Demente "elektronisch fesseln"?

adalbert

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NRW
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Krankenpfleger, Bachelor of Health Science in Nursing, Dipl.-Pflegewirt
Hab diesen Artikel gefunden und wollte mal wissen wie ihr das seht? Wie und was wird bei euch dokumentiert wenn ein Bewohner verschwunden ist?

Großbritannien. Nach Erfahrungen von F. Miskelly hat sich auch bei DemenzKranken ein Sicherungssystem bewährt, das bislang in Gefängnissen erfolgreich angewendet wurde. Bei dieser Methode tragen die Patienten Armbänder, die sich nur bei gleichzeitigem Gebrauch von zwei Händen lösen lassen. In die Armbänder ist ein kleiner Sender eingebaut. Mit Hilfe von ein oder zwei Monitoren lässt sich jeder Zeit feststellen, ob die Betreffenden sich noch in einer vorgegebenen Zone aufhalten. Sobald die überwachte Person diesen Bereich verlässt, übermitteln die Monitore entsprechende Signale an eine Basisstation. Deren Computer generiert eine Meldung, die an einen tragbaren Empfänger gesandt wird, den eine zuständige Pflegeperson bei sich führt. Die Überwachungsbereiche können flexibel (etwa tageszeitabhängig) variieren, so dass etwa ein Aufenthalt im Garten nur während der Nachtstunden einen Alarm auslöst.
Wie Miskelly betont, hat sich das System bei ersten Tests nicht nur im Krankenhaus, sondern auch im Pflegeheim und in Privatwohnungen als zuverlässig erwiesen. Von den Betreuern kamen keine Einwände, sondern eher Ausdrücke der Erleichterung. Der Autor räumt ein, dass die fehlende Einwilligungsfähigkeit der Betroffenen zweifelsohne ein ethisches Problem darstellt. Diesem Aspekt begegnet er mit dem Hinweis auf das Paradox, dass der gleiche Gesichtspunkt bei weitaus gravierenderen Eingriffen oft viel seltener thematisiert wird
Quelle: http://www.alzheimerforum.de/2/13/2/fessel.html

Hoffe auf interessante Beiträge...
Gruß
 
ich muß sagen, ich finde ein solches system gut. es hat nichts entwürdigendes und von einer fessel zu sprechen halte ich in diesem zusammenhang für schlichtweg falsch.
so können sich die Patienten bzw. bewohner frei bewegen, herumlaufen, wo es ihnen spaß macht- und das ist wesentlich weniger entwürdigend als eine geschlossene station.
die fehlende einwilligungsfähigkeit muß man dann doch auch bei anderen dingen voraussetzen, oder? wozu gibt es denn betreuer, wenn sich in einem solchen fall dann plötzlich wieder auf die fehlende einwilligungsfähigkeit bezogen wird?

das sogenannte geo- fencing, welches übrigens auch mittlerweile in deutschland möglich ist, ist für mich ein stück lebensqualität für die betroffenen.

bei uns ( innere) wird dokumentiert, daß der patient abgängig ist, dr. und polizei informiert- und dann gehofft, daß der patient gefunden wird.
 
Hallo.
Also ich persönlich finde dieses System auch nicht schlecht. Ich arbeite auf einem gerontopsychiatrisch, beschützendem (geschlossenem) Bereich im Altenheim. Dort kann keiner weg laufen und es ist sehr übersichtlich. Aber auf großen Wohnbereichen, mit mehreren Fluren ist es schnell passiert, das ein Bewohner, der desorientiert ist und Weglauf Tendenzen aufzeigt den Bereich verlässt. Es geht in erster Linie nicht darum, die Bewohner zu diskriminieren, nur weil sie diese Bändchen tragen. Man handelt ja zum Wohle des Bewohners, zum Schutz. Klar ist es auch fürs Personal praktisch.
Meine Meinung.
Liebe Grüße
 
Ich finde es auch eine gute Sache!

ZUmindest für den Nachtdienst. Da man nicht alle Bew. nachts beaufsichtigen kann.
 
Mein Pfelgeheim, in welches ich zur Zeit arbeite, will in den nächsten Jahren eine "dementenstation" aufmachen und dann auch diese "elektronischen Geräte" benutzen.

Ich finde es ist eine gute Idee und werde mich, wenn soweit ist, für diese Station bewerben.
 
Generell ist so etwas nicht schlecht.

Wir arbeiten mit einem ähnlichen System, diese befindet sich allerdings in den Schuhen und lösst beim Verlassen des Hauses Alarm aus. Eine Lokalisation im Gebäude ist dabei nicht möglich.

Vorzugsweise verwenden wir dieses System bei Personen die vielleicht mal weglaufen könnten, denen man aber die Unterbringung auf einer geschlossenen Station ersparen möchte.
 
Das mit dem Chip in den Schuhen kenne ich auch. Sobald ein Dementer durch die Ein/Ausgangstür des Hauses läuft, wird es wie bei einer Klingel aufgezeigt.
 
Die Aufmachung "elektonisch fesseln" hört sich sehr reißerisch an und leider konnte ich bislang keine dieser Fesseln mal in echt sehen bzw. sehen, ob oder wie störend die Pat. die Bänder empfinden.

Ich überlege nur, wie die Alternativen aussehen (in der Hoffnung, dass niemand mehr fixiert wird, nur weil das Personal nicht ewig hinterher laufen kann).
ohne elektonische Hilfsmittel:
- muß ich als Sr. denken, hoffentlich sind sie noch alle da,
- ist die Tür abgeschlossen, wer irrt wo umher,
- versuche ich die Pat. so zu platzieren, dass ich sie im Blick habe (ob sie nun da sitzen wollen oder nicht),
- kostet es mich viel Zeit ewig nach Frau M. zu suchen und zurück zu holen, obwohl ich gerade mit Frau Z beschäftigt bin.

Ich kann mir vorstellen, dass es für die Pat. ein bischen mehr Freiheit bedeutet, da auch nicht immer gleich einer hinter ihnen her läuft (das stört auch Demente, die in Gedanken doch gerade ganz wichtig beschäftigt sind und unbedingt jetzt diesen Flur lang müssen) und eine ganze Menge Entspannung für das Personal.
 
Generell ist so etwas nicht schlecht.

Wir arbeiten mit einem ähnlichen System, diese befindet sich allerdings in den Schuhen und lösst beim Verlassen des Hauses Alarm aus.

das mit den Schuhen finde ich nicht praktisch. arbeite selbst in einem Haus für Demenzerkrankte und die wenigsten Dementen ziehen sich z.b. Nachts Schuhe an wenn sie auf "Tour" gehen.
 
Hallo,

einerseits finde ich alles richtig was hier im Zusammenhang mit der Sicherheit der Patienten geschrieben wurde. Andererseits ist die Komponente des Freiheitsentzuges hier noch nicht besprochen worden.

Als mir solche Systeme das erstemal vorgestellt wurden war dieser Faktor doch sehr kontrovers diskutiert worden.

Wenn man bedenkt das dies zwar mehr Freiheit für den Patienten bedeutet ist es auf der anderen Seite doch noch immer eine Arte des Freiheitsentzuges, oder??

Solche Systeme führen m. E. auch dazu, den Träger der Einrichtungen davon zu befreien, ausreichend Personal für eine adäquate Versorgung und Sicherung der Patienten bereitzustellen.

Wie seht ihr das??

Grüße
 
Hallo
wir haben auch einen bew.welcher gerne mal in richtung alter heimat auswandert zu jeder tageszeit egal ob sonne regen schnee usw.nun hat dieser bew.einen kids.finder um und kann so von dem betreuer und von hl..pdl und auch von uns per pc geortet werden.und dann per taxi heimgefahren werden.
ich finde das nicht schlimm..wenn ich bedenke das ich in der nacht für meine ca.80 bew.aller pps zuständig bin ...ich kann nicht auf jeden wegläufer achten und dieser mensch ist sowas von schnell weg..du warst grad im zimmer bist keine 5min aus der türe und schon isser weg..weil er ist auch sehr leise:lol1:
er schleicht sich also davon(scherzhaft gemeint)
bei uns wird dann sofort die polizei der betreuer informiert.dokumentiert.

lg Tini:roll:
 
Hi!

Die Idee ist nicht schlecht, aber das Wort "FESSELN" mag ich net!

Gruß, Poncic
 
Hallo, ich arbeite auf einer geschlossenen Gerontopsychiatrischen Station. Naja es kommt sehr selten daher vor das ein Pat. bei uns wegläuft :-)
Aber ich glaube das dies zum einen für den "offenen" Heimbereich eine generell gute Lösung für weglaufgefährdete Pat. ist, zum anderen aber auch ich die Umsetzung recht schwierig finde. Ich kenne nur wenige demente Pat., welche sei es ein Armband oder dergleichen an ihrem Körper tolerieren. Die meisten Pat. (aus der Erfahrung auf unserer Station) entfernen sich alles an ihrem Körper was nicht "ihnen" gehört, da sie es als fremd oder störend empfinden. Genauso denke ich, ist es schwierig Schuhe z.B. mit eingebautem Chip. Die meisten ziehen sich ihre Schuhe im Laufe des Tages aus und laufen entweder barfuß oder in Socken herum, verlegen diese oder "tauschen" mit anderen Pat. ihre Schuhe.

Ich bin mir nicht sicher ob sich so ein System durchsetzten wird. Und aus ethischer Sicht gesehen ist es auch ein Aspekt welcher zu überdenken wäre. Meiner Meinung nach...

Liebe Grüße

Sani
 
Hallo,
bin gerade zurück von der ProPflege Messe in Hannover.
Da nahm dieses Thema, einen breiten Raum ein. Es geht schon viel weiter. mit einer Art Uhr, die auf bestimmte Sektoren eingestellt werden kann, je nach dem wie weit sich der Pat. entfernen darf.
Verläßt er diesen Sektor, gibt es Alarm.
Vom Prinzip eigentlich gut, aber der Umkehrschluss ist für mich, die Personalreduzierung, man braucht ja nicht mehr soviel Pflegekräfte um die Pat. zu " kontrollieren ".
Via Bildschirm wird ja übermittelt, wer, wann und wo einen Sektor verläßt.
Für die Sicherheit des Pat. nicht schlecht, aber führt es, auf der anderen Seite nicht immer weiter in die Verwahrung der kranken Menschen????

lg tochter46
 
Hallo,

einerseits finde ich alles richtig was hier im Zusammenhang mit der Sicherheit der Patienten geschrieben wurde. Andererseits ist die Komponente des Freiheitsentzuges hier noch nicht besprochen worden.

Solche Systeme führen m. E. auch dazu, den Träger der Einrichtungen davon zu befreien, ausreichend Personal für eine adäquate Versorgung und Sicherung der Patienten bereitzustellen.

Wie seht ihr das??

Grüße

Da ich in einem geschlossenen, aber sehr weitläufigen Pflegeheim für Demenzkranke arbeite, sind diese Armbänder bei uns kein Thema.

Ich hatte jedoch gerade eine interne Weiterbildung zum Thema Demenz-Ethik.:nurse: Es gibt zweierlei freiheitseinschränkende Massnahmen: die Einschränkung der Handlungsfreiheit (Fixierungen, Bettgitter etc.) sowie die Einschränkung der Willensfreiheit (in der Regel durch (sedierende) Medikamente bewirkt). Mit einem Chip oder Armband wird ein Heimbewohner weder in seinem Willen, noch in seinem Handeln eingeschränkt (dies passiert erst, wenn er von einer Pflegeperson auf die Abteilung zurückgebracht wird). Aus dieser Sicht würde ich die freiheitseinschränkenden Aspekte eines Alarm-Chips als sehr gering einstufen.

Grüsse aus der Schweiz.
TNQ
 
ich selber arbeite nicht im pflegeheim, sondern im krankenhaus, höre aber immer wieder davon, dass dementkranke bewohner elektronische chips tragen... oft ist es auch so, das sogenannte sicherheitsschleusen an der ausgangstür befestigt sind. diese geben dann alarm, wenn der bewohner dadurch ( hab ich gehört?!) ,so wie in den einkaufmärkten ( scherzhaft gemeint)...?!
persönlich finde ich dies eine gute idee,seh auch nicht unbedingt eine freiheitsberaubung darin.
klar, der pat kann sich nicht mehr so frei bewegen, aber es ist ja auch ein schutz für ihn.
ich finde, so etwas sollte mit dem betreuer oder wenn keiner vorhanden ist, mit den angehörigen ausführlich besprochen werden, sodass sie aufgeklärt sind. wenn sie mit dieser maßnahme einverstanden sind, seh ich da kein problem!
freiheitseinschränkungen seh ich eher in anbringen von bettgittern oder fixierung, das seh ich kritischer...

schönen abend noch...
 
das ist jawohl der hit,nen demenzkranken mit ner elektronischen fußfessel zu überwachen.:wut:das geht ja mal garnicht!hoffentlich ist das nur ein witz,wenn auch ein echt schlechter.gruß angel62
 
Hallo angel,

nein das geht ja überhaupt nicht.

Und das Nachdenken darüber ob man vielleicht bessere Möglichkeiten findet als Türen zu schließen, Gitter vor die Eingangstüren, im Zweifelsfall fixieren, jemand darauf anzusetzen dem Pat. nachzujagen und ihn immer wieder darauf hinzuweisen wo er sich zu bewegen hat und wie weit, anschließend zu schimpfen dass er es schon wieder vergessen hat, genervt dann die Türen zu verschließen oder mit Bauchgurt zu fixieren.

Wie man evtl. diese Situationen erträglicher für Personal, aber vor allem für den Patienten gestaltet und ihm mehr Bewegungsfreiheit verschafft ohne die Gefährdung zu erhöhen

darüber nachzudenken - NEEEEEEEEEEIN das geht gar nicht!

Sperren wir die Dementen lieber ein - sie könnten sich ja verlaufen! Da ist Humaner, ausserdem machen wir das immer schon so!

Und bitte Begriffe verwenden wie sie gehören:
Eine Fessel soll meinen Bewegungsspielraum begrenzen
hier soll der Aktionsradius erweitert werden - also was ist daran Fessel?