Wie gehe ich am besten mit aggressiven Bewohnern um?

kamel

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Hallo, ich arbeite in einer Einrichtung in der es ziemlich ruhig zugeht.( Menschen mit Behinderungen und teils psychischen Erkrankungen)Allerdings gibt es hier und da mal ne Ausnahme die das Personal aber auch die anderen Bewohner betreffen kann. Ein Bsp. ein Bewohner der seinen Willen immer und ständig durchsetzen möchte was aber nicht möglich ist.Er tickt aus,erst nur durch auffälliges Verhalten wie schreien,toben etc. In dieser Situation kommt es in letzter Zeit gehäufter vor das er dann aggressiv wird,z.B. Bewohner packt ihnen richtig weh tut,oder auch Personal körperlich angeht.Was macht ihr in solchen Situationen wenn es eskaliert? Wie schützt ihr die anderen Bewohner und auch euch ,was ist zum unterbrechen der Aggression bzw. zum unterbrechen der Gewalt gegenüber Mitbewohnern oder Personal erlaubt ?
Lg Kamel
 
Kannst Du ein bisschen die Rahmenbehinderungen Deiner Einrichtung schildern und welches Krankheitsbild Dein Patient/Bewohner hat. Je nach Personalverfügbarkeit, bzw Infrastruktur müssen verschiedene Handlungsweisen gewählt werden, vielleicht ist ja auch der eine oder andere Deeskalationsmanager hier angemeldet, der ein paar Tips auf Lager hat, google auch "Prodema" oder Gewaltforum Pflege, dort kann man sich auch informieren.
 
Die Rahmenbedingungen,ja also eine kleine Gruppe Bewohner mit immer ausreichend Personal( d.h. ein Betreuer hat ca. 3 Bewohner) die Bewohner haben alle Behinderungen im psychischen Bereich in dem Fall hat aber die Aggression nicht` s mit der Behinderung zu tun,sondern mit Familienkontakten,und / oder er setzt ein nicht akzeptables Verhalten ein um etwas zu erreichen.
Andere Bewohner geht er aber eigentlich nur an wenn er z.B. gerade vorher Elternkontakt hatte,das Personal wenn man ihm was nicht gibt oder tut.Wir sind keine Psychiatrie und haben nur " ganz normal" behinderte Erwachsene d.h. kein anderder ist aggressiv,außer zu ihren Eltern.
Die Bewohner haben alle Einzelzimmer,gehen am Tag in die Förderstätte und werden in ihrere Freizeit sinnvoll beschäftigt.
Lg Kamel
 
Auf jedenfall würde ich die aggressiven Übergriffe dokumentieren und die Hausleitung darüber informieren. Oft ist es so, dass man sich selber die Schuld am aggressiven Verhalten eines Bewohners oder Patienten gibt, dies ist aber nur selten. Ausserdem ist es weder akzeptabel, dass ihr und Bewohner durch die Aggression Eueres Bewohners einer Gefahr ausgesetzt werdet. Hier müssen ggf die Eltern hinzugezogen werden, bzw. die Hausleitung in die Verantwortung gezogen werden, die notwendigen Schritte zu ergreifen inakzeptabeles Verhalten des Bewohners zu unterbinden.

Weiterhin ist die Frage, ob die Aggressionen im Zusammenhang wegen Restriktionen entstehen, oder vom Patienten begonnen werden, was seine Enstehung in Suche nach Zuwendung haben könnte (instabile Persönlichkeit).

Auf jedenfall solltet ihr das Thema in einer Supervision oder einer Teambesprechung thematisieren. Auch eine Deeskalationsausbildung könnte helfen. Aber so etwas muss natürlich eine Hausleitung anleiern.

Ich weiss auch nicht so recht, wie die rechtlichen Grundlagen Euer Einrichtung sind, aber sollte jemand verletzt werden, dann müsst ihr Euch das nicht gefallen lassen, sondern Euer Arbeitgeber muss Euch davor schützen.
 
...dokumentiert ist alles,Heimleitung ist informiert,es gibt Fallbesprechungen,allerweil wieder,Eltern einbeziehen geht gar nicht,null Einsicht,gegen alle Verbesserungsvorschläge.
Ein Kurs wäre denk ich gut,hab ich auch schon vorgeschlagen,Chef informiert sich wer das anbieten tut.
Mein Problemchen derzeit wie verhalte ich mich richtig wenn Gewalt ein Thema ist.
 
Hi,
ich arbeite auch in einer Einrichtung bei Behinderten Jugendlichen. Bei uns sind Fremdagressionen auch ein sehr großes Thema.:wut: Hierzu haben wir auch amtsrichterliche Genehmigungen die z.B. Versperren der Zimmertüre bei starken Unruhezuständen untertags beinhalten. Damit kann ich die anderen Bewohner sowie auch die Mitarbeiter schützen. Nun kommt es bei dieser Maßnahme bei uns oft dazu dass der betreffende Bewohner sein Zimmer auseinanderbaut und alle Sachen im Zimmer umher wirft. Dazu haben wir einen extra abgepolsterten Time Out Raum:wut:. Dort kann der Bewohner zur Ruhe kommen.
Bine
 
Sehr interessant zu hören, dass es sogenannte "Time Out" Räume auch ausserhalb des psychiatrischen Raumes gibt, wie ist dann die rechtliche Grundlage bei Euch und vorallem wie gestaltet ihr die Überwachung des Bewohners?
Noch eine Frage an Bine, die mich gerade wegen der Sachbeschädigung interessiert, wir hatten (und haben bald sicherlich wieder) eine junge Patientin die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstörung massive Sachbeschädigungen im stationären Rahmen anrichtet (Türen eintreten, Schränke umwerfen). Da dies weder im dissotiativen Zustand geschieht, sondern klar gesteuert ist, soll man diese Sachschäden dokumentieren und diese als Einrichtung in Rechnung stellen?!
 
Hallo Tobler 75,
für mich ist es auch interessant dass andere Einrichtungen dies auch machen.
Dir rechtliche Lage schaut bei uns folgendermaßen aus:
Der Bewohner hat schon eine vom Amtsrichter freiheitsentziehende Maßnnahme genehmigt die lautet: Türe versperren Nachts und bei Unruhezuständen tagsüber. Zusätzlich müssen wir dass ganze in einem extra Dokumentationsblatt Freiheittsenziehende Maßnahmen dokumentieren.
Die Überwachung schaut folgendermaßen aus: Eim Mitarbieter sitzt vor der Türe und beobachtet den Bewohner über einen integrierten Türspion. Immer 1:1 Betreuung nötig. Die Kosten für beschädigte Sachen (kommt darauf an wessen Eigentum das ist) wird vom jeweiligen übernommen. Also wenn er die Lampe kaputt macht gehört dies zum Gruppeninventar -> Haus zahlt. Wenn er seine Play Station kaputt macht ist das sein Eigentum und muss von den Eltern bzw. von seinem Taschengeld bezahlt werden.
Wenn unser Bewohner was zerstört hat er einen staken Unruhezustand und nimmt äußere Einflüsse nicht mehr war, also bei uns kann man nicht sagen dass es mutwillig war. Ich hatte auch einen Bewohner der mal mit Kopfschutzhelm eine Glasscheibe eingeschlagen hat.:wut:

Wie läuft das ganze bei euch so ab?
Finde den Austausch sehr interessant und würde mich über Antworten freuen.

Bine
 
Hallo!
Ich arbeite ebenfalls in der Behindertenhilfe und kenne das Problem, dass du beschrieben hast.
Wie andere schon beschrieben haben, ist ein Tme-Out oft hilfreich. Wenn so etwas gehäuft bei einem Bewohner auftritt, organisieren wir gerne multiprofessionelle Fallgespräche (z.B. Mitarbeiter, Wohngruppenleiter/Bereichsleiter, Psycholog. Dienst, MA's aus der Förderung, ggf. Angehörige) Es wird dann Versucht, dass Verhalten noch mal genauer zu hinterfragen um dann eine Strategie für den Bewohner zu erarbeiten. wichtig ist, dass sich dann alle an die absprachen halten, sonst werden die MA's auch gabz schnell vom Bew. gegneinander ausgespielt. In letzter Konsequenz kann es auch zu Umstellungen in der Medikation kommen (entweder eine Änderung der Dauermedikation oder eine Bedarfsmedikation für Akutsituationen) Wobei unser Team sich einig ist: Soviel Medikamente wie nötig, so wenig wie möglich! Wir wollen aktive Menschen und keine Zombies, die besten "Medikation" ist oft WLZ - Wertschätzende, liebevole Zunwendung.

togesch:klatschspring:
 

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