Ist das noch "palliatives" Sterben?

Hallöle,

ich habe mir jetzt recht lange überlegt ob ich was schreibe oder lieber nicht.

Ich finde deine Anschuldigungen was den Arbeitsaufwand betrifft als unangebracht und du solltest diese Aussagen vielleicht noch einmal überdenken.

Ich habe mittlerweile einige Fortbildungen zum Thema Palliativ Medizin oder anders gesagt Palliativ Care genossen und auch einige Hospitationen in diesem Fachbereich absolviert.

Du möchtest den Mann gerne auf einer Intensivstation, intubiert, beatmet, sediert, analgesiert und wirklich all seiner Sinne beraubt und entmündigt wissen um zu sterben?

Nach dem was ich von dir bisher zu diesem Fall erfahren durfte, merkt man einfach, dass ihr keine palliative Station seit. Natürlich kann ich jemandem NaCl und Lasix geben und ihn ggf. absaugen. Auf einer richtigen palliativ Station kann er auch adäquat analgesiert werden, aber wenn du nun jeden auf eine Intensivstation (unter oben genannten Kriterien) verlegen wolltest, dann brauchen wir eindeutig sehr viel mehr Betten, ohne das jetzt als Hauptgrund für eine Ablehnung dieser Therapie an zu führen.

Deine Erfahrungen auf einer "Normalstation" auf eine palliativ Station oder gar auf die gesamte palliative Medizin zu übertragen halte ich für mehr als fragwürdig.

Ich für meinen Teil kann aus meinen Erfahrungen nur behaupten, auf einer palliativen Station erhälst du die maximal mögliche Begleitung und Versorgung in deinem unabwendbaren Sterbeprozess.

Das Pflege- und Ärzteteam ist dort einfach speziell ausgebildet und meiner Ansicht nach ist dies mehr als notwendig. Der Standard Pfleger/in und Arzt reicht für eine adäquate palliative Versorgung in diesen Schweregraden einfach nicht aus und genau aus diesem Grund kannst du diesen Patienten nicht als dein Leitbild der palliativen Medizin betrachten und werten.
Es ist schlimm für den Patienten was mit ihm geschieht oder auch nicht geschieht?
Dann verlegt ihn zu jemandem der speziell auf dessen Versorgung ausgerichtet ist und dafür Fachpersonal bereit hält.
Im gleichen Zuge kannst du gleich deine Hospitationsanfrage ausfüllen und erlebst Palliativmedizin einmal wie sie sein sollte und nicht nur halb aufgewärmt.


Gruß
Dennis
 
Guten Abend!

Sorry, aber ich muss mich da jetzt auch mal einmischen!

Ich arbeite seit 5 Jahren auf einer Lungenstation, wo wir etwa 70-80 % Lungenkrebspatienten betreuen, außerdem viele multimorbide alte Patienten z.b. mit Aspirationspneumonien,....

Wahrscheinlich lebt der Patient um den es eigentlich geht, nicht mehr.
Ich sehe auf meiner Station auch ständig Menschen sterben und kann nur sagen, dass es ein Segen ist, dass es die Palliativmedizin und -pflege gibt.

Sterben ist etwas völlig natürliches und muss akzeptiert werden. Es geht doch nur darum es so friedlich wie mäglich für den Patienten zu gestalten.

Also ich möchte nicht, wenn ich mal unheilbar krank oder sehr alt bin, 1-2x am Tag Heparin s.c gespritzt bekommen, nur damit ich keine Lungenembolie bekommen,ebensowenig hätte ich Lust, immer wieder neue Venenverweilkanülen gestochen zu bekommen, nur um das "lebensrettende" Antibiotikum verabreicht zu erhalten.

Solche Sachen sind in meinen Augen nicht lebens- sondern leidensverlängerd.

Es wäre gut, wenn vor allen die Ärzte etwas mehr von dem Grundsatz "Leben verlängern um jeden Preis" ablassen würden, und sterbenskranken Patienten ein würdevolles Gehen zu ermöglichen.

Zum Absaugen möchte ich noch sagen, dass es uns noch nie verboten wurde, jemanden abzusaugen.
Meiner Erfahrung nach sind aber diese rasselnden und brodelnden Atemgeräusche vor allen für die Angehörigen schwer mitanzuhören. Ein Patient, der z.b. mit Morphinperfusor versorgt ist, quält das in den seltensten Fällen.
Wenn dem doch so sein sollte, spricht denke ich auch gegen ein Absaugen im Mund- und Rachenbereich nichts, es sei denn dies ist für den Pat. anstrengender als sie erschwerte Atmung!

Liebe Grüße Susi
 

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