einem jahr das examen zu machen, doch wer sich mal mit den inhalten der anrechenbaren praktika beschäftigt hat, kann sicher mit keinem guten gewissen dazu raten. zumindest nicht, wenn man wert auf eine gute ausbildung legt.
Die aktuell vorhandene praktische Ausbildung ist ja auch noch, hm, optimierbar. Was man das alles lehren und lernen könnte auf Station, wenn die Bedingungen optimal währen, ist auch in der jetzt vorhandenen dreijährigen Ausbildung nicht ausschlaggebend, sondern das, was tatsächlich an Ausbildung passiert. Und das ist doch zu 95 % Lernen durch ausprobieren ("Geh mal zu x und führe y durch. Ach so, hast Du noch nie? Egal, Du kriegst das schon hin"...).

diese theorie-praxis-kluft ist wirklich demotivierend und ich persönlich komme mir schon etwas blöd vor, wenn ich vor schülern stehe und ihnen erzähle was alles sein kann und sein soll und trotzdem genau weiß, dass wohl keiner es so umsetzen kann.
Ich muss aber als Schüler lernen, was das Optimale Vorgehen ist und vor allem warum. Nur dann kann ich später begründet entscheiden, welchen Teil ich jetzt und heute bei genau diesem Patienten warum weglasse.

Ich habe übrigens noch keine Lehrkraft kennengelernt, die glaubt, dass alles was sie so lehrt zu 100 % ausgeführt wird. Allerdings nicht nur wegen des Zeitfaktors, sondern auch weil sich die Schüler gar nicht alles merken (können).

Wenn wir alle den Unterricht nur an dem Status Quo ausrichten....dann bewegt sich in Deutschland nichts.
Oder es geht sogar rückwärts.

Ein Pflegepraktiker
 
Ich muss aber als Schüler lernen, was das Optimale Vorgehen ist und vor allem warum. Nur dann kann ich später begründet entscheiden, welchen Teil ich jetzt und heute bei genau diesem Patienten warum weglasse.
I

Bravo! Ich vergleiche das immer mit dem Erwerb des Führerscheins. Da hieß ja auch immer "an die Kreuzung ranfahren - auskuppeln - bremsen - halten - ersten Gang rein - kucken - über die Schulter blicken...." es dauerte ewig, bis Du wieder bei dem Punkt "fahren" warst. Das muss ich mir heute nicht mehr vorsagen - aber wenn ich es damals nicht ausführlich gelernt hätte, führe ich schlechter Auto. Die Story akzeptieren die Schüler meistens.
 
Bravo! Ich vergleiche das immer mit dem Erwerb des Führerscheins. Da hieß ja auch immer "an die Kreuzung ranfahren - auskuppeln - bremsen - halten - ersten Gang rein - kucken - über die Schulter blicken...." es dauerte ewig, bis Du wieder bei dem Punkt "fahren" warst. Das muss ich mir heute nicht mehr vorsagen - aber wenn ich es damals nicht ausführlich gelernt hätte, führe ich schlechter Auto. Die Story akzeptieren die Schüler meistens.

Yep! Aber das Problem sind auch nicht wirklich die Schüler! Sondern die Kollegen auf Station, unter Zeitdruck stehend!
Tatsache ist, das die Schüler mit unter dem allgemeinen Personalschlüssel fallen, und damit keine Zeit haben die Sachen so auszuführen wie man es gelernt hat. Und es ist leider so: Sehr viele Dinge können deshalb niemlas so in die Praxis übernommen werden- ich hätte da als Lehrkraft mit Gewissensbissen zu kämpfen....
 
Hallo,
und genau DA sind wir wieder bei den Rahmenebedingungen...
Nicht die optimale Pflege ist schlecht, nicht die Wissenschaft, nicht die Schule!
Ich plädiere für eine Veränderung in folgenden Richtung:
Theorie findet an Hochschulen /Schulen statt, welche die Gesamtausbildung koordinieren. Die Praxiseinsätze sind unbezahlte Praktika, in welchen die Schüler lediglich als Lernende (nicht als Angestellte!) Zeit bekommen, alles einzuüben.
Begleitet werden Sie durch freigestellte PAs, deren Stellen sich über die "eingesparten Schülergehälter" finanzieren.

Ich vertrete die Hypothese, dass es den Schülern ohne Gehalt (und damit ohne den Status als Angestellte) besser ginge!

Bei den Therapeuten läuft es doch auch so ...
 
Bliebe die Frage, wie sich die Schüler finanzieren. In Großbritannien sind sie Studenten und leben größtenteils von "grants". Bei uns entspräche das wahrscheinlich dem Bafög.

In Deutschland ist Pflege (noch) ein Ausbildungsberuf, für den man kein Abi braucht. Ist man für Ausbildungsberufe, die die Mittlere Reife voraussetzen, überhaupt Bafög-berechtigt?
 
Soviel ich weiß ja, aber die Umstände müssen stimmen.
Aber ich fürchte eher, das es hinausläuft, wie es gerade bei Physiotherapie ist: es muss dann Schulgeld gezahlt werden- und das ist doch recht knackig!
 
Bliebe die Frage, wie sich die Schüler finanzieren. In Großbritannien sind sie Studenten und leben größtenteils von "grants". Bei uns entspräche das wahrscheinlich dem Bafög.

In Deutschland ist Pflege (noch) ein Ausbildungsberuf, für den man kein Abi braucht. Ist man für Ausbildungsberufe, die die Mittlere Reife voraussetzen, überhaupt Bafög-berechtigt?

Ich vermute auch, dass man rein theoretisch Bafög bekommen kann, aber das ist gar nicht so einfach.
Als Student habe ich einige Leute kennengelernt, deren Eltern zwar am Existenzminimum verdienen, aber es trotzdem kein Bafög gab, da ja beide Elternteile Erwerbstätig sind ;)
 
Hallo,
sollte es tatsächlich in den tertiären Bereich gehen, dann ist es ein primärqualifizierendes Studium,für welches Du eine entsprechende Zugangsberechtigung (Abi, Fachabi) benötigst!
In diesem Falle wäre BaFög eine denkbare Möglichkeit!
Das Argument der Finanzierung der Schüler zählt für mich nicht....Studenten müsen das auch irgendwie 5-6 jahre schaffen.

Ich denke, dass es in Deutschland einfach noch recht "ungewöhnlich" ist, dass sich Menschen selber um die Finanzierung von Bildung kümmern sollen. Aber darauf wird es imho hinauslaufen.
 
Ich denke, dass es in Deutschland einfach noch recht "ungewöhnlich" ist, dass sich Menschen selber um die Finanzierung von Bildung kümmern sollen. Aber darauf wird es imho hinauslaufen.

Und da wir ja eh schon ziemlich abgedriftet sind:
Bildung ist aber auch Zukunft, ohne Bildung geht nix, und gerade so wie die Situation in D ist, wird die Schere in Deutschland zwischen reich, gebildet und arm, ungebildet größer.
 
und genau DA sind wir wieder bei den Rahmenebedingungen...
Nicht die optimale Pflege ist schlecht, nicht die Wissenschaft, nicht die Schule!
Ich plädiere für eine Veränderung in folgenden Richtung:
Theorie findet an Hochschulen /Schulen statt, welche die Gesamtausbildung koordinieren. Die Praxiseinsätze sind unbezahlte Praktika, in welchen die Schüler lediglich als Lernende (nicht als Angestellte!) Zeit bekommen, alles einzuüben.
Begleitet werden Sie durch freigestellte PAs, deren Stellen sich über die "eingesparten Schülergehälter" finanzieren.
Ich träume mit...

Das Argument der Finanzierung der Schüler zählt für mich nicht....Studenten müsen das auch irgendwie 5-6 jahre schaffen.
Ein Problem/Unterschied sehe ich schon. Als Student habe ich weitgehend frei einteilbare Arbeitszeit und kein (Wechsel-) Schichtdienst.

Ulrich Fürst
 
Sicherlich würde im normalfall bei jemandem wie mir Bafög in Frage kommen.
Da dies allerdings mein Zweitstudium wäre, wobei ich mein erstes ja gerade abbreche, werde ich kein bafög mehr kriegen.
Bafög ist nur für diejenigen gut, die mit ihrem ersten Studium gleich das richtige treffen.
Sobald man in etwas wechselt, wo man im ersten Semester wieder anfangen muss, zählt es als Zweitstudium und wird nicht mehr gefördert.
Da ich dann zusätlich noch meinen Kredit vom ersten Studiengang zurückzahlen muss, wird für mich nur die berufsbegleitende Version dieses Studiums in Frage kommen. Denn auch die Bank interessiert es nicht, ob ich wieder was anderes studiere und somit grad meinen Rückzahlungen nicht nachkommen kann.
Da hab ich mich schon schlau gemacht.

Wir lernen daraus:
Bafög und staatlicher Studienkredit schön und gut, aber wenn man den Studiengang wechseln will, ist beides nicht mehr unbedingt drin und man muss zurückzahlen, was im allgemeinen schwierig ist, wenn man gerade sein Zweitstudium absolviert ;)
 
Ein Problem/Unterschied sehe ich schon. Als Student habe ich weitgehend frei einteilbare Arbeitszeit und kein (Wechsel-) Schichtdienst.

Das verstehe ich jetzt nicht. Entweder Vollzeitstudium Theorie oder Theorie wechselt mit Praxisphasen.

Elisabeth
 
Das verstehe ich jetzt nicht. Entweder Vollzeitstudium Theorie oder Theorie wechselt mit Praxisphasen.
Wenn die Ausbildung, was weiter oben erwähnt wurde ohne Ausbildungsvergütung stattfindet (wie das z. B. in der Ergotherapie m. W. der Fall ist) muss ich nebenher arbeiten. Soweit ist das identisch mit einem (Vollzeit-) Studium, bei dem ich ja auch nichts verdiene.
Der Unterschied ist, dass ich mir die Lernphasen im Vollzeitstudium selbst einteilen kann und deshalb leichter nebenher arbeiten kann, als wenn ich eine Ausbildung im Wechselschichtdienst mache. Natürlich gibt es auch dort Schulblöcke, aber es wird wohl kaum reichen, während der Schulblöcke zu arbeiten und damit auch die Praxiszeit finanziell abzudecken.

Ulrich Fürst
 
Das verstehe ich jetzt nicht. Entweder Vollzeitstudium Theorie oder Theorie wechselt mit Praxisphasen.

Elisabeth

Selbst wenn es Vollzeitstudium heißt: Momentan heißt dies einfach, das Du selber wählen kannst, wann Du welche Vorlesungen und Seminare besuchst- Am Ende zählt nur der Schein.
 
Natürlich gibt es auch dort Schulblöcke, aber es wird wohl kaum reichen, während der Schulblöcke zu arbeiten und damit auch die Praxiszeit finanziell abzudecken.

Ulrich Fürst

Und das ist der Punkt, warum ich gegen ein Schulgeld in der Krankenpflege bin. Ich bin sogar der Meinung das die Ausbildung kostenfrei angeboten werden muss, denn wir gewährleisten ja eine medizinisch/pflegerische Grundversorgung in Deutschland.
 
Hallo HHS,
das wäre dann ja quasi das Prinzip einer staatlichen Schule....also dass nichts gezahlt wird, aber der Schüler eben auch kein Gehalt bekommt.

Momentan ist die Vergütung der Ausbildung bis 2009 gesichert. Ich denke aber, dass die GKV langfristig nicht an einer Finanzierung interessiert ist!

Zu Deinem Argument des gesellschaftlichen Nutzens:
Ein Arzt dient ja auch der Gesellschaft...ebenso wie ein Lehrer oder Jurist.
Bei diesen Berufen fragt aber keiner: "Wie sollen sich die jungen Menschen denn nun das Studium finanzieren?"
 
Hallo HHS,
das wäre dann ja quasi das Prinzip einer staatlichen Schule....also dass nichts gezahlt wird, aber der Schüler eben auch kein Gehalt bekommt.

Momentan ist die Vergütung der Ausbildung bis 2009 gesichert. Ich denke aber, dass die GKV langfristig nicht an einer Finanzierung interessiert ist!

Zu Deinem Argument des gesellschaftlichen Nutzens:
Ein Arzt dient ja auch der Gesellschaft...ebenso wie ein Lehrer oder Jurist.
Bei diesen Berufen fragt aber keiner: "Wie sollen sich die jungen Menschen denn nun das Studium finanzieren?"

Das ist korrekt- und wer reich ist, hat die besseren Karten. Muss das so sein? Was bringt es und wo sind die Vorteile?
 
In vielen anderen Ländern (auch den europäischen) ist Krankenpflege ein Studienfach. Die Studenten haben Anrecht auf Studienbeihilfe (oder bekommen was von ihren Eltern) und müssen sehen wie sie damit auskommen. Und meist sind die Studiengebühren für die Uni gewaltig, über unsere 500,- Euro pro Semester würden sich dort viele freuen.

Ich kann jetzt nur von Großbritannien sprechen, aber natürlich sind die Nursing Students, was die Arbeitsauslastung etc angeht, den Studenten anderer Fächer gleichgestellt. Sie haben keine 38,5- oder 40-h-Wochen. Sie können ihren Dienstplan - mit Unterstützung der Station - mehr oder weniger frei festlegen. Sie haben Semesterferien. Es besteht also die Möglichkeit, sich was dazuzuverdienen.

Während meines Austauschprogramms hatte ich drei Arbeitstage pro Woche auf Station und einen Nachmittag in der Woche Unterricht. Der Rest meiner "Arbeitszeit" war Selbststudium. Noch dazu wurde ich auf Station nur an den Tagen eingesetzt, an denen meine Mentorin auch da war. Der Dienstplan stand längst, bevor ich ankam, ich war also erstmals wirklich zusätzliche Kraft auf Station. War der beste Schülereinsatz, den ich je hatte.
 
Hallo,

genau so sieht es aus...neben Beihilfen (BaFög) gibt es ja auch noch die Möglichkeit, für herausragende Leistungen ein Stipendium zu erwerben.
Die Alternative wären dann private Studienkredite!

Vorallem gäbe es in dem System eines nicht mehr: Leute die in die Pflege gehen, weil

a) es eine gut vergütete Ausbildung ist
b) sie gerade nichts anderes wussten und erstmal das tun
c) Wartesemster für einen Medizinstudienplatz sammeln wollen

Ich kann mir vorstellen, dass auch die Motivation zur Leistung eine größere ist, da ein Studium eben Geld kostet und Selbstorganisation voraus setzt.
Jede "Bummelei" verlängert somit die Ausbildung ...
 

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