"Selbstverständlichkeiten" in der Pflege

Elisabeth Dinse

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Krankenschwester, Fachkrankenschwester A/I, Praxisbegleiter Basale Stimulation
Akt. Einsatzbereich
Intensivüberwachung
Ich habe nur grundsätzlich ein Problem damit, wenn es für jede Selbstverständlichkeit dann wieder weitergebildete Fachpflegekräfte mit Schein gibt, dann geht es weg von der ganzheitlichen Pflegearbeit hin zu Funktionspflege.
http://www.krankenschwester.de/foru...trainer-fuer-sturzpraevention.html#post101178

Diese Aussage aus dem Thread bringt mich auf die Frage: was sind denn Selbstverständlichkeiten?

These: Selbstverständlichkeiten sind Handlungskompetenzen, die man in dem entsprechenden Fachgebiet erwirbt. Welche Grundlageninfos brauchts dafür und wo bzw. wie kann man die erwerben?

Elisabeth
 
Hi,
nun, ich würde sagen, Handlungskompetenz erwirbt man auch durch Erfahrungen sowohl negativer als auch positiver Natur, Natürlich auch durch Wissenserwerb in Form von Fort- und Weiterbildungen.
Die Frage ist dann natürlich: Wer überprüft oder bewertet meine Handlungskompetenz. Ein Schein von einer FB alleine sicher nicht, auch die Dankbarkeit oder Zufriedenheit meiner Patienten.

Gruß
synapse
 
Ich meine eigentlich: Ist es so, dass ich wenn ich handlungsorientiert arbeite selbstverständlich handele im Sinne von ausreichend. Und das man als "hochspezialisierte" Fachkraft die handlungsorientierten Tätigkeiten verdrängt...sozusagen der Aufgabe so eine Bedeutung mitgibt, dass der Rotinier sich damit überfordert fühlt und sich zurückzieht.

Hier prallen zwei Auffassungen aufeinander. Unterschiedliche Werte werden sichtbar. Handlungsorientiertes Arbeiten vs. reflektiertes Arbeiten.

Was ist eine Selbstverständlichkeit?


Elisabeth
 
Hallo
Selbstverständlichkeiten fangen für mich schon im Kleinen an.Dafür bräuchte man noch nicht mal eine Ausbildung.
Benutzt ein Patient die Bettschüssel bekommt er selbstverständlich die Möglichkeit sich nacher die Hände zu reinigen -Selbstverständlich ?
Begleite ich einen Patienten zur Toilette , gehe ich nachher mit ihm am Waschbecken vorbei- Selbstverständlich ?
Bei der letzte Abendrunde, wird den Bettlägrigen ermöglicht sich die Zähne/Prothese zu putzen- Selbstverständlich ?
Ich schicke die Besucher aus dem Zimmer wenn ich pflegerische Verrichtungen erledige, beim Nachbarpatienten, auf wunsch auch die Angehörigen-Selbstverständlich ?
Kein Patient sollte gleichzeitig auf dem Klostuhl seine Bedürfnisse verrichten und nebenher Essen müssen -Selbstverständlich ?
Ich könnte hier seitenlang Beispiele niederschreiben, die für mich Selbstverständlich sind, für die ich meiner Meinung nach keine Fachkompetenz brauche, sondern nur gesunden Menschenverstand oder/und Einfühlungsvermögen.
Selbstverständlich sollte sein, daß jeder so arbeitet daß der Patient keinen seelischen und körperlichen schaden davonträgt und der Genesungsprozeß nicht gestört wird.
Alesig
 
Selbstverständlich sind für mich auch ganz einfache Dinge.

Zum Beispiel, wenn ein Patient über Kopfschmerzen, Magenschmerzen klagt, sage ich nicht sofort...Ok, ich gebe das dem Arzt weiter, sondern bleibe im Gespräch. Ich finde, es wichtig im Gespräch zu bleiben und ihm zu vermitteln, dass es für ihn und für mich wichtig ist, zu überlegen, was tut mir jetzt gut.

Der Kontakt muss nicht lange sein, aber er muss so sein, dass eine Kommunikation entstehen kann.

Nicht als Informationsweitergabe vom Patienten, dieser hat Schmerzen und jetzt gebe ich das an den Arzt weiter.

Soll er doch klären, was weiter passiert. Natürlich informiere ich auch den Arzt darüber. Habe aber eventuell schon mit dem Patienten gemeinsam eine Lösung gefunden, die keiner Medikation bedarf und auch eventuell den Patienten von mir unabhängiger macht mit seinem Problem umzugehen.

Er hat meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Frage ihn, ob er eine Erklärung oder Zusammenhänge für seine Beschwerden sieht?

Versuche gemeinsam mit ihm zu überlegen, warum tritt das jetzt auf?
Kennt er das schon und was hat ihm dabei am besten geholfen?

Biete ihm verschiedene Lösungsmöglichkeiten an.

Ich finde es für als Selbstverständlichkeit mit dem Patienten zu sprechen, ihn mit einzubeziehen. Ihm zu vermitteln, dass es wichtig ist, wenn er mir was erzählt.

Es gibt bestimmt auch noch andere Selbstverständlichkeiten, aber wahrscheinlich so selbstverständlich, dass sie mir nicht einfallen.

Bin gerade zu Ende mit meinem Beitrag und bin jetzt trotzdem verwirrt. Lese nochmal die Beiträge von meinen Vorschreibern und denke Selbstverständlichkeit ist doch eine Wertvorstellung, die für jeden unterschiedlich aussehen kann. Es ist nicht messbar, oder auch auf andere Menschen direkt übertragbar, würde eher sagen gehört zum "moralischen Denken".

Liebe Grüße Brady
 
Hi,

ich kann mich Brady nur anschließen - denke auch dass am ehesten das "moralische Denken" oder eine "Grundhaltung" die Selbstverständlichkeit beschreibt. Und das ist wohl bei jedem ein wenig unterschiedlich.

Ich denke "selbstverständlich" ist alles, was meine ethischen Grundsätze im Umgang mit den Patienten und den Angehörigen (aber auch mit meinen KollegInnen) betrifft.
Den Zusammenhang mit "Handlungskompetenzen" verstehe ich nicht ganz. Das ist doch eher etwas, was man erwirbt.

LG
 

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