Hallo,
so dann möchte ich auch mal was dazu schreiben und vorab einige grundlegende Begriffe klären.
Bevor wir uns der Pflegewissenschaft zuwenden, sollte erstmal geklärt sein, was über "Wissenschaft" bedeutet...
Dazu habe ich mal eine Definition rausgesucht:
"Wissenschaft bezeichnet einerseites den Bestand des Wissens zu einer Zeit, andererseits den Weg zum systematischen Erwerb neuen Wissens.
Wissenschaftler erwerben neues Wissen durch Forschung, dokumentieren es in Veröfentlichungen und vermitteln es in der Lehre weiter".
Wissenschaft ist alles das, was Wissen schafft ....also zum einen ein Prozeß und zum anderern der aktuelle Stand der Dinge zu einem Thema.
Pflegewissenschaft -als recht junge Disziplin- bildet den Fachwissenschaftlichen Bezugsrahmen für unsere Disziplin. Diese hat sich aus der Schnittmenge anderer Bezugswissenschaften wie Medizin, Psychologie und Pädagogik heraus gebildet und entwickelt sich nun weiter.
Das Ziel ist es, sich nicht weiter an fremden Disziplinen zu orientieren, sondern den eigenen Berufsstand auf eigene Beine zu stellen und einen eigenen "Body of knowledge" zur Verfügung zu haben.
In den USA ist der Stand der Entwicklung deutlich weiter, da der Akademisierungsprozeß dort bereits vor rund 70 Jahren begonnen hatte.
Aufgabe von Pflegewissenschaftlern ist es nun, der Praxis eine gute Grundlage "zu liefern", die Sinnhaftigkeit und Wirkung bestimmter Interventionen zu erforschen und diese Erkenntnisse so aufzubereiten, dass auch die Basis diese versteht.
Dieses trägt zum einen zu einer Qualitätsentwicklung bei, zum anderen geht es darum, den "Entscheidungsträgern aus den Kreisen der Ökonomen" die Notwendigkeit einer pflegerischen Versorgung klar zu machen.
Transparenz dessen was wir tun trägt auch zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Berufsgruppe bei und hilft, dass wir auf politischer Ebene ernst genommen werden.
Unter dem Begriff der Pflegewissenschaft kann man nun verschiedene Dinge subsummieren.
Zum einen fallen hierunter die Pflegetheorien und - modelle, welche grundsätzliche Fragen beantworten im Bezug auf "das WAS und das WIE" der Pflege.
Beschrieben werden hier - basierend auf jahrelanger Praxiserfahrung und gezilter Forschung- zum Beispiel, wie die Interaktion in Pflegesituationen gestaltet ist, wwas das originäre Wesen der Pflege ausmacht oder welches Ergebnismaß Pflege bringt.
Die bekanntesten dürften wohl Henderson, Orem, Roper - Logan- Thierney, Krohwinkel, Peplau, King, Neumann und Roy sein.
Das ausrichten der Praxis an einer Pflegtheorie beeinflusst meinen Blickpunkt auf die Situation und somit auch die Auswahl von Assesments. meistens ist die Orientierung an einer Theorie im Leitbild verankert...
Dieses trägt zur Qualitätsentwicklung der Pflegepraxis bei.
Unter die Pflegewisenschaft fallen aber auch grundsätzliche Aspekte der Pflegeforschung.
Spannend sind hierbei 2 Fragen:
a) Wie gelangt man an neues Wissen?
b) Wie kann man Forschungsergebnisse anwenden?
Bezogen auf meine erste Fragen spielen hier nun die "Spielregeln der Wissenschaft" zum Erwerb von neuen Erkenntnissen eine Rolle.
Wer Wissen generiert, muss sich dabei an nachvollziehbare und einheitliche Spielregeln halten. Um also einer Fragestellung nachzugehen muss ein Wissenschftler sich erstmal überlegen, was er untersucht und wie er am besten dabei vorgeht.
Ausgehend von der Art der Fragestellung kann man erstmal qualitative und qauntitative Forschung unterscheiden. Jede dieser Ausrichtungen hat nun nochmal recht spezielle Studiendesigns, welche man vielleicht am ehesten als "Fahrplan zum weiteren Vorgehen" umschreiben kann...
Dieser Prozess muss - einem bestimmten Aufbau folgend- dokumentiert werden. Das Ergebniss sind dann die Studien, welche unter verschiednen Quellen zu finden sind.
Damit nun diese Studien auch der Praxis zu gute kommen (denn für nichts anderes sind sie ja schließlich erstellt worden), benötigt man ein systematisches Vorgehen. Dieses bildet sich im Evidence based Nursing ab, bei welcher Praktiker ihre Entscheidungen nicht nur an den eigenen Erfahrungen oder Wünschen der Patienten, sondern auch anhand des aktuellen Stands der Forschung treffen sollen.
Aktuelle Studiergebnisse finden aber auch im Bezug auf Expertenstandards als "verbindlcihe nationale Richtlinie" eine Anwedung.
Neben diesem breiten Rahmen haben in den letzen 30 Jahren nun auch verschiedene Konzepte Einzug in die Pflege gehalten.
Basierend auf wissenschftlichen Erkenntnissen wie z.B. der Neurologie, Pädagogik, Psychologie, verschiedenen Bewegungsschulen etc. sind die Konzepte Basale Stimulation, Kinaesthetics, Bobath etc. entwickelt worden. Es gibt (noch) nicht viele Studien, welche deren Wirksamkeit belegen...
Dazu muss man allerdings fairerweise sagen, dass momentan vielleicht 5 % des Wissens in der Pflege als "erforscht und beweisen" gilt!
Wir stecken noch in den Kinderschuhen ....
Dieses soll jetzt erstmal einen kurzen und knappen Überblick darstellen.