Die Panik vor dem Praktischen

judyh

Newbie
Registriert
13.07.2025
Beiträge
5
Beruf
Azubi Pflegefachfrau
Akt. Einsatzbereich
Pädiatrie
Funktion
Auszubildende
Halli ihr Lieben,

Ich hab mich für mein Thema hier angemeldet, es gibt zwar schon ein paar Threads, irgendwie bin ich bisher aber nicht fündig geworden.

Ich bin Azubine zur Pflegefachfrau und habe mein schriftliches Examen bereits hinter mir. Lief nicht tiptop, aber auch nicht katastrophal, ich hatte super viel gelernt und schau ma mal was wird, da fällt es mir nicht so schwer entspannt auf das Ergebnis zu warten.

Jetzt habe ich aber am Donnerstag praktische Prüfung und ich habe absolute Panik. Das ist keine normale Nervosität, sondern mir ist seit letzter Woche konstant schlecht, mein Herz rast und ich kann nicht mehr schlafen und weine ständig. Bisher war das bei allen praktischen Prüfungen schon so, desto wichtiger, desto schlimmer. Bisher hatte ich immer eine Zwei bekommen. Im Vorexamen dann eine Drei, auch mehr aus Mitleid als aus Leistung, ich habe schon während der Prüfung bei der Dokumentation begonnen zu weinen, ich sollte eine Kolo / OEGD vorbereiten (noch nie gemacht) und einen Säugling mit RSV versorgen, alles lief schief, das Baby hat nur gebrüllt, ich bin tausend Mal hin und her gelaufen, war völlig kopflos und habe vergessen zu wiegen, konnte keine einzige Frage mehr beantworten und war völlig am Ende. So viel dazu.

Ich bin in der Praxis auch allgemein sehr zerstreut und egal wie viele Pläne ich mache und wie sehr ich mir Mühe geben, es wird nicht besser. Ich vergesse Materialien und wenn eine unvorhergesehene Sache passiert, bin ich völlig aus dem Konzept und da wir mit Menschen arbeiten, passiert das ständig. Ich brauche immer viel zu lange für alles.

Meine Station sagt mir ich solle mir keinen Kopf machen, aber im Alltag laufe ich ja alleine, da sieht niemand ob ich es gut mache oder nicht, also verlasse ich mich nicht auf deren Urteil und da bin ich auch nicht so gestresst. Mir sind im Laufe der Ausbildung schon ein paar blöde Fehler passiert, z.B. ein Medikament, das abgesetzt war, noch gegeben, weil ich nicht richtig geschaut hatte. Gleich dem Arzt gesagt, hatte keine Folgen und ich hab mich so fertig gemacht, dass mir das nie wieder passiert ist, aber ich bin auf jeden Fall nicht jemand der sich nur zu schlecht einschätzt, sondern wirklich nicht eine von den sehr guten Auszubildenden. Auch schon öfter beim Platzcheck was vergessen, was im Examen ein klarer Grund durchzufallen wären. Auch Verbandwechsel bei kleinen Kindern bekomme ich nicht alleine hin, weil die sich bewegen oder wenn ein Kind weint bei der Versorgung werde ich hektisch.

Desto aufgeregter ich bin, desto fahriger werde ich und dass ich das weiß, macht mich noch panischer. Ich stehe dann da wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Ich habe schon alles probiert, meditieren, Tagebuch schreiben, Duftöle, Atemübungen und mir auch psychologische Hilfe gesucht, auch das hat nichts geholfen.

Ich weiß einfach nicht wie ich das praktische Examen schaffen soll. Mich nicht patientengefährdend verhalten bekomme ich gerade noch hin, aber wenn der Rest überhaupt nicht läuft reicht das ja langsam auf nicht mehr für eine Vier.

Danach habe ich schon eine Stelle, die ich mir extra ausgesucht habe, weil es leichte Tätigkeiten und eine lange Einarbeitungszeit gibt. Ich zweifle gerade einfach alles an, ob ich überhaupt für den Beruf geeignet bin, obwohl es mein absoluter Traumberuf ist. Meine Mitauszubildenden scheinen irgendwie alle weiter zu sein als ich. Wenn ich es nicht schaffe, verliere ich meine Personalwohnung, meine Stelle und meine ganze Perspektive, ich habe dann keinen Berufsabschluss und weiß nicht wo ich wohnen soll, zu meinen Eltern kann ich nicht, ich habe davor in der Jugendhilfe gelebt.

Ich bin einfach wahnsinnig verzweifelt und würde mich über jeden Tipp freuen, den ihr habt. Danke schonmal fürs Durchlesen :) LG Judy
 
Zuerst dachte ich: Na, das fällt ihr früh ein - aber du hast ja schon mit verschiedenen Methoden versucht, deine Unruhe in den Griff zu bekommen.

Tatsächlich haben mir persönlich Entspannungsübungen geholfen, im Examen wieder runterkommen. Das war eine Feedback Methode, die man uns im Unterricht beschrieben hatte. Sich gedanklich an einen ruhigen, friedlichen Ort versetzen (ich hatte mir einen Olivenhain auf Kreta ausgesucht, wo ich einige Monate zuvor im Urlaub war) und während dieses "Versetzens" die Kuppen von Daumen und Zeigefinger feste zusammenpressen. Das übte ich, und nach einiger Zeit funktionierte es umgekehrt: einmal feste Daumen und Zeigefinger zusammengepresst und Ruhe durchströmte mich.

Jeder Mensch macht mal Fehler, Deine Mitschüler ebenso wie Du, ebenso wie das übrige Personal. Nur bekommst Du die Fehler der anderen nur selten mit. Außerdem können Lehrer zwischen Fehlern aus Aufregung und Fehlern aus Unwissenheit unterscheiden.

Und solltest du tatsächlich durch die Prüfung rasseln, hast du doch Anspruch auf eine Wiederholung. Du hättest noch ein halbes Jahr oder Jahr Zeit zur Vorbereitung, bekommst in dieser Zeit weiter dein Geld, kannst im Personalwohnheim bleiben usw.
 
Hallo Claudia,

Danke für die Antwort!

Ich habe wirklich schon sehr viel probiert. Aber in der Therapie z.B. Prüfungen zu simulieren hat mich nie in so einen Ausnahmezustand wie eine echte Prüfung versetzt. Ein paar Tipps konnte ich mitnehmen, diese 5 Dinge, die man sehen kann, 4 Dinge, die man hören kann, etc. Methode funktioniert manchmal, aber auch nicht immer leider. Am schlimmsten ist, dass ich nicht schlafen kann, dann kann ich mich am nächsten Tag gar nicht konzentrieren. Habe da auch schon Hörbücher für Kinder versucht oder Sport, war trotzdem wach, von Melatonin war ich ausgeknockt, dass ich am nächsten Tag auch hundemüde war. Ich habe das Problem auch nur im Praktischen, im schriftlichen und mündlichen Teil war ich nie so aufgeregt, ich verstehe mich selbst nicht. Sobald mir jemand mit einem Klemmbrett auf die Finger schaut, ist es vorbei.

Danke für den Tipp, das werde ich auf jeden Fall ausprobieren!

Ja das stimmt, bei anderen bekommt man Fehler nicht so mit, da hast du Recht. Bisher habe ich mich auch immer gefragt, wenn ich es doch mal mitbekommen habe, wie die so gelassen damit umgehen. Für mich fühlt sich das immer sehr dramatisch an.

Ich kann mich nur ganz schwer aus dem Katastrophisieren rausholen. Nicht zu bestehen fühlt sich wie der absolute Weltuntergang an. Ich muss dann gleich daran denken, dass ich dann nur noch EINEN Versuch habe, bevor ich die Prüfung in Bayern gar nicht mehr ablegen darf, auch wenn ich es eigentlich positiv sehen müsste, dass ich ja noch einen Versuch habe. Ich weiß selbst nicht, warum ich mich da so reinsteigere. Generell habe ich auf Station auch Schwierigkeiten mit Angst vor Vorgesetzten wie PAs oder allgemein Fachkräften, also auch in Anleitungssituationen ohne Druck bin ich supernervös.
 

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