Hallo Elisabeth,
ein spannendes Thema. Auch ich habe ja vor 8 Wochen meine Osteosynthese bekommen, lag 7 Tage stationär und hatte so manche Zuzahlung (Medikamente, Transporte, Hilfsmittel etc.).
Da ich bis zu meiner Ausbildung über meine Eltern privat versichert war, habe ich damals so manche Rechnung gesehen und weiss, was Gesundheitsleistungen kosten. Auch jetzt bekomme ich noch am Rande mit, was für Hilfsmittel etc. aufgewendet werden muss.../Privatversicherte müssen ja erstmal alles vorstrecken).
Eine Eigenbeteiligung ist für mich ok...ich kann aus der Apothek eraus gehen udn hab evielleicht 10 ,- oder 20,- Euro ausgegeben; statt einige Hundert.
Ein Beispiel:
Für 30 Fertigspritzen Mono-Embolex zahlt die KV rund 300,- Euro. Wenn ich mich mit knapp 30,- daran beteilige, habe ich immer noch den "Löwenanteil" über die Solidargemeinschaft bekommen.
Ich habe für 6 Wochen einen Vacoped-Schuh gehabt; der Mietpreis beträgt etwa 200,- Euro. Auch hier beteilge ich mich gerne mit einem Minimalbetrag...habe ich doch eine moderne Versorgung genossen und brauchte keinen Gips.
Für den Zeitraum von 3 Wochen erhalte ich Krankengeld. Auch dieses sehe ich (auch wenn etwa 25 % am Netto "fehlen") als absoluten Luxus unseres Gesundheitssystems an.
Auf was ich zu Gunsten der Solidargemeinschaft verzichten würde (bzw- was man als Zusatzversicherung deklarieren könnte):
- Hotelkosten bei Kuren (Privatversicherungen zahlen auch nur die reinen Behandlungen ohne Unterkunft)
- Kleinere Hilfsmittel (Unterarmgehstützen z.B.) oder ähnliches würde ich selber finanzieren
Ich bin eher ein "Sicherheitsdenker" und habe für Zeiten von Krankheit/Arbeitslosigkeit etc. eigentlich immer einen "Notgroschen"...
Ich kann mir gut vorstellen, dass es noch zu harten Einschnitten kommen wird. Unsere medizinische Versorgung wird immer besser; ergo steigt die Grenze des "Machbaren" auch immer weiter. Dieses hat natürlich seinen Preis...das Optimum für alle gibt es nicht; hat es nicht und wird es auch nie geben.
Im Sinne der Ressourcenallokation werden immer begrenztere Mittel auf immer mehr Menschen verteilt werden müssen.
Hieraus ergibt sich also immer die Entscheidungsfindung, wer nun was bekommen kann und soll.
Mit solchen Fragen beschäftig sich z.B. auch das IQWIG (Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen).
Hier werden Gutachten und Studien erstellt, wenn ein fragliches Medikament als Standard in die Versorgung übernommen werden soll etc.
Beispiel:
Es gibt ja auch ein Insulin, welches man als Nasenspray applizieren kann (habe gerade den Namen nicht).
Nun hat eine Studie ergeben, dass dieses jedoch keine nennenswerten Vorteile gegenüber dem zu injizierenden Insulin bringt (ausser halt der Tatsache, dass die Applikationsart bequemer ist). Damit ist es als Standardversorgung "für alle" nicht zugelassen...es ist auch viel teurer als das herkömmliche Medikament.
Hier könnte man 2 Entscheidungen herbeiführen:
Jeder bekommt es zu Lasten der Solidargemeinschft...ist zwar mehr das doppelt so teuer, aber bequemer. Dann müssten alle hierfür tiefer in die Tasche greifen. Auf diese Weise wäre man in 10 Jahren bei einem KV Beitrag von 20 %.
Oder aber man sagt: Dieses ist der Gemeinschaft nicht zuzumuten. Wer sich nicht spritzen will, der soll sich das Medikament selber kaufen. Grundversorgung für alle, die es brauchen. Alles darüber hinaus bitte privat.
Beide Entscheidungen klingen hart.
Aber das ist nunmal die Realität im Gesundheitswesen.
Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass eine generelle Jährliche Selbstbeteilung eingeführt würde. Also dass man pro Jahr Behandlungskosten (für was auch immer) bis zu einem Betrag x (z.B. 500,- oder 1000,- Euro) selber zahlt und erst danach die KV einspringt. Man würde es sich dann gut überlegen, ob man mit banalen Dingen wirklich einen Arzt aufsuchen möchte.
Im Gegenzug hierfür senkt man Kassenebiträge und "friert" diese bei einer bestimmten Prozentzahl (z.B. 12 %) ein.