Ich habe nicht angezweifelt dass die Kinder nicht gefährdet sind bzgl. Druckstellen und Pneumonie. Aber ich zweifle an, dass man Assessmentsysteme braucht für Frühgeborene. Für ansonsten gesunde aber kranke Neugeborene und Säuglinge mag das anders sein. Aufgrund meiner Erfahrungen als Kinderkrankenschwester, komme ich aber zu dem Schluss, dass Kinder die so gefährdet sind, also sich z.B. nicht mehr bewegen und gelagert werden müssen, schlecht perfundiert sind usw. usw., auf der Intensivstation sind. Kinder fangen doch in der Regel an sich z.B. wieder zu bewegen wenn es ihnen wieder besser geht. Und auf der Intensivstation gibt es kein PKMS. Weil es da intensivmedizinische Komplexmaßnahmen gibt, die man kodieren kann.
Das System PKMS kann man sicher in manchen Punkten angreifen, aber nicht bei Frühgeborenen. Die Eltern werden angeleitet, sobald ein Kind nicht mehr instabil ist, also sehr häufig bereits nach wenigen Tagen. Und wickeln und lagern können die Eltern ganz schnell selbst. Ich kenne nur Neostationen, wo auch die Eltern bei beatmeten und Kinder mit CPAP nach wenigen Tagen in weiten Teilen selbst pflegen, also die Körperpflege durchführen.
Und wenn die Eltern die Pflege durchführen, gibt es keine PKMS-Punkte. Die Pflegenden übernehmen diese Tätigkeiten doch nicht und man steht als Kinderkrankenschwester doch auch nicht wochenlang daneben. Früher hat man die Kinder alle 2-3 Stunden komplett versorgt, also mind. 2-3x in djeder Schicht. Im Rahmen der entwicklungsfördernden Pflege hat man das alles deutlich reduziert. Die Kinder werden oft nur noch alle 6 Stunden komplett versorgt oder umgelagert. Weil man die Kinder in Ruhe lassen will und jeden Stress vermeiden will. Auch nach Verlängerung dieser Intervalle kam es nicht zu mehr Pneumonien oder Dekubiti. Was ja auch schon was über das Risiko aussagt.....
Das ist jedenfalls meine Erfahrung aus 3 grösseren Kinderkliniken in NRW.
Ich will die Arbeit von den Pflegekräften auf der Neonatologie nicht abwerten, ich weiss was die dort leisten. Ich habe selbst dort 20 Jahre sehr gerne dort gearbeitet.
Aber was in der PKMS für Frühgeborene Pkt. bringt, ist meines Erachtens ganz normale Frühgeborenenpflege, aber keine hochaufwendige Pflege. Und die Frühchen-DRGs sind schon sehr hoch bewertet und das gleicht das gut aus.
Aber meines Erachtens brauche ich deshalb auch kein Assessment um das Risiko einer Pneumonie oder eines Dekubitus einzuschätzen. Die Bedingungen bei den Frühchen sind nicht so unterschiedlich wie bei Erwachsenen oder grösseren Kindern. Sie haben sehr ähnliche Fähigkeiten, oder besser gesagt sie haben die Fähigkeiten noch nicht. Bitte nicht missverstehen, aber alle Frühchen können unterhalb einer bestimmten SSW nicht trinken, alle haben Apnoen, alle noch keine Fähigkeiten sich zu bewegen.
Und sollte es doch im seltenen Fall mal notwendig sein, dass man eine Risikoeinschätzung macht, dann reicht es doch, dass das dann eben pflegerisch eingeschätzt wird und so dokumentiert wird.
Ich sehe in diesem Bereich kein PKMS, auch nicht bei aller Sympathie und Loyalität für meinen ehemaligen Arbeitsbereich.