Wartesemester mit Ausbildung überbrücken...

die Kleine

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Hallo ihr Lieben :wavey:

ich möchte euch mal etwas fragen:
Wie findet ihr es eigentlich, wenn angehende Medizinstudenten ihre Wartesemester mit einer Krankenpflegeausbildung überbrücken?
Bis jetzt habe ich oft von eingen gehört, die sich zum Sanitäter haben ausbilden lassen, um die Wartezeit nicht zu vergeuden.

Als ich mein Pflegepraktikum gemacht habe, waren viele im Krankenhaus darüber erbost:sbaseballs:...nach dem Motto: "...die nehmen denjenigen den Ausbildungsplatz weg, die diesen Beruf wirklich erlernen wollen...".

Wieso ist es legitim ein Sanni zu werden und moralisch verwerflich, wenn man eine Pflegeausbildung macht ...:gruebel:
Ich persönlich finde es mehr als in Ordnung, da man so auch gewisse Einblicke bekommt und es eine fachspezifische Ausbildung ist (manche machen ja auch eine Banklehre).

Hoffe zahlreiche Meinungen aus der Sicht des Pflegepersonals dazu zu hören!

Alles Liebe,
die Kleine
 
Hallo kleine,
ja...das würde ich an Deiner Stelle auch nicht so öffentlich erzählen...
Es gibt mehrere Gründe, warum die Emotionen hochkochen:

-> Medizin und Pflege sind grundverschiedene Berufe bezüglich der Fachwissenschaft und dem Hintergrund. Medizin sieht das pathologische; will heilen und steben möglichst hinauszögern. Pflege orientiert sich ganzheitlich am Menschen; der Blick ist auf Ressourcen gerichtet...sterben soll nicht verzögert sondern menschenwürdig begleitet werden.

-> In der Öffentlichkeit emanzipiert sich Pflege langsam vom Status der "sich unterzuordnenden Gehilfin des Arztes" zu einer eigenen Profession. Du möchtest mit dem Medizinstudium eigentlich ins "andere Lager"....

-> Die Ausbildung ist sehr teuer; wird von der GKV bezahlt. Wenn Du nach 3 Jahren dann Medizin studierst, dann hat man für Deine Ausbildung viele tausende Euro investiert.......ein anderer, der vielleicht gerne Gesundheits- und Krankenpfleger geworden und geblieben wäre, ist leer ausgegangen.


Die Ausbildung zum Sani ist deutlich Medizinorientierter....ausserdem billiger.
Das sind wohl so die Gründe.....
 
Die Rettungssanitäter- und Rettungsassistentenausbildung kostet nicht nur weniger Geld für den Ausbilder sondern bringt Gewinn, da die Rettungslehrgangsteilnehmer dafür zahlen müssen.
In der Krankenpflege hingegen müssen die Krankenhäuser ca 800 Euro allein an Gehalt jeden Monat für jeden einzelnen Schüler aufbringen. Dazu kommen die Kosten für Lehrer, Mentoren, Verwaltung usw...

Eine Krankenpflegeausbildung als Überbrückung halt ich nur dann für sinnvoll, wenn man sich vorstellen könnte auch dauerhaft in der Pflege zu arbeiten, ansonsten gibt es wirklich bessere Alternativen und man sollte die Plätze freihalten für wirklich Interessierte.
Aber natürlich hat es auch Vorteile wenn ein Mediziner eine Krankenpflege-Ausbildung hat, da er so wahrscheinlich auf der einen Seite mehr Verständnis für die Arbeit der Pflege hat und zum anderen auch einfühlsamer bei den Patienten ist (beide Fähigkeiten lassen ja bei Ärzten häufiger zu wünschen übrig).
Eine reine Geldverschwendung ist also ne Wartezeit-Ausbildung für die Krankenhäuser auch nicht, nur zahlt es sich vielleicht anders für die Krankenhäuser aus als erwünscht.

-> Medizin und Pflege sind grundverschiedene Berufe bezüglich der Fachwissenschaft und dem Hintergrund. Medizin sieht das pathologische; will heilen und steben möglichst hinauszögern. Pflege orientiert sich ganzheitlich am Menschen; der Blick ist auf Ressourcen gerichtet...sterben soll nicht verzögert sondern menschenwürdig begleitet werden.
Hab ich in den ersten Ausbildungswochen von meinen Lehrern auch so ähnlich gehört, aber ich find die Sichtweise etwas drastisch. Klingt fast so als würden Ärzte Sterbenskranke nur quälen wollen der Wissenschaft wegen, und dabei würde das Ganzheitliche und Menschliche von den Ärzten komplett ignoriert werden.
Beide Berufsgruppen haben doch die Gesundheit des Patienten im Auge, nur die einen Rollen das Problem von hinten auf, die anderne von vorne und beide Seiten sind erforderlich für eine eventuelle Heilung oder zumindest Leidenslinderung.
 
Baru schrieb:
Hab ich in den ersten Ausbildungswochen von meinen Lehrern auch so ähnlich gehört, aber ich find die Sichtweise etwas drastisch. Klingt fast so als würden Ärzte Sterbenskranke nur quälen wollen der Wissenschaft wegen, und dabei würde das Ganzheitliche und Menschliche von den Ärzten komplett ignoriert werden.
Beide Berufsgruppen haben doch die Gesundheit des Patienten im Auge, nur die einen Rollen das Problem von hinten auf, die anderne von vorne und beide Seiten sind erforderlich für eine eventuelle Heilung oder zumindest Leidenslinderung.

Die Problematik liegt am Menschenbild, welches einem Mediziner vermittelt wird und welches einer Pflegekraft vermittelt wird.
Der Mediziner lernt von der Leiche zum Lebendigen und ist meist noch erschrocken, wenn der Zellhaufen plötzlich auch noch ne eigene Meinung hat!
Pflegende möchten immer gerne so ganzheitlich sein (hört sich aber auch kuschelig an...) und merken dabei nicht, dass dieser Anspruch völlig überzogen ist und zu massiven Stress führt! Meistens mit fremden Berufsgruppen.
Früher oder später merkt dann die Pflegekraft auch, das nicht alle patienten auf Kuschelkurs aus sind, sondern einfach nur gerne ihre Sichtweise in der Behandlung berücksichtigt sehen wollen, ihre Erfahrungen Einfluss nehmen sollen (Chroniker) und ihre Bedürfnisse nicht nur erfasst werden sollen, sondern bitte schön mal erfragt werden sollen!
Also beide Seiten haben es nicht so einfach mit dem Patienten und meinen beide das Richtige zu wollen und vergessen beide, dass es nur einen BIGplayer, nämlich den Patienten gibt!

Gruß
Klaus
 
duetzmann schrieb:
Der Mediziner lernt von der Leiche zum Lebendigen und ist meist noch erschrocken, wenn der Zellhaufen plötzlich auch noch ne eigene Meinung hat!
Klasse!
DAS muss ich mir merken ! Der Spruch trifft es....:lol1:


 
Hallo:wavey:

erstmal danke für eure Meinungen!
Natürlich werde ich mich nicht gleich vor die Klasse stellen und sagen: "es ist schön hier aber ich breche eh ab...." das ist auch nicht meine Art. Damit würder ich mir bestimmt sofort Feinde machen :knockin:

Nur muss man auch bedenken, dass es nicht viel gibt, was man in der Wartezeit machen kann. Auch wenn das Medizinstudium anspruchsvoller ist und sich auf eine andere Weise mit dem Menschen beschäftigt, gehören diese beiden Berufsfelder eng zusammen. Daher kann ich mir nichts besseres vorstellen....in meinem Praktikum (drei Monate müssen wir ja eh machen) habe ich den "Patienten" aus einer ganz anderen Sicht gesehen. Es klingt übertrieben, aber im Studium bleibt die Menschlichkeit oft auf der Strecke. Der Patient ist auf einmal "nur" die Schulter für acht Uhr . Es ist klar, dass man als Arzt sehr wenig Zeit hat usw....das will ich auch nicht kritisieren.
Außerdem kommt auch hinzu, dass die meisten Universitäten einem Bonuspunkte geben, wenn z.B. eine Pflegeausbildung gemacht hat. Teilweise gibt es da Wartezeitverkürzungen von bis zu einem Jahr!

Der Kostenaufwand wurde erwähnt. Natürlich ist es für die Kliniken auf dem ersten Blick ein Verlust, aber dieser kompensiert sich durch noch bessere, verständnisvollere Ärzte. Es ensteht auch mehr Verständnis für das Pflegepersonal und nimmt so manchem Jungmediziner die Arroganz.
Naja....das Geld, welches den Auszubildenden gezahlt wird...dafür arbeitet man schließlich auch:engel:

Falls es euch interessiert: Bei meinem Vorstellungsgespräch waren wir sieben Bewerber und fünf davon (ich eingeschlossen) waren "Überbrücker"....ich weiss ja nicht ob das nur in Hannover so ist.
Doch die neuen Auswahlmethoden haben einigen das Leben schwer gemacht....

So genug getippt!
Liebe Grüße, die Kleine
 
Den Einwand mit dem Geld, dass die Schüler dem Krankenhaus nur Kosten verursachen, teile ich nicht. Meistens wird der Schüler, wenn er sich auf der Station auskennt, fast die Arbeit einer examinierten Vollkraft übernehmen, von mir aus morgens pflegen, Verbände machen, aufräumen, Essen reichen etc. Dafür kostet er monatlich nur 800 Euro (im 3. Ausbildungsjahr). Mit der ersparten Differenz zu einer examinierten Kraft könnte man doch locker die ganzen Kosten decken, oder?
 
duetzmann schrieb:
Der Mediziner lernt von der Leiche zum Lebendigen und ist meist noch erschrocken, wenn der Zellhaufen plötzlich auch noch ne eigene Meinung hat!

Klaus
Das trifft nur auf die Anatomie und zum Teil auf die Pathologie zu, und das sind zwei Fächer von ...zig Fächern. Der Rest bezieht sich durchaus auf den lebendigen Menschen mit seinen Problemen, Einsichten, dem Verständnis seiner Krankheit, der Compliance, patientenfreundlichen Therapieplänen usw.
 
Hallo pflegus,

das Ausbildungsgehalt zahlt die GKV....also damit im Prinzip jeder Beitragszahler. Es sollte schon die Zukunft investiert werden...also eine Person, die auch in der Pflege tätig sein möchte bzw. - nach einem Studium - auf einer anderen Ebene mitgestaltet.

Das Du alle Arbeiten einer examinierten Fachkraft selbständig übernimmst und eigenverantwortlich durchführst kann ich nicht so recht glauben.....

Dein Gehalt bekommst Du jeden Monat...auch in denen, wo Du nur in der Schule sitzt und nicht auf Station bist.

"Die anderen" Fächer der Mediziner beziehen sich auch noch auf Chemie, Physik, Physiologie, Pharmazie etc. Das Fach Psychologie ist übrigens ziemlich unbeliebt......für einen Psychologen gibt es keinen undankbareren Job, als vor Medizinstudenten zu dozieren *g*.
 
pflegus schrieb:
Den Einwand mit dem Geld, dass die Schüler dem KH nur Kosten verursachen, teile ich nicht. Meistens wird der Schüler, wenn er sich auf der Station auskennt, fast die Arbeit einer ex. Vollkraft übernehmen, von mir aus morgens pflegen, Verbände machen, aufräumen, Essen reichen etc. Dafür kostet er mon. nur 800 Euro ( im 3. Ausbildungsjahr). Mit der ersparten Differenz könnte man doch locker die ganzen Kosten decken, oder?

Die Hälfte der Ausbildung findet in der Schule statt, wo der Schüler Gehalt bekommt obwohl er kein bisschen arbeitet.
Wären Schüler wirklich Profitabel für die Krankenhäuser würde es wahrscheinlich sehr viel mehr Ausbildungsplätze geben um zumindest die Nachfrage an Ausbildungsplätzen zu befriedigen.
BTW Pflegus, man kann seine Beiträge editieren, so kann man Doppel und Tribbelposts vermeiden :)


@ die kleine
An deiner Stelle würd ich auf jeden Fall überlegen ob dir nicht eine der MTA-Ausbildungen mehr liegen würde. In der Krankenpflege wirst du nur ein bisschen auf die Zeit nach dem MedStudium vorbereitet, aber keine wirklichen naturwissenschaftlichen Grundlagen bekommen, Anatomie und Krankheitslehre wirst du eh nochmal komplett neulernen dürfen im Studium weil die Mediziner weitausmehr ins Detail gehen.
Als MTA-Auszubildene wird man zumindest fundiertes Wissen in den Naturwissenschaften bekommen, tw werden sogar ein, zwei Scheine wohl annerkannt (hab dafür aber keine fundierte Quelle). So dürfte zumindest der Weg zum Physikum leichter werden.

Die Bonuspunkte für Krankenpflege gibt es für MTAs genauso, aber von Wartezeitverbesserung hab ich auf zvs.de bisher noch nie was gelesen, einige wenige Unis geben eine 0,2 Punkteverbesserung auf deinen Abidurchschnitt (also verdammt wenig) und dass auch nur bei 2 Jahren Berufserfahrung. Andere Unis haben eine abgeschlossene Ausbildung als nachrangiges Kriterium bei der Vergabe der Platze nach Durchschnittsnote (also auch nicht so wichtig, wenn man nicht grade ganz knapp den NC hat...)
 
Hallo, Lillebrit!
1. Die Kosten der Ausbildung - ihr habt mich fast überzeugen können. Trotzdem - ein (gescheiter) Schüler kann bis zu von mir aus 80% oder so die Arbeit einer Schwester übernehmen. Die meiste und zeitaufwendigste Arbeit auf der Station ist ja Waschen, Essen anreichen, Toilettengänge, zu Untersuchungen bringen, Aufräumen usw. Das alles kann auch ein Azubi erfolgreich bewältigen. Das Fachwissen als eine examinierte Kraft wird im normalen Stationsalltag doch nur selten (vom Zeitaufwand her im geringen Maße) angewendet. Also kann das Krankenhaus irgendwo doch das Geld sparen.
Arbeite selbst als Pfleger und bekomme das mit.
2. Der Spruch mit dem Medizin-Lernen von der Leiche zum Menschen - der stört mich.
Sicher hat man Fächer Chemie, Pharmakologie, Physik..., doch das sind nur Hilfsfächer. Man lernt vom Lebendigen, in der Komplexität der Lebensvorgänge und keinesfalls nur vom Toten!
 
Hallo,

Zitat :
Das Fachwissen als eine ex. Kraft wird im normalen Stationsalltag doch nur selten ( vom Zeitaufwand her im geringen Maße ) angewendet . Also kann das Krankenhaus irgendwo doch das Geld sparen.

Sag mal, meinst Du DAS ernst?

Du sprichst Dich quasi dafür aus, dass man keine dreijährig ausgebildeten Fachkräfte benötigt, da man diese "ach so einfachen Tätigkeiten" ja jedem übertragen kann......

Hast Du eigentlich die letzen Jahre die Entwicklung der professionellen Pflege mit der Etablierung an Deutschen Hochschulen verfolgt?
Ist Dir die geplante Pflege nach einem Pflegeprozessmodell ein Begriff? Pflegetheorien, nach welchen Du Dein Handeln in der Praxis begründen kannst?
Ist Dir klar, dass nach P. Benner Kollegen mit 10 jähriger Berufserfahrung einen reichen Schatz an Erfahrungswissen haben, welches einem Schüler noch fehlt?

Tut mir leid...aber so wie Du Dich hier äußerst, bist Du eines der Paradebeispiele derjeniger, welche lediglich halbherzig zur Überbrückung der Wartezeit durch die Ausbildung gegangen sind ...
 
Hast mich zum Teil missverstanden. Also:
1. Die dreijahrige Ausbildung mit ihren Lerninhalten braucht in seltenen Fällen auf einer Station präsent sein. Das Arbeitsmodell hat sich erfolgreich in USA durchgesetzt, wo die nurse eine Anzahl von minder qualifizierten Helfern delegiert. Man kann doch Parallelen ziehen..
2. Das Pflegeprozessschreiben... Habe noch keinen erlebt, der einen schreibt (ausser im Examen) und befolgt. Die Zeit fehlt meistens. Auf die Gefahr hin, mich sehr unbeliebt zu machen - ist es nicht ein Versuch, die Pflege aufzuwerten? Genauso wie mit der Pflegevisite? Habe die gleiche Meinung von erfahrenen Schwestern in Krankenhäusern gehört.
3. Sicher hat ein Schüler nicht die 10jährige Erfahrung einer Schwester, aber brauche ich diese Feststellung mir von P. Benner bescheinigen? Mehr noch - ist seine Studie ( oder andere Arbeit, im Zuge welcher er zu dieser Feststellung gekommen ist) nicht eine Sinnlosigkeit und Vergeudung von Zeit und Müh? Andererseits - für die Mehrzahl der Arbeiten brauche ich nicht die 10jährige Erfahrung.

Zum Beispiel - mein heutiger Frühdienst:
6.30 bis 8.00 - Pflege von 2 bettlägerigen Pat. mit Waschen etc. Die anderen 2 hat ein Praktikant ( FSH ) gemacht.
8.00 bis 8.45 Frühstück angereicht, Tropfen gegeben, Tbl verabreicht. War alles von der NW gestellt.
8.45 bis 9.15 alles aufgeräumt.
9. 15 bis 9.45 meine Pause.
Danach VZ-Kontrolle, lagern usw. Habe mein Fachwissen 2 mal angewendet: ein Verbandwechsel ( 10 min), die Insulindosen ausgerechnet und gespritzt( 15 min). Alle anderen Arbeiten hätten vom besagten Praktikanten komplett übernommen werden können.
Na also..
 
Halo Pflegus,

zum Modell in den USA: Es gibt dort mehrere Abschlüsse...das ist richtig. Allerdings haben die RN in den USA eine ganz anders strukrurierte Ausbildung genossen. Die RN müssen dort mehrere Semester studieren, um Bachelor - oder Masterabschlüsse zu erlangen. Die Ausbildungen sind also generell höherwertig ......
Zum Pflegeprozess: Wenn Du dazu nicht mehr weisst, als "das es viel Schreibkram ist", dan hast Du Dich mit dem Thema wohl noch nicht sowirklich auseinander gesetzt!!!!

-> Auf gesellschaftlicher Ebene besteht- mit Blick auf die demographische Entwicklung- der Bedarf nach qualitativ hochwertiger und effizienter Pflege.

-> Im Rahmen der sozialen Pflegeversicherung fordert das SGB XI zur Prozessqualität in vollstationären Einrichtungen:" Prozessqualität bezieht sich auf den ganzheitlichen Pflege- und Versorgungsablauf sowie die Unterkunft. Es geht dabei um Pflegeanamnese und Planung, die Koordinierung u. Ausführung der Leistungen sowie die Dokumentation des Pflegeprozesses."

-> Natürlich besteht aus berufspolitischer Sicht ein großes Interesse am Pflegeprozess....nach Igl und Welti (1998) ist die Orientierung am Pflegeprozess als spezielle Verhaltensregel sinnvoll, da "der Sachverstand der Pflegeberufe für Begutachtung, Diagnose und Anamnese, Dokumentation u. Evaluation akzeptiert werden und als zukünftiger Vorrangbereich der Pflege zu sehen wäre."
Die Autoren sagen damit, dass es gerade unsere Professionalität ausmacht, ein Ziel zu definieren, Entscheidungen begründet zu treffen und dieses fortlaufend zu evaluieren......das kann eine Hilfskraft nicht!

-> Patricia Benners Studie würde ich nicht als Zeitverschwendung betrachten.
Wenn Du Pflege als ein in einzelne Schritte zergliedertes Abarbeiten einzelner Verrichtungen siehst, dann tut es mir leid für Dich.....
Vielleicht liegt es auch daran, dass Du bisher - als Aushilfe neben Deinem Studium - lediglich diese Perspektive kennen gelernt hast.
Im Rahmen der Bereichspflege eigene Zimmer selber komplett zu übernehmen (incl. der "Schreibarbeiten") ist halt doch was anderes. Oder - wer es erleben darf - Pflege im Rahmen des Bezugspflegesystemes durchzuführen - und den Patienten kontinuierlich von der Aufnahme bis zur Entlassung zu betreuen.

Um situationsgerecht Entscheidungen zu treffen, die über das bloße Schulbuchwissen hinausgehen, benötigt man sehr wohl Erfahrung!
Wie ist es z.B., wenn Du einem Patienten mit Zustand nach Apoplex Essen anreichst.....würdest Du das den Zivi machen lassen oder doch lieber eine examinierte Krankenschwester, welche seit 5 Jahren auf einer Neuro arbeitet? Natürlich können beide augenscheinlich erstmal die Tätigkeit ausführen........die erfahrene Fachkraft wird aber wohl das potentielle Problem der Aspiration sehen! Und sie weiss auch, wie sie in diesem Falle zu handeln hat!

Nun noch mal zu Deinem Tagesverlauf:

Du hast 2 Patienten gewaschen.....Du weisst um hygienische Aspekte bei der Verrichtung, kannst mit den Patienten kommunizieren. Du reisst nicht einfach die Bettdecke weg, sondern weisst um die Wahrung der Intimsphäre.
Du kannst die Patienten nach kinästhetischen Prinzipien bewegen und mobilisieren. Du integrierst Prophylaxen in Deine Tätigkeit; beobachtest den Hautzustand (Dekubitus, Allergien, Ödeme, Hämatome, Thrombosezeichen, Hautpilz).

Beim Anreichen des Frühstückes berücksichtigst Du Patientenwünsche; Du weisst, welche Kostform bei welchem Patient angebracht ist und welche eben nicht.

Du kontrollierst vor der Medikamentengabe nochmals die Tabletten ( 5-R-Regel) ; die Tropfen wirst Du vermutlich selber stellen (da diese ja nicht länger als 1 Stunde vor Verabreichen gestellt werden sollen). Du kontrollierst die Einnahme, kennst die Wirkungsweise der gängigsten Medikamente und weisst auch deren Nebenwirkungen. Du kennst Besonderheiten bei der Einnahme...(Zeitpunkt , Unverträglichkeiten).

Du kannst gemessene Vitalwerte einschätzen (RR, HF), beachtest beim VW hygienische Aspekte.

Und jetzt behaupte nochmal, dass Du Dein Fachwissen nicht einsetzen musst!
:lol1:
 
@pflegus

deinen Ausführungen nach, war deine qualifizierte Tätigkeit nur ca. 25 nötig.

Wie stehst du eigentlich zum Thema Arbeitslosigkeit bzw. zu massiven Verdiensteinbußen. Ich nehme an sehr positiv. Deiner Meinung nach brauchen wir weniger Fachkräfte und du gibst gute Tipps, wie man dieses auch durchsetzen kann.

Übrigens sind die von dir beschriebenen Tätigkeiten VW und BZ-Kontrolle (du wirst hier sicher nach ärztlichen Vorgaben handeln müssen)
in den von dir so positiv bewerteten USA nicht per se die Aufgabe einer PN. Es sind delegierbare Arbeiten.

Elisabeth

PS: Hast du Benner überhaupt gelesen?
 
pflegus schrieb:
Bitte um eine Revidierung der allgemeinen Meinung!!!
Falls du mich damit meinen solltest, dann sei dir bewusst, dass es MEINE Meinung ist und nicht der Allgemeinheit.
Weiterhin UNTERSTREICHE ich diese Meinung und wiederhole sie.
Sie bezieht sich nicht auf Fächer, sondern auf das Endergebnis eines Medizinstudiums!

@die kleine:
In Hannover weiß ich, dass von einer Azubi berichtet wurde, dass sich (leider) 50% solcher Menschen in ihrem Kurs befinden.
Thema Arzt und Zeit: Klar hat "man" immer wenig Zeit, aber ich bleib deswegen doch noch Mensch!? Da muss doch nicht die Menschlichkeit abhanden kommen!?
Das vermisse ich einfach bei vielen Medizinern. Man geht über Gefühle hinweg, beachtet den Kontext in dem der Patient sich befindet genauso wenig wie das Wissen des Patienten, er wird selten bis gar nicht informiert (und ich meine nicht eine Op-Aufklärung) etc.
Selbstheilungsprozesse, Bewältigungsstrategien, Krankheitsverlauskurven von chronisch Kranken im Corbin Strauss-Modell, davon hat ein Mediziner, auf Grund anderem Schwerpunkt, keine Ahnung!
Es bildet sich ein anderes Menschenbild aus, und das ist schade! Das ist das allergrößte Manko der Medizin, dass das Studium darauf keine Rücksicht nimmt.
Die tollen angepriesenen Veränderungen, die man eingesehen und einfliessen lassen wollte sind nach meinen Gesprächen mit Medizinstudenten auch mehr Luftblase als Praxis!

Leider, Leider!

Und mich ****t dies Arroganz an. Kaum fertig mit dem Studium glauben diese Menschen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und, und, und.

@pflegus:
Das du keine Ahnung von Pflege hast, dast du schon klasse bewiesen.
Schön wäre es, wenn du dich in Zukunft ein wenig mehr damit beschäftigen würdest. Deinen dir anvertrauten patienten zu liebe. Du hast mit Sicherheit zig Informationen vom Patienten erhalten und kannst sie nicht formulieren und beschreiben (den Beweis bist du zumindest hier schuldig geblieben)! Eine Fachpflegekraft könnte sie nicht nur beschreiben, sondern darauf reagieren mittels Pflegeplan etc

Tut mir Leid, mehr fällt mir zu pflegus und seinen Äußerungen nicht mehr ein!
 
Huhu,

muss mich jetzt auch mal outen als jemand, der am 01. Februar die Ausbildung zwecks Wartezeitüberbrückung beginnen wird.
Würde ja auch lieber heute als morgen mit dem Studium beginnen, das geht nunmal nicht und deshalb musste ich mich nach Alternativen umsehen.
Allerdings darf das Alternativprogramm zur Wartezeitüberbrückung nichts kosten, da die Kohle knapp ist. MTA(o.ä.)-Ausbildung, Studium im Ausland oder Berufsakademie fallen somit schonmal weg. Einfaches Jobben ist mir zum Bestreiten des Lebensunterhalts zu unsicher.
Bleibt also nur eine konventionelle Ausbildung. Gesundheits- und Krankenpflege ist natürlich das Naheliegendste.

Das Argument mit dem geklauten Ausbildungsplatz zieht nicht wirklich, finde ich. Ich denke, dass JEDER, der wirklich für die Ausbildung geeignet ist und es unbedingt will, irgendwo in Deutschland einen Ausbildungsplatz finden wird.
Bei den beiden Auswahlgesprächen, bei denen ich war, waren Leute, bei denen man sich echt gefragt hat, was die bloß da wollten. Sollte ich einem von denen 'nen Platz weggeschnappt haben, war das wohl kaum ein Verlust für das Gesundheitssystem.

Im Übrigen habe ich null Verständnis für dieses blöde Konkurrenzdenken, das oftmals zwischen Pflegekräften und Medizinern besteht. Schließlich sollten sich die beiden Gruppen ergänzen und sich nicht gegenseitig Kompetenzen streitig machen.
Wenn sich Pflegekräfte über Ärzte mit "zwischenmenschlichen Defiziten" auslassen, sollten sie meiner Meinung nach die Gelegenheit nutzen, einen kleinen Teil der Krankenkauswelt zu verbessern, indem die sie angehenden Medizinstudenten, die sich für eine Pflegeausbildung entscheiden, die richtigen Werte mit auf den Weg geben, anstatt sie für ihre Entscheidung auch noch zu verurteilen :roll:
 
Nenene....

Da spricht der Mediziner.... ! Ich finde das ganz schön "herablassend" das der Mediziner die Pflege so minderwertig betrachtet.

Pflege ist nun mal mehr als die Schieberspüle zu betätigen und essen reichen.

1) Das Argument das man weniger Fachkräfte bräuchte ist doch wohl armselig.
Habt ihr euch schon mal überlegt welche Aufgaben alles deligiert werden?
(i.v. Injektionen, Insulin-Bestimmungen, Infusionstechnik, Chemotherapie,
Blutentnahmen, ....)? Wenn diese Tätigkeiten wieder der Arzt machen würde, dann wäre es möglich ein Großteil der Arbeitskräfte als ungelernte bzw. Schüler abzudecken. Weil dies sind in meinen Augen invasive Maßnahmen und somit Arztsache. Dann könnte man auch wieder zum eigentlichen Aufgabenfeld in der Pflege zurückkehren und hätte auch mal ein bisschen Zeit für den Patienten.

Dann fragt sich aber nur, in welcher Qualität die Grundpflege bzw. Versorgung erfolgt!? Wenn was passiert, dann ist immer das Fachpflegepersonal dran. Ich möchte nicht meinen Job verlieren, nur weil ich die einzigste Fachkraft auf der Station bin und zwangsläufig Aufgaben deligieren muss. Die ganze Station kann man wohl schlecht alleine schmeißen. Im Altenheim ist es doch schon so. Schaut euch mal da die Pflegesituation an! Nun ist die Frage ob die Ärzte solche Zustände im Krankenhaus haben wollen. Ich persönlich würde solche Arbeitsverhältnisse ablehnen.

Bsp. Was wäre im Falle einer Reanimation? Laufen dann die 4 Schüler auf der Station erst mal los und suchen eine Schwester? Was wäre (wie schon erwähnt) wenn der Patient aspirieren würde - eh dann eine Fachkraft da ist, ist der Patient längst erstickt.

2) Ich finde auch das solche Leute anderen die Arbeitsplätze wegnehmen!
Als ich mit meiner Krankenpflegehelferausbildung fertig war hatte ich nicht gleich eine Stelle als Krankenpfleger (Ausbildung) bekommen und musste notgedrungen (weil ich was schaffen wollte) eine schulische Ausbildung annehmen. Nun kommen da ein paar angehende Mediziner an und fangen die Ausbildung an - brechen diese eventuell ab, wollen eh nicht in dem Fach arbeiten...usw!

Fragt mal den Schulabgänger der keine Lehre bekommen hat was er davon hält !Meine Alternative ist - geht einfach als Krankenpflegehelfer ins Pflegeheim bzw. Krankenhaus arbeiten. Oder ist euch die Arbeit zu nieder?
Als angehender Arzt wird man sich gern genommen, da man viel mehr Kompetenz hat als ein schlichter Krankenpflegehelfer. (höheres Wirkungsspektrum)

mfg Stefan

ps: verzeiht Rechtschreibfehler...
 
Ich habe keine Probleme mit Kollegen, die nach der Ausbildung erkennen: Pflege ist nicht ihr Weg- sie suchen doch mehr den medizinischen Part. Ich habe auch keine Probleme mit Kollegen, die sich im Vorfeld schon für ein Medizinstudium entschieden haben und überbrückend eine Pflegeausbildung einschlagen... solange diese sich auch in der Pflegeausbildung genauso engagieren wie jeder andere. Wenn aber bei den Grundpflegethemen kommt: also eigentlich mach ich das ja hier nur zur Überbrückung, dann bin ich schon oft sehr ungehalten.

In den drei Jahren hat man das gleiche Engagement an den Tag zu legen wie jeder andere Azubi auch. Ich muss nicht in dem Azubi den zukünftigen Doc sehen. Pflege ist nicht Medizin. Es würde manchen hier postenden gut tun, anzuerkennen das Pflege eine eigene Wissenschaft ist und nicht nur ein Handwerk. Medizin hat übrigens auch viel handwerkliches. Nicht umsonst werden gerade diese Tätigkeiten ja so gerne an die ("zurückgebliebenen") ehemaligen Kollegen abgegeben.

Elisabeth
 

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