Keine Lust mehr

Smurfy

Newbie
Registriert
16.01.2010
Beiträge
9
Ort
Bremen
Beruf
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Funktion
z.Zt. Fachweiterbildung "Gerontologie und Gerontopsychiatrie" plus Praxisanleiter
Hallo,

ich habe einfach keine Lust mehr in der Pflege zu arbeiten. Ich glaube, ich habe jetzt schon viele Bereiche der Pflege durch: habe in der Behindertenpflege gearbeitet, in der ambulanten Pflege, in der 1:1 Betreuung, in Pflegeheimen und in Krankenhäusern. Überall hatte ich nur immer das Gefühl, dass es nicht mehr um den Patienten geht, sondern nur noch um Leistungen. Ich habe Leistungen abgehakt, die ich nie durchgeführt habe (aus Zeitmangel), Schüleranleitung zwischen Tür und Angel, Besprechungen mal eben nebenbei.
Aber jetzt habe ich wirklich keine Lust mehr, morgens um 5 Uhr Patienten zu wecken, um sie zu waschen oder in aller Eile demenzkranke Patienten alleine mit Sanitätern ins Krankenhaus fahren zu lassen, weil ich alleine auf Station bin. Sie schauen mich in aller Angst an und ich kann nichts tun.
Ich möchte so gerne mithelfen etwas in der Pflege zu ändern, aber selbst Betriebsrat oder Gewerkschaft können nichts ändern.

Ich brauche eine Alternative.

LG, Smurfy
 
Liebe Smurfy,
Achtung:( pass auf dich auf. Frust und Resignation sind nicht weit. Wir warten, warten und warten auf Veränderung, doch es passiert nichts!
Was kannst DU tun: 1. Teamgespräch, mit Vorgesetzter 2. Delegation von Arbeit, evtl. Hilfe einholen von anderer Station 4. Überlastungsanzeige von dir und evtl. anderen Kollegen, solidarisieren.3. Umstrukturierung der Arbeit, Arbeitsverläufe ändern 5. Persönliche Auszeiten nehmen, auftanken
Wichtig, dass du nicht paralysierst wirst,sondern in Bewegung bleibst. Denke an die schönen kleinen Momente, die du mit den Patienten erlebst,wenn du dir einfach die Zeit nimmst zum Pflegen. Mein Mantra: Ich bin nicht auf der Flucht, sondern beim Arbeiten. Lasse mich nicht hetzen.:deal:
LG Lichtkegel
 
Ich glaube an diesem System kann man einfach nichts ändern man muss es akzeptieren oder sich was anderes suchen.Vielleicht hast du das alles auch zu nah an dich rangelassen und du musst versuchen wieder den nötigen Abstand zu gewinnen allerdings is das natürlich einfacher gesagt als getan.Du könntest deine Erfahrungen nutzen und z.b. MDK werden.Da wirst du zwar auch nicht das System ändern können aber bist immerhin aus der direkten Pflege draussen oder du machst halt was ganz anderes...
 
Also ich glaube, daß man durchaus etwas ändern kann!
Ich bin 40, Krankenschwester und arbeite schon seit längerem als Leasingschwester in Altenheimen. Da ich die Bedingungen und die öffentliche Wahrnehmung unseres Berufes verbessern möchte, arbeite ich gerade an einem Buch mit verallgemeinerten Fallbeispielen und Geschichten/Arbeits- und Standart-Situationsbeschreibungen von beiden Seiten- alten Menschen und uns Betreuenden. Dazu würde ich auch gern erfahren, was Dir/Euch gefällt oder stört, was Dich/Euch motiviert und was eher behindert. Wenn Du mitmachen magst, wäre das eine große Hilfe, da die Bedingungen in den Häusern sehr verschieden sind, und sicher vieles, gerade an Arbeitsbedingungen, zu verbessern ist.
Wenn Du mitmachen magst, gehe auf meine gerade eröffnete Seite auf
facebook: dort findest Du einen Fragenkatalog.

Arbeiten im Altenheim: Frage an DICH

Ich würde mich freuen über rege Beteiligung! Um so realer wird das Ganze nachher. mit besten Grüßen : Rea
 
Ich fand die Arbeit im Kinderhospiz sehr schön. Das war tatsächlich Pflege, wie man sie sich vorstellt. Vielleicht wäre ja dieser bereich Hospiz/Palliativpflege etwas für dich
 
Smurfy sagt, sie hat keine Lust mehr, in der Pflege zu arbeiten und sucht nach Alternativen.
Für mich klingt das, was sie schreibt, wie kurz vor dem Burn-Out.
Smurfy, keine Ahnung, was du für einen Schulabschluss hast, wie alt du bist, aber es gibt IMMER Alternativen, außerhalb des Pflegeberufs.
Vielleicht kannst du was ganz anderes lernen, total umschulen.
Ich finde, du solltest nicht auf Teufel-komm-raus weitermachen mit einem Beruf, der dir keinen Spaß mehr macht, genug Bereiche hast du ja schon durch.
Vielleicht kannst du ja in einem ganz anderen Berufsfeld gücklich werden?
 
@ Smurfy

Frust, Sinnkrise, ich kann Dich verstehen, ich glaube so gut wie jeder in diesem Beruf hat das hin und wieder.

Ich möchte so gerne mithelfen etwas in der Pflege zu ändern, aber selbst Betriebsrat oder Gewerkschaft können nichts ändern.
Dann "tu" es, warte nicht auf Deine Erlösung (alleine durch Betriebsräte, Gewerkschaften), von Deinem Leid durch den Pflegeberuf, schmeißen kannste Deinen Beruf immer noch. Nur bevor Du gehst mach Dich doch mal bemerkbar.
Schweigend (den entsprechenden verantwortlichen Vorgesetzten gegenüber) den Beruf verlassen ist unterlassene Hilfeleistung, den verbleibenden Leuten in diesem Beruf gegenüber "und" den Patienten gegenüber (meiner
Meinung nach).
von Lichtkegel: Was kannst DU tun: 1. Teamgespräch, mit Vorgesetzter 2. Delegation von Arbeit, evtl. Hilfe einholen von anderer Station 4. Überlastungsanzeige von dir und evtl. anderen Kollegen, solidarisieren.3. Umstrukturierung der Arbeit, Arbeitsverläufe ändern 5. Persönliche Auszeiten nehmen, auftanken
Wichtig, dass du nicht paralysierst wirst,sondern in Bewegung bleibst. Denke an die schönen kleinen Momente, die du mit den Patienten erlebst,wenn du dir einfach die Zeit nimmst zum Pflegen. Mein Mantra: Ich bin nicht auf der Flucht, sondern beim Arbeiten.
Dem kann ich nur zustimmen.
Ich weiß es ist schwer, ich kenne das, nur es kann sich nichts ändern wenn "keiner" aktiv wird und sich nicht bewegt.

LG
Claudia B.
 
Ich finde es sehr erschreckend, dass immer mehr sehr gute Schwestern keinen Bock mehr haben und aus der Pflege wollen. Egal aus welcher Altersgruppe. Gerade erst hab ich mit meiner ehemaligen PA geschrieben, die für mich immer ein ein großes Vorbild war. Sie hat perfekt Theorie & Praxis verknüpft. Für jeden Schüler ein Gewinn. Jetzt hat sie keine Kraft mehr und will raus aus der Pflege. Das ist ein Jammer für Pat und Schüler!!
 
Ja es ist aber doch kein Wunder!
Schauen wir uns doch mal den Stellenschlüssel an in Relation zu den Ansprüchen der Angehörigen und Patienten.
Das klafft doch himmelweit auseinander und die Situation ist über die Jahre immer schlechter geworden als besser.
Wir können auch nur pflegen, bis wir selbst entweder vor lauter Bandscheibenvorfällen (ich hab 2) nicht mehr gerade gehen können oder uns das Burn-Out ereilt. Diesen Beruf kann man heutzutage kaum noch bis zur Rente ausüben.
 
von BettyBoo: Diesen Beruf kann man heutzutage kaum noch bis zur Rente ausüben.
Zynismus: Doch, doch mit Abzügen "eher" in Rente, das freut die Rentenversicherung.

von BettyBoo: uns das Burn-Out ereilt
Nö, auf gar keinen Fall, da passe ich auf mich auf und das sollte auch "jeder" in der Pflege für sich tun. Den Verantwortlichen der Arbeitssituation die Verantwortung lassen!!!

Der Pflege eine Stimme geben:

http://www.sbk-sg.ch/webseiten/1weit...en_Deutsch.pdf
 
@ Claudia B., der Vortrag ist sehr gut, vor allem, weil die Autorin erkannt hat, dass wir Pflegekräfte uns selbst im Weg stehen, wenn wir uns weiterhin nur mit warmen Dankesworten begnügen.
 
@ Claudia B., der Vortrag ist sehr gut, vor allem, weil die Autorin erkannt hat, dass wir Pflegekräfte uns selbst im Weg stehen, wenn wir uns weiterhin nur mit warmen Dankesworten begnügen.

Genau, es macht Mut endlich aus dem Schweigen heraus zutreten.
Wir sind für uns verantwortlich und wir können auch einiges "für" uns tut, wir "müssen" es nur tun.

2009 habe ich dieses Buch (Feindseligkeit unter Pflegenden beenden) entdeckt:
Verlag Hans Huber - Fachverlag für Psychologie, Psychiatrie, Medizin, Pflege, Gesundheit

Anfang 2011 machte ich die Klinikleitung auf dieses Thema aufmerksam.
Ich finde dieses Thema gehört zum Arbeitsschutz, das Arbeitsklima erschaffen "wir" und die Pflege arbeitet Abteilungsübergreifend. Die Abteilungen stehen aber rangmäßig nicht über oder unter der jeweiligen Abteilung. So ist der gesamte Betrieb geprägt "wie" wir "mit"einander umgehen.
Positive Veränderungen können in jeder Abteilung und somit in der bestehenden Institution, zu einer positiven Gesprächskultur, einem respektvollen, toleranten, akzeptierten Miteinander führen.

August 2012 hielt ich einen Vortrag für eine Klinik interne Fortbildung.

Heute hole ich mir das Buch:
Verlag Hans Huber - Fachverlag für Psychologie, Psychiatrie, Medizin, Pflege, Gesundheit

Ich denke, die meisten in der Pflege (so wie ich) stehen nicht gerne im Rampenlicht
(hätte mir vor dem Vortrag bald Pipi in die Hose gemacht vor lauter Lampenfieber, gefühlt war ich vorher 100 mal auf dem Klo),
aber die Zeit ist (für mich) gekommen um aktiv werden zu können.

LG
Claudia B.
 
Hallo @ alle,

danke für eure Antworten, aber ich will nicht wirklich raus aus der Pflege - ich liebe meinen Job - ich bin sehr gerne für meine Patienten da, egal in welchem Bereich ich gerade tätig bin.
Ich habe nur keine Lust mehr, mich ausbeuten zu lassen. Einspringen, obwohl ich frei habe, oder schon in Mehrstunden vorgeplant werden, obwohl das meine Sollarbeitszeit überschreitet. Pause??? Was ist das? Seit vielen Jahren habe ich keine Pause mehr gehabt. Und bin nach Hause, völlig erschöpft ohne das zu dokumentieren :(
Nur wie und wo kann ich das bekannt machen, an wen kann ich mich wenden, damit bald möglichst Änderungen veranlaßt werden?

Lg,
Smurfy
 
Dann wechsel deinen Arbeitsplatz wenn du nich raus aus der Pflege möchtest.Es gibt soviele Häuser bzw. Stationen wo es soviel leichter sein kann als du es beschreibst.Es gibt Psychatrische Kliniken in denen hast du mehr Pause als das du etwas "arbeitest".Oder Orthopädische Kliniken wo deine Hauptaufgaben in prä und post op pflege besteht.Holst und bringst die Leute zur Schleuse machst Verbandswechsel etc. hast aber fast keine Pflegefälle kannst im Nachtdienst schlafen und überarbeitest dich auch tagsüber nicht.Oder wechsel auf ne Gyn dort hast du auch lange nicht so eine Belastung wie z.b. auf ner Inneren...Also machs dir doch nicht so schwer wenn du örtlich flexibel bist dann ergreif die Chance es ist nicht überall so wie du es beschrieben hast!
 
Warum gibt es hier eigentlich keinen "like" Button?
Den hätte ich gerne gedrückt für deinen Beitrag, pflegekraft87 :mryellow:
 
Hallo Smurfy,

wer schreibt Deinen Dienstplan? Dem sagst Du das Du keine "vorgeplante" Mehrarbeit leisten möchtest und er Dich "bitte" mit Deinen Sollstunden verplanen soll.

Einspringen? Hm, jedes Ding hat zwei Seiten. Ich handhabe es so, kann ich und es wirbelt mein Privatleben nicht zu sehr durcheinander,weil ich plane auch in meinem Frei etwas für mich oder für die Familie, ja. Bei nein hat das Nein seinen Grund und ich brauche es auch nicht begründen. Es gibt kein generelles Ja, aber auch kein generelles Nein und das mache ich meiner Vorgesetzen auch deutlich.

Pausen?
Das Thema kenne ich und wird einem sehr schwer gemacht (in der Pflege trinken wir bekanntlich eh immer Kaffee (zynisch)), es gibt genaue Pausen Regelungen:
AoB -Rechtsprechung

Vorgehensweise: 1. SL, 2. PDL, 3. PR, 4. Krankenhaus- oder Klinik- oder Heimleitung informieren.

Ich (an Deiner Stelle) würde auch "zusätzlich" meine Fühler nach einer anderen Arbeitsstelle ausstrecken, "Du" hast nichts zu verlieren.
Schlimmer geht immer, nur wie schlimm willst Du "er"tragen?
Darum egal was, mach was und leide nicht so still vor Dich hin.

Toi,toi,toi.
Claudia B.
 
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Hallo smurfy,
warum schreibst Du das denn in einem Pflegeforum? Erwartest Du HIER wirklich Ratschläge dafür, was Du außerhalb unseres Berufszweiges machen könntest? Wenn Du gehst, bleiben ja Deine Kollegen in der unkomfortablen Situation zurück, daß sich die Arbeitssituation noch mehr verschärft, oder?
 
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