Mundhygiene bei Intensivpatienten

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Habe in den Foren dazu bisher nichts gefunden, deshalb meine Frage an Euch.
Von Schulungen und Messen weiß ich, dass dies sehr unterschiedlich gehandhabt wird. In Hessen und Sachsen nutzen schon sehr viele Intensivstationen Einweg-Absaugzahnbürsten, bzw -Absaugtupfer, auf der Palliativ auch Solo-Mundbefeuchter. Bei uns werden die aus Kostengründen abgelehnt, obwohl die Vorteile auf der Hand liegen. In Thüringen z. B. müssen in vielen Krankenhäusern die Verwandten von Intensivpatienten deren private Zahnbürsten mitbringen - das ist ja nun ziemlich eklig, eine Hygieneschwester meinte mal zu mir: Naja die kennen sich doch: Patient und Keime, da kann ja dann nicht mehr viel passieren.
Ich glaube, am meisten verbreitet sind die Lemonsticks, auch wenn die den Zahnschmelz angreifen. Oder was nehmt Ihr? Müßt Ihr nehmen?
 
Hallo Schwester Gerda!

Also, wir haben nicht allzu oft größere Patienten, da ich auf einer Früh-und Neugeborenenintensiv arbeite, aber von Zeit zu Zeit, kommt es doch immer wieder mal vor, daß man es auch mit Intensivpatienten bis ins Erwachsenenalter zu tun hat.

In der Regel, haben unsere Patienten ihre eigenen Zahnbürsten dabei; von wegen Hygiene finde ich nichts schlimmes dabei, er benützt sie ja auch daheim (außer sie sieht jetzt wirklich aus wie S..:mrgreen:). Neulich hatten wir einen Beatmeten, der seine elektrische Bürste dabei hatte und es war total praktisch damit die Zähne zu putzen, weil man problemlos überall hinkonnte.

Ansonsten wechseln wir immer wieder durch mit unseren Mundpflegemitteln, damit der Patient nicht immer mit dem gleichen mal eher guten und mal eher negativen Geschmack konfrontiert wird.
Mal Fenchentee, mal Pfefferminztee oder irgend einen anderen Tee, vielleicht auch mal den Lieblingstee, mal Nutella, mal Honig oder Marmelade, mal Butter oder Margarine, mal nur Mineralwasser, mal Lemonsticks oder Bepanthenlösung usw.
Wir haben unserem Mundpflegestandard einen Anhang beigefügt, in dem beschrieben ist, welches Mittel für welchen Zweck gedacht ist.

Von Absaugzahnbürsten oder ähnlichem hab ich noch nix gehört. Wir haben im Haus auch schon mal Denta-swap getestet; das sind so eine Art Schaumstoffschwämmchen am Stiel, die bereits mit einem Zahnpflegemittel versehen sind. Die feuchtet man kurz an und dann kann man damit prima die "Beisserchen schrubben" ohne große Verletzungsgefahr.

Schönes Wochenende, Stupsi
 
Hallo,

wir haben seit kurzer zeit nun auch zahnbürsten mit absaugung dran, setzen sie aus kostengründen auch nur bei beatmungen ein, sonst entweder die eigene (eigentlich am liebsten) oder eine einmalzahnbürste oder was auch immer. Wir hatten auch schon überlegt elektrische Zahnbürsten für beatmungen zu nehmen (natürlich immer mit neuen köpfen).
Vorteil der absaugzahnbürste ist für mich einfach das man dann noch ne hand für spülung oder zum offenhalten des mundes frei hat.
 
Hallo Stupsi,
Denta-swap-Ähnliches hab ich auch schon gesehen, ist wohl Bikarbonat drin. Aus Kostengründen dürfen wirs nicht nehmen - altes Thema. Wäre zumindest professionelles Umgehen damit. In den USA gehört dies wohl zum Standard, die sichern sich ja ab, weil nachgewiesene Schlampereien dort ja sehr teuer werden können.

Gut, wenn normale Patienten ihren Kram dabei haben, okay, meinetwegen auch Elektro, aber bei beatmeten Patienten? Da nehmen wir auch Tee. Aber weißt man denn, wie alt der Tee ist? Die Beatmeten haben keinerlei Schutz im Mund und meist ne kaputte Schleimhaut, da geht man doch nicht mit Lebensmitteln ran. Butter löst allenfalls Zahnbeläge. Da bin ich aber auch skeptisch. Wenn ne Pneumonie entsteht, heißt das bei uns nicht so ...
Ich seh immer zu, dass die Zimmerfeuchtigkeit wenisgtens okay ist.:cry:
Der ganze Kampf gegen MRSA und Co hat keinen Sinn, wenn Mund nicht okay ist. Deshalb verstehe ich ja auch die seltsame Kostenpolitik nicht. Lieber zahlt man 10.000 Euro (mehr), als n paar 100 Euro mehr für Prävention auszugeben.
 
am Muggle:

Soweit ich weiß, sind die Absauger auch nur für beatmete Patienten, logisch, nur mach das mal ner bornierten Apotheke klar, die lesen nur: Zahnbürste. Wie habt ihr die genehmigt bekommen? Ist ja eigentlich n Witz, wenn man bedenkt, was ne Infektion im nachhinein kostet.


SGerda
 
Hallo,

wir benutzen bei uns für dei beatmeten Pat. ausschließlich Denta swap (Platze stäbchen mit grünen art Watteaufsatz) und dann natürlich einmal Zahnbürsten, wenn keine blutungsgefahr besteht. Haben aber auch noch die normalen Kugeltupfer.
Auch ein anderes Swap-system haben wir noch wo eine art mundwasser drin und ne creme die hervorragend Belege löst und den speichelfluss anregt)
Wir dürfen von der Hygiene her keine TEE´s mehr zur Mundpflege verwenden. Wir haben dafür Bebanhtenlösg. oder nehmen nur klares was. Haben jetzt auch eine neue Lösg. da weiß ich aber grad nicht wie die heißt.

Frage: Wie teuer sind denn diese Absaugzahnbürsten?

Gruß TinaG.
 
Hallo zusammen!

Tee ist bei uns so auch nicht mehr üblich, wegen der Hygiene. Aber man kann ihn ja regelmäßig in kleinen Mengen frisch zubereiten und z.B. im Kühlschrank aufbewahren.

Mundpflege mit Lebensmitteln (Honig, Butter ...) machen wir z.B. bei Wachkomapatienten, die wir auch immer wieder betreuen, damit diese Patienten bei der Mundpflege auch eine positive Mitteilung erhalten und für sie die Mundpflege auch mit etwas Angenehmen in Verbindung gebracht werden kann. Das man das Zähneputzen nach der Mundpflege mit Nutella nicht vergessen darf, ist ja klar.
Immer nur Hexoral, Bepanthen oder was weiß ich für künstliches Zeug das nicht unbedingt gut schmeckt, löst auf die Dauer nicht unbedingt ein freudiges Erlebnis aus und die Mundpflege soll nicht nur für die Mundflora etc. pflegend sein, sondern auch die Sinne anregen.
Vielleicht ist es etwas anderes, wenn man einen kurzzeitig beatmeten Patienten betreut, wo man sagen kann er wird in 2 Tagen extubiert und kann dann hoffentlich bald wieder selbständig essen und trinken.
 
Naja die swaps sind ja hauptsächlich für Patienten mit Zahnfehlung?
Die Preise für die Absauger kenne ich nicht so, da Mawi Preise bekam, allerdings kann ich mich erkundigen, ich hab irgedwo die Karte vom Vertreter, wenn Du das möchstest. (der sitzt in Sachsen oder Thüringen) Ich weiß von ner Hygienetagung, dass wohl über 100 KH in Mitteldeutschland die Absauger nehmen, Tendenz steigend. Da sind wohl auch viele Häuser KISS-zertifiziert vom NRZ
(Nationales Referenzzentrum
für Surveillance
von nosokomialen Infektionen)


Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen


Tee ist schrecklich! Da habt Ihr ne umsichtige Hygiene, wir haben ja nicht mal eine! Jede Pflegekraft macht ihren Stiefel, haben ja auch keine PDL.

Ich kümmre mich um den Ansprechpartner
 
So, mal zum Thema :-)

Die meisten Patienten bei uns sind Kurzlieger (Verweildauer ~24 Stunden), im Mundpflegetablett ist standardmäßig Bepanthen®lösung und -salbe, für die Mund- und Nasen/Augenpflege.
Das ganze mit Tupfern und Klemme appliziert.

Bei Langliegern greifen wir auf "Glycerol Gurgellösung" von der Klinikapotheke und "Gum Paroex®" zurück, ebenfalls mit Kugeltupfern und Klemme appliziert.

Wache Patienten die nicht intubiert sind und noch nicht trinken dürfen bekommen Lemonsticks und ein Mundspray um einen anderen Geschmack in den Mund zu bekommen, und können sich natürlich auch die Zähne putzen / ausspülen.


Bei Langliegern nutzen wir außerdem Absaugzahnbürsten - aber wie schon von anderer Seite erwähnt, jeder hat so seine Angewohnheiten, und so macht nicht jeder das.
 
also wir benutzen am liebsten die Patienten eigenen Zahnbürsten weil die nicht so steif sind wie die hauseigenen. oder eben tupfer. man muss ja keine überschwemmung im Mundraum anrichten. Miniaspirationen sind ja immer da... egal wie man es macht.
 
Mit den Privatbürsten werden aber noch mehr Keime verteilt, zumindest bei beamtmeten, die haben keinerlei Schutz.
Und Absauger sind nicht starr.
 
Mit den Privatbürsten werden aber noch mehr Keime verteilt, zumindest bei beamtmeten, die haben keinerlei Schutz.
Und Absauger sind nicht starr.

Gibts da relevante Daten, daß bei eigenen Zahnbürsten die Infektionsrate höher ist als bei Einmalzahnbürsten?
Oder ist dies nur eine Mutmaßung bzw. logische Schlußfolgerung?

LG
Andi
 
Zu dem ganzen Thema muss es schon ganze Arbeiten geben.
Müßte beim KISS erfahrbar sein.
Allerdings auch ohne Zahlen leuchtet das sein.
Ich hab auch n Buch:
Huber Verlag: Mundhygiene und spezielle Mundpflege - von Th. Gottschalck.
Hab ich mir selbst besorgt, gibts nicht gesponsert.
 
Moin,
ich finde es erst einmal nicht gut in Bundesländer unterteilt und bewertet zu sein. Jedes KH bzw. Station hat auch ihr Steckenpferd/Erfahrung/Geld ...!
Eigene Zahnbürste finde ich auch gut, hat was mit Vertrauen/Kenn ich usw. zu tun!:) Keime?? Na dann tunk die doch in eine Desilösung! :mrgreen:
Ansonsten nehmen wir noch diese: DENTIPS, ORAL SWABS, TREATED WITHDENTIFRICE, INDIVIDUALLY WRAPPEDREPLACES MDS096500H
Bei unseren Einmalzahnbürsten bekomme so gar ich Zahnfleischbluten. :eek1:
Das im Tee Keime sind, ist doch nun schon ein alter Hut! Wir nehmen nur noch Mineralwasser.
Wenn Du zu viele Keime im Mund hast dann spüle doch mit Chlorhexidin®, aber beachte auch die Folgen. Keimfrei muss nicht aber Keim arm und auf alle Fälle pilzfrei! Dafür haben wir Moronal oder Amphomoronal im Standard!
Mircoaspirationen kannst Du nicht verhindern (und somit gelangt alles was Du in den Mund schüttest in die Lunge, außer Du verwendest einen Microcufftubus.

LG Tobias
der vor Jahren darüber was geschrieben hat :)
 
Hallo, sorry, aber Thüringen ist nun mal in dieser Beziehung hinterm Mond, ich hab nun mal mit Sachsen den Vergleich. Dort geht die Post ab. Auch nicht überallKlar ist Tee n alter Hut. Aber ich kenne hier nur Häuser, die das machen und die sind auch noch stolz drauf. Da sind selbst Pflegeheime weiter. Und das Argument Geld mag ich bei Prävention nicht mehr hören. Das haben immer diejenigen sofort als Argument, die keine Lust haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Und Chronische Dummheit. Ist auch ne Generationsfrage und ob die Entscheider mal in der Pflege gearbeitet haben.
Eigene Zahnbürste schön und gut aber ich denke, einem beatmeten Patienten ist es relativ schnurz, ob er seine Dr. Best von zuhause am Bett hat. Bei allen anderen Aspekten hast Du ja Recht. Mich ärgert ja nur, dass ich in so einem Haus arbeiten muß, wo solche Entscheider sitzen.
 
Hi Leute!

Also ich komme aus Sachsen und kann euch davon berichten, wie es bei uns am Hause durchgeführt wird.


Die Mundpflege der Patienten wird bei uns entweder mit Tee (z.B. Kamille), Clycerollösung, Bephantenlösung oder der gleichen durchgeführt. Dabei verwenden wir Stieltupfer.

Der Tee muss lt. Hygieneschwester aller 12 Stunden gewechselt werden und in ein abgedecktes Gefäß.

Ich sehe darin also kein Problem wenn der Nachtdienst und der Spätdienst den Tee für die Mundpflege vorbereitet.

Bei beatmeten Patienten hat sich bei uns die Zahnbürste mit Absaugfunktion bewährt. Ich finde diese sehr praktisch, da man die Zahnpasta und den Speichel gleich absaugen kann. Man spart hierdurch auch den Einsatz von Absaugkathetern. Die Zungenpflege kann damit gleich verbunden werden, da auf der Rückseite der Zahnbürste auch gleich ein "Zungenschaber" ist.

Zum Thema Butter und Schokolade..... Zur Zahnpflege finde ich diese eher ungeeignet. Aber vom Gesichtspunkt der basalen Stimmulation wird auch dies bei uns eingesetzt.

Es obligt bei uns allein der Pflegefachkraft welches "Mittel" sie zur Mundpflege einsetzt.

Bei postoperativen Patienten gab es früher Lemonsticks, Glandosane und der gleichen. Das ist bei uns eher out. Habt ihr schon mal Glandosane -Speichelersatzlösung gekostet? Es schmeckt so wie es heißt :)
Wir haben daher so kleine Sprühflaschen gekauft. In dieser wird Wasser oder Tee gefüllt und den Patienten erstmal der Mund befeuchtet. Hat sich gut durchgesetzt wenn z.B. ein Pat. Übelkeit hat (Tupfer ungeeignet) und evtl. keine Kraft hat einfach den Mund mit Wasser auszuspühlen.


Ok das wars erstmal.

Lg David
 
Super. Das finde ich okay, so würde ich es mir auch bei uns wünschen. Darf ich fragen welches KH? Und welche Absaug-ZB? Ich kenne nur eine wirklich gute. Hatte leider nur Muster.
 

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