Pflege setzt verstärkt auf Leiharbeit

Elisabeth Dinse

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Pflege setzt verstärkt auf Leiharbeit
Kliniken, Seniorenheime und Pflegedienste weichen bei höherem Personalbedarf immer häufiger auf Leiharbeit aus. Zu dem Ergebnis kommt das Institut Arbeit und Technik der Fachhochschule Gelsenkirchen, das im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung eine Studie zur Leiharbeit in Pflegeberufen vorgenommen hat.

Die reguläre Arbeit ist in vielen Einrichtungen bereits heute mit dem vorhandenen Personal kaum noch zu bewältigen. Dabei wird Leiharbeit in der Pflege nicht nur zur Kompensation von Auftragsspitzen eingesetzt, sondern auch als Mittel zur Aufrechterhaltung der Versorgung bei zu geringer Personalausstattung oder fehlender Personalrekrutierung.

Die Anzahl der Leiharbeitnehmer in Gesundheitsdiensten (Frauenanteil über 78 Prozent) ist in den vergangenen Jahren um mehr als ein Viertel angestiegen. Die quantitative Bedeutung von Leiharbeit in der Gesundheitsbranche hat zurzeit zwar mit knapp 20.000 Personen (entspricht etwa drei Prozent an der Gesamtzahl von Leiharbeitern) nur eine geringe Bedeutung, jedoch lässt sich seit 2004 ein Anstieg um mehr als das Fünffache feststellen.

20.09.2010 Bibliomed - News

Elisabeth
 
Solange es Leute gibt, die das machen wollen, für mich wäre das nichts...
 
Kann ich nicht verstehen. Leiharbeiter sind doch viel zu teuer für ein Unternehmen. Da sind mir meine Festangestellten doch lieber. Gut, um Personalengpass zu überbrücken, aber auf Dauer....

Ausserdem hab ich die Erfahrung gemacht, das Leiharbeiter oftmals nicht ausreichend oder gar nicht angelernt werden, aber volle Verantwortliche Dienste übernehmen.. find ich unverantwortlich, sowohl den Mitarbeitern wie auch den Kunden gegenüber.

lg
 
Ist in Österreich leider auch ein Thema, vor allen bei den Privaten. Warum ist recht einfach, sie sind über das Jahr gesehen billiger für das Haus. das kommt du musst keinen Urlaub, keine Krankenstand, Pflegefreihstellung ecc. ausgleichen und bezahlen, auch keine Sozialversicherung ecc. Das rechnet sich. Zudem kommt noch das wenn, wer nicht passt (langsam unfähig oder so) nimmt man den halt nimmer (keine Gewrkschaftsprobleme) Und das beste ist wenn, mal was passiert, gibt es einen klaren schönen Schuldigen siehe Durchführungsverantwortung.
Wie wir in österreich so schön sagen:
"A blede geschicht"
Lg Wildrose
 
Du kannst mit Leihern kurzfristige Engpässe überbrücken. Ist oft preiswerter als einen MA-Pool vorzuhalten.

Elisabeth
 
Warum ist recht einfach, sie sind über das Jahr gesehen billiger für das Haus.

Für viele tarifgebunde AG ist das tatsächlich richtig. Und kein Ärger wegen Urlaub, Krankheit usw. Allerdings höre ich immer nur von Leiharbeitern, die angeblich gut verdienen. Das passt nicht zusammen.
 
Leiharbeiter in der Pflege verdienen tatsächlich nicht schlecht, außerdem können die sagen, ob sie Nachtdienst machen wollen oder nicht. Aber die Firmen stellen am liebsten Fachpersonal ein mit Fachweiterbildung OP Anästhesie/Intensiv. Du verdienst gut, kannst dir dein Gehalt aushandeln. Aber es kann dir auch passieren, dass du auch weit weg eingesetzt wirst.
Eine Freundin hat das gemacht, die war zeitweise auch in Augsburg, Berchtesgaden, Hannover eingesetzt und lebte eigentlich in München.
Für den Kunden hat es auch Vorteile, der kann deinen Einsatz relativ schnell beenden, das ging einer so, die schwanger wurde, die konnte zum Monatsende gehen...
Außerdem du wirst vom Kunden nur bezahlt, wenn du wirklich arbeitest, hast du Urlaub oder bist krank, Pech für die Zeitarbeitsfirma.
 
Nichts anderes als moderne Sklaverei!
 
Du hast sicher eine bessere Idee um das Personal entsprechend vorzuhalten.

Bitte net: mehr Personal einstellen. Das funzt net. Denn du müsstest den zukünftigen Kollegen ggf. davon überzeugen, dass er auch mit einem befristeten Arbeitsvertrag von wenigen Monaten zufrieden ist.

Mir ist kein Kollege bekannt- außer den freiberuflichen- die von Arbeitsstelle zu Arbeitsstelle im 3-6 Monatstakt springen. Würdest du das machen?

Personelle Engpässe sind zeitlich begrenzt. Da gibst den Kollegen, der krank ist und net voraussagen kann, wann er wieder kommt. Da gibts den Kollegen, der die Pflege eines schwerkranken Familenangehörigen übernommen hat und net voraussagen kann, wie lange dieser leben wird. usw.
Alles Beispiele, bei denen du relativ kurzfristig und für einen begrenzten Zeitraum Personal brauchst. Beim zweiten Beispiel hast noch nicht mal eine große finanzielle Einbuße, weil hier unbezahlter Urlaub genommen wird.

Moderne Sklaverei dürfte im Auge des Betrachters liegen. Leiher können sich im Gegensatz zu freiberuflichen relativ sicher sein, dass sie kontinuierlich beschäftigt sind. Für einen Freiberufler dürfte es mehr als schwer sein, kurzfristig einspringen zu können und auch kurzfristig was neues zu finden ohne einen nicht unerheblichen Mehraufwand.

Wo ich dir allerdings Recht gebe: so eine Flexibilität muss sich finanziell lohnen.

Elisabeth
 
Personelle Engpässe sind zeitlich begrenzt. Da gibst den Kollegen, der krank ist und net voraussagen kann, wann er wieder kommt. Da gibts den Kollegen, der die Pflege eines schwerkranken Familenangehörigen übernommen hat und net voraussagen kann, wie lange dieser leben wird. usw.
Elisabeth

Solange das die Gründe dafür sind, Leiharbeiter einzustellen - kein Problem. Zwei Freunde von mir arbeiten in Berlin bei einer Leiharbeitsfirma und haben sogar gute Erfahrungen damit. Wie meine Vorredner schon schreiben: sie können sich die Dienste aussuchen (von dann bis dann früh, da kann ich nur spät, da würde ich gerne nachts...) und verdienen auch ganz gut.

Wenn es ihnen bei einem Einsatz besonders gut gefallen hat, können sie das angeben und werden dann wieder dort eingesetzt. Wenn sie es irgendwo schlimm fanden, müssen sie dort nicht mehr hin.

Was ich meinte ist: Es gibt doch Firmen (nicht nur in der Pflege), die eine eigene Leiharbeitsfirma gründen. Neuer MA wird erst befristet über Leiharbeitsfirma beschäftigt, nach Ablauf der gesetzl. mögl. Befistung dann in ein Angestelltenverhältnis übernommen, in dem er wieder befristet ist.

Oder Firmen, die ihre festen MA aus was für Gründen auch immer entlassen und sie dann über die eigene Leiharbeitsfirma wieder einstellen - für deutlich weniger Gehalt.

DAS nenne ich moderne Sklaverei!
 
@ Feli

Wer das aber als Pflegefachkraft mitmacht ist selber schuld und hat es nicht besser verdient.

Wir haben genug offene Stellen für Pflegefachkräfte und müssen uns noch nicht an Sklavenleiharbeitsfirmen verkaufen.

lg
 
Na ja, nicht jede Zeitarbeitsfirma hat mit Sklaverei zu tun.
Habe das selbst ein paar Jahre gemacht, war ne tolle Zeit. Viel gesehen, viel gelernt, immer wieder neue Herausforderungen fachlich, organisatorisch, menschlich.

Wenn die Bedingungen stimmen auf Zeit finde ich nach wie vor, gerade für junge frisch examnierte, ne tolle Sache.

Nicht gleich so Pauschal verdammen!

Allerdings die Auswüchse wie bei Schlecker sollten vom Gesetzgeber begrenzt werden.
Da aber in der Pflege genügend Nachfrage herrscht, sollte das für uns kein größerers Problem darstellen - oder?
 
Leiharbeit- Pflege hat ihren Preis
Erst waren es die Ärzte, nun steigen auch hoch qualifizierte Schwestern und Pfleger in das Geschäft mit der Leiharbeit ein.

Foto: ArchivAm Anfang des Jahres weiß Matthias Molchin (Name geändert) häufig noch nicht, in welche Notaufnahme es ihn dieses Mal verschlagen wird. Mal ist es eine Klinik im Südwesten Deutschlands, manchmal zieht es ihn in die Schweiz. "Das macht mir gar nichts aus, wenn nur die Arbeitsbedingunen und das Gehalt stimmen?, sagt der 55-Jährige. Beides stimmt meistens, denn der gebürtige Stuttgarter weiß um seine gute Verhandlungsposition. Er ist nicht nur ein examinierter Krankenpfleger und Rettungsassis*tent, sondern verfügt über zahlreiche Zusatzqualifikationen in der Intensivmedizin und eine lange Berufserfahrung. Weil solche Pflegefachkräfte händeringend in den Kliniken gesucht werden, wurde Molchin zum Leiharbeiter in der Pflege, zu einem Zeitreisenden in Sachen Gesundheit.
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Die vier Leiharbeiter-Typen
Im Fachforum www.krankenschwester.de im Internet lassen sich in der Debatte um Leiharbeitskräfte in der Pflege gut jene vier Hauptgruppen von Pflegepersonal identifizieren, die es zu den Zeitarbeitsfirmen zieht.
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kma Online - Nachrichten - Pflege - Pflege hat ihren Preis

Elisabeth
 
Es ist vorerst mal das Wort " Leiharbeit" zu definieren. Die Leiharbeit darf man nicht mit einem Freiberufler in einen Topf werfen.

Ein Leiharbeiter wird grundsätzlich von Zeitarbeitsfirmen angeboten. Ein Freiberufler ist selbständig und muss sich selbst um seine Auftraggeber kümmern.

Wer nun qualitativ besser ist, dass hängt von jedem Einzelnem ab.

Es ist egal, ob festangestellt, geliehen oder freiberuflich. Überall gibt es die und die.
 
Hallo fearn,
das Video ist auch schon 2 Jahre alt und hat meiner Ansicht nach wenig mit der Situation in der Pflege zu tun.
Dumpinglöhne sind nur bei einem Überangebot möglich. Oder es muss mir jemand erklären, warum Leute für Dumpinglöhne arbeiten, wenn es gleichzeitig gut bezahlte freie Stellen gibt.
 

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