Demenz und Krankenhaus

narde2003

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich habe derzeit eine sehr nette, demente Dame auf Station.
Diese Patientin hat eine hämatologische Erkrankung und hat meine Nerven heute Nacht etwas angespannt, da sie mehrfach durch die Bettgitter auf den Boden gerutscht ist.

Die Dame glaubt sie muss ins Krankenhaus, da sie einen Apoplex hat. Da sie aber keiner abholt und ins KH bringt, will sie selbst dorthin laufen, da ein Apoplex hat.
Ich habe ihr die verordnete Schlafmedikation, incl. Bedarfsmedikation verabreicht, der Dienstarzt hat diese auch noch angepasst, doch leider erfolglos.
Nachdem ich sie das erste Mal auf dem Boden gefunden hatte, die Mitpatientin durch meine Dame auch keine Ruhe bekam, habe ich Frau X in den Tagesraum mitgenommen. Der Dame immer wieder erklärt, dass sie schon im Krankenhaus ist, sie keinen Apoplex hat und doch bitte in ihrem Bett bleiben soll. Die Erklärung war leider nicht sonderlich erfolgreich, denn Frau X erklärte mir, dass sie doch ins Krankenhaus muss, weil.... und ein Apoplex sei schliesslich eine gefährliche Erkrankung, ob ich das nicht wisse.

Ich habe sie gefragt, wie sie denn zuhause schläft? Schwester, das sehen sie doch in meinem Bett, aber ich muss ins Krankenhaus....

Nachdem Frau X immer wieder durch die Gitter ging, wollte ich sie in den Rehastuhl mobilisieren, das wurde aber von ihr verweigert, weil sie ja nicht sitzen kann und einen Apoplex hat und ins Krankenhaus muss.

Die Dame sitzt sicher und mobilisiert sich im Bett recht gut, nur mit dem alleinigen Stehen und Laufen klappt es leider nicht.


Nun hätte ich gerne hilfreiche Antworten von Experten dieses Gebietes, was macht ihr in solchen Situationen?

Sonnigste Grüsse
Narde
 
nabend,

ich habe festgestellt das man die dementen pat. in ihrem glauben lassen soll und sie nicht immer belehren soll das alles falsch ist was sie sagen oder denken (obwohl es ja meist der fall ist:lol:) ich spiele ihr spiel einfach mit, mit ein bisschen geduld und ruhe klappte es bis jetzt immer sehr gut!

wichtig finde ich auch das die dementen pat. so schnell es geht wieder in ihre gewohnte umgebung kommen weil dort fühlen sie sich wohl und sicher!

LG
 
Hallo Karo,

danke für deine Antwort, leider kann ich ihr keinen Krankenwagen bestellen der sie in die Klinik fährt. Wie ich geschrieben habe, habe ich ihr immer wieder gesagt, dass sie schon im Krankenhaus ist - ich kam mir schon fast wie eine Gebetsmühle vor, das wurde auch von der Patientin verstanden, um nach 30 Sekunden erneut zu sagen - Schwester, wann werde ich endlich abgeholt, ich muss ins Krankenhaus, ich habe einen Schlaganfall.

Wenn eine Patientin ein Chemotherapie braucht, muss sie wohl ins Krankenhaus.

Sonnigste Grüsse
Narde
 
Also wir haten mal einen Alten Herr der sas im Wohnbereich auf dem Sofa ( 22 Uhr ). Und war der Meinung er sitzt ander Haltestelle und wartet auf die Bahn. Wollte nach hause zu seiner Frau.( die gibt es wirklich noch ) War nicht zu bewegen ins Bett zu gehen. Diskutieren mit Demenzkranken ist zwecklos. Sie haben recht den für sie ist das die Realität.
Ich habe ihn sitzen lassen , gegen 1 Uhr hatte er vergessen warum er eigentlich hier sitzt und war froh das ich ihn ins Bett gebracht habe.
Leider läuft es nicht immer so einfach einige sind sehr viel anstrengender so wie deine Patientin.
Wichtig ist nicht lachen - auch wen es schwer fällt.
Den Bewohner bestärken- nur wenn es nicht gefährlich ist. Also ich hätte ihr RR gemessen und mir einen Dok gesucht der sie untersucht oder einen Kollegen der den Dok spielt den Ärzte sind für sie irgendwie Respektspersonen. Wen es alles nicht hilft Einzelbetreuung. Was im Nachtdiest sicher nicht so einfach ist, aber bei uns ist es so das die Kollegen von der Frühschicht auch nicht sauer sind wenn wegen so etwas der Wohnbereich früh nicht glänzt dann wird halt nur das nötigste getan. Aber im KH bringen solche den Ablauf völlig durcheinander.
 
@narde das mit dem krankenwagen war gut :rofl:

kann dich gut verstehen das es, grad in der nacht, nervlich sehr anstrengend ist! :wut: es gibt natürlich demente die überaus schwer führbar sind, wie deine nette dame aber hätte der AVD da medikamentös nix ansetzen können, etwas nettes zur beruhigung :smoking: man kann ja nicht die ganze nacht auf diese eine dame nur aufpassen und wenn man dann noch alleine ist, ist das unmöglich! ausserdem mus diese pat. ja auch mal zur ruhe kommen aber wie ist es immer so schön.. am tage sind sie freidlich am schlafen und nachts geht es los...

LG ruhige letzte nacht
 
:wut: habe ich glatt überlesen, sorry bin a bissal neben der spur grad...

ähm... ja nun ärgerlich aber trotzdem mit der richtigen medikation muss diese pat. ja mal ruhiger werden und auf jedenfall müde!

:bussis: so ich muss nun zum nachtdienst und hoffe das mein fixierter dementer pat. diese nacht auch ruhiger ist!

LG
 
:boxen:Renitente Bewohnerin ( mit ausgeprägter Demenz ): 147cm, 42 kg ,95 Jahre ( Ich werd noch 100 ) Dok Spritzt 10mg Haldol i.v. sie hat danach noch 2 Stunden geschrien. Anschließend 2 Tage durchgeschlafen.
:beten: Dann doch lieber schreien lassen!
 
Hi Narde2003,

was bisher bei allen dementen Patienten geholfen hat war, Lavendöl, (Aromatherapie) ein paar Tropfen auf Watte dann ins Ohr und schon waren die dementen Patienten ruhig. Oder in das Zimmer eine solche "Aromalampe" stellen. Gut wäre, wenn man dabei kurz erklärt was man macht.

Die absolute Verhaltensänderung habe ich bei einer dementen Patientin unter Anwendung von Haldol erlebt.

Ich wünsche Dir noch eine ruhige Nacht.

MfG
Helen
 
Hallo Helen,

den Lavendel habe ich auch benutzt, auch eine Massage der Hände, weil ich damit bei unruhigen Patienten bisher sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, leider ist diese Patientin dagegen immun.

Nun, neue Nacht, neues Glück - ich werde berichten.

Schönen Abend
Narde
 
:verwirrt:Hallo, ja das kenn ich irgendwo her von meinen Nachtdiensten:wut:.

z.B.- Pat. hat sich 3 mal mitten in der Nacht geduscht
-Pat. nackt mit Rollator am Gang, die laut eig. Aussage "Schwammerl" sucht
- Pat. die Mitten in der Nacht in die Kirche wollen (Bluse ums Bein gewickelt, Rock hängt übern Hals, darunter Nachthemd)
-Pat. die durch alle Zimmer gehen auf der Suche nach dem WC
- Pat. die ständig ihr Bett abziehen, weil die Vorhänge sind so schwer.

Ach ich könnt noch so viele Sachen aufzählen. Manchmal könnt man scho lachen, wenns nicht so traurig wäre, und ausgerechnet in meiner Nachtschicht:knockin:. Dementen kann man nicht widersprechen und vom Gegenteil überzeugen, kommt nichts bei raus. Meine Taktik ist, die Dementen machen lassen, solange nichts passiert. Obwohl man sich manchmal vorkommt wie in einer Grossraumdisco. Lass auch die Dementen laufen, nur so werden sie müde. Weil nach dem 5 mal ins Bett bringen gibt man irgendwann mal auf!

Sonnige Grüsse
 
Hallo Narde2003,

dann fallen mir nur noch die Notfalltropfen von Dr. Edward Bach (Begründer der Bachblütentherapie) ein. Die Notfalltropfen kann man in allen außergewöhnlichen Situationen einsetzen. Und man bekommt die Notfalltropfen normalerweise in der Apotheke.

Ich habe bisher sehr gute Erfahrungen mit den Notfalltropfen und mit den Bachblüten überhaupt gemacht, (in der Familie, beim Bekanntenkreis und bei mir selbst) nur im Krankenhaus bei Patienten habe ich sie noch nie angewandt da ich nicht weiß, ob ich das darf.

MfG,
Helen
 
Medikamente im Alter- siehe Beers- Liste
http://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Apotheke/homepage/pdffiles/kurier2_05.pdf - siehe S.3

Sturzprophylaxe: aus meiner Sicht ist das Anbringen von Bettgittern hier kontraproduktiv, wenn nicht sogar Kontraindiziert (Erhöhung des Sturzrisikos)

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Infosammlung
Gangunsicherheit- warum? Wie bewegt sie sich am Tag? Sitzt sie frei und ohne Unterstützung? Wie ist das in der Häuslichkeit? Medikamente (siehe Beers- Liste?) Sehfähigkeit?

Pflegeprobleme
Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, Desorientierung zu Ort und Zeit, veränderter Tag- Nacht- Rhythmus
Probleme beim Aufstehen und Gehen

Ressourcen
kann sitzen, reagiert zugewandt- nicht aggressiv, ???

Pflegeziel
Orientierung zu Raum und Zeit, Sturzvermeidung

mögliche Pflegemaßnahmen
VERMEIDUNG VON BETTGITTER ODER ANDERWEITIGEN FIXIERUNGEN

Realitätsorientierungstraining (ROT) - beschreiben lassen des Krankenzimmers, Beschreibungen der eigenen Person der Pat.
Psychosoziale- und therapeutische Hilfen BDA-Manual Demenz-Casemanagement

Validation - Begegnung auf der Gefühlsebene, Annehmen der Sorge und Spiegeln der wahrgenommenen Gefühle
Psychosoziale- und therapeutische Hilfen BDA-Manual Demenz-Casemanagement

Sturzprophylaxe- Umgebungsgestaltung
Vermeidung von diffusen Dämmerlicht- im Alter läßt die Fähigkeit des Sehens in dieser Lichtqualität nach. Gezielte Beleuchtung bestimmter Bereiche, z.B. Fußboden vor dem Bett
Benötigte Gegenstände sichtbar positionieren: Huasschuhe vors Bett- nicht unters Bett.
Aufstehhilfen nutzen- Woran zieht sich der Pat. hoch?
Tages- Nacht- Struktur anpassen (Versuch)
konsequente Vermeidung der beliebten Position im KKH - dem Liegen im Bett- am Tage, unterschiedliche Bekleidung für Tag und für Nacht

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Hm- ein schwieriges Thema: Sturzprophylaxe bei Demenz. Aber müßte hier nicht auch, wie bei allen anderen Symptomen gelten: Was ist die Ursache? Demenz alleine ist mir zuwenig.

Elisabeth
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Elisabeth,

deine Vorschläge mit Vermeidung von Bettgittern finde ich prinzipiell gut, nur wenn eine Patientin Infusionen laufen hat, in dem Fall Chemotherapie und Blutkonserven, kann ich sie leider nicht so laufen lassen wie die Patientin gerne möchte - leider.

@all,

in der nächsten Nacht war die Patientin gut sediert und hat geschlafen, wodurch die Nacht für mich einfacher war.
Mein Plan wäre gewesen, sie auf dem Boden, auf 2 Matratzen zu legen, war aber auf Grund der Sedierung nicht notwendig.

Schönen Tag
Narde
 

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