Platzcheck - Übernahme eines Intensivpatienten

bussi-jaz

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interdisziplinäre Intensivstation
Hallo, bei uns läuft einarbeitungstechnisch alles drunter und drüber, jeder macht alles anders, aber ich soll ein "klinisches Auge" bekommen und einen Standard für mich persönlich entwickeln wie ich am besten den Platzcheck durchführe. bin aber total verwirrt weil alle andere prioritäten setzen, könnt ihr mir vielleicht schreiben wie ihr vorgeht so ne art checkliste nach der übergabe für die kitteltasche?danke
 
Hallo!
Also ich gehe mal davon aus unter Platzcheck verstehst du Monitorkontrolle, Patientenkontrolle usw...
Also bei mir läuft das so ab. Ich höre mir zuerst Übergabe an. Wir haben Übergabe am Bett, das ist ganz praktisch, dann bekommt man bei Patienten die man noch nicht kennt sowieso schon mal einen groben Überblick über Drains, Verbände, usw.
Dann nach der Übergabe gehe ich etwas wie folgt vor (wobei kleine Abweichungen vorkommen können):
- Patientencheck: Pupillenkontrolle, Cornealreflex und ggf weitere Reflexe testen, Abdomen und Lunge abhören
- Monitorcheck: Alarmgrenzen kontrollieren (gucken ob diese eingestellt, wie diese eingestellt sind und ggfs. individuell neu einstellen)
- Notfallmedikamente und Intubationsbesteck checken (alles vorhanden? Alles funktionstüchtig?)
- Medikamentencheck (was läuft noch wie lange, was muss ich schonmal neu aufziehen?)
- Ambubeutelcheck, Druckbeutel der Arterie, Arterie nullen usw
- Beatmungseinstellungen checken, Grenzen checken und ggfs. individuell anpassen, Beatmungsparameter aufschreiben zum Übertragen in COPRA)
- Laufratencheck und Aufschreiben zum Übertragen bzw. kontrollieren
- ganz zum Schluss Kabel kontrollieren und ggf sortieren (Liegt die Beatmung frei? etc.)

Ebenfalls schreibe ich mir wenn ich Zeit habe direkt die ganzen Medis die mein Patienten im Laufe der Schicht als Injektion, KI, Tabletten usw bekommen raus und richte mir sie schon,da ich sonst dazu neige das erst auf den letzten Drücker zu sehen, da wir komplett über PC dokumentieren ;)

Wenn direkt nach der Übergabe viel zu tun ist oder es stressig ist mache ich auch schonmal zuerst nur den Patientencheck, Alarmgrenzencheck und schaue über die Notfallsachen drüber, den Rest mache ich dann wenn ich Zeit dazu kriege.

Ich hoffe du meintest es in etwa so, wie ich es beschrieben hab!
Lieben Gruß, DieBec
 
Hi,

ich kann dir nur sagen wie ich vorgehe:

Ich kontrolliere die Alarmgrenzen am Monitor - entsprechend an das Krankheitsbild des Patienten angepasst.
Ich mache es immer mit der Patientenkurve um nicht ein "Kabel" zu übersehen.
An welcher Steckdose (USV) ist der Monitor?
Druckmessung - NIBP oder Arterie, wenn letztere stimmt der Ort der Arterie mit dem dokumentierten Ort überein?
Stimmt die Höhe? - Reverenz, Nullabgleich, Druckbeutel.
Pulsoxymeter - ggf. Lagewechsel

Spritzenpumpen und Infusionspumpen
Übersichtlichkeit - logisch geordnet?
Laufgeschwindigkeiten, Kompatibilität, was läuft über welchen Schenkel?
Dreiwegehähne und Verbindungen passen?
Wann wurde gewechselt, steht ggf. ein Wechsel an?
Wielange laufen die Spritzenpumpen noch bis zum nächsten Wechsel?

Ernährungspumpe
Sondenlage
Darmgeräusche
Laufgeschwindigkeit
ggf. Refluxkontrolle und Kontrolle des PH

Kontrolle aller Zu- und Ableitungen auf
Lage, Fixierung, Hygiene

Beatmung
Steckdose?
Beatmungsparameter und Protokoll ident?
Sauerstoff und Flowabgleich?
Befeuchtung
Beatmungsbeutel mit Maske ggf. Kuhnsystem vorhanden?
Tubuslagekontrolle, Cuffdruck bei Bedarf
Beatmungsfilter, feuchte Nase bei Bedarf austauschen

bei spontanatmenden Patienten - Sauerstoff, ggf. Maske/Brille tauschen

Tracheotomierte Patienten: Ersatzkanüle und "Lebensretter" vorhanden?

Absauganlage:
Funktion, Füllmenge, Sog ggf.Tauschmaterial vorhanden?
Absauger in unterschiedlichen Grössen vorhanden?
sterile Handschuhe, NaCl-Ampullen, Spritzen, geschlossenes Absaugsystem?
Schutzbrille ggf. Mund/Nasenschutz vorhanden

Haemofiltration
eingestellte Werte, Alarmgrenzen, Substitutionslösung, Ablaufbehälter

Spezialbett:
Einstellungen und Funktionsprüfung

Ich hoffe ich habe nix vergessen...

lg
Narde
 
Oha Narde, jetzt wo ich das bei dir so lese fällt mir einiges auf, was ich vergessen hab aufzuschreiben. Durchführen tu ich es natürlich trotzdem bei der Kontrolle. Außer Hämo, denn damit hab ich nach 8 Wochen noch nichts zu tun. Gott sei Dank... ;)
 
Zusätzlich bei uns noch sehr wichtig:

Kontrolle der Thoraxdrainagen auf Vorhandensein des Sogs, Menge des Sekrets, Blutig oder Serös, Lage der Drainagen, Verbandswechsel nötig?
Das selbe bei Redons, Sog ok?, Lage und Verband ok?

Bei wachen Patienten frage ich auch mal nach wie es ihnen geht, ob alles okay ist usw.

Dann schau ich auch (zusätzlich zu dem was narde schon geschrieben hat) in die Kurve wann zuletzt gelagert wurde und wann die letzte BGA gemacht wurde und welches Ergebnis vorliegt. Schau dann in einem Blick auf die Perfusoren (Kalium + Insulin), ob das zusammenpasst.

Oft übernimmt man bei uns auch gerichtete OP-Plätze (ohne Patienten ;)), da schau ich dann zuerst ob die Beatmung gecheckt ist und ob die Einstellungen mit dem Leben vereinbar sind, da es Anästhesisten gibt die den Patienten einfach an die Betamung anschließen ohne sich die Parameter anzuschauen. Außerdem ob alle Medikamente da sind, die Leitungen sinnvoll angeordnet sind, keine Luftblasen in den systemen, usw.

Mehr fällt mir grade auch nicht ein, wichtig finde ich aber vor allem dass man auch einen Blick unter die Bettdecke wirft und sich nicht immer auf das verlässt was in der Kurve steht. Da kann es sonst böse Überraschungen geben ;)

Achja, bei Zusatzgeräten (IABP, PICCO, PAP, usw) gehört denen und deren Funktionstüchtigkeit natürlich auch ein überprüfender Blick.

Das ist das, was mir nach 6 Wochen ITS so einfällt :)
 
Ist ja alles schon sehr ausführlich beschrieben.... was mir spontan noch einfällt, ist Blutzucker- (v.a. bei laufendem Insulin) und Ausscheidungskontrolle.....
 

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