So wird ein ganzer Berufsstand verunglimpft

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Barotrauma

Gast
Soll ihre Tochter Altenpflegerin werden, oder freie Berufswahl haben?

Das ist der Slogan mit dem eine Bamberger Versicherung zur Zeit wirbt.
Ich finde es skandalös. Aber es spiegelt eben auch das wieder, was viele von unserem Beruf denken. Früher hieß es, wer nichts wird wird Wirt. heute heißt es: Pflege kann doch jeder.

Mich hat keiner gezwungen Krankenschwester zu werden. Ich wollte es und habe es gelernt. Was zu meinen Zeiten erst nach fast 100 Bewerbungen und etlichen Einstellungstests und Vorstellungsgesprächen möglich war und selbst dann mussten nach den Probezeitprüfungen noch mal etliche Leute gehen. Ich finde diesen Slogan eine echte Frechheit.


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Was ist das für eine Versicherung? Worum geht es da? Vielleicht geht es um spätere Pflegebedürftigkeit der Eltern, die die Versicherung abfangen will (und eben nicht die Tochter)?
So würde ich das als erstes interpretieren...

Aber kenne den Kontext ja nicht...
 
Wer die Überschrift bei google eingibt, findet massenweise Protestnoten gegen die Deutsche Familienversicherung als Eigner des Plakats.

Weitere Proteste lassen sich sicherlich unter Kontakt bei der Firma unterbringen!
 
@Maniac- auch deine Interpretation macht es nicht besser. Was ist das für eine Sichtweise, von den pflegebedürftigen Eltern als Alte zu sprechen. Wenn man seine Eltern im Alter nicht pflegen kann weil man es sich nicht leisten kann aus dem Beruf auszusteigen... wie teuer mag so eine Versicherung sein? Ich denek mal- unbezahlbar. Professionelle Pflege gibt es nicht zum Nulltarif, auch nicht in 20 Jahren. Im Gegenteil.

Ergo: Volksverdummung auf ganzer Breite- so oder so. Aber dies leisten Versicherer ja immer, wenn es darum geht Gelder zu kassieren.

Elisabeth
 
Soweit ich das nun auf Facebook verfolgen konnte, scheint die Werbung nicht mehr verwendet zu werden und die Versicherung hat sich wohl auch entschuldigt.

So wie Maniac das interpretiert hat, ist es wohl auch gemeint gewesen.

Ziemlich unglückliche Situation.
 
Wo haben sie sich entschuldigt? Öffentlich? Das würde doch mal Mut zum Risiko zeigen. Für eine VerSICHERUNG eher unüblich.

Elisabeth
 
Ich weiß nicht inwieweit es hier erlaubt ist Facebook-Seiten zu verlinken, aber ich beziehe daher die Infos. Jedenfalls schreibt dort die betreffende Versicherung auf ihrer Seite, allerdings nur als Kommetar auf einen älteren Post, dass sie das Plakatmotiv bedauert und dass es nicht weiter ausgegeben wird.
 
"Soll Ihre Tochter Altenpflegerin werden oder freie Berufswahl haben?"

So lautet der Werbetext eines Plakates der Deutschen Familienversicherung, das zur Zeit im osnabrücker Raum öffentlich aushängt.



So sieht uns also diese "Familienversicherung" und wirbt damit für Pflegeversicherung, den Pflege-Bahr und andere Versicherungsleistungen.

Mit diesem Negativ-Image werden diejenigen Kollegen und Kolleginnen bedacht, die ohnehin schon am Limit des gesundheitlich, persönlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich erträglichen leben und arbeiten. - Diejenigen, die als Letzte unsere alten Mitmenschen in den Heimen und an anderen Orten nicht im Stich lassen, sondern bleiben.

Ich bin nicht bereit mir das gefallen zu lassen.
 
Soweit ich die Diskussion bei Facebook verfolgt habe, hat die Familienversicherung das sofort aus dem Programm genommen. (Wr auch immer diese Familienversicherung ist)

Außederdem verstehe ich dieses Plakat so: Wer sich nicht versichert, der muß seine Kinder zwingen "Altenpfleger" zu sein, da diese ihre Eltern pflegen müssen. Es ist die Botschaft, dass man sich versichern soll, eben um die Kinder nicht zu zwingen im Alter die Pflege zu erbringen.

Ich verstehe es nicht so, dass Altenpfleger hier als Negativbeispiel herhalten soll, wie z.B zu meiner Schulzeit "wer nix wird, wird Wirt".

Wie auch immer, das Ding ist doch schon weg.

https://www.facebook.com/Deutsche.Familienversicherung
 
So lautet der Werbetext eines Plakates der Deutschen Familienversicherung, das zur Zeit im osnabrücker Raum öffentlich aushängt.



So sieht uns also diese "Familienversicherung" und wirbt damit für Pflegeversicherung, den Pflege-Bahr und andere Versicherungsleistungen.

Mit diesem Negativ-Image werden diejenigen Kollegen und Kolleginnen bedacht, die ohnehin schon am Limit des gesundheitlich, persönlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich erträglichen leben und arbeiten. - Diejenigen, die als Letzte unsere alten Mitmenschen in den Heimen und an anderen Orten nicht im Stich lassen, sondern bleiben.

Ich bin nicht bereit mir das gefallen zu lassen.

....dann schau Dir mal die Personalaquise der Uni-München in "Die Schwester; Der Pfleger" an! Meiner Ansicht nach toppt das alles was an Dummheit unterwegs ist (sinngemäß ungefähr so: "Wenn Sie eine Schere von .... unterscheiden können, kommen Sie zu uns in den OP!" etc.)!!!!
 
Ich hab das überhaupt nicht diskriminierend verstanden. Ist aber laut Facebook eh vom Tisch, lohnt die Aufregung also nicht mehr.
 
Danke für den Hinweis. - Dann machen wir uns doch mal daran diesen und anderen Unfug als solchen zu benennen. Der eine Unfug hebt ja den anderen nicht auf oder macht ihn besser.
 
Es ist ein Spiegel des gesellschaftlichen Bildes eines Berufes, dem ein professioneller Status nicht zugestanden wird. Deshalb ist es nicht befriedigend, dass die Versicherung einen Rückzoeher gemacht hat. Die Tatsache, dass diese Sichtweise existiert/e, ist das Problem. Und das wird fortbestehen, solange sich die Pflege nicht professionalisiert und sich über Pflegewisenschaft und eine Pflegekammer nicht die Deutungshoheit erkämpft und zugleich ein gesellschaftlich legitimiertes Organ hat, das gestützt auf Gesetze solchen Verunglimpfumpfungen öffentlich sofort den Garaus macht. Wird Zeit, dass der Pflegeberuf als das Rückrat des Gesundheits- und Pflegewesems endlich den gesellschaftlichen Status bekommt, der ihm entspricht und zusteht.
 
... Wird Zeit, dass der Pflegeberuf als das Rückrat des Gesundheits- und Pflegewesens endlich den gesellschaftlichen Status bekommt, der ihm entspricht und zusteht.

Liebe Kollegin, lieber Kollege,

ich stimme dir ganz zu. - In einem Punkt möchte ich es doch erweitern:
nicht warten, bis wir den gesellschaftlichen Status bekommen,
sondern uns den Status und die Deutungshoheit nehmen. Durch unser Handeln und Sprechen (!) nehmen
- wie das vor über hundert mit Protesten u.a.m. die Frauen getan haben.

Aufhören, auf die Frage nach dem Beruf "nur" Alten-/ Gesundheits- und Krankenpfleger zu sagen. Und unsere Inhalte konkret und positiv formulieren.
 
Vielleicht haben dieses schlechte Bild von unserem Beruf auch nur Leute die damit nichts zu tun haben. In meinem Freundeskreis und in meiner Familie sowieso kamen noch nie auch nur annähernd vergleichbare Reaktionen. Die wissen, wass wir in der Pflege tagtäglich leisten, fü welches Gehalt mit welchen Belastungen. Als ich das Plakat meinen Freunden gezeigt habe, waren die total entsetzt.

Es kommt nicht darauf an, wie das Plakat interpretiert werden kann, sondern, darauf wie es die meisten interpretieren und die interpretieren es eben so, wie ich es auch interpretiert habe.
 
Vergrößern wir mal den Blickwinkel. Alte Menschen pflegen ist eine Last. Das stört bei der eigenen Karriere. Altenpflege ist kein Beruf sondern ein notwendiges Übel.

Elisabeth
 
Also ich hätte das Plakat ganz anders verstanden. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Zukunft, werden eventuell viele genötigt sein in die Altenpflege einzusteigen, ob sie wollen oder nicht.
 
Also ich hätte das Plakat ganz anders verstanden. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Zukunft, werden eventuell viele genötigt sein in die Altenpflege einzusteigen, ob sie wollen oder nicht.
In die Angehörigenpflege wohlgemerkt. Die professionelle Pflege wird sich eh kaum einer komplett leisten können. Vollkasko wird versprochen. Teilkasko wird es werden bei den zu erwartenden Preisen.

Elisabeth
 
Gerade auf Fb die Reaktion des Versicherungsmaklers der Bossling e.K. gelesen:
Mittlerweile geht mir das Gejammer von ein paar Altenpflegern, die sich wegen eines Plakates (!) zu Diskriminierungsopfern aufwerten müssen, auf die Nerven.

Vielleicht solltet Ihr diskriminierten Altenpfleger einmal folgende Zahlen vom Statistischem Bundesamt lesen und verstehen:

In 2009 wurden in Deutschland ca. 4.000.000 Patienten als Pflegefall gepflegt. Hiervon erhielten (nur) 2.330.678 Patienen Leistungen aus der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung.
(1.620.762 ambulante und 706.916 stationäre Pflegefälle). Die Angehörigen der ca. 1.669.000 Pflegefälle ohne Leistungen haben den den Beruf der qualifizierte Altenpflegekraft in Mehrzahl sicher nicht freigewählt... und selbst bei Leistung aus der Pflegepflichtversicherung werden 40% aller Pflegefälle zum Sozialfall, Kinder müssen nach Abzug von Freigrenzen zahlen und/oder selber pflegen!

All´ Ihr Alterpfleger, die Ihr verstanden habt worum es wirklich geht, nähmlich um die Anerkennung eurer qualifizierten Pflegetätigkeit. Einer Pflege, die liebevoll tagtäglich erbracht wird und dann von den Angehörigen (auch mittels Versicherungsschutz) in einer angemessenen Höhe bezahlt werden soll...
 
Versteht mich nicht falsch, aber so richtig verstehe ich diese Aufregung einfach nicht. Immer wieder liest man mal vor allem in Pflegeforen, wie sich Pflegekräfte über ihre Situation, darunter auch die mangelnde Wertschätzung, beschweren. Leider verpufft das Ganze dann wieder ziemlich schnell, warum auch immer.

Aber kaum bringt eine scheinbar sehr gedankenloses Versicherungsunternehmen eine unglückliche Werbung, wird dieses im Internet richtig angefeindet.

Bin ja gespannt ob diese Wut in etwas Konstruktives umgewandelt werden kann.
 

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