MRSA Screening und Isolation - NL vs. BRD

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mary_jane

Gast
Hallo,

in Rahmen einer Recherche bezüglich MRSA und der unterschiedlichen Handhabung in der BRD und in den Niederlanden, stellen sich mir folgende Fragen:
Wann wird ein Patient der stationär aufgenommen wird schutzisoliert?
Seit der Neuerung des Infektionsschutzfgesetz 2011 sind die Empfehlungen des RKIs verbindlich.
Ich habe mich bisher mit diesen Empfehlungen beschäftigt: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt...ownloads/MRSA_Rili.pdf?__blob=publicationFile
--> wird ergänzt durch:


Ein erhöhtes Risiko für eine MRSA-Kolonisation im Sinne der „Empfehlung zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus-auresus-Stämmen in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen“ besteht bei:


1. Patienten mit bekannter MRSA-Anamnese
2. Patienten aus Regionen/Einrichtungen mit bekannt hoher MRSA-Prävalenz
3. Patienten mit einem stationären Krankenhausaufenthalt (> 3 Tage)in den zurückliegenden 12 Monaten
4. Patienten, die (beruflich) direkten Kontakt zu Tieren in der land-wirtschaftlichen Tiermast (Schweine) haben
5. Patienten, die während eines stationären Aufenthaltes Kontakt zuMRSA-Trägern hatten (z. B. bei Unterbringung im selben Zimmer)
6. Patienten mit zwei oder mehr der nachfolgenden Risikofaktoren:

  • chronische Pflegebedürftigkeit,
  • Antibiotikatherapie in den zurückliegenden 6 Monaten,
  • liegende Katheter( z. B. Harnblasenkatheter, PEG-Sonde),
  • Dialysepflichtigkeit,
  • Hautulcus, Gangrän, chronische Wunden, tiefe Weichteilinfektionen,
  • Brandverletzungen.


Ein mikrobiologisches Screening umfasst in der Regel
Abstriche der Nasenvorhöfe(rechts/links)und des Rachens und ggf.
Abstriche von vorhandenen Wunden (einschließlich ekzematöse Hautareale, Ulcera).
RKI (2008): Kommentar zu den "Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von MRSA-Stämmen in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen"

http://www.rki.de/DE/Content/Infekt...nitte/MRSA_2008_42.pdf?__blob=publicationFile
Ich habe leider nichts dazu finden können, inwieweit verbindliche Regelungen existieren, wann Risikopatienten, nicht nur gescreent, sondern auch schutzisoliert werden sollten. Ich selbst habe es so erlebt, dass auf den Intensivstationen die Erfüllung der oben zitierten Kriterien (ungefähr) zur Schutzisolierung führte bis ein negatives Ergebnis vorlag.
Wie wird das in anderen Bereichen gehandhabt?
Habe ich womöglich eine Empfehlung diesbezüglich übersehen?
Ich habe es so verstanden, dass die einzelnen Kliniken die allgemeinen Empfehlungen auf die lokalen Gegebenheiten anpassen sollten.

Bei den Recherchen zu den Niederlande bin ich auf folgendes gestoßen:
Was sind die Unterschiede zwischen den niederländischen und deutschen MRSA-Richtlinien?

Antwort

Im Allgemeinen sind die hygienischen Maßnahmen die bei MRSA-Patienten ergriffen werden in den Niederlanden und in Deutschland gleich: Isolierte Versorgung des Patienten, das tragen von Schutzkittel, Mund-und-Nasen Maske und Handschuhen durch Besucher und Personal beim Betreten eines Isolationszimmers, und anschließende Desinfektion der Hände. Der Unterschied besteht in der Art und Weise wie Menschen die MRSA haben, aufgespürt werden.

Anmerkungen

In den Niederlanden besteht eine andere aktive Such-Strategie als in Deutschland: Patienten werden bei der Aufnahme in ein niederländisches Krankenhaus in MRSA-Risikokategorien eingeteilt: hohes, leicht erhöhtes, niedriges oder kein Risiko für MRSA. Diese Kategorien bestimmen welche Maßnahmen für den Patienten ergriffen werden: Besteht hohes Risiko für MRSA, wird er isoliert versorgt; bei leicht erhöhtem werden Abstriche genommen usw. In den Niederlanden fallen alle Patienten die kürzlich in ein ausländisches Krankenhaus aufgenommen wurden in die Hoch-Risiko-Kategorie und werden darum präventiv isoliert versorgt, bis anhand von Abstrichen ausgeschlossen werden kann, dass sie MRSA-Träger sind. Es geht hierbei hauptsächlich um Menschen die in einem Land im Krankenhaus gelegen haben, in dem MRSA häufig vorkommt, wie Deutschland, Belgien, Japan und Großbritannien. Man geht davon aus, dass 10 bis 40% der MRSA-Fälle in den Niederlanden durch Patienten oder Mitarbeiter verursacht werden, die MRSA aus ausländischen Krankenhäusern mitnehmen.

MRSA-net - Was sind die Unterschiede zwischen den niederländischen und deutschen MRSA-Richtlinien?

Die Strategie "Search and Destroy" unterscheidet sich also nicht maßgeblich, von den Empfehlungen des RKIs wenn ich das richtig interpretiere?
Nur waren die Niederlande wesentlich früher dran, mit ihrem Vorgehen. Ebenso ist der Antibiotikaeinsatz in den Niederlanden geringer, die Behandlung wird auch ambulant intensiv weitergeführt und ebenso wird dort stärker die Einhaltung der Richtlinien kontrolliert.
Kann man dies so sagen?
Ich bitte um Ergänzungen und/oder weitere Anregungen
Vielleicht kann ja jemand, der in den NL tätig ist, etwas aus der Praxis berichten! Besonders der Punkt Antibiotikaeinsatz interessiert mich sehr.

Freue mich auf Antworten und Feedback
 
Hallo,

in Rahmen einer Recherche bezüglich MRSA und der unterschiedlichen Handhabung in der BRD und in den Niederlanden, stellen sich mir folgende Fragen:
Wann wird ein Patient der stationär aufgenommen wird schutzisoliert?
Seit der Neuerung des Infektionsschutzfgesetz 2011 sind die Empfehlungen des RKIs verbindlich.
Ich habe mich bisher mit diesen Empfehlungen beschäftigt: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt...ownloads/MRSA_Rili.pdf?__blob=publicationFile
--> wird ergänzt durch:



Ich habe leider nichts dazu finden können, inwieweit verbindliche Regelungen existieren, wann Risikopatienten, nicht nur gescreent, sondern auch schutzisoliert werden sollten. Ich selbst habe es so erlebt, dass auf den Intensivstationen die Erfüllung der oben zitierten Kriterien (ungefähr) zur Schutzisolierung führte bis ein negatives Ergebnis vorlag.
Wie wird das in anderen Bereichen gehandhabt?
Habe ich womöglich eine Empfehlung diesbezüglich übersehen?
Ich habe es so verstanden, dass die einzelnen Kliniken die allgemeinen Empfehlungen auf die lokalen Gegebenheiten anpassen sollten.

Bei den Recherchen zu den Niederlande bin ich auf folgendes gestoßen:


Die Strategie "Search and Destroy" unterscheidet sich also nicht maßgeblich, von den Empfehlungen des RKIs wenn ich das richtig interpretiere?
Nur waren die Niederlande wesentlich früher dran, mit ihrem Vorgehen. Ebenso ist der Antibiotikaeinsatz in den Niederlanden geringer, die Behandlung wird auch ambulant intensiv weitergeführt und ebenso wird dort stärker die Einhaltung der Richtlinien kontrolliert.
Kann man dies so sagen?
Ich bitte um Ergänzungen und/oder weitere Anregungen
Vielleicht kann ja jemand, der in den NL tätig ist, etwas aus der Praxis berichten! Besonders der Punkt Antibiotikaeinsatz interessiert mich sehr.

Freue mich auf Antworten und Feedback

Versuch Deine sehr komplexe Frage aufzudröseln:
eine verbindliche Aussage wann ein Risiko-Patient anaolog zum niederländischen Vorgehen isoliert sein soll gibt es in D definitiv nicht. Auch bestehen durch Vorgaben der Sozialministerien der Bundesländer auch nicht die benötigten Resourcen (Einzelzimmer). Laut Wendt ist aber in den ersten 24h nach Aufnahme nur eine geringers Risiko der Übertragung. Begründung dazu liefert sie nicht, kann aber mit dem Schutz der gewohnten Residualflora zu begründen sein (schwammig).
Die Antibiotikatherapie in NL ist das Resultat einer Leitlinienmedizin gegen deren Einführung sich die Ärzteschaft und Pharmalobby in D in der Vergangenheit erfolgreich gestemmt hat. Es dürfen in den NL bei bestimmten Erkrankungen wenn überhaupt nur ausgewiesene Antibiotika verordnet werden. In den Kliniken nur durch entsprechend ausgebildete Ärzte! Das versucht jetzt Deutschland mit dem Antibiotical Stewardship nachzubilden. Wird allerdings erst greifen, wenn Pflicht vorliegt oder/und Vorteile erkannt sind.....
 
Lieber Matras,

vielen Dank für deine Antworten. Du hast mir wirklich sehr geholfen!
Hab gestern den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen und bin ertrunken in den ganzen Richtlinien.

Mich hat nur verwirrt, dass auch in den NL nicht jede Aufnahme unbedingt präventiv isoliert wird. Hatte da etwas anderes im Kopf. Es kommt also hier auf diese Risikoeinteilung an, wobei ein Patient aus Deutschland immer isoliert wird, bis zum negativen Ergebnis des Abstriches.
Weißt du zufällig inwieweit auch andere MRE dort getestet werden? Das Vorgehen wird vermutlich ähnlich sein?

Viele Grüße
 
Wie kann ich bei der heute vorhandenen Verbreitung von MRSA erkennen, dass kein Risiko vorliegt? Man erinnere sich, wie MRSA verbreitet wird. Ich müsste in Erfahrung bringen, welche gesicherten Kontakte vorliegen. Und wenn ich mir überlege, dass jeder Patient vor seinem Krankenhausaufnahme ein- oder mehrmals eine Praxis aufsucht und dort nur der Doc seine Hände zwischen den Patientenkontakten desinifiziert ... .

Ich halte es für einen absoluten Wunschgedanken, absolut sicher einen MRSA vor der Klinikstür zu lassen. Selbst wenn du alle Patienten generell in Einzelzimmer verfrachtest, musst noch davon ausgehen, dass der Keim von A nach B kommt. ... Sei kein Braehmer - MRSA - YouTube . Ehrlicherseits muss man sagen, dass die Verbreitung nicht nur durch Akademiker erfolgt. Bekanntlich hat der Doc ja nur wenig Kontakt mit dem Pat.

Elisabeth
 
Richtig Elisabeth, kein Risiko gibt es eigentlich nicht.
Ich wollte in diesem Thread jedoch keine Diskussion über Sinn und Unsinn dieser Maßnahmen, sondern wollte etwas über die unterschiedliche Handhabung erfahren - ohne Wertung.
Experten sind sich ja auch nicht einig, welche Maßnahmen wirklich zur Eindämmung von MRSA führen.
 
Lieber Matras,

vielen Dank für deine Antworten. Du hast mir wirklich sehr geholfen!
Hab gestern den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen und bin ertrunken in den ganzen Richtlinien.

Mich hat nur verwirrt, dass auch in den NL nicht jede Aufnahme unbedingt präventiv isoliert wird. Hatte da etwas anderes im Kopf. Es kommt also hier auf diese Risikoeinteilung an, wobei ein Patient aus Deutschland immer isoliert wird, bis zum negativen Ergebnis des Abstriches.
Weißt du zufällig inwieweit auch andere MRE dort getestet werden? Das Vorgehen wird vermutlich ähnlich sein?

Viele Grüße

Da MRGN und VRE ein globales Problem darstellen vermute ich wie Du ein ähnliches Vorgehen.
 
...Experten sind sich ja auch nicht einig, welche Maßnahmen wirklich zur Eindämmung von MRSA führen.
Einen Konsenz dürfte es sogar global geben: Optimierung der Händehygiene, der Hygiene im Gesundheitswesen überhaupt. Wohlgemerkt im Gesundheitswesen. In einem Pflegeheim die gleichen hygienischen Anforderungen wie in einem Krankenhaus zu stellen halte ich für weltfremd. Ein Pflegeheim ist ein Zuhause und wer desinfiziert in seinen eigenen Räumen schon so wie im Krankenhaus.

Was mich viel mehr interessieren würde- wie wird das Thema Mikrobiologie und Hygiene in den verschiedenen Ländern vermittelt? Wird das andernorts auch so stiefmütterlich behandelt oder lernt man da neben Checkliste und Standard auch noch mehr- z.B. welche Umgebung der Keim braucht um zu überleben.

Elisabeth
 
Was genau haben deine Ausführungen inklusive Verallgemeinerungen nun mit meinen Fragen zu tun?

Ich stellte die obigen Fragen für einen Vortrag über MRE, da ich u. a. Vergleiche zu anderen Ländern ziehen wollte, speziell eben die Niederlande. Wenn es dich beruhigt, ein ganz großes Thema des Vortrages ist die Händehygiene.
 

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