Ehrlich gesagt, eine Prüfung empfinde ich als anstrengender als die gewöhnliche Stationsarbeit. Ich bin hinterher immer ziemlich k.o.
Ich habe Prüfungen sowohl auf der eigenen Station abgenommen als auch auf anderen Stationen des gleichen Fachbereichs, solange der Praxisanleiter dort noch nicht seine 200 h voll hatte. Es war mir immer angenehmer, einen mir unbekannten Schüler auf der fremden Station zu prüfen, denn da fiel es leichter, seine Leistung an diesem Tag zu bewerten - eine andere hatte ich ja nie gesehen. Auch dort hab ich zwar nicht gern schlechte Noten verteilt, aber wenn sie denn doch nötig waren, empfand ich sie als gerecht.
Schlimmer war es, wenn ich den Schüler vorher betreut hatte, wusste, dass er oder sie gute Arbeit machen kann - und dann mitansehen musste, dass er im Examen wie eine Schnecke arbeitet oder sich sonstwie vor lauter Aufregung die Note verdirbt. Die schlechte Note ist genauso gerechtfertigt, aber ich bedaure es mehr, sie geben zu müssen. Ich weiß ja, dass sie besser sein könnte.