Wie sediert ihr intubierte Patienten?

Susi_Sonnenschein

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Intensiv
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Ich war vor Kurzem auf einer Fortbildung und da kam in Bezug auf Delirprophylaxe unter Kollegen das Gespräch auf Dexdor und/oder Sedalam zur Sedierung.

Ich kenne es aus meiner Klinik noch nicht, die Kollegen aus anderen Kliniken waren aber durchweg positiver Meinung.

In der Zwischenzeit habe ich mir auch Infomaterialien bei den Herstellern eingeholt, mich würden aber auch eure Erfahrungen interessieren. In der SuFu hab ich nurnThreads gefunden, die schon 5 Jahre alt sind. Es gibt bestimmt Noch mehr, bei denen es verwendet wird, oder?
 
Dexdor wurde bei uns eine Weile verwendet, aber im Verhältnis von Kosten und Nutzen wieder fallen gelassen - es brachte keinen Benefit für die Patienten.
 
Ok - was wird dann in euren Kliniken verwendet?

Hat sich die Delirrate nicht gebessert?

Benutzt wer Sedalam?
 
Bei Zn Rea: Isofluran + Remifentanil.
Langzeitsedierung: Sufentanil + Midazolam.
Kurzzeitig auch mal Propofol.

Zur Delirsteuerung in der Aufwachphase: Clonidin. Falls das als Notwendig erachtet wird aber aufgrund Bradycardie nicht sinnvoll gesteigert werden kann, dann kann es auch mal sein, dass Dexdor genommen wird. Dabei kann ich durchaus einen Benefit für die Patienten sehen und würde es gerne öfter einsetzen, allerdings ist Dexdor tatsächlich unverschämt teuer und wird daher nur in Ausnahmesituationen eingesetzt.
Andere Delirsteuerung: je nach Psychiatrischem Konsil... :-)

Sedalam? noch nie benutzt (in 20 Jahren ITS)

Gruß spflegerle
 
Danke spflegerle, bei euch läuft es dann zumindest etwas ähnlich wie bei uns.

Bei Midazolam haben wir nur das Problem, dass sich die Aufwachphase oft sehr verzögert. Gas wird bei uns selten eingesetzt (vielleicht 1 Patient/Monat).

Auf der Fortbildung hatte ich nur das Gefühl, wir wären die einzigen, die noch Propofol und Midazolam geben.

Bei Delir wird bei uns Clonidin oder Haloperidol gegeben. Aber wir haben schon verhältnismäßig oft delirante Patienten und meine Hoffnung war es jetzt, das durch die o.g. Medikamente etwas verbessern zu können.
 
Es gibt erste Kliniken die sedieren gar keine Patienten mehr. Teilweise wird dort auf Intensiv sogar wach intubiert.
 
Der Ansatz mit Dexdor bzw. Sedalam ist ja wohl auch, dass man die Patienten wach hat mit guter Tubustoleranz (RASS -1/0).

Gerade in Hinblick u.a. auf frühe Mobilisation ist es ja gut, die Patienten wach zu haben. Ganz ohne Sedierung haben wir aber oft bei älteren Patienten das Problem, dass der Tubus nicht wirklich toleriert wird.

Deshalb fand ich die Erfahrungen mit Dexdor so interessant von den Kollegen. Aber ich befürchte, das Kostenthema ist bei uns ein k.o.-Kriterium...

Und Intubation ohne Sedierung... bräuchte bei mir glaub ich keiner versuchen !
 
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Bei Midazolam haben wir nur das Problem, dass sich die Aufwachphase oft sehr verzögert. Gas wird bei uns selten eingesetzt (vielleicht 1 Patient/Monat).

Bei Midazolam muss man den Daily Wake Up Call halt echt ernst nehmen und durchziehen, sonst dauert es wirklich ewig.

Dexdor wurde in meiner alten Klinik sehr oft beim Delir angewendet. Lohnt sich, wie narde aber sagt, wenn man damit auch zügig einen Erfolg erzielt.

Isofloran wird immer öfter eingesetzt.

Remifentanyl wird zudem sehr gerne für sehr oberflächliche, kurze Sedierungen eingesetzt (Stunden).

Garkeine Sedierung? Es sediert ja niemand aus Spaß. Was meinst du genau damit @Sosylos ? Und was genau heißt "wach intubiert"? "Guten Tag, bitte einmal den Mund weit auf?" Kannte nur einen ärztlichen Kollegen, der lediglich 20mg Etomidate gebraucht hat, dann den Tubus dem Patienten, der im Bett saß zügig reingemacht hat und dann direkt auf CPAP/ASB am Respirator gegangen ist. Das war das wacheste.

Schöne Grüße

Tool
 
ISOFLURAN
REMIFENTANIL

dezenter hinweis und nicht böse gemeint (wird sehr oft falsch geschrieben).

wir intubieren lediglich wach beim erwartet schwierigen atemweg (wach fiberoptisch).
generell ohne narkose zu intubieren, davon halte ich nichts.

das iso auf den Intensivstation verwendet wird, kenne ich bis dato gar nicht, aber interessant (wie sieht das praktisch aus, macht ihr das über ein "normales" kreisteil oder gibts da auch spez. systeme?? was für einen MAC strebt ihr an?? MAC awake??). ich kenne auf ips nur sevo via anaconda und dass auch nur äußerst selten.

ultiva ist für mich egtl die ideale Substanz und das perfekte opiat für eine ips, super gut steuerbar, kurze HWZ, sehr gute analgesie, organunabhängige metabolisierung - ich finde perfekt für die ips!! wird bei uns aber leider nur auf der kardiochir. ips standardmäßig verwendet.

zum ausgangsthread:
dexdor hin und wieder, sedalam quasi nie.
wir geben gerne paracefan (clonidin) via perfusor, hiermit gute efahrung. ansonsten werden Konsequent maßnahmen wie nachtruhe, licht dämmen in der nacht, etc. eingehalten

vor kurzem wurden "lärmampel" installiert. nettes gimmick und ne ganz gute eigenkontrolle.
 
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Ultiva wird bei uns nur in der Anästhesie verwendet, wir nutzen Sufentanil.

Danke für eure Infos!
 
so ist es vermutlich in den meisten kliniken - leider.. ultiva ist eine geniale Substanz wie ich finde..

Standarddosierung zur langzeitsedierung ist bei uns auch Propofol/sufenta. ggf. ergänzt oder ersetzt durch ketamin/dormicum.
 
ISOFLURAN
REMIFENTANIL

das iso auf den Intensivstation verwendet wird, kenne ich bis dato gar nicht, aber interessant (wie sieht das praktisch aus, macht ihr das über ein "normales" kreisteil oder gibts da auch spez. systeme?? was für einen MAC strebt ihr an?? MAC awake??). ich kenne auf ips nur sevo via anaconda und dass auch nur äußerst selten.

1. Tut mir leid :D
2. Iso via Anaconda. Geht genauso. Wird aber nicht via MAC gesteuert, sondern via RASS gesteuert. MAC Monitoring natuerlich trotzdem.
 
ok interessant, war mir neu dass das auch mit iso funzt.. wir haben nur adapter die mit sevo gehen, aber interessant, schon wieder was gelernt.
 
Hallo,

wir nutzen immer wieder viele verschiedene Konzepte ;-)

Langzeitsedierung mit
Sufentanil + Propofol oder Midazolam
oder
Esketamin + Midazolam

Z.n. Rea wird zwecks neurologischer Beurteilung ebenfalls wie bei anderen hier im Thema mittels Isofluran und Remifentanil sediert.

Bei uns wird aber auch durchaus viel mit MSI gearbeitet.

Sedalam finde ich super, gerade wenn es wirklich ums Schlafen geht. Allerdings hab ich auch schon den einen oder anderen massiven Blutdruckeinbruch gesehen nach entsprechender Gabe.

Dexdor und Clonidin, so unsere Erfahrung unterscheiden sich nicht so signifikant, so dass wir aus Kostengründen eher das Clonidin nutzen, dennoch ist Dexdor da und wird auch von Zeit zu Zeit eingesetzt.
 
Die S3 Leitlinie Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin von 2015 empfiehlt die kontinuierliche Gabe von α2-Agonisten wie Clonidin oder Dexdor zur Delirprophylaxe. Benzodiazepine werden hingegen nicht empfohlen, da diese erneut eine delirogene Potenz besitzen. Beatmete Patienten werden bei uns mit Sufentanil / Propofol sediert, wobei man einen RASS von 0 / -1 anstrebt und somit eher das Propofol reduziert. In der Früh- / Spätschicht erfolgt Delirscreening via CAM-ICU. Anaconda mit Isoflurane kommt auch ab und zu zum Einsatz, wobei wir dabei nicht über MAC steuern sondern RASS und die etIso-Konzentration.
 

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