Zwickende Patienten

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couchpotato

Gast
Hallo zusammen, bin heute ganz geknickt!:cry1:
Heute hat mir bei der Grundpflege ein Pat. (Demenz) so dermassen in die Brust gezwickt und nicht mehr ausgelassen. Mir blieb die Spucke vor Schmerzen weg. Hab ihm dann auf die Finger geklopft, dann liess er endlich los. Hab jetzt ein grosses Hämatom auf der Brust, und die Brust ist ganz hart.
Werd morgen den Arzt aufsuchen. Ist euch auch schon ähnliches passiert? Wie habt ihr reagiert? Reflexartig?
 
Hallo,

ich habe auch schon mal einen Klaps auf die Finger gegeben.
melde das als Arbeitsunfall, falls du was zurück behältst.

Gruß TinaG.
 
Hallo cochpotato,

schließe mich TinaG. an, melde dies als Arbeitsunfall. Ich glaube Dir, dass es sehr schmerzhaft war und auch noch ist.

Aber was möchtest Du jetzt hier lesen? Ob andere aus dem Reflex heraus noch schlimmer zurückgeschlagen haben?

Ich finde das jetzt keine gute Idee.

Liebe Grüße Brady
 
Joa, hab auch momentan nen kneifenden, "zwickenden", schlagenden, ziehenden, reissenden Patienten. Brust dürfte bei mir weniger schmerzhaft sein. Geschlagen hab ich ihn nicht, aber Gegengewalt ist nötig.

Worauf zielt jetzt genau deine Frage?
 
Um eine festkrallende Hand zu öffnen muss man den kleinen Finger nach außen drücken. Hab ich irgendwann mal in der Kindheit gelernt. Es funktioniert.

Ich denke, du möchtest von uns derzeit eigentlich keine Fakten hören sondern wir sollen dir emotional beistehen. Das ist ausgesprochen schwierig. Unser Verständnis für deine Reaktion wird dir sicher nur wenig Trost sein. Es gibt für so eine Situation wohl keine passable Lösung.

Vielleicht schaffst du es in ein paar Tagen die Situation nochmal zu reflektieren: Was hat die Reaktion des Pat. ausgelöst? Wie kann ich mich zukünftig davor schützen? Sprich mit deinen Kollegen darüber- nicht über: Hättest du zugeschlagen? Niemand von uns kann sagen, wie er tatsächlcih in so einer Situation reagieren würde. Und was bringt dir die Mutmaßung eines Kollegen?

Elisabeth

@Brady... ist dieses Beispiel nicht ein Trauma? Was macht die Psychologie in so einer Situation? Wie wird ein Trauma bearbeitet?
 
Hallo Elisabeth,

genau das was du vorgeschlagen hast, ist erstmal richtig. Dies im Team zu besprechen. Es ist ein körperlicher Übergriff, der uns aufzeigt, wie verletzlich wir sind. Nicht nur körperlich.

Im Team wird überlegt, wie können wir vorgehen? Was ist mit dem Patienten im Vorfeld gewesen? Wie können wir uns schützen? Gibt es Warnsignale?

Der Psychologe wird den Patienten in seinem Schmerz annehmen, darauf aufbauen, welche Möglichkeiten es gibt, sich zu schützen, versuchen herauszufinden, welche Anteile gibt es bei dem Patienten? Auch das Zurückschlagen wird nicht als Defizit gewertet, sondern als aktive Lösungsmöglichkeit. Entstanden aus Hilflosigkeit und Schmerz, die keine Wahl ließ.

Nicht als Sündenbock, er ist selber schuld, sondern um zu schauen, wo und wie muss dieser Mensch sich besser schützen. Denn jeder Mensch hat seine Verletzlichkeit und es ist gut dies zu wissen.

Aktivität bringt uns aus der Rolle des Opfers, auch nach solchen oder schlimmeren Übergriffen.

Die Psychotherapie ist ein Prozess, der Patient erlebt es, er muss es spüren, denn vieles weiß er vom Kopf her selber. Ansonsten könnte man ein Buch nehmen und es nachlesen. Aber dies ginge auch hier jetzt zu weit.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo
Da ich auf einer inneren Station arbeite, habe ich sehr viel mit dementen Patienten zu tun. Einige sind auch agressiv und schlagen kratzen und beißen etc.Die meisten Patienten kennen wir schon, denn sie kommen immer wieder und wir wissen (die meisten jedenfalls) mit ihnen umzugehen. Trotz allem passiert es immer wieder, vor allem Nachts , daß ein Patient ausflippt.
Gaaaaanz früher, als noch junge und unerfahrene Schwester ist es mir öfter mal passiert daß ich gezwickt, gebissen oder gekratzt wurde.Als erste Schreckreaktion ist mir da auch die Hand zu einem Klaps ausgerutscht. Inzwischen erkenne ich die Anzeichen von gewaltbereiten Patienten ganz gut.Meist kann ich sie durch Reden ganz gut beruhigen. Wenn der Patient momentan nicht in Stimmung ist sich waschen zu lassen, dann versuche ich es halt später wieder.
Schlimmer finde ich die Besoffenen die bei uns des Nächtens zum Ausnüchtern von der Polizei abgelegt werden. Da flogen dann schon mal Flaschen ,vom Pat. geworfen, durch die Luft, oder er griff die Nachtschwester an. Wenn er alleine im Zimmer, dann Türe zu und wartenbis Hilfe kommt, wenn er andere Patienten gefährdet reden-reden-reden-bis Hilfe kommt. Hilft das alles nichts und ist akut Gefahr für mein Leib und Leben oder das anderer Patienten, dann wende ich schon mal Gewalt an wenn ich angegriffen werde. Passiert Gottseidank sehr selten, ist aber schon vorgekommen.Ich bin Grundsätzlich gegen Gewalt, aber manchmal gibt es Situationen da geht es nicht anders.
Alesig
 
Als ich mein FSJ gemacht habe, gab es 2 Bewohner, die recht agressiv waren.
Der eine fing an zu meckern, sobald man früh´s ins Zimmer kam. Dabei beleidigte er das Pflegepersonal richtig übel. Sowas wie: dummes Euterviech....das war noch harmlos. Und zur Krönung habe ich einmal nen heftigen Klaps auf den Hintern bekommen.

Der Andere war als Ausreißer bekannt. Oft gelangt er schon außerhalb des Heims, wobei wir dann von der Pforte angerufen wurden. Wenn er sah, dass dann jemand hinter ihm her war, um ihn auf Station zu bringen, rannte er erst recht weg. Wenn man ihn zurückbringen wollte und auch ruhig auf ihn einredete, tat er alles: beißen, treten, kneifen, schlagen. Und dieser hatte sehr viel Kraft!
Einmal bekam ich ne derbe Kopfnuss und musste die nächsten 2 Tage mit Kopfschmerzen arbeiten.
Einmal stand dieser Bewohner mit einem Messer vor mir.

Habe bis heute nicht gelernt richtig mit solchen Menschen umzugehen.

Das dumme ist einfach, dass der ''Pausenraum'' und die Küche offen waren, sodass jeder Bewohner an alles ran kam. Es gab keine Tür und man kann ja nicht ständig aller 2 Minuten in die Küche rennen, um zu schauen, ob da wer ist.
 
Hallo, als Arbeitsunfall hab ich in gemeldet und auch ins Buch eingetragen. Emotional brauch ich keine Unterstützung!!!Über diesen Fall würde auch gesprochen. Hab jetzt lange überlegt, und morgen werde ich Kündigen! Ich kann und will mir von Pat. nicht mehr körperlich und psychisch Schaden zufügen lassen. Obwohl ich erst 9 Jahre in der Pflege arbeite.

LG
 
Hallo couchpotatoe ,
ist dieses Ereignis jetzt wirklich ausschlaggebend für Deine Entscheidung? Mal abgesehen davon , daß es echt heftig war...
Oder überlegst Du schon länger , daß Du aus der Pflege willst?
Ich hatte auch schon ein Erlebnis , wo mir ein Patient die geballte Faust ins Gesicht geschlagen hat , aber deswegen hätte ich nicht kündigen wollen...
Überstürz nichts und versuch doch mit jemandem zu sprechen. Du sagst zwar , daß Du keine Unterstützung brauchst , aber irgendwie glaube ich das nicht so ganz.
Alles Liebe für Dich.
Ernie
 

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