Forschung am lebenden Krebspatienten

Ute

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[09.11.2004]

Forschung am lebenden Krebspatienten

Deutschland erhält nun ein ein Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen nach amerikanischen Vorbild

von Ingeborg Bördlein
Heidelberg - Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg verfolgt mit der Universität Heidelberg, der Thoraxklinik Heidelberg-Rohrbach und der Deutschen Krebshilfe ein ehrgeiziges Ziel: Hochkarätige Forschung und "eine neue Qualität der klinischen Versorgung" sollen unter einem Dach zusammengeführt werden, nämlich im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT). Diese neue Adresse soll für Krebspatienten eine zentrale Anlaufstelle sein, bei der sie die Gewißheit haben, nach neuesten medizinischen Standards von interdisziplinären Expertenteams behandelt zu werden. Ziel ist es, die Überlebenschancen der Krebskranken zu verbessern, die hierzulande deutlich schlechter sind als anderenorts - zum Beispiel 13 Prozent geringer als in den USA. Vorbild soll das amerikanische Comprehensive Cancer Center (CCC) sein. Nach Einschätzung von DKFZ-Chef Professor Otmar Wiestler krankt die Qualität der Krebstherapie in Deutschland vor allem daran, daß Krebs hier traditionell streng nach Organfächern behandelt und die Therapie von einem einzigen Facharzt verantwortet werde. Der Krebs halte sich oft aber nicht an die Organgrenzen, so Wiestler.


Aufbauend auf der "exzellenten Grundlagenforschung" am DKFZ, will Wiestler das Zentrum "als treibende Kraft in der Umsetzung einer völlig neuen Art der Partnerschaft zwischen Krebsforschung und Krebsklinik" sehen. Diese Einrichtung soll dazu beitragen, daß in Heidelberg - dem Ort, wo jetzt seit 40 Jahren Krebsforschung betrieben wird - hochaktuelle Forschungsergebnisse in Diagnostik, Therapie und Prävention schneller in die Praxis umgesetzt werden können. Damit wäre der oft beklagte Geburtsfehler des DKFZ, nämlich die fehlende Nähe zu den Krebspatienten, behoben. Der frühere Leiter der Großforschungseinrichtung, Professor Harald zur Hausen, weist darauf hin, "daß erst in den letzten fünf bis zehn Jahren Techniken aus der Grundlagenforschung entstanden sind, die überhaupt erst einen Transfer in die praktische Anwendung ermöglichen".


Ein Beispiel: Im DKFZ wurde eine Chiptechnik entwickelt, die es erlaubt, exakter einzuschätzen, wie sich der Krebs beim individuellen Patienten verhält und wie er behandelbar ist. Zwei anwendungsnahe Forschungsbereiche des DKFZ gehen in das NCT ein wie die Präventive Onkologie und die Experimentelle Diagnostik und Therapie. Zum einen soll den Krebsursachen auf den Grund gegangen werden, zum anderen sollen neue Therapieformen erschlossen werden - etwa durch die Entwicklung von Krebsimpfstoffen, therapeutischen Antikörpern und der Nutzung von Viren, die Krebszellen töten können.


Für den Aufbau des Zentrums wurde der renommierte Kölner Krebsspezialist Professor Volker Diehl in die Neckarstadt geholt. Er hält die Zeit für reif, daß einzelne Fachdisziplinen in der Krebsmedizin nicht mehr nebeneinanderher oder gar gegeneinander arbeiten, sondern "im Sinne einer koordinierten onkologischen Konzeption" an einem Strang ziehen. In Heidelberg, freut er sich, seien Kliniker und Forscher dazu bereit.


Patienten, die das NCT aufsuchen oder telefonisch kontaktieren, treffen zunächst auf die Interdisziplinäre Tumorambulanz. Dort werden sie von Krebsspezialisten untersucht, die gemeinsam eine Diagnose stellen oder schon vorhandene überprüfen. Zum Team gehören Chirurgen, Internisten und Radiologen oder je nach Tumorart die entsprechenden Fachdisziplinen. In einem interdisziplinären Konsil, den Tumorboards, wird dann eine Therapieempfehlung erarbeitet und an die behandelnden Klinikabteilungen und Ärzte weitergeleitet.

Quelle: www.welt.de
 
eine geniale Idee

Das man dieses ergeizige Ziel in Heidelberg hat, finde ich persönlich absolut genial.
Ich muss gerade in unserer Landeshauptstadt gelähmt miterleben, wie man einen Chefarzt gehen lässt, der ebenso ehrgeizige Ziele verfolgte, ein tolles interdisziplinäres Team zusammenstellte, welches über die eigenen Klinikgrenzen reichte (was auch Sinn macht, Stichwort I.V.), vielen Patienten, die früher dem sicheren Tod geweiht waren somit helfen konnte,aber offensichtlich nicht von seinem Arbeitgeber unterstützt wird, weil ein ehrgeiziges Ziel und dessen Ausbau schlecht finanziell zu kalkulieren ist, oder weil man Forschung, die dazu gehört und den Erfog letztlich ausmacht, nicht mitbezahlen will.
Lieber P.M., viel Glück in Barcelona!
 

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