Hygiene in der Dialyse

Louise

Newbie
Registriert
16.10.2009
Beiträge
5
Hallo an die User, :angry:
ich bin dialysepflichtig und habe große Bedenken zu den hygienischen Verhältnissen während der Dialyse. Da ich dieses Forum noch nie genutzt habe, möchte ich meine Fragen völlig anonym stellen, da ich mich schon ziemlich in die Nesseln gesetzt habe.
1. Schwestern kommen mit XXL-Nägeln einschl. Nagellack und zugehörigem Schmuck, gehen auch mal schnell an die Systeme und das Blut der Patienten, um Nadeln zu korrigieren. Bei Kritik wird schnippisch reagiert.
2. Es werden schnell mal beim Abnehmen oder Anlegen Handschuhe vergessen. Ein Pfleger hat es einmal geschafft, 3 Patienten ohne Handschuhe und Desinfektion anzulegen und sogar noch jemanden gegen Grippe zu impfen.
3. Beim Ablegen werden selbst gebastelte Tupfer verwendet, die Pflaster werden auch schon mal schnell auf den Arm der Behandelnden geklebt.
4. Wenn etwas herunterfällt, wird es ohne Desinfektion wieder auf den Tisch gelegt.
5. In unsere Dialyse kam eine Patientin, die nach Aussage des Pflegers den "ORSA- Keim" in sich trug und wurde in unseren Raum gelegt. Erst auf unsere Nachfrage hieß es, sie wüssten ja gar nicht, welcher Keim es wäre und dann, nach 2 Stunden wurden 2 Wandschirme aufgestellt. Nun lag diese Patientin seitdem in einem anderen Raum.
6. Der Spritzeneimer wird schon einmal mit der Hand zum Stuhl getragen und dann wird weiter mit den gleichen Handschuhen abgenommen. Es ist üblich, dass Scheren und Ähnliches aus der Kitteltasche neben Kugelschreibern und Co. genommen werden, um sie beim Abnehmen einzusetzen.
7. Es gibt Niemanden, der diesem Treiben Einhalt gebietet, es gibt Niemanden, an den ich mich wenden kann und ich könnte die Liste noch mühelos weiterführen.
Natürlich muss ich sagen, dass es auch viele Schwestern gibt, die gewissenhaft arbeiten, aber allmählich fürchte ich um meine Gesundheit. Bin ich hysterisch oder was kann mir jemand raten?
Ich habe bisher nur hoffnungsvolle Dinge aus Eurem Forum gelesen.
Deshalb wollte ich dieses Thema zur Diskussion stellen.
Gleichzeitig muss ich sagen, dass ich viele Dialysen im In- und Ausland kenne und z. B. in England und Italien solche Verhätnisse nicht vorgekommen sind.
Eine Frage noch, warum wird die auf Hygiene bezogene Diskussion nicht weitergeführt?
Einen schönen Abend und liebe Grüße Louise
 
Wenn es die Infrastruktur bei Dir zulässt, wechsel doch die Dialysepraxis/das Krankenhaus, wenn sich niemand Deiner Kritik annimmt? An wen hast Du Dich mit Deinen Kritikpunkten gewandt?
Wirst Du in einer Praxis dialysiert? Wende Dich an die Leitung. In einem Krankenhaus kannst Du Dich auch an die/den Hygienebeauftragte(n) wenden.
 
Das sind natürlich Zustände die es so nicht geben sollte. Kannst du mit den behandelnden Ärzten evtl. ein Gespräch führen ? Evtl. fragen ob es einen Hygienestandard in der Dialyse gibt ? Wenn du wirklich Angst um deine Gesundheit hast solltest du dich ansonsten um ein anderes Zentrum kümmern.
Handelt es sich um ein privates Zentrum ?
 
Deine Ängste sind nachzuvollziehen, du reagierst sicherlich nicht hysterisch. Mir würde es in dieser Situation genau so gehen. Gerade in einer Dialyse sollte die Einhaltung von Hygienestandarts allerhöchste Priorität haben. Vor allem verliert man an Vertrauen und natürlich immer die Angst die latent immer dabei ist. Rede doch mal mit jemanden der dort verantwortlich ist, ein Arzt oder eine leitende Pflegefachkraft und schildere deine Erlebnisse. In letzter Konsequenz kannst du die Dialysestation immer noch wechseln.
 
Hallo, danke für die ersten Antworten,

unser Krankenhaus hat keine Dialyse, ich bin in einer privaten.
Da ich nach meiner 5-stündigen Dialyse keine 20 km fahren kann und es bei uns keine weitere Dialyse gibt, ist ein Wechsel unmöglich.
Mit den Ärzten habe ich gesprochen, der leitende Arzt hat mir gesagt, seine wäre die beste Dialyse weit und breit und damit wird jede Kritik abgeschmettert.
Was soll man da noch tun? Für jede "Dönerbude" gibt es Vorschriften mit Gesetzescharakter, hier aber nicht, warum?

Einen schönen Sonntag Louise
 
Wäre CAPD oder Heimdialyse vielleicht ne Alternative für dich ?
 
Hallo Louise,

auch ich bin entsetzt über Deine Schilderungen!
Selbstverständlich gibt es genaue Vorschriften mit Gesetzeskraft über die Hygienemaßnahmen in einer Dialyse-Station:
z.b. die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts,
die Guidelines des Fachverbandes der Nephrologen
die TRBA 250, die auch für Dialyseeinrichtungen gilt!

Und leider hilft manchmal bei einigen KolleggInnen schon:
Hirn einschalten!

Du alleine wirst Dir warschenlich sehr schwer tun, Dein Anliegen durchzusetzen.
Die Aufsichtsbehörden (Gesundheitsamt Deines Landkreises) gehen anonymen Beschwerden nach.

Ansonsten kann ich mich bluestars Frage nur anschließen!

Liebe Grüße

Werner
 
Danke für die Antworten,

leider kommt Heimdialyse für mich aus Platzgründen nicht in Frage, mit CAPD habe ich mich informativ beschäftigt, ist aber für leider nicht das Mittel der Wahl.
Mit den Grundlagen der Hygiene habe ich mich ausführlich beschäftigt, habe viele Artikel gelesen, immer wieder Schwestern auf Hygiene angesprochen, hatte mir auch von der Aktion" Saubere Hände" ein Plakat besorgt, durfte es aber in der Dialyse nicht aushängen.
Meine Idee ist eigentlich, die Leute aufzurütteln und u.U. gibt es bei den Usern Jemanden, der seine Dialyse wiedererkennt. Ich habe mich schon an viele Leute gewandt, auch Ärzte und Dialyseeinrichtungen, habe aber bisher nur nichtssagende Antworten erhalten.
Liebe Grüße Louise
 
Das sind ja ganz zauberhafte Zustände in deinem Zentrum...


zu 1.: Lange Fingernägel, Finger- und Armschmuck usw. gehen gar nicht...

zu 2.: Handschuhe dienen eher dem Eigenschutz der Pflegekräfte, nicht zwingend zum Schutz des Patienten ... Man muss sie halt zwischen den Patienten oder bei Verschmutzung wechseln oder wenigstens desinfizieren.

zu 3.: selbst gebastelte Tupfer? Wenn diese unter hygienischen Bedingungen selbst gebastelt werden, geht das sicherlich in Ordnung. Besser sind einzeln verpackte, sterile Tupfer. Aber das ist auch wieder eine Frage der Wirtschaftlichkeit... Da sich alle Dialysepatienten vor jeder Behandlung ihren Shuntarm waschen müssen/sollen und (zumindest machen das recht viele Patienten in unserem Zentrum) sich mitunter den Shuntarm auch schon "vordesinfizieren", ist das Pflasterkleben unter diesen Umständen sicher machbar...

zu 4.: alles heruntergefallene ist natürlich potentiell schmutzig...

zu 5.: oweih, ORSA muss natürlich isoliert werden (Ausnahme ist oft, wenn dieser Keim nur in verbundenen Wunden ist)

zu 6.::motzen:

zu 7.: Ich denke, dass in heutigen Zeiten überall ein Hygieneregime existieren MUSS!!! (rein rechtlich)
Ich glaube, die von dir geschilderten Zustände sind nicht das Zeichen eines schlechten Hygieneregimes, sondern eher 1. Ausdruck von unbedachter Arbeitsweise der Pflegekräfte (betriebsblindheit, evtl. wird die Händedesinfektion, so doof das klingt, einfach vergessen) und 2. ein Hinweis, dass die Pflegedienstleitung/Praxisleitung/Hygieneschwester ihre Kontrollpflicht nicht, oder nicht ausreichend wahrnimmt. Ein Hygieneregime nützt in geschriebener Form nämlich gar nichts, es muss auch gelebt und kontrolliert werden.
In unserem Zentrum (das ist mit großer Wahscheinlichkeit überall so) werden regelmäßig Hygienebegehungen gemacht. Das deckt nicht alle Missstände auf, aber die sehen bei uns schon sehr genau hin, machen Abstriche usw.

Fazit:
- Ich verstehe sehr gut, dass dir das aufstößt, gebe aber zu bedenken, das man in manchen Fällen sicherlich auch mal ein Auge zudrücken kann, zumal man als Patient nicht immer alle Zusammenhänge kennt.
- Ich finde gut, dass du dich informierst, denn nur so kannst du argumentieren.
- wende dich (immer wieder) an die Praxisleitung. Die sind für die Umsetzung des Hygieneregimes verantwortlich. Und wenn es ihnen bisher nicht aufgefallen ist, wird es ja mal Zeit...
- Da es sich um deine Gesundheit handelt, gib nicht auf mit deiner Kritik. Aber auch hier macht der Ton die Musik. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, das es "schnippige" Patienten (ja, die gibt es tatsächlich :roll:) nicht immer so gut haben. Wenn du aber immer wieder darauf hinweist, sensibilisierst du die Mitarbeiter vielleicht auch. Gib nicht auf:wink1:

glg
 
Hallo, danke für die Antwort.
Leider ist es so, dass es eine "Hygienegeauftragte" wohl auf dem Papier gibt. Hygienebegehungen habe ich noch nie erlebt.
Ich habe die Probleme natürlich auch bei den Ärzten angesprochen, aber ohne Erfolg. Mit Sicherheit muss ich sagen, dass ich auch nicht mehr so "einsichtig" bin und vielleicht auch gereizt reagiere. Nach 6 Jahren Dialyse habe ich bemerkt, dass sich einige immer mehr gehen lassen. Bei Kritik wird schnippisch reagiert (es gibt auch "schnippische" Schwestern ) und wenn man die Händedesinfektion erlebt, da habe ich dann keine Fragen mehr.
Meine Mitpatienten lassen alles kritiklos über sich ergehen, so dass ich allein auf weiter Flur stehe, sie bemerken es nicht einmal, wenn ein Pfleger ohne Handschuhe und Desinfektion an ihren Shunt geht.
Da es bei uns keinerlei Aufklärung über Hygiene am Shunt gibt, weiß ja auch niemand, wie damit umzugehen ist und glaubt, dass alles so sein muss.
Weil ich nun viele Dialysen im In- und Ausland kenne, habe ich Vergleichsmöglichkeiten und habe ähnliche Zustände noch nie erlebt.
Für heute einen schönen Sonntag
louise
 
Dann hilft wohl wirklich nur ein anonymer Tipp beim Gesundheitsamt....
 
Hallo zusammen!

Ich bin entsetzt!!! Ich arbeite selbst in einer Dialysepraxis.

Auch ich punktiere schonmal schwer ertastbare oder neue Shunts lieber ohne Handschuhe. Ich habe dann ein besseres Tastgefühl und es verringert die Gefahr der Fehlpunktion. Aber Händedesinfektion VOR UND NACH Anlegen eines Patienten sollte nicht zuviel verlangt sein. Allein schon aus Eigenschutz!!

Und es ist auch schwierig in einem begrenzten Zeitrahmen und begrenzten Räumlichkeiten Patienten zu isolieren, aber irgendwie schafft man es dennoch. Da ist halt eine gute Planung und Organisation angesagt.

Kettchen
 
Hallo,
ja, gute Planung und Organisation, das wäre es. Bei uns herrscht Selbstorganisation, die Schwestern wechseln nach einem für niemanden bekannten Muster. Jeder ist überall, es gibt eine dem Namen nach "Sonderdialyse", aber wenn jemand gebraucht wird, ist das System nach beiden Seiten durchlässig und ich habe noch nie besondere Vorkehrungen bemerkt.
Dazu gibt es ein "Patientenroulette", wer nicht aufmuckt, wird je nach Bedarf verschoben.
Danke mit dem Tip für das unabhängige Portal, ich werde dort anrufen, mal sehen, was sie mir raten.
Übrigens habe ich mich an den verantwortlichen Arzt im MRSA-net in Münster gewandt, er hat mir die Ratschläge, die auch hier kommen, gegeben.
Ich möchte hier nicht nur "meckern", aber mal Probleme aus Patientensicht schildern und habe die Hoffnung, dass es evtl. doch jemanden gibt, der hier "seine" Dialyse wiedererkennt.
Wie schon gesagt, ich habe bisher keine Dialyse kennengelernt, die nur im Entferntesten an diesen "Standard" herankommt und sehe hier, dass sich viele Gedanken machen und helfen wollen.

Danke für die Antworten.
Eine schöne Woche louise
 
Hallo Louise,

mein Bruder (50) ist seit 8 Wochen leider an der Dialyse. Was ich in der Zeit erlebt hat, macht mich WÜTEND, ENTSETZT UND SPRACHLOS !!!!
Es ist ähnlich wie bei dir. Hygiene ? Kennen die gar nicht. Desinfektionsmittel ?? Was ist das ?? Und jetzt hat sich dank derer Hygiene, sein Halskatheder entzündet. Wenn es dumm läuft, können sie ihn bald nicht mehr daran anschließen. Er hat Angst um sein Leben. Und wenn er was fragt, oder sagt, wird alles nur abgeschmettert oder ganz ignoriert.
Wegen der Dialysezeiten kann er nicht zu einem anderen Zentrum wechseln. Sie haben ihn bei einer Größe von 1,75 m von 74 Kilo auf 64 Kilo runter gebracht. Er sieht aus wie tot. Und egal wo man sich hin wendet, es interessiert kein Schw....!!! Die Ärzte und das ganze Personal ist total unfreundlich. Sie ignorieren jede Anfrage. Sie machen meinen Bruder systematisch kaputt !!!!
Kann man über die Krankenkasse was erreichen ???
Bin froh um jeden Tip.
 
Er kann wegen der Dialysezeiten nicht wechseln. Er ist Alleinkoch und hat blöde Arbeitszeiten. Leider.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Er kann wegen der Dialysezeiten nicht wechseln. Er ist Alleinkoch und hat blöde Arbeitszeiten. Leider.


Zu welchen Zeiten dialysiert er denn ? Viele Zentren haben Dialysezeiten auch für Berufstätige. Evtl. käme ja auch CAPD in Frage.
 
Zu welchen Zeiten dialysiert er denn ? Viele Zentren haben Dialysezeiten auch für Berufstätige. Evtl. käme ja auch CAPD in Frage.

Was ist CAPD ??
Er war heute morgen um 6.oo Uhr. Die beste Zeit für ihn wäre 14.30 Uhr. Aber da nimmt ihn keiner mehr an. Machen um 17.00 oder 19.00 Uhr zu.
 

Ähnliche Themen