Wie gehe ich mit evtl. neuen Mitarbeitern um?

Karl-Heinz Ritter

Junior-Mitglied
Registriert
20.02.2002
Beiträge
49
Ort
Groß-Gerau
Beruf
Beamter
Akt. Einsatzbereich
Pflegeplanung
Hier mal ein echter Text, der am nächsten Tag der PDL übergeben wurde :


Mein Schnuppertag !

Nach dem sehr angenehmen Vorstellungsgespräch einige Tage zuvor komme ich deutlich vor 6:30 Uhr voller Elan vor der Tür an. Ich gehe davon aus, dass ich bereits erwartet werde, da ja wohl bekannt sein dürfte, dass ich heute hier meinen Schnuppertag machen will. Leider ist diese verschlossen und niemand zu sehen, der mich erwartet. Alle meine Versuche, die vorhandene Klingel zu aktivieren bleiben erfolglos. Also bleibt mir nichts anderes übrig als zu warten. :down:

Nach einer sehr langen Zeit kommt mir doch eine weis gekleidete Frau entgegen. Ich spreche sie an. Sie antwortet mir, dass sie hier nur herkomme um sauber zu machen und mich lediglich in die Empfangshalle lassen könne. Ich war froh nun wenigstens innerhalb des Hauses zu sein. Nun muß ich wenigstens nicht mehr auf der Straße stehen. :down:

Nach langem Warten kommt mir endlich die 2. Person entgegen. Ich wiederhole meine Geschichte und erhalte die Antwort :
" Fahren sie hoch zu Pflege und sehen sie dort wie es weitergeht. "

Als ich vor dem Schwesternzimmer ankomme werde ich mir den Worten " Ich bin Frau S und examinierte Altenpflegerin " ; empfangen. Dieser Hinweis erschien mir unpassend, da ich sowieso davon ausging, dass in einer Schicht zumindest eine voll ausgebildete Kraft anwesend ist. Ich stellte mich kurz vor, was mit den Worten "Wir sind in Not" "Wir sind heute nur zu zweit " beantwortet wurde. :?:

Wir machen uns auf den Weg zum ersten Zimmer und an mich geht die Aufforderung "Sie können gleich anfangen jemand zu waschen".

Mein Einwand, dass ich mir zuerst einmal nur die Station und die Arbeitsabläufe anschauen wollte wurde anscheinend nicht registriert denn kaum im Zimmer angekommen erhalte ich den Auftrag das Bett zu machen und auch das Kopfkissen frisch zu beziehen.

Kaum war ich damit fertig, erhalte ich den nächsten Auftrag. " Sie können Frau .... waschen. Ich bin gleich wieder da" Dann folgt weiter Auftrag auf Auftrag.

Ich habe kaum Gelegenheit ein paar Fragen zu stellen. Lediglich auf meine Frage wie oft denn die Station voll besetzt sei erhalte ich die Auskunft " Fast nie ".

Gegen 9:00 Uhr sind wir dann so etwa beim 5. Bewohner angekommen. Von allen kenne ich nur den Namen. Weitere Auskünfte z.B. über den jeweiligen Ablauf der Pflege erhielt ich keine.

Meine Versuche mir einen Eindruck von der Station zu machen waren bisher leider erfolglos.

Nun folgt eine kurze Zigarettenpause. Hier habe ich die Möglichkeit auch andere Mitarbeiter des Hauses kennenzulernen.

Im Gespräch mit den Kolleginnen erzählt Frau S, dass sie nach 5 Wochen das Wochenende frei habe. Sie habe dabei aber kein gutes Gefühl.

Ich denke: " Nach 5 Wochen ? " "nur 2 Tage frei ?"

Nun wendet sich Frau S wieder an mich. "Kommen sie, wir müssen Frau ...... vom Stuhl ins Bett bringen. Ich brauche Ihre Hilfe."

Wieder erfolgt keine weitere Information

- was hat die Frau ?
- wie soll der Transfer durchgeführt werden ?

Nach wenigen Augenblicken sind wir bei Frau ...... und ich versuche ohne jegliche Information beim Transfer zu helfen.

Während des Transfers musste ich feststellen, dass die Bewohnerin halbseitig gelähmt ist.

Der Transfer läuft ohne die notwendigen Informationen natürlich nicht so ab, wie Frau S sich das vorgestellt hatte. Dies führt dazu, dass Frau S mich vor der Bewohnerin mich erhobener Stimme anfährt " Das war nicht gut. Jetzt ist Frau ...... ganz durcheinander"

Anschließen bekomme ich den Auftrag Herrn ......... das Frühstück anzureichen. Frau S ist wieder verschwunden. Nach kurzer Zeit kommt sie zurück und fragt, ob ich fertig sei. Auf meine verneinende Antwort nimmt sie nun die Sache selber in die Hand.

Ein Stück Brot folgt in kurzen Zeitabständen im Wechsel mit Kaffee dem Anderen. Ich habe Angst, dass der Bewohner Frau S den Finger abbeißen könne, da sie diesen dazu benutzt, das Brot tief in den Mund zu schieben. Der Bewohner wird dabei immer wieder mit lauter Stimme aufgefordert zu schlucken.

Nun soll Herr ...... gewaschen werden. Auf meine Frage, ob ich dies machen solle, erhielt ich die Antwort " Nein ! ich muss erst den Verband wechseln. " Ich werde sehr nachdenklich. Verbandswechsel vor dem Waschen ????

Nachdem Frau S mit dem Verbandswechsel fertig ist, kommt sie mit den Waschutensilien zurück.

Ich beobachte den Waschvorgang und verstehe nun die Reihenfolge.

Bei dieser Art zu waschen besteht wirklich keine Gefahr, dass der Verband nass wird !!

Inzwischen ist es 11:00 Uhr und ich verabschiede mich.

Auf dem Weg nach Hause muß ich immer wieder an das denken, was Frau S während dieser Zeit so gesagt hat :

- Wenn sie nicht da ist, läuft auf der Station alles
falsch
- Die Kolleginnen erledigen die Arbeit nicht so gut
- Die Kolleginnen können nicht flexibel arbeiten
- Es fehlt an qualifizierter Arbeitsweise

Was hat der Schnuppertag weiter gebracht ?

Die Dokumentationen, die mich besonders interessiert hätten , habe ich nicht gesehen.

Informationen über jeweiligen Bewohner wurden mir von Frau S nicht gegeben.

Die Qualität der Pflegemaßnahmen hat mich nicht überzeugt.

Mit dem vorhandenen Personal erscheint mir eine qualitativ hochwertige Pflege kaum durchführbar.

Frau S scheint der Überzeugung zu sein, alle anderen Mitarbeiterinnen können nicht richtig arbeiten und machen sowieso nur Fehler.

Für mich steht fest :

Unter den gesehenen Umständen und mit dieser Stationsleitung kann und will ich hier nicht arbeiten.


Viele Grüße

Karl-Heinz
 
Hallo,

also dort würde ich auch nicht arbeiten wollen.

Für mich sah das so aus als ob da jemand ganz froh war einen halben Tag lang eine billige Aushilfe zu haben !!

Solche Schnuppertage sollten als Informationstage dienen, oder sehe ich das falsch? Wenn jemand dann aber so informiert wird ist es sicher das er an diesem KH nicht arbeiten möchte. Womöglich vergällt man ihr/ihm noch den Berufswunsch !!

Was hat die PDL denn dazu gesagt??

Grüße
Mäuschen
 
Netten Sonntag wünsche ich allen hier,

der Beitrag ist zum abgewöhnen :(

Wenn ich mir die Beitragsüberschrift durch lesen und darüber nachdenke, hoffe ich, dass jede Abteilung sich Gedanken gemacht hat und für neue Mitarbeiter ein Einarbeitungskonzept erstellt !

Was möchte ich bewirken mit einem Einarbeitungskonzept ?

Nun, ich möchte einem neuen Kollegen die Möglichkeit geben sich in der Abteilung mit den Schritten: Zeigen/erklären, unter Aufsicht durchgeführt, selbständig durchgeführt, zum Ziel zukommen. Das Ziel ist , selbständig zuarbeiten und in allen Tätigkeiten eingearbeitet zu sein, in der jeweiligen Abteilung !
Das Einarbeitungskonzept soll eine Orientierunghilfe sein, wo stehe ich, was muss ich noch lernen.
So eine Einarbeitungsmappe besteht aus Information über die Stationsoragnisation und einem Lernzielkatalog mit einer Auflistung der pflegerischen Tätigkeiten, in dem dokumentiert wird, ob eine Pflegekraft: Zeigen/erklären, unter Aufsicht durchgeführt, selbständig durchgeführt wurde.

Nur so , denke ich, kann man eine adäquate Einarbeitung gewährleisten !
 
Das klingt ja klasse.
Ich habe die Erfahrung aber auch gemacht. Zwar nicht zum Probearbeiten, sondern nach dem Abi, als ich vor der Ausbildung zwei Monate arbeiten wollte. Die Pflegerinnen in dem Wohnbereich sprachen an meinem ersten Arbeitstag alle fast gar kein deutsch. Und wenn nur so gebrochen, daß die Bewohner sie wirklich nicht verstehen konnten.
Und deshalb wurde einfach garnicht mehr gesprochen.
Habe dort nur drei Stunden gearbeitet und dann das weite gesucht.
LG
Willi
 

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