Wundversorgung in der Arztpraxis

Leoluca

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23.09.2009
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Hallo !
Ich habe mich gerade nach langem Überlegen angemeldet, weil ich zwar nicht in der Pflege arbeite aber durch meine Außendiensttätigkeit sehr viel mit dem Thema Wundversorgung zu tun habe. In diesem Forum bin ich schon als Besucher gewesen und habe auch viel gelernt. Als gelernte Arzthelferin mit 15 jähriger Berufserfahrung bin ich medizinisch nicht ganz unerfahren, habe mich durch Fachbücher und Fragen an Wundmanager aber noch ein bisschen kundiger gemacht.Was mich aber komplett umgehauen hat, ist der Umgang mit chronischen Wunden in der Arztpraxis, bei einigen Pflegediensten und auch in manchen Altenheimen. Ich weiß, dass ich mir damit jetzt keine Freunde mache, aber ich muss das auch einfach mal loswerden. In der Praxis der Ärzte wird die Wundversorgung auf Spannbettüchern ohne Antiseptikum, ohne Handschuhe und wenn möglich mit Betaisodona vorgenommen. Die Patienten sollen vorher die Wunde zu Hause ausduschen. Dann wird irgendwas auf die "gereinigte" Wunde gegeben, am besten ein Hydrokolloid mit Silber, das passt ja immer. Beim nächsten Verbandwechsel (manche dürfen nur 1x pro Woche kommen) ist dann alles grün-gelb und stinkt. Trotzdem wird unverdrossen so weiter gemacht. Auch Salbenverbände gelten noch als gute Therapie. Ist das normal ? Kämpfe ich gegen Windmühlen oder soll ich kapitulieren ?:emba:
 
Hallo Leoluca,

schön, dass Du das los werden möchtest.
Man hat in der Tat das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen. Dennoch hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan.
Es geht aus Deinem Post nicht hervor, wo Du gerade tätig bist. Wenn Du gelernte Arzthelferin bist und auch in einer Arztpraxis arbeitest, kennst Du doch auch sicher das Problem des Budgets. Ein Arzt hat nicht sehr viel Spielraum, hat Angst vor Regressen. Einerseits zu Recht. Andererseits kann man auch an dieser Stelle ansetzen, wenn man weiß wie, und der Arzt zu einer Kooperation bereit ist bzw. sich darauf einlässt.
Es gibt aber auch Ärzte, die stets so weiter machen, wie Du es bereits beschrieben hast.
Letzendlich kann nur derjenige, der den Verbandwechsel durchführt, remonstrieren oder/und der Pat. sollte informiert werden, dass unsteriles Vorgehen der Wunde schadet und dass es "bessere" Methoden gibt.
Letzteres erfordert viel Fingerspitzengefühl.
Die Patienten mit chronischen Wunden haben ohnehin einen langen Leidensweg hinter sich und haben sich mit stinkenden, nässenden Wunden abgefunden. Sie haben damit gelernt zu leben, aber sie würden nie auf die Idee kommen, dass der Wundzustand auf unsterile, falsche Vorgehensweise beruht. Sie vertrauen ihrem Arzt.
Wenn alle Beteiligten darauf bestehen würden, dass solcherlei Arztanordnungen konsequent missachtet werden und man die Patienten dazu bewegen kann, sich in die Hände von Experten zu begeben und sich gegen obsolete Behandlungsmethoden zu wehren, dann würde sich das Blatt ganz schnell wenden.
Aber wie gesagt: es hat sich bereits viel getan, viele Ärzte sind auch tatsächlich an Wundmanagement der modernen Art interessiert und wenden es auch an.

LG
Trisha
 

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