Morphiumentzug und Depression

espoir

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224
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Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Krankenhaus
Hallo,

ich schreibe heute mal nicht für mich, sondern für eine Freundin...nunja, meine Frage dazu ist, wie ich damit umzugehen habe und die Situation einschätzen kann.
Eine Freundin von mir hat schon Jahre Rückenschmerzen. Viele Dinge wurden ausprobiert mit mehr oder minder Erfolg. Sie war bei einem Schmerztherapeuten, der sie auf Morphium stellte. Dies ging bis auf manche Akutschmerzen auch gut.
Der Arzt suchte aber natürlich (er ist ja "nur" Schmerztherapeut und kein diagnostizierender Arzt) nicht nach Diagnosen. Meine Freundin verstand sich auch nicht mehr gut mit dem Arzt und wechselte. Der neue Arzt obliegte ihr verschiedene Optionen unter anderem auch, das Morphium langsam abzusetzen und ein anderes Schmerzmittel stattdessen in höherer Dosis zu nehmen (Valoron) ist ja schliesslich auch nicht ohne, das Morphium.
In all der Zeit ging und geht sie arbeiten in der Pflege. Seit Jahren hat sie auch eine Depression, sie sagte etwas von endogener oder exogener Depression, eine die man halt einfach "aushalten" muss, wo kein Therapeut was machen kann. Im Übrigen war sie 2 Jahre bei einem Therapeut...ohne wesentliche Besserung.
Momentan ist es so, dass sie seit mehreren Wochen eine Depression hat, viel weint und viel Kummer mit Eltern hat. Vor 4 Wochen etwa war die Sache mit dem neuen Arzt. Seitdem wurde das Morphium ausgeschlichen, seit paar Tagen hat sie kein Morphium mehr. Sie ist nur am weinen, bezieht jede Handlung eines anderen Menschen in ihrem Umfeld auf sich, hat Scheuklappendenken..egal was wir machen, sie flippt aus und schreit: ihr versteht das alle nicht...
Das Prob ist, dass sie Morphium Tabletten in Reserve hatte. Der Arzt erlaubte ihr 3...sie hat ca 30...Ihre Stimmung ist unberechenbar..
Ihr fragt warum wir ihr die Tabletten nicht wegnehmen ? Ich traue mir nicht zu die Konsequenzen abzuschätzen.
Ich und die andren Freunde von ihr wissen nicht mehr wie mit ihr umgehen oder was machen..habt Ihr einen Rat ?

espoir
 
Deine Bekannte verspürt offenbar keinen Druck sich adäquat therapieren zu lassen. Egal was sie macht, ihr ist Hilfe gewiss ohne dass sie an sich arbeiten muss. Schuld sind immer die anderen.

Das Dilemma läßt sich nur lösen, wenn man klar und deutlich Grenzen zieht. Es gibt meines Wissens keine Depression, die man einfach nur aushalten muss. Es gibt aber sehr wohl Menschen, die ihre Probleme gerne auf andere projezieren. Da gilt es sich vor zu schützen. Es ist nicht dein Leben sondern ihr Leben.

Elisabeth
 
Meiner Meinung könnt Ihr an diesem Zustand nichts ändern.

Das kann nur sie selbst.

Ohne sie zu kennen (und ihre Anamnese) kann man die Situation nicht einschätzen. Dafür gibt es Spezialisten.

Sie muß nur begreifen, daß sie etwas ändern muß.
Ob die Situation mit dem Morphin in Verbindung steht, ist auch nur eine Mutmaßung, oder?

Da sie ja in der Pflege arbeitet, ist es vielleicht sinnvoll diesbezüglich ein Gespräch mit ihr zu führen (evtl mit PDL und Betriebsrat), welche Konsequenzen das haben kann.
 
Das Prob ist, dass sie Morphium Tabletten in Reserve hatte. Der Arzt erlaubte ihr 3...sie hat ca 30...Ihre Stimmung ist unberechenbar..
Hallo espoir,

jetzt ist es an der Zeit Dich zu schützen. Ich kann mich auch nur meinen Vorschreibern mit ihren Aussagen anschließen.

Du und auch ihr Umfeld müssen ihr Grenzen setzen, auch wenn euch dies schwer fällt und es so aussieht, dass ihr nicht helfen würdet.

Aber es ist der Zeitpunkt gekommen, wo keine andere Intervention mehr hilft.

Ihr seid erpressbar und werdet auch manipuliert, meine dies nicht böse, denn sie ist in einer schwierigen Lage und sieht keine Lösung. Also braucht sie diese Lösung von anderen, quasi von außen.

Diese Entscheidungshilfe wird sie vielleicht enttäuschen, sauer und furchtbar gekränkt entgegennehmen, aber es ist anscheinend nicht anders zu machen. Sonst wird sie sich nur selber weiter körperlich und psychisch Schaden zufügen.

Woher weißt Du, dass sie so viele Morphin Tabletten hat? Was hat sie damit vor? Wieso erzählt sie das?

Ihr sagen, dass Du mit dieser Situation nicht mehr fertig wirst und wenn sie nichts macht, bzw. weiter unberechenbarer Stimmung ist, ihr klar sagen, dass Du den sozialpsychiatrischer Dienst einschaltet. Es geht über dein Gewissen und über deine Grenzen, was sie Dir zumutet.

Du kannst Dich aber auch im Vorfeld schon dort unentgeltlich beraten lassen. Dies ist eine Beratungsstelle, die es in allen grösseren Städten gibt.

Habe mal als Beispiel den sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Duisburg reingestellt.

Stadt Duisburg - Sozialpsychiatrischer Dienst



Alles und Gute und starke Nerven Brady
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,


also das erstaunt mich schon ein bissel, klingt alles so hart was ihr schreibt. Ist jetzt nicht böse gemeint ich dachte nur ich könnte sie anders unterstützen.
Sie war nochmal bei einem Neurologen die Tage und bekam das Antidepressivum, das sie zuvor hatte. Wurde auch in der Zeit in den Anfängen des Morphium Entzuges, abgesetzt. Mal schauen, vielleicht bringst sie das weiter.
Dass sie noch ca 30 Tabletten Morphium hat weiss ich, weil ich sie gesehen hab. Ich denke sie möchte sie nehmen wenn es ihr nicht gut geht, also einzeln. Sie war nach dem Besuch beim Neurologen guter Dinge, dass dies mit dem Antidepressivum besser geht...warten wir es ab.
Ich danke Euch erstmal für Eurer zuhören. Werde auch bissel Abstand nehmen, nicht mehr tagtäglich 5 mal anrufen z bsp.
 
Hallo espoir,

Du hast es aber auch so beschrieben, dass dieser Eindruck entstand.

Nun ist es aber auch gut, dass Du deine Grenzen versuchst einzuhalten und sie sich auf eine medikamentöse Therapie einlässt.

Kleiner Hinweis, sie muss beim Psychiater gewesen sein. Ein Psychiater verschreibt normalerweise Antidepressiva gegen Depressionen. Auch mit dem Entzug von Morphium würde diese Konsultation Sinn machen.
Nicht böse sein, aber viele verwechseln dies.

Liebe Grüße Brady
 

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