Was ist anders im Ausland?

Aloha

Poweruser
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Hallo an alle in der Krankenpflege taetigen Personen :wavey: !!!!!!!

Habt Ihr Erfahrungen in Deutschland und im Ausland gesammelt?

Mich wuerde mal interessieren, welche Unterschiede Euch bei der taeglichen Arbeit aufgefallen sind - was gibt's in Deutschland, was es anderswo nicht gibt? Oder genau umgekehrt?

Vielleicht koennen wir ja ein bisschen was zusammentragen...

Ich fang' mal mit zwei Medikamenten an:
  • Piritramid (Dipidolor®) war ein fuer mich sehr gaengiges Schmerzmittel in D, "anderswo" war es voellig unbekannt, nicht gelistet und es kam eher Morphin zum Einsatz
  • Metamizol (Novalgin®), ebenfalls haeufig benutzt in D - ist mir im Ausland auch nicht begegnet, keine Zulassung da
Was koennt Ihr berichten???

(Ich hoffe, der Beitrag passt in's "Auslandsforum" - hier kann man ja auch Erfahrungsberichte schreiben...)
 
Ich habe meinen Erfahrungsbericht ja bereits über Südtirol aufgeschrieben. Mich würde einmal ein Bericht über Österreich und die Schweiz interessieren. Oder auch über die Tätigkeit in Saudiarabien.:trinken:Über England und Amerika habe ich hier schon einmal etwas gelesen, nicht aber über Irland.
Vielleicht "erbarmt" sich ja noch jemand?
 
Na gut, schreib' ich noch mal was ueber Saudi Arabien :D :

Was mir als erstes einfaellt:
Durch die strengen Drogen-Gesetze (Todesstrafe) ist das Arbeiten mit den Betaeubungsmitteln ein ganz anderes. Alle "Schlaftabletten" etc. muessen ebenfalls im Safe aufbewahrt werden.
Nach Verabreichung muss die leere Ampulle auf jeden Fall aufgehoben werden (habe ich allerdings in Deutschland auch schon erlebt). Ganz wichtig ist ausserdem eine sorgfaeltige Dokumentation mit Unterschrift der verabreichenden Person und einem Zeugen. Auch wenn der Rest einer Ampulle verworfen wird, muss das mit einem Zeugen geschehen.

Was ich in England und Saudi Arabien festgestellt habe:

Die "Charge Nurse" - also die schichtleitende Schwester ist ausser dem Management/Koordination der Station noch fuer die "Ueberwachung" der anderen Schwestern oder besser gesagt deren Aktionen zustaendig. Man muss also als Charge Nurse oefter eine Runde ueber Station laufen und kontrollieren, was die Mitarbeiter so treiben. Ggf. nachfragen, warum so und nicht anders reagiert wurde, aber man kann/muss auch gewisse Dinge anordnen: sei es den Patienten anders zu lagern oder eine Blutzuckerkontrolle. Habe ich so in D nicht erlebt und ich glaube, dass sich einige gewaltig auf den Schlips getreten fuehlen wuerden, wenn es das gaebe.....

Ausserdem: Jegliche Medikamentengabe (darunter fallen z.B. auch alle Infusionen) muss von zwei Nurses kontrolliert und abgezeichnet werden. Fand ich persoenlich nicht gut, da viele sich gedacht haben: der andere wird schon wissen, was er tut und so mit Sicherheit mehr Fehler auftraten als wenn nur eine Nurse verantwortlich gewesen waere. Auch habe ich mitbekommen, dass manchmal kurz vor Dienstende dem Kollegen schnell alle Medikamente, die er im Dienst verabreicht hat, unterschrieben worden sind.

Das mir der "bed side-Test" von Blutkonserven noch nicht ausserhalb von D begegnet ist, hatte ich im Forum schon mal erwaehnt. Fand ich merkwuerdig....

Soooooooo, na kommt, lasst hoeren was es noch so gibt, nicht so schreibfaul sein..........:wink: :wink: :wink:
 
Hallo zusammen !

Habe gerade Deine Beiträge gelesen und dachte mir das Dich vielleicht auch ein kleiner Bericht aus der Schweizer Krankenpflege interessiert ?

Also, seit ich hier arbeite (12 Jahre) hab ich auch noch keine "Dipidolor" gesehen und ja, als gängiges starkes Schmerzmittel wird auch hier viel Morphin oder die synth. Varianten "Pethidin" / "Vilan" gegeben, i.v. und/oder s.c. versteht sich.

"Novalgin" ist hier sehr gängig, i.v., Tbl., oder als Tropfen.

"Bed-side-Tests", werden auch hier nicht in jeder Klinik gemacht, auf der Station wo ich gerade arbeite (IMC/Wachsaal) wirds nun gemacht. Aber nur wenn der Pat. periop nicht schon bereits ein EK bekommen hat (dann hat es der OP bereits gemacht), sprich es das erste EK ist das er nach seiner Kreuzblutbestimmung (präop), bekommt.

Falls Du noch Fragen hast, nur zu :lol1:

Grüssle aus der Schweiz
 
ich war ein jahr in gambia (westafrika), der unterschied zwischen der pflege dort und hier lässt sich durch die unterschiedlichen lebensumstände, kultur, ... erklären.
für die pflege waren die angehörigen zuständig. schwestern verschreiben und verabreichen medizin, stellen diagnosen, machen verbände, ...
ach ja und dipidolor und novalgin gabs da auch nicht ;-) ab und zu mal ne paracetamol..

mich würde interessieren wie es in saudi-arabien mit der geschlechtertrennung aussieht. laut wikipedia ist die dort ja sehr extrem. wie läuft denn dann da das arbeiten im kh?
 
mich würde interessieren wie es in saudi-arabien mit der geschlechtertrennung aussieht. laut wikipedia ist die dort ja sehr extrem. wie läuft denn dann da das arbeiten im kh?

Hallo es,

bin Dir ja quasi noch 'ne Antwort schuldig :wink: (etwas spaet, da Umzug uebern grossen Teich......).

Zur Geschlechtertrennung in Saudi + Arbeiten im KH:

Beim Personal:
Maennliche Pfleger duerfen nur maennliche Patienten betreuen, weibliches Personal dagegen Maenner + Frauen. Hier ist die direkte Pflege gemeint (Leitungsposten wie Charge Nurse etc. sind nicht betroffen).
Ueblicherweise sind die Stationen nach maennlichen und weiblichen Patienten getrennt aufgeteilt.
Es gibt Maenner- und Frauen-Personal-Kantinen (wie auch immer man es nennen mag... Cafeteria o. ae.).

Fuer die Patienten:
Die Notaufnahme hat separate Wartebereiche fuer maennliche und weibliche Patienten.
Ueblicherweise laesst sich eine maennliche Person, die eine Taetigkeit an einer weibl. Patientin durchfuehren moechte (Labor, Arzt etc.) von einer weiblichen Person ankuendigen. Dies gibt den Frauen Gelegenheit, sich entsprechend zu kleiden/ verschleiern. Die weibliche Person (z.B. die zugeteilte Nurse) bleibt dann auch waehrend der Taetigkeit anwesend, z.B. Aufklaerungsgespraech durch den Arzt.

Als Mann in einem Pflegeberuf hat man also definitiv mehr zu beachten als als Frau. Man kann/sollte nicht so einfach in ein Pat.-zimmer "hereinplatzen", weil man die dort anwesende Schwester braucht. :dudu:

Soviel erstmal dazu, frag' ruhig, wenn Du noch mehr wissen willst.............
 
hallo, (aus österreich)
Unterschiede die mir bei schülern aufgefallen sind.
- Schülergehalt: 170-230 € je nach Diensteinteilung.
- Nachtdienste erst ab 4 Modul, und nicht mehr wie 6 nicht zusammenhängende Nächte. Ich hab in D noch 16 ND gemacht.
- hier gibt es module-semester in deutschland waren es lehrjahre:P.
- es gibt ein Unterrichtsfach, heißt - Pflegewissenschaften- , ist meist verhasst.
- Manche schüler können besser EKG lesen als ein Arzt

Dipi, gibts hier auch wird meist auf der chir. benutzt. Innere benutzt Alodan, Vendal... auch zum Fiebersenken (Leber-Niereninsuff.)
Es weden hauptsächlich Generika verwendet.

Jede Station hat ein EKG-gerät und ein Notfallwagen.

Dienstzeiten: 7:00-16:15 od 7:00-19:15 ND 19:00-7:00

Habt ihr Fragen?

@Aloha du bist aus Italien nach US gezogen, was hat sich verändert? Welche Aufgaben hast du jetzt?

herion
 
@Aloha du bist aus Italien nach US gezogen, was hat sich verändert? Welche Aufgaben hast du jetzt?

herion

Hallo herion,

ich arbeite (noch) nicht hier, kann also momentan nix berichten, aber ich halte Augen und Ohren offen :wink:........


Zu Deinem Beitrag:

Da wird den Krankenpflegeschuelern in Oesterreich also das EKG auswerten beigebracht, hab' ich das richtig verstanden?
Ist hier (US) auch im Lehrplan.
Und es wurde auch in Saudi Arabien erwartet, dass ich, wenn ich einen Doc wegen Herzrhythmusveraenderungen am Pat. anrufe, dazu sage, um was es sich handelt, da manchmal gleich telefonische Anordnungen getroffen worden sind.
In meiner Ausbildung (damals 8)) wurde das nur kurz angerissen bzw. erklaert - aber keiner waere wohl im Stande gewesen, nach diesen Ausfuehrungen auch wirklich was auf dem EKG zu erkennen (die Feinheiten, ganz grob natuerlich schon....).

Viele Gruesse,

Aloha
 
Noch ein Hallo aus Österreich!
Mich hat es vor kurzem nach Österreich als Lehrerin an eine Krankenschule verschlagen.
Inhaltlich gesehen ist die Ausbildung zu Deutschland nahezu identisch, was hier eher üblich ist sind über die normalen Schulfächer hinaus Unterricht in Fachenglisch, Schulautonomie und Ergonomie, das ist in Deutschland nicht flächendeckend Standard. Auch die Prüfungsmodalitäten unterscheiden sich (insbes. im Diplom), die Berufsbezeichnung (DGKS/DGKP: Diplom Gesundheits- und Krankenschwester/pfleger statt examinierte/r GuK), und vor allem legt das Gesetz einen größeren Schwerpunkt auf den Aspekt der Gesundheitsförderung als das deutsche.
Module oder nicht Module - das ist unterschiedlich. Bei mir an der Schule herrscht der klassische Fächerkanon, der in Deutschland ja durch den Lernfeldansatz wahrscheinlich früher oder später ganz abgeschafft wird, davon ist hier gar nichts zu spüren.
Pflegewissenschaften hatte ich vor Jahren in meiner Ausbildung auch schon in verschiedenen Fächern, wenn auch nicht unter der Bezeichnung als eigenständiges Fach.
Nahzu die gesamte Pflegefachliteratur inkl. Zeitschriften , die wir hier an der Schule verwenden, kommt aus Deutschland weil Österreich nicht so viel eigenes hat. Es gibt z. B. auch nicht so viele Berufsverbände/Berufsorganisationen.
Insgesamt kann ich nur sagen, dass die Unterschiede wirklich sehr gering sind, die Basis ist dieselbe. Echte Ausnahme ist natürlich das "Gehalt" der Schüler. Es ist wirklich für einige ganz schön schwierig, insbesondere, wenn sie von weiter weg kommen und ihren Lebensunterhalt alleine bestreiten müssen.
Gruß Anika
 
Aloha schrieb:
Da wird den Krankenpflegeschuelern in Oesterreich also das EKG auswerten beigebracht, hab' ich das richtig verstanden?
Ist hier (US) auch im Lehrplan.
Und es wurde auch in Saudi Arabien erwartet, dass ich, wenn ich einen Doc wegen Herzrhythmusveraenderungen am Pat. anrufe, dazu sage, um was es sich handelt, da manchmal gleich telefonische Anordnungen getroffen worden sind.
In meiner Ausbildung (damals 8)) wurde das nur kurz angerissen bzw. erklaert - aber keiner waere wohl im Stande gewesen, nach diesen Ausfuehrungen auch wirklich was auf dem EKG zu erkennen (die Feinheiten, ganz grob natuerlich schon....).
In D ist das ja eher verpönt. Nach dem Motto, man solle sich lieber um "pflegerische" Tätigkeiten kümmern als um "ärztliche"....:schraube:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke, Anika, fuer Deinen Beitrag!
Wieviele Stunden gibts denn Fachenglisch und was ist so ganz grob der Inhalt???

@Ying_Yang:
Ich frag' mich nur, wer diese Einteilung in "pflegerische" und "aerztliche" Taetigkeiten vorgenommen hat - scheint nur in den Koepfen zu existieren, denn eine Auflistung gibt's ja nicht.
Um beim EKG zu bleiben:
Es ist unbestritten wichtig fuer den Arzt, ein EKG lesen zu koennen. Aber auch im Rahmen der Krankenbeobachtung wichtig fuers Pflegepersonal. Man kann natuerlich darueber streiten, wie exakt man das EKG als Pflegepersonal kennen sollte. Hier ist's aber - meiner Meinung nach - nicht anders als bei Aerzten auch: je nach Fachgebiet, in dem man arbeitet. Auf kardiologischen Abteilungen z.B. sollte man schon mehr erkennen koennen :wink:.
Wenn man nach der Ausbildung nie wieder damit zu tun hat, ist es nur logisch, dass man vieles verlernt. Wechselt man jedoch die Station und braucht es hier, kann zu Recht erwartet werden, dass man sich die Kenntnisse wieder aneignet.
 
Hallo Aloha,
nicht so viel, aber besser als gar nichts! Im ersten Ausbildungsjahr gibt es 40 Stunden, im 2. und 3. je 20 Stunden.

Inhalte sind
- Kommunikation allgemein
- Kommunikation mit Patienten (z. B. über Befindlichkeit, Anteilnahme, wie erklärt man was, Aufforderung zu etwas, Smalltalk...)
- Begrifflichkeiten in Zusammenhang mit Zeit/Zeitraum
- pflegerelevante Fachterminologie (z. B. Körperteile, Organe bezeichnen können, Körperfunktionen,...)
- spez. Kommunikation bei Patientenaufnahme
- weiteres Vokabular aus Pflege, medizinischer Diagnistik und Therapie kennenlernen und anwenden
- Pflegeprozess, Pflegedokumentation, Pflegeevaluation
- Erste Hilfe (Wortschatz + Berichte lesen/verfassen)
- weiteres Vokabular aus verschiedenen Bereichen des Gesundheits- und Sozialwesens
- Themen mit aktuellem Bezug (z. B. "Komasaufen", Leben mit Behinderung,...)
- Bearbeitung von Pflegefachliteratur

Das ist ein grober Abriss aus dem offenen Curriculum für Gesundheits- und Krankenpflege des österreichischen Bundesinstituts für Gesundheitswesen (ÖBIG) (= derzeit verbindliche Grundlage für die Ausbildung österreichweit).

LG Anika
 
Ist ja besser als gar nix :wink:....

Ihr baut ja dann sicher auf das Schulenglisch auf, oder? Ist Englisch als Schulfach eigentlich Standard? Man koennte ja auch Franzoesisch und Spanisch gelernt haben :D.... Vom Englischen bekommt man zwar auch ohne Schulunterricht 'ne ganze Menge mit , aber trotzdem.......
 
Ja, Englisch ist Fremdsprache Nummer eins und mit dem Unterricht wird in der Volksschule bereits begonnen. Deshalb kann man auch gut daran anknüpfen. Spanisch und Französisch sind "Nebenfremdsprachen" und nicht überall verbindlich.
Gruß Anika
 
hallo ihr!
ich hab noch mal ne andere frage.nächstes jahr hab ich einen sechswöchigen wahleinsatz und würde gern nach england oder dänemark. hat jemand kontaktadressen, wo ich mich bewerben kann?ich bin dann im dritten lehrjahr. das wär total super,wenn ihr mir helfen könntet, denn meine schule unterstützt uns da nicht sonderlich.
grüße, marie
 

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