Schlechte Stimmung in der Pflege

VerrückteSchwester

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Geht es nur mir so oder nervt auch die schlechte Stimmung in der Pflege, die gerade jetzt spürbar ist, auch so?

Man kann in fast keiner Gruppe auf FB lesen ohne das es um Coronazuschläge, besseres Gehalt geht oder sonst was zu meckern gibt. Oft wird Schülern sogar vom Beruf abgeraten. Konstruktiver Austausch findet fast gar nicht mehr statt.
 
Meine Stimmung wird sicherlich nicht besser, wenn mir das Wort im Mund verdreht wird.
 
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Das war schon vor Corona nicht selten. Corona hat es halt noch verstärkt.

Die Arbeitsbedingungen sind anstrengend, der Lohn ist vielleicht nicht überall, aber doch häufiger nicht berauschend, und viele packen es nur noch in Teilzeit. Durch die Pandemie kommt es halt allmählich an die Öffentlichkeit. Und die reagiert mit einem "Vergelt's Gott" und einer Minute Applaus auf dem Balkon - und der ist auch schon lange verhallt.

Ich liebe meinen Beruf, aber er ist anstrengend und unsere Leistung wird zu wenig gewürdigt. Ich kann den Ärger nachvollziehen. Noch mehr stört mich allerdings, dass unsere Berufsgruppe noch immer nicht den Hintern hochkriegt und etwas gegen die Gründe dieser schlechten Stimmung unternimmt.






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Habe den Beruf die letzten Jahre gerne gemacht, bin aber froh wenn in anderhalb Jahren der Ruhestand naht! Dabei hat mich immer auch das Gejammer über Strukturen, Lohn und Arbeitszeiten gegenüber der Nichtorganisation der Kolleginnen und Kollegen genervt.
 
Ja, alle sind gereizt.
Es fehlen viele Stresslöser.
Ich laufe gegen den Stress, immer alleine, ich kann dies weiterhin tun (auf Grund Othopädie i.M 2. Stressbewältigung wander/ gehen, wirkt aber nicht so gut)
Außerdem bin ich sehr gerne alleine - nur mit mir zusammen, Erholung von dem ständigem Kümmern um andere

Einige meiner Kollegen benötigen Feiern, Feten, gemeinsame Unternehmungen - die haben es schwerer.
Zudem sind viele Patienten auch schwer genervt - wir haben noch immer Besuchsverbot
Die anrufenden Angehörigen sind schwer genervt - wir haben noch immer Besuchsverbot.

Es herrscht fast überall eine unterschwellige Aggressivität, die vor dem Sommer so noch nicht da war

Ich liebe noch immer meinen Beruf - nur die heutigen Umstände der Berufsausübung mag ich nicht besonders - nur noch 3 Jahre
 
Na ja, man kann es auch übertreiben. Andere Berufsgruppen haben auch genug Probleme mit dem blöden Virus.
 
Ich habe im Moment Urlaub, aber leider muss ich feststellen, dass die Stimmung nicht ohne Grund schlecht ist! Vieles muss die Pflege wuppen, aber sind wir auch dabei, wenn irgendwelche Politiker irgendwas beschließen was uns und unsere Arbeitsbedingungen betrifft?
Die Generalisierung, der Personalschlüssel, die Personaluntergrenzen, die Bezahlung!
Die Arbeitsbedingungen dazu der Spruch von Zuwenig! Pflegekräfte! Guckt euch doch Mal an, wer zum Beispiel ab 1980 alles Examen gemacht hat....
Wer ist von euren Abschluss Jahrgang noch in der Pflege beschäftigt? Was ist mit den anderen? Wenn die noch leben....sitzen sie einarmig im Rollstuhl? Haben sie im Lotto gewonnen? Oder was machen sie, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Warum arbeiten sie nicht mehr in der Pflege?
Wie ist das bei anderen Berufsgruppen?
 
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aber sind wir auch dabei, wenn irgendwelche Politiker irgendwas beschließen was uns und unsere Arbeitsbedingungen betrifft?
nein sind wir nicht!
Wie denn auch bei dem immensen Organisationsgrad DER PFLEGE.
Wer sollte denn sonst beschließen ausser die vom Volk gewählten Politiker?
DIe PFLEGE hat es immer noch nicht kapiert, dass Mitsprache und Einfluss in unserer Gesellschaft nur über eine starke Lobby funktioniert und nicht über Jammern.

Seit Jahrzehnten sind alle Appelle an DIe PFLEGE gescheitert und verhallt sich zu Organisieren und zu Emanzipieren.
Organisation in einem Berufsverband oder Gewerkschaft stagniert seit Jahrzehnten auf einem niedrigen Niveau.
Gewerkschaft Pflege wurde aufgelöst.
Organisation der Berufsfachschullehrer im Lehrerverband ging ebenfalls nach hinten los.
Pflegekammer Niedersachsen wird aufgelöst.

Dann wird halt so eine Pseudovertretung - VdPB - wie in Bayern gegründet und DIE PFLEGE fremdbestimmt.
Obwohl freiwillig und beitragsfrei will auch da kaum jemand MItglied werden um wenigstens einen gewissen Einfluss zu nehmen.

Also wird DIE POLITIK, wie oft von der eigenen Berufsgruppe gefordert, die Entscheidungen treffen wer auch sonst, über die wir uns dann wieder trefflich Aufregen und Jammern können.

Zur Profession gehört auch untrennbar Organisation, das ist bei vielen noch nicht angekommen.

Also Jammern wir armen Opfer weiter, während sich andere Lobbygruppen für IHRE Interessen in Stellung bringen.
Im Gesundheitssektor gehts um einen Milliardenmarkt und nur wer Macht durch Lobby hat kommt nahe genug an den Topf um in diesen reingreifen zu können.
 
.................Vieles muss die Pflege wuppen, aber sind wir auch dabei, wenn irgendwelche Politiker irgendwas beschließen was uns und unsere Arbeitsbedingungen betrifft?
Die Generalisierung, der Personalschlüssel, die Personaluntergrenzen, die Bezahlung!
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Das ist eine orginäre Aufgabe der Tarifpartner! Wie schon über mir angerissen wurde, ist mit dem unterirdischen Organisationsgrad der Pflegenden hier keine Besserung in Aussicht. Ebenso bei dem zwei Schritte vor und drei zurück was Pflegekammern anbelangt! Frust ist angesagt und da seh ich kein Licht am Ende des Tages.....
 
Also ich bin Gewerkschaftsmitglied und in einer Partei, also dass ich nichts mache stimmt auch nicht!
 
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Also ich bin Gewerkschaftsmitglied und in einer Partei, also dass ich nichts mache stimmt auch nicht!
Wie du selbst merkst, genügt es nicht wenn einige wenige Organisiert sind
DIE PFLEGE muss es kapieren, sonst wird das nichts, da kann ich mich matras voll anschließen.
 
Tatsächlich merke ich, dass mich der Umgang meiner Kolleginnen und Kollegen untereinander, über die Umstände, Stress etc. pp. mehr Müde macht, als die Umstände selbst. Ich kann damit gut umgehen, aber nicht selten fühle ich mich in einer anderen Welt.

Am stärksten habe ich es gemerkt, als ich gerade aus einem Zimmer einer sterbenden 22 Jährigen und ihren Angehörigen kam, mich in Pausenraum kurz hingesetzt habe und einer Debatte, über einen eigentlich zustehenden "Betriebsausfluges" (wir haben übrigens immer noch ne Pandemie), den unsägliches "Bonus" (den es hätte nie geben dürfen) und irgendwelchen anderen Bums, lauschen durfte.

In dem Moment habe ich gedacht:" Ganz ehrlich, die Umstände machen mich nicht halb so müde wie das hier!" Nichts konstruktives, nichts fundiertes, nichts womit man arbeiten kann. Nur gejammer, subjektives Ungerechtsigkeitsempfinden, dazwischen "buhuu, der hat mein Förmchen geklaut...." und auch ganz viel mimimimimimi.

Aber wenn du mal fragst, wer alles in einer Gewerkschaft, in einen Berufsverband o.ä. ist, dann wird es still.

Wenn du mal fragst, wer alles ne Fachzeitschrift abonniert und sich mal mit neuen Dingen außeinandergesetzt hat, dann wird es still.

Wenn du mal fragst, ob irgendwer eine konstruktive Idee hat und vielleicht auch mal Verantwortung übernehmen möchte, dann melden sich vielleicht 1-2 aber sonst wird es still.

Eigentlich kriege ich zunehmend mehr eine aversion gegen meine eigene Berufsgruppe und baue eine zunehmende faszination für meinen Beruf auf.

Und wenn du mal ne Idee hast und was neues machen möchtest, dann kriegst du mindestens 2 DIN A4 Blätter mit (vorgeschobenen) Gründen, warum das bei "uns" nicht möglich ist.
 
Ich kann mit der Ausgangsbeschränkung leben, mir ist es egal wer den Coronabonus bekommt, auch wenn ich keinen bekomme, die Maske beim Einkaufen ist etwas lästig, aber notwendig.
Was mich aufregt, sind meine Kollegen.
Wir haben ganz klare Dienstanweisungen, was Pause und Übergabe angeht.
Bei der Pause immer nur 2 Leute, weas gut möglich ist, wir haben auf Station 2 Pausenraüme geschaffen.Bei der Übergabe nur die ,die wirklich notwendig sind, jeder Bereich übergibt seinen ,an den nächsten.
Abstand halten.
Und wie ist die Realität?
Möglichst viele Leute hocken bei der Pause zusammen, wegen der guten Stimmung.
Bei der Übergabe, alles hockt auf einem Haufen.
Sitz ich alleine am PC, hab die Maske unten, kommt garantiert einer, der mir über die Schulter schaun muss, natürlich ohne Maske, weil ich hab meine ja auch unten.
Schmeiß ich die Leute aus dem Pausenraum, weil wir schon 2 sind, bin ich die böse, obwohl der 2. Pausenraum leer ist.
Bitte ich die bereichsfremde Kollegin,die grad keine Übergabe hat,sich einen anderen Aufenthaltsort zu suchen, oder ihre Arbeit fertig zu machen, werd ich angemotzt.
Weise ich darauf hin , dass Abstand halten durchaus Sinn macht, wenn ich grad Maskenpause mache, bin ich hysterisch.
Meine Leitungen reagieren mit einem Schulterzucken, tun aber so gar nichts um die Regeln einzufordern, ist ihnen zu mühsam, dauernd das Gleiche zu sagen.
Der andere Rest ist so ähnlich wie bei Romsen2014.
Langsam bin ich so weit wie eine ehemalige Kollegin von mir, die sagt in schöner Regelmäßigkeit:" Es ist mir egal ob sie mich lieben, sollen sie mich ruhig hassen, hauptsache sie gehorchen". Das Zitat soll von Nero sein.
 
Das gute bei mir ist wirklich, dass ich ein paar Kolleginnen habe die kompetent, konstruktiv und engagiert sind. Es macht einfach bock mit denen zu arbeiten. Man kann sich auch mal gegenseitig aufziehen etc. (aber das ist typenfrage).

Aber wenn ich in einem Team arbeiten würde, welches zu 70% nur aus dem "Rest" bestehen würde, dann wäre ich schon dreimal weg. Am beeindruckensten war es, als wir einen neuen Kollegen hatten(frisch aus der Ausbildung). Smart, lustig, schnelle Auffassungsgabe. Er sagte, dass er wirklich Lust hatte auf die Arbeit bei uns und ihn die Zeit hier wirklich spaß macht. Ich komme 2 Wochen später aus dem Urlaub und er war am überlegen den AG zu wechseln oder ganz aus dem Beruf auszusteigen.

Ich war erstmal perplex und fragte, was los sei. Wir gingen alle Punkte durch, die Ihn störten. Es war nicht die Schichtarbeit oder was auch immer. Auf einmal kamen Punkte, die nur von einer bestimmten Gruppe kommen konnten und sehr "konstruiert" sind. Ich kann es nicht anders sagen. Es gibt zwar Dinge, in denen man sagen kann "Guter Punkt", aber beim Rest muss man schon viel Fantasie haben um diese zu sehen oder man fragt mal nach, was die damit meinen. Dann kriegt man nur diffuses hingeschmissen und sehr viel subjektives "ich fühle mich ungerecht behandelt, weil..." was dann sich ganz anders rausstellt.

Ein weiteres Problem sehe ich auch dieses schon nahezu erzwungene "Harmoniebedürfniss". Nicht falsch verstehen, ich würde es toll finden, wenn es so wäre. Aber es ist in einem Team einfach unmöglich ohne Konflikte zu arbeiten. Und ich erlebe in meinem Alltag, sowie als Schüler damals sowie als ausgelernter irgendwie eine unfähigkeit der Konfliktlösung. Es wird sich hinter dem Rücken beschwert (z,B, über die Arbeit Kollegen X) und dann dreist ins Gesicht gelächelt. Kaum ist Kollege X wieder draußen, schon geht es weiter. Konstruktive Kritik wird auch gerne als persönlicher Angriff gewertet. Und so kann einfach nur eine toxische Arbeitskultur entstehen. Von der Fehlerkultur mal abgesehen.
 

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