ich arbeite seit 2012 als freiberuflicher Krankenpfleger und QM-Berater und wage zu behaupten, dass ich mich daher in diesem Bereich gut auskenne

Die Deutsche Rentenversicherung muss eine Person als Freiberufler anerkennen. In der Altenpflege ist dies meist unproblematisch, bei Krankenpflegern ist es mit etwas Geschick ebenfalls möglich, da Pflegeberufe zu den „freiberufähnlichen Berufen“ zählen. Sobald die Anerkennung erfolgt, bist du von der Rentenversicherungspflicht befreit, kannst aber freiwillig einzahlen. Wer komplett freiberuflich arbeitet, muss seine Krankenversicherung selbst tragen.
Alle Honorare werden brutto berechnet. Steuerlich benötigst du in der Regel einen Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater, falls du Buchhaltung und Steuererklärung nicht selbst erledigen willst; die Kosten dafür liegen bei etwa 2.000 € pro Jahr. Außerdem bist du als Freiberufler vorsteuerpflichtig, die Umsatzsteuer wird meist vierteljährlich abgeführt, was je nach Umsatz einen erheblichen Betrag ausmachen kann. Du darfst auch eigene Mitarbeiter beschäftigen, musst dann jedoch zusätzlich die sozialversicherungs- und arbeitsrechtlichen Aspekte beachten (sowie Lohnabrechnung, ca. 25 Euro pro Mitarbeiter/pro Monat).
Verträge laufen in der Regel als Dienstleistungsverträge zwischen dir und der Auftraggeber. Bürokratisch bedeutet das, dass du Rechnungen stellen, Umsatzsteuervoranmeldungen machen und ggf. Lohnabrechnungen für eigene Mitarbeiter erstellen musst. Weitere Punkte, die man beachten sollte, sind die Haftpflichtversicherung für freiberufliche Pflegekräfte, vorgeschriebene Fortbildungen und die eigenverantwortliche Organisation von Arbeitszeiten.
Ich spare von allem, was ich bekomme, etwa 30–35 %, sodass ich gut für alle Eventualitäten abgesichert bin. Die eigentliche Frage ist nur, wo man arbeiten möchte. Viele Pflegedienste haben in den Verhandlungen mit den Kostenträgern ein regelrechtes Verbot, Freiberufler zu beschäftigen. Pflegeheime sind hier meist deutlich offener. Ich selbst habe zum Beispiel als freiberuflicher Wundexperte (habe mehre Zusatzweiterbildungen) gearbeitet und auch Hämophilie-Versorgungen übernommen. ich war bei den Klienten tätig (Bereich außerklinische Intensivpflege), die nach dem Eigenbudget-Prinzip finanziert werden. Urlaubsbegleitungen habe ich ebenfalls gemacht, zum Beispiel in Italien und Thailand.
Als QM-Experte im Bereich ambulante Pflege (mit und ohne Schwerpunkte) habe ich mir eine erfolgreiche Nische aufgebaut, da viele neue Unternehmen wenig Erfahrung im Qualitätsmanagement haben. Neben der Erstellung von Standards, Handlungsanweisungen und Protokollen übernehme ich auch Pflegevisiten, Audits und Beratungen, die sind stark gefragt. Ich rate dir jedoch, dich zunächst vorsichtig heranzutasten und freiberuflich erst als „Nebenjob“ zu starten, um Erfahrungen zu sammeln und Risiken besser einschätzen zu können.