Wundinfektionen durch richtige Versorgung vermeiden

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[06.12.2004]

Wundinfektionen durch richtige Versorgung vermeiden

Individuelle Faktoren für Wundinfektionen mitentscheidend

Durch die richtige Durchführung von Hygienemaßnahmen lässt sich das Risiko für Krankenhausinfektionen, auch als nosokomiale Infektionen bezeichnet, deutlich verringern. Entscheidend dabei ist, dass Hygienemaßnahmen nicht bedingt durch Zwänge ökonomischer Probleme bzw. DRG-orientiertem Fallmanagement der Krankenhäuser reduziert werden.

In operativen Disziplinen liegt das Hauptaugenmerk der Krankenhaushygiene in der Vermeidung einer krankenhaus-erworbenen Infektion, insbesondere der Verhinderung einer prä-, intra- oder postoperativen Einschleppung von Bakterien in ansonsten keimfreie Wunden sowie die Vermeidung einer Kontamination von Wunden durch Keime aus anderen Körperkompartimenten.

Daneben ist zudem der Prävention von berufsbedingten Infektionen bzw. der Schutz der Mitarbeiter von wesentlicher Bedeutung. Dazu zählen das berufsbedingte Panaritium sowie virale Infektionen wie Hepatitis B, Hepatitis C und die HIV-Infektion.

Von vordergründiger Bedeutung ist der Infektionsschutz im Operationssaal. Zum Verständnis der Ursachen einer perioperativen Wundinfektion muss berücksichtigt werden, dass die Keimeinschleppung nie allein verantwortlich ist, sondern stets eine Imbalance zwischen dem Keimwechsel sowie lokalen und systemischen Abwehrmechanismen vorliegen muss.

Auch ist die Konzentration der eingebrachten Keimmenge entscheidend. Von besonderer Bedeutung sind zudem internistische Grunderkrankungen, wie insbesondere Diabetes mellitus und Durchblutungsstörungen.

Eine überragende Bedeutung bei der Reduzierung operationsbedingter Infektionen hat die richtige Planung. Hierbei sollte ein möglichst standardisiertes Operieren eingehalten werden. Es ist davon auszugehen, dass bis zu 50% aller aseptischen Operationswunden mit einer zumindest minimalen Keimflora besiedelt sind. Allerdings betragen die Wundinfektionsraten bei aseptischen Eingriffen in der Unfallchirurgie nur 2 bis 3%.

Auch bei offenen Frakturen, bei denen von einer erheblichen primären bakteriellen Kontamination auszugehen ist, liegen die postoperativen Infektionsraten unter 10%. Dies ist sicherlich nicht nur die Folge von Hygiene- oder Desinfektionsmaßnahmen, sondern wird durch immer besser werdende Operationstechniken erreicht.

Von entscheidender Bedeutung sind dabei die Einführung von biologischen Osteosyntheseverfahren, zwei- oder mehrzeitige Verfahren bei komplexen Verletzungen, initial offene Wundbehandlungen bei offenen Frakturen, sorgfältiges Wunddebridement sowie die präliminare Fixateur externe Stabilisierung mit oder ohne sekundärer innerer Osteosynthese.

Neben der Infektionsquelle „Operationssaal“ kann es in der prä- und der postoperativen Behandlung zu sekundären Wundinfektionen kommen. Eintrittspforten sind dabei vor allem offene Drainagekanäle sowie flächige Defektwunden. Infektionen lassen sich durch sorgfältigen Verbandswechsel und Wundnachschau verhindern. Dies sollte stets durch erfahrenes ärztliches Personal gemeinsam mit Pflegekräften durchgeführt werden.

Ein größerer Verbandswechsel sollte stets zu zweit durchgeführt werden. Trockene aseptische bzw. reizlos sekundär verheilende kontaminierte Wunden bedürfen in der Regel keines Verbandes. Sezernierende Wunden müssen durch einen Wundverband abgedeckt werden, der gegenüber der Wundfläche durch eine Fettgaze oder durch ein Hautersatzmaterial vor dem Verkleben geschützt wird.

Durch Antiseptika, wie zum Beispiel PVP-Iod-Präparate, lässt sich bei infizierten Wunden oder sekundär heilenden Wunden die Keimbesiedlung reduzieren. Auf Wunden sollte grundsätzlich nur steriles Material aufgelegt werden.

Beim Verbandswechsel sollten vom medizinischen Personal grundsätzlich Handschuhe getragen werden. Dies schützt nicht nur den Patienten vor einer sekundären Infektion, sondern auch den Mitarbeiter vor einer berufsbedingten Erkrankung (Prof. Dr. med. Tino F. Schwarz, Gelbfieber-Impfstelle, Facharzt für Labormedizin, Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, medizin.de)

Quelle: www.medizin.de
 

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