[...]Nunja ich denke wenn der Patient am Wochenende ins Krankenhaus geht, dann sicher in erster Linie weil es ihm schlecht geht und nicht um irgendwelchen Wartezeiten zu umgehen.
Lass dir aus Erfahrung sagen, dass es manchen genau darum geht. Ich weiß nicht, wie viele Patienten ich an Wochenenden in der ZNA gesehen habe, die kamen, weil sie dachten, dass sie dann schneller dran kommen.
Da sind die Schmerzen dann nicht schlimmer geworden, die hat man auch schon gut und gerne mal vier Wochen, aber jetzt am Wochenende ist ja sowieso weniger los, da kann man ja mal kommen.
Ebenso finde ich es sehr anmaßend wenn eine Schwester meint einfach so eine Diagnose stellen zu können...
Das ist nicht anmaßend, sondern schlichtweg nicht erlaubt, da Diagnose und Therapie ärztliche Aufgaben sind.
[...]bzw. entscheiden zu können was Notfall ist und was nicht.
Ich denke, erfahrene Pflegekräfte können anhand der Aussage des Patienten einschätzen, ob es dringend ist oder nicht. Herzinfarkt, akutes Abdomen und Co sollte man mal irgendwann gelernt haben, und wenn Patienten quietschfidel vor einem sitzen und erzählen, dass der Fuß heute etwas mehr weh tut wie gestern, aber nicht so sehr wie vor zwei Monaten, wird es sich kaum um eine akute arterielle Embolie handeln
[...]In meinen Augen ist ein Notfall dann wenn ein Patient das als solchen empfindet.
Diese Aussage öffnet all den Patienten Tür und Tor, die hobbymäßig Selbstdiagnostik praktizieren und genau wissen, womit sie kommen und wie eilig ihr Problem ist.
Ein Notfall ist präzise definiert und wird nicht vom Patienten zu einem solchen deklariert. Sonst kann man jede alte Dame mit Stuhlneurose und Obstipation als Notfall in der ZNA aufnehmen, genauso wie den eingewachsenen Zehennagel von letzter Woche, die Kopfschmerzen nach durchzechter Nacht und und das verstauchte Handgelenk vom Basketballspielen.
Darüber dass hinter all dem auch etwas schlimmeres stecken
kann brauchen wir aber nicht zu diskutieren
[...]Warum sollte er sonst am Wochenende ins KH gehen, sicher nicht weil es dort so schön ist.
Aus o.g. Gründen. Es gibt solche und solche. Aber oft mehr solche als solche.
[...]Natürlich sind einige Dinge nicht so dringend wie andere[...]
Aber wer schätzt das ein? In Zeiten, wo immer mehr Stellen abgebaut werden, und manchmal nur ein Arzt für ein ganzes Haus da ist, der auch die INT und ZNA mit bedient, bin ich froh, wenn es qualifizierte Kollegen gibt, die mitdenken und mitarbeiten. Natürlich gibt es fähigere und weniger fähige Kollegen (du bist mit deinem Freund wohl an letztere geraten), aber i.d.R. sind die, die lange in ZNA und Co arbeiten, geschult genug, um gewisse Dinge einschätzen zu können.
[...]Was die Praxisgebühr angeht, warum diskutiert man mit Patienten darüber.
Ich denke nicht, dass der Diskussionsbedarf der Kollegen in den ZNA so groß ist, eher der der Patienten in spe. Genauso wie die Leute, die im ÖPNV beim Schwarzfahren erwischt werden und stundenlang rumdiskutieren anstatt zu bezahlen, gibts halt auch Patienten, die das Übel der Praxisgebühr dem Pflegepersonal höchstpersönlich zuschreiben und in absolut inadäquater Weise reagieren.
Was dir wiederfahren ist, ist natürlich mehr als blöd gelaufen. Dass eine Kollegin die Situation eines scheinbar schockigen Patienten so aufnimmt und nicht reagiert, ist jedoch unschön. Grenzt eigentlich schon an unterlassene Hilfeleistung...?
Hast du in deiner Ausbildung einen Einsatz in der ZNA? Wenn ja, vielleicht denkst du anschließend etwas anders?
Vielleicht sollte man auf den Einsatz von Ärzten in der ZNA ganz verzichten, da die Diagnostik ja eh schon von Fachpflegekräften erfolgt.[...]
Es spricht keiner von Diagnostik, sondern von der Einschätzung der Situation. Rufst du auf Intensiv jedes Mal einen Arzt, der dir dann
sagt, dass der Patient gerade blutet, krampft, oder reanimationspflichtig ist? Oder hast du die Fachkompetenz, so etwas selbst zu
sehen, zu handeln und den Arzt hinzuzuziehen?
Haben KollegInnen in der ZNA vielleicht ähnliche Fachkompetenz? Die aus o.g. Fall einmal abgesehen...
[...]Wo hat diese "nette" Gesundheits-und Krankenpflegerin diese Fachkompetenmz erworben[...]
Wahrscheinlich nirgends. Bist du sicher, dass es eine examinierte Kraft war, und nicht die Reinigungsfrau? (sorry, offtopic)
[...]Der Arzt stellt die Diagnosen und wenn da einer vor mir leidet, rufe ich doch eher einen Arzt als ihn nach Hause zu schicken.
Stimmt, der Arzt diagnostiziert, und
nur der Arzt hat das Recht, einen Patienten nach Hause zu schicken!
[...]Woher weiß ich dass der Mensch vor mir keine schwerwiegende Erkrankung hat?
Du kannst niemandem durchschauen (zumindest nicht mit bloßen Augen), aber es gibt Fälle, auch wenn ich mich wiederhole, die man ohne Arzt zu sein als "nicht lebensbedrohlich" und als "nicht-Notfall" einstufen kann, und sie in der Dringlichkeit nach hinten stellen kann. Was der Arzt dann damit macht, was er diagnostiziert und wie er weiterverfährt, ist seine Sache.
Dass das ganze auch furchtbar schief gehen kann (Bspw. Aortendissektion, "nur" mit HWS Symptomatik) bestreitet keiner.
Nachtrag: Meine Güte, ist der Beitrag lang geworden ^,^