Überstunden, die Kollegen, das Gewissen und ich

Touhy

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23.10.2006
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Bürokauffrau
Funktion
Buchhaltung
Hallo...
Ich weiß nicht recht, in welches Forum dieser Beitrag gehört. Man möge ihn
verschieben, wenn es hier nicht passt.

Ich arbeite auf einer chirurgischen Station mit 32 Betten und wir sind oft zu
viert im SD, aber fällt der vierte aus, wird ersatzlos weiter gearbeitet. Wir
haben i.d.R. große TU-OPs im visceralchirurgischen Bereich, zwar auch
einige Hernien oder AP-Rückverlegungen, aber die meisten Sachen sind
schon relativ umfangreich. Zudem bedienen wir die Transplantationen
inclusive Vorbereitung der Patienten vor Transplantation wenn ein Organ
kommt. Das ganze hat zusätzlich zum normalen Stationsbetrieb einen
Zeitaufwand von ca. 2 Stunden und es muss schnell gehen. Meistens fällt
diese Vorbereitung in die Abend bis Nachtstunden. (naja, ist ja logisch...
tagsüber Hirntotdiagnostik, abends dann Organentnahme...) Das mal (etwas
länger) zu den Eckdaten.

Heute war so ein Tag, wir waren zu dritt, ich bin in die
Organtransplantationen nicht eingearbeitet, hatte an sich also damit nicht
viel zu tun. Es kam ein Patient zur Lebertransplantation und es musste eine
Menge vorbereitet werden. Meine beiden ins Thema eingearbeiteten
Kollegen waren äußerst gestresst, aber ich habe es so empfunden, als
rennen sie wie aufgescheuchte Hühner auf Station rum. Ich hab mit meinen
Patienten auch genug zu tun gehabt und konnte da jetzt auch nicht viel
weiter helfen. Ich kam nicht zu einer Pause und letztlich verließ ich die
Station eine halbe Stunde nach Feierabend. Also de facto eine Stunde mehr
als geplant. Ich organisiere mir meine Arbeit in der Regel so, dass ich zur
Übergabe fertig bin bzw. noch grenzwertig pünktlich gehen kann. Das klappt
nicht immer, aber meistens. Arbeit, die ich nicht schaffe, lasse ich bleiben.
Es gibt Dinge, die müssen nicht sein. Vielleicht verbringe ich auch zu viel
Zeit mit Zuwendung zum Patienten... ich weiß es nicht. Meine beiden
Kollegen waren noch da, als ich schon umgezogen war und taten noch dies
und das. Ich habe nun schon irgendwie ein schlechtes Gewissen. Was
könnte ich tun? Aus Pflichtbewusstsein länger bleiben? MEINE Arbeit habe
ich getan. Ich habe meine Prioritäten so gesetzt, dass ich die Zeit effektiv
nutze. Muss ich ein schlechtes Gewissen deswegen haben? Und wenn der
Patient nach einer kleinen OP den vierten post OP Tag hat muss halt der
zweite oder dritte Blutdruck an dem Tag nicht sein. Ich weiß nicht, was
meine Kollegen darüber denken, dass ich nicht länger bleibe, um alles
perfekt zu machen. Ich räume meinen Arbeitsplatz auf und räume auch oft
anderen hinterher, weil ich dieses Chaos nicht mag. Aber bin ich
verpflichtet, länger zu bleiben, weil es die anderen auch tun? Die
Krankenpflege ist ein 24Stunden Geschäft und was in 8 Stunden nicht
geschafft wird, muss eben von der nächsten Schicht gemacht werden -
oder eben weggelassen. Ich rede hier nicht davon, dass Verbände eine
Woche vor sich her gammeln oder Patienten nicht mobilisiert werden. Das
plane ich in meine Arbeit mit ein. Aber warum verdammt noch mal muss mal
ne Stunde oder sonstwie länger bleiben?? Ich bin nicht mit meinem Job
verheiratet, ich habe ein Privatleben und vor allem habe ich einen Heimweg
von ca. 45 Minuten und bin sowieso erst kurz vor 11 zu Hause. Alles aus
diesem Pflichtbewusstsein, die Arbeit noch zu schaffen, bevor der nächste
Dienst übernimmt. Ich habe es sehr angenehm empfunden als ich auf
Intensiv war. War meine Schicht zu Ende, konnte ich gehen. Niemand hat
erwartet, dass ich nach Feierabend noch einen Patienten aus der Sch****
gezogen habe. Hatte ich Feierabend, hat es der nächste Dienst gemacht.,
Warum herrscht dieses Verständnis nicht auf Normalstationen? Warum kann
man nicht sehen, dass Arbeit einfach auch nicht geschafft werden kann???

Die Pflegekräfte mit ihrem verfluchten Helfersyndrom sind echt selber
schuld, dass am Personal gespart wird. Wenn keins da ist und keine Zeit ist,
dann sollen halt Dinge weg gelassen werden - und nicht auf Teufel komm
raus das schlechte Gewissen beruhigt werden. Ich habe ausdrücklich kein
Problem damit, für einen kranken Kollegen an einem freien Tag
einzuspringen, aber diese halben Stunden jeden Tag länger dankt mir
niemand. Es sollten grobe Fehler passieren, Leute unversorgt bleiben, damit
endlich mal eine Katastrophe passiert. Nur aus solchen Sachen werden
Konsequenzen gezogen. Aber nicht aus dem Gejammer über ständige
Überstunden. Ich seh es echt nicht ein da mit zu machen. Ich hab keine
Ahnung, wie ich damit vor den Kollegen da stehe... eigentlich ist mir das
auch egal.
I do it my way.

frustrierte Grüße
 
Hallo, Touhy!

Erst mal muß ich Dir sagen, daß ich Deine Gedankengänge verstehe.

Bei uns geht es eigentlich immer stressig zu und es hat sich so eingebürgert, daß eigentlich jeder immer wieder mal länger bleibt, damit das Wichtigste (nicht Alles) erledigt wird und Nichts liegen bleibt.
Allerdings arbeite ich (meistens) in der Notaufnahme, da geht es nicht anders.

Zum Ausgleich kommt es aber auch vor, daß auf dem Lohnzettel 400Euro mehr gezahlt werden mit dem Vermerk "Danke".

Bei so einem Arbeitgeber macht man das gerne und es wird auch nicht darüber geschimpft oder gejammert. Es wird gemacht, was anliegt, wenn es anliegt.
Bei Dienstübergabe kann es die nächste Schicht sonst oft gar nicht schaffen, weil ja schon wieder Notfälle nachkommen, die von ihr dann versorgt werden.

Sicher gibt es auch ruhigere Zeiten, da können wir natürlich pünktlich gehen.
 
Die
Krankenpflege ist ein 24Stunden Geschäft und was in 8 Stunden nicht
geschafft wird, muss eben von der nächsten Schicht gemacht werden -
oder eben weggelassen.

Ich habe es sehr angenehm empfunden als ich auf
Intensiv war. War meine Schicht zu Ende, konnte ich gehen. Niemand hat
erwartet, dass ich nach Feierabend noch einen Patienten aus der Sch****
gezogen habe. Hatte ich Feierabend, hat es der nächste Dienst gemacht.,
Fairer Weise solltest du bedenken das die Intensivstation nachts zu mehreren ist und deren Aufgaben in der Nacht nicht so zeitaufwändig sind wie auf den peripheren Stationen.

Was du da abends an Arbeit liegen lässt fällt alles auf die eine (?) Nachtwache zurück die nach dir kommt.

Sagen wir mal du hättest diese Überstunde nicht gemacht. Dann hätte die Nachtqache diese eine Stunde Arbeit machen müssen.
Deine Kollegen haben zusammen ca. 2,5 -3 Überstunden gemacht, ja?
Was wäre wenn?
Dann hätte die Nachtwache erstmal 3,5h zu tun um "euren" Kram nachzuarbeiten.
IdR haben Nachtwachen aber auch Dinge die sie erledigen müssen.
Wenn ich 3 Stunden Spätdienst-Kram machen muss wenn ich zum Dienst komme, seh ich aber alt aus für die restliche Nacht.

Zum Thema: Bleiben und Kollegen(?) helfen oder gehen...

Nunja, das kommt drauf an finde ich. Kommt das häufig vor? Sind deine Kollegen nicht vernünftig organisiert?
Wenn es NICHT immer ist und es nicht an deinen Kollegen lag, dann finde ich es schon frech einfach abzuhauen.
Wenn man was vor hat klar, aber die Kollegen mit deiner Arbeit (ihr seid doch ein Team, betreut zusammen eine Station oder hab ich das falsch verstanden? Nur weil du dir den "besseren" Teil ausgesucht hast bist, stehst du doch nicht über der anliegenden Arbeit?!) da stehen zu lassen sehe ich als ziemlich unkollegial an!

Wenn es oft ist, habt ihr zu viele Aufgaben oder schlicht zu wenig Personal. Dann ist der Ansatz ein anderer.
Sind deine Kollegen nicht organisiert und laufen wirklich dumm im Kreis um die Arbeit rum, ists auch was Anderes. Dann muss man auch nicht immer hinterher räumen, dann gehts halt zur Leitung zur Klärung...


Edit: Achja, wenn es sich bei der weggelassenen Arbeit um Dinge handelt die nicht wichtig sind, dann liegt der Fehler ja noch ganz woanders, denn dann müsste das nicht angeordnet oder geplant sein...!
 
Und jeden Tag wieder weisen wir Pflegekräfte erneut nach, dass man auch mit noch weniger Arbeitskräften eine gute, akzeptable Pflege leisten kann.

Zitat aus dem Pflegethermometer 2007:
Mehrarbeit des Krankenpflegepersonals
Ein Indikator der Auswirkung der Rationierung von Personal ist die Zahl der geleisteten Mehrarbeit des bestehenden Personals. Die angespannte Personalsituation wirkt sich hier anscheinend sichtbar aus. So steigen die Mehrarbeitsstunden in der Studie54 vom Jahr 2003 mit insgesamt 745.000 am Jahresende auf insgesamt 850.000 am Jahresende 2006.55 Das entspricht einem Zuwachs von 13% oder umgerechnet ca. 592 Vollzeitstellen in der Stichprobe (bei Ø 1.437 Arbeitsstunden im Jahr 2005 [Institut für Arbeits- und Berufsforschung]). Die Zunahme von Mehrarbeitsstunden für den
zurückliegenden Zeitraum wurde bereits im Pflege-Thermometer 2002 für das Jahr 2001 dokumentiert.56 Es scheint sich demnach um eine kontinuierliche und stabile Entwicklung der letzten sechs bis sieben Jahre zu handeln. Rechnet man die Überstunden des Jahres 2006 bundesweit hoch, so käme man auf ca. 5.000 Vollzeitäquivalente, die durch das Klinikpersonal an Mehrarbeitsstunden im Jahr 2006 kompensiert wurden. Die Mehrarbeitsstunden werden in aller Regel durch Freizeitausgleich abgegolten. Sie können in der Realität der Betriebe nicht in eine Festanstellung von
Mitarbeitern überführt werden. Insofern kann an dieser Stelle nicht von fehlenden Krankenpflegekräften ausgegangen werden.
Es zeigt sich jedoch anhand der Zahlen, wie flexibel die Mitarbeiter den betrieblichen Belangen zur Verfügung stehen und wie sehr die Betriebe mit den
eigenen Personalressourcen „atmen“.
http://www.dip-home.de/material/downloads/Pflege-Thermometer2007.pdf

Und nun ist die Frage: wie soll nachgewisen werden, dass zu wenig Personal zur falschen Zeit am richtigen Ort ist. Wie müssen wir unsere Strukturen verändern um dieses Problem kompensieren zu können- und zwar im Tagesgeschäft und nicht als endlos lange Überstundensammlung.

Konstanten:
Der Pflegeaufwand kann nicht konkret vorausgesagt werden.
Das Budget ist begrenzt und wird durch die aktuellen Fälle beeinflusst.
Der Mitarbeiter hat einen Anspruch auf eine feste Dienstzeit.

Wie kann man dieses Problem sinnvoll für alle Beteiligten lösen- ohne gleich an das Helfersyndrom zu appelieren?

Elisabeth
 
Was sind Ressourcen in der Pflege von Patienten.
Was sind Bedürfnisse der gepflegten Menschen.
Was sind Wünsche und Selbstverständlichkeiten gepflegter Menschen.

Was sind Ressourcen der Pflege.
Was sind Bedürfnisse der Pflegenden.
Was sind Wünsche und Selbstverständlichkeiten der Pflegenden.

Darf ich so etwas nicht selbst haben, nur weil ich Krankenschwester bin und
im Gegensatz zu anderen eine klare Grenze setze.
Und ja, ich denke, meine Arbeit ist allein schon dadurch besser organisiert,
dass ich Nichtraucher bin und somit gut eine halbe Stunde effektiv mehr
arbeite - und das täglich, da ich meistens mit den selben Leuten im Dienst
bin. Von daher hält sich auch mein schlechtes Gewissen in Grenzen, die im
Ausgangspost beschriebenen Handlungen durchzuführen.

Und ich meine auch, was ich sage. Wenn etwas nicht zu schaffen ist, dann
ist das so. Nimmt irgendein Chirurg oder viel mehr die ganze Klinikleitung
Rücksicht auf die Personalbesetzung der Pflege? Es geht nur um Fallzahlen.
Ich nehme mir das Recht heraus zu sagen, dass ich dafür keine
Verantwortung übernehmen kann und muss. Wenn ich eine pflegerische
Maßnahme nicht durchführen kann, weil ich de facto gar nicht mehr da
bin... dann ist das so. Meine Patienten fühlen sich in der Regel schon gut
versorgt, denn wenn ich meine Bedürfnisse und mein Leben schütze, dann
kann ich auch zu anderen gut sein.

(Und wenn das andere Mitarbeiter nicht können, dann kann ich nichts dafür.
Ich habe Selbstpflege auch erst lernen müssen und habe mich jahrelang
aufgerieben und psychisch ziemlich gelitten und viele Dinge mit nach Hause
genommen. Das passiert mir inzwischen nicht mehr so oft, weil ich ein ganz
anderes Selbstverständnis für mein eigenes Leben habe.

Ich möchte hierbei noch mal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich
nicht um Notfallsituationen handelt, auf die sich das nicht durchführen
bezieht.
 
Und ja, ich denke, meine Arbeit ist allein schon dadurch besser organisiert,
dass ich Nichtraucher bin und somit gut eine halbe Stunde effektiv mehr
arbeite - und das täglich, da ich meistens mit den selben Leuten im Dienst
bin. Von daher hält sich auch mein schlechtes Gewissen in Grenzen, die im
Ausgangspost beschriebenen Handlungen durchzuführen.
Na, da hast Du wieder was angeheizt!!:wut:

Ich denke mir das meine seine Arbeit erledigen muß, und wenns das war, gehe ich nach Hause, wenns die anderen nicht schaffen, Pech..

Ich bin nicht der Koffer für die anderen wenn sie ihre Arbeit nicht schaffen und wenn sie 100x rauchen gehen, ( habe lange genug selbst geraucht und trozdem meine Arbeit geschafft)
Aber das muß man auch erst lernen.Du brauchst sicher kein schlechtes Gewissen haben wenn Du Deine Sachen zu Deiner Zufriedenheit erledigt hast.


lg Marley
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich denke das Problem ist dass hier einige Dinge miteinander verknüpft werden, die im Grunde genommen nichts miteinander zu tun haben, aber doch Einfluss auseinander haben.
Was sind die Fakten?
Personalausfall wird nicht kompensiert
    • gibt es einen Notfallplan – kann man sich an einen anderen Bereich wenden und Unterstützung erhalten?
    • Wenn ja warum wurde das nicht gemacht? Es kommt immer wieder vor das mögliche Hilfen aus falsch verstandenem Ehrgeiz, ich nenn es Dummheit, nicht eingefordert werden.
    • Wenn Nein warum gibt es so etwas nicht? Ist das Problem auf der nächst höheren Ebene überhaupt bekannt? Wurden Überlastungsanzeigen oder ähnliches geschrieben in denen auf die Problematik hingewiesen wurde? Ist die nächst höhere Ebene aufgefordert worden für Abhilfe in welcher Form auch immer zu sorgen?
    • Gibt es eine Absprache bezüglich der Prioritäten – das heißt ist eindeutig geklärt was unbedingt erledigt werden muss und was evtl. auch bis zum nächsten Tag liegen bleiben kann?
Das nächste Problem liegt nach meiner Meinung im zwischenmenschlichen Bereich und in der mangelnden Kommunikation.
  • Du bist in dem Bereich nicht eingearbeitet und von daher kannst du nicht wirklich beurteilen, ob deine Kollegen tatsächlich „wie aufgescheuchte Hühner auf der Station herumrennen“. Und da du wie Du selber schreibst meist mit denselben Kollegen Dienst hast fehlt dir die Vergleichsmöglichkeit.
  • Sprecht ihr nicht miteinander? Wenn es zu einer solchen Situation kommt, dass ein zusätzlicher Arbeitsaufwand von ca. 2 Stunden ansteht ,sollte man sich doch einen Moment Zeit nehmen und darüber reden, wer macht was und was wird überhaupt gemacht? Und korrigier mich wenn ich damit falsch liege – ist nicht die Vorbereitung zu einer Transplantation, die in einem bestimmten zeitlichen Rahmen abgearbeitet werden muss, mit einem echten Notfall gleichzusetzen?
  • Abschließend noch wäre es für mich eine Akt der Höflichkeit wie auch der Kollegialität , wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin den Kollegen zu fragen ob ich noch etwas helfen kann /soll. Und wenn das verneint wird kannst du mit gutem Gewissen nach Hause gehen.
Ich muss dir Recht geben, ständiges Gejammer über Überstunden bringt euch nicht weiter deshalb müssen die von mir Eingangs beschriebenen organisatorischen Dinge geklärt werden. Und es ist erforderlich sich auseinanderzusetzen und Absprachen zu treffen an die sich auch alle halten , aber das ist nicht immer einfach , denn es gibt auch unter den Pflegekräften eine Menge „ Halbgötter in Weiß „ die meinen es sowieso besser zu wissen.

Flocky
 
Hi touhy,
ich kann Dich auf der einen Seite verstehen, jedoch gehe ich nicht so ganz konform mit Deiner Meinung, die Dir natürlich zusteht.
Periphere Stationen haben andere Stellenschlüssel.
Ob man sich mag, oder nicht, es ist ein Team, was zwar in eigenen Bereichen alleine arbeitet, jedoch schlußletztendlich gemeinsam auf einer Station tätig ist. Endergebnis sollte eine vernünftig übergebene Station an den nachfolgenden Dienst sein.
Es sollte natürlich nicht sein, dass Du ständig den "Dreck" oder das mangelnde Zeitmanagement Deiner Kollegen ausbügeln musst und damit länger auf Station bleibst. Es sollte jedoch erfragt werden, wer noch Hilfe benötigt. Denn aus meiner Sicht konntest Du die Situation in Deinem vorgebrachten Beispiel nur bedingt analysieren, da Dir der Bereich noch zu unbekannt ist.
Natürlich soll sich keiner aufreiben, Du hast aus Erlebnissen der Vergangenheit gelernt. Und sicher ist es sinnvoll, im Rahmen der eigenen Kompetenz nicht strikt nach Schema F abzuarbeiten, wenn die Situation zulässt, das einige Arbeiten nicht durchgeführt werden. Es sollte jedoch nicht davon ausgegangen werden, das sie automatisch vom nachfolgenden Dienst aufgearbeitet werden. Wir arbeiten nun mal mit Menschen und nicht mit Autoteilen und wenn mein Patient kurz vor Feierabend ein Problem hat, dann hat mich das zu kümmern und ich kann nicht sagen, sorry, hab jetzt Schicht, Kollege kommt gleich.
Das selbe gilt, wenn aus dem Bereich meiner Kollegen in dem Moment ein Patient eine Problematik aufweist und sich meldet, die Du auch als nicht Eingearbeiteter erledigen könntest.
Da holst Du ja auch nicht den Kollegen, der gerade an einer anderen Baustelle arbeitet nur, weil Du jetzt Schicht hast.
Wenn Du mal viel zu tun hast und trotz guter Organisation zum Feierabend hin einen Engpass feststellst, weil man gewisse Dinge eben in der Pflege nicht vorhersehen kann, freust Du dich gewiss auch, wenn die Kollegen nicht einfach Tschüss sagen, sondern Dir unter die Arme greifen.
Ich denke, man muss das sehr differenziert sehen. Das ist, mit den Infos, die ich habe, auf die Dauer ein schmaler Grat.

Gruß
Synapse
 
Ich denke schon, dass ich unterscheiden kann zwischen Eile und Hektik. Ich
war mehr als einmal bei einer Reanimation anwesend und habe dort selten
Hektik erlebt. Jedoch aber Eile. Und ich persönlich halte es für unnötig,
durch den Stützpunkt zu rennen, denn dann geht mehr schief als nötig. Man kann
sich auch schnell bewegen, ohne hektisch zu sein. Rennen ist hier tatsächlich so
gemeint wie geschrieben und keine wertende Aussage
Und ja, es gibt Menschen, die in solchen Transplantationsgeschichten
wesentlich ruhiger und organisierter sind. Von daher denke ich mal, den Teil
kann ich schon beurteilen.
 
Hallo

ich erlebe gerade ähnliche Probleme. Bin vor ca. einem halben Jahr von der Intensiv auf eine allg. chirurgische Station gewechselt.

Auch bei meinen neuen Kollegen beobachte ich das sie kaum Prioritäten setzten. Egal wie viel zu tun und wie wenig Personal ist.

Thema meiner letzten Dienstbesprechung. "Kollegiales" Längermachen. Empfinde ich auch als total belastend. Das Gefühl bleiben zu müssen, weil ein Kollege noch nicht fertig ist oder weil die nachfolgende Schicht nicht belastet werden soll. Zur NW kann ich das noch bedingt verstehen. Aber müssen gleich aus Solidarität alle bleiben. Und was ist von Früh auf Spät.

Bei uns im Haus versuchen wir gerade etwas mehr Druck gegen die Geschäftsführung aufzubauen. Pflegemängel durch Personalmangel werden kontinuierlich gemeldet. Rechtsberatung aller Leitungen und wenn angebracht Überlastungsanzeigen. Ordentlich unruhig das ganze. Ob es hilft?

Unsere Besetzung für morgen 3 ex. 1 Hilfskraft und eine Sekretärin für ca 60 Betten bei 10 geplanten OP´s.

Gruß Norddeutscher
 
Ich mach's kurz, Touhy.
Du schreibst:
I do it my way.

Gut.
Wenn du deinen Job erledigt hast, nichts vergessen hast, du die Patienten so versorgt hast, dass du es mit dir und deinem Gewissen vereinbaren kannst, warum solltest du dann Überstunden schieben, nur weil es ein paar Kollegen tun?

Krankenpflege ist ein Beruf, für manche ist es eine Berufung.
 
Zur NW kann ich das noch bedingt verstehen. Aber müssen gleich aus Solidarität alle bleiben. Und was ist von Früh auf Spät.


Von Früh auf Spät bleuib ich idR nicht länger um noch mehr zu machen.
Wenn ich eine Aufnahme bearbeitet hab und von 20 Anordnungen noch eine über ist, mach ich die halt noch. Wenn noch Tbl gestellt werden müssen geb ichs an die Spätschicht weiter.
Die sind mehrere.

Aber an die Nachtschicht, die straffes Programm hat, geb ich wenig weiter. Tbl stellen oder so OK, aber wenn da noch 2 Aufnahmen unbearbeitet sind dann fang ich noch was ab.

Verstehe ich einfach unter kollegialem Arbeiten und hat nichts mit Berufung (siehe letztes post) zu tun!!
 
Auch bei meinen neuen Kollegen beobachte ich das sie kaum Prioritäten setzten. Egal wie viel zu tun und wie wenig Personal ist.
Ist es nicht deine Aufgabe als Stationsleitung deine Mitarbeiter dahingehend zu unterstützen , dass sie Prioritäten setzen können ,und es auch tun .Dazu bedarf es aber klarer Absprachen und auch den Willen diese auch einzuhalten.
Sicher es gibt immer wieder den einen oder anderen der sich verzettelt oder der sich an Absprachen nicht gebunden fühlt , aber auch diese gilt es mit ins Boot zu bekommenund das ist nur möglich indem man sich auseinandersetzt und gemeinsam nach Lösungen sucht .Ist nicht immer leicht, aber ich frage mich wie bzw. ob wir uns als Berufsgruppe jemals über Ziele einigen können wenn es noch nicht einmal innerhalb eines Teams funktioniert.
etwas ratlos
Flocky
 

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