Panik!

19Ina81

Newbie
Registriert
25.01.2008
Beiträge
3
Ort
Aachen
Beruf
Kinderkrankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Interdisziplinäre Intensiv Erwachsene
Hallo Ihr!

Ich arbeite auf einer interdisziplinären Intensivstation! Wir haben mehrfach in der Woche Reas, welche ich auch immer gut gemeistert habe. Ende November kam es jedoch zu einem Vofall, der mich im nachhinein gesehen, ziemlich traumatisiert hat! Wir wollten einen Pat. bei zunehmend schlechter pulmonaler Situation elektiv intubieren. Meinerseits war alles perfekt vorbereitet. Intubationsbesteck, Medis, Notfallwagen etc.! Leider war der AvD aber so inkompetent, dass alles schief ging. Ich durfte den Pat. z.B. nicht ausreichend Preoxygenieren, er wußte nicht, welche und wieviel Analgosedierung und schlußendlich nicht, welche Katecholamine gegeben werden mußten, als der Pat. infolge der auftretenden Hypoxie kreislaufinstabil wurde! Denn der AvD hatte es natürlich nicht geschafft, den Pat. zu intubieren. Alles in allen wirklich ganz, ganz schlimm gelaufen und gewesen!
Demanch könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie es mir jetzt geht, wenn Patienten schlechter werden! Ich werde wegen jeder Kleinigkeit fast schon panisch. Habe letztens auch schon den Hintergrund rausgerufen, nur weil ein Pat. leicht hypoton wurde, und der Diensthabende, welche nicht der gleiche war wie beschrieben, nicht so reagiert hat, wie ich mir das in der Situation gewünscht hätte. Im nachhinein gab es auch keinen Grund für mich, so heftig zu reagieren, aber ich hab mich total hilflos und nicht ernstgenommen gefühlt!
Nun bin ich echt schon fast soweit, den Job an den Nagel zu hängen, weil ich jeden Tag aufs Neue mit nem flauen Gefühl im Bauch zur Arbeit gehe, und mich das mitlerweile echt fertig macht!
Hab auch Angst, irgendwann von der Panik so ergriffen zu werden, dass ich nicht mehr adäquat reagiere! Mein Chef sagt zwar, ich solle mir nich so nen Kopf machen und ich wäre eine seiner besten Mitarbeiter, aber leider hilft mir das nicht!

Hat einer von euch einen guten Rat für mich, oder/und ähnliches erlebt???

Liebe Grüße
 
Hallo 19Ina81!

Schwierig so aus der Ferne zu helfen oder einen Rat zu geben.

Deiner Beschreibung nach, hast Du ja alles richtig gemacht, der Fehler lag auf ärztlicher Seite.

Was ich nicht von hier aus beurteilen kann ist, in wie weit Du die Möglichkeit gehabt hättest das ärztliche Handeln zu "lenken", nach dem Motto: "Könnten wir nicht ... machen?"

Mein Eindruck ist, daß Du diesen Fehler zu deinem eigenen Fehler gemacht hast.

Vielleicht wäre da ein Gespräch z. B. im Rahmen von Supervision hilfreich, um herauszufinden was da vielleicht in der Kommunikation schiefgelaufen ist und wie solche Situationen zukünftig vermieden werden können.

Schönen Gruß, Gego.
 
Hallo Ina,

die Situation in der du warst, kennen viele die schon lange in der Intensivpflege arbeiten. Auch ich hatte schon das zweifelhafte Vergnügen mit solchen Ärzten zu arbeiten.
Was du jetzt brauchst ist jemand mit dem du persönlich reden kannst.
Du trägst sicher keine Schuld an der Situation, zieh dir bitte nicht jeden Schuh an, den man dir hinwirft!
Hast du damals versucht mit dem Arzt zu sprechen? Auch das würde dir weiterhelfen.
Wir besprechen nach kritischen Situationen danach immer was wie gelaufen ist.
Im Zweifelsfall sprich mit eurem Klinikpsychologen, du brauchst jetzt Hilfe, sonst wird deine Panik immer schlimmer und du schmeisst deinen Job hin.

Liebe Grüsse
Narde
 
Erstmal danke ihr Beiden!

In Bezug auf das Lenken kann ich nur sagen, das ja abzusehen war, wie diese Rea weitergehen würde. Als Beispiel kann ich nennen, dass ich, als es zum Kreislaufzusammenbruch kam, schon wohlweißlich das Supra an den ZVK gehangen hatte. Die Docs brauchten quasi nur noch zu spritzen. Stattdessen haben sie die Spritze abgemacht und erstmal 4 Ampullen Atropin gegeben.

Und im Nachhinein hatte ich ein Gespräch mit unserem Chefarzt und meinem Stationsleiter, wo ich die ganze Situation nochmal detailiert schilderen musste. Es soll wohl auch Konsequenzen wir den Assistenten gehabt haben, aber davon merkt man leider überhaupt nichts. Vor ein paar Tagen hatten Kollegen von mir eine Rea und da hat besagter Arzt auch wieder nichts auf die Reihe bekommen. Traurig, traurig!

Mit meinem Sationsleiter hab ich, wie schon erwähnt, schon gesprochen. Er hat mir angeboten, Kontakt mit einem Sozialarbeiter unseres Hauses zu knüpfen. Werde ich morgen sofort in die Wege leiten, denke ich! Hab aktuell auch 2 Wochen Urlaub, quasi auch nun viel Zeit, dass ganze nochmal in Ruhe zu überdenken. Hab echt Angst, dass nicht in den Griff zu bekommen, zumal ich auch keine Ahnung habe, was ich dann beruflich machen soll und zumal ich dieses Jahr evtl die Möglichkeit habe, die Fachweiterbildung zu absolvieren.
 
Hallo,

kenne das auch aus eigener Erfahrung. Nur verstehe ich bis heute nicht, weshalb sich Pflegekräfte häufig jeden Fehler einer anderen Fachabteilung und deren Konsequenzen so zu Herzen nehmen bzw. sich diese stückweit aufbürden.

Wenn der Arzt den Pat. nicht intubiert bekommt ist das imho in erster Linie ein Problem des Arztes, in zweiter eines des Patienten der daran vermutlich versterben wird ( wenn dem Kollegen aus der ärztl. Reihe nicht vorher was besseres einfällt ) und nichtmal in dritter Linie eins von mir, da ich - wenn alles gerichtet ist ( und das war es ja in Deinem Beispiel ) - mir nichts vorzuwerfen habe.

Klar mache ich in solchen ( glücklicherweise seltenen ) Situationen Vorschläge zur Verbesserung der Patientenlage ( Larynxmaske, CombiTube, Fiberoptik ) - wenns aber keinen interessiert, kann ich nix machen - dann pflege ich den Patienten in dem zustand, in welchem er die ICU erreicht.
Auch wenn die Ärzte Atropin anstatt Deines Supras wollten - dann bekommen sie es halt. Ich denke, auch daran kann man nix ändern.

Wir arbeiten nunmal in einem System mit mehreren Berufsgruppen, in dem die Eine ( Ärzte ) der Anderen ( Pflegekräfte ) in medizinischen Dingen - und diese umfasst auch die medikamentösen / Airway-betreffenden etc. Massnahmen während einer CPR bzw. während ( wie in Deinem Beispiel ) einer Elektivintubation - weisungsbefugt ist.

Und eines vergessen Kollegen immer wieder ( zumindest fällt mir das bei uns hier auf ) - schlage ich einem frisch approbierten ( und gerade seinen ersten Dienst ableistenden ) Jungarzt etwas vor, wird er sich vermutlich gerne daran klammern, da er davon ausgeht, wir wissen, was wir tun ... nur vergisst man dabei oft, dass er Das zu rechtfertigen und zu verantworten hat, was er aus Unwissenheit von uns übernimmt.

Der Beitrag mag hart klingen und ich kann nur für mich sprechen - ich würde diesen Beruf schon länger nimmer ausüben, wenn ich mir alles zu Herzen nehmen würde, was andere ( vermeintlich ) verbocken.

Gruss und nen schönen Abend noch

Cys
 
Hallo!

Ich weiß - es ist schon etwas Zeit vergangen ,seit diesem Vorfall. Aber ich denke, jeder, der länger auf einer Intensivstation arbeitet, hat diese Situation schon das eine oder andre Mal erlebt. Da hilft nicht viel - nur Vorschläge machen (wobei es aber auch Ärzte gibt ,die unerfahren grad von der Uni kommen, und alles ablehnen was aus Schwestermund kommt)-oder - was ich seit meinem 1. Erlebnis dieser Art mache: Sobald sich abzeichnet, das der Arzt nicht zurecht kommt und überfordert ist- einen andren Arzt dazu rufen. Und ich muss sagen - das das recht gut klappt - junge Ärzte haben oft Angst, das sie als unfähig dastehen, wenn sie so eine Situation nicht alleine bewältigen können und Hilfe holen -aber wenn man als Schwester da etwas Einfluss nimmt und mit dem Argument "der hat letztens auch mal die Hilfe des Kollegen gebraucht" kommt - dann ist das fast kein Problem mehr.
Ansonsten kann ich nur empfehlen - was ich von meiner alten Intensiv kenne - generell nach jedem Notfall ein kurzes Rückblick-Gespräch zu halten - das läört auch Missverständnisse für die zukunft und kann Richtlinien geben..
lg Sisteract75
 

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