Von der Würde der Pflegenden

  • Ersteller Ersteller PePaMel
  • Erstellt am Erstellt am
wow was für ein toller Beitrag.

find ihn richtig gut, so wird auch mal die andere Zeite gezeigt:klatschspring:
 
:klatschspring: wie recht der Mann hat.
 
Machen wir es doch mal konkret:
Mann, Ende 40, bekommt einen Schlaganfall. Er muss einen Sprachverlust und eine Halbseitenlähmung hinnehmen. Der Mann ist hochgradig agressiv und tritt und spuckt um sich. Er ist 4-Punkt fixiert und hat zum Schutz vor dem Anspucken eine Sauerstoffmaske auf.

Was kann Pflegekraft hier machen?

Elisabeth
 
Machen wir es doch mal konkret:
Mann, Ende 40, bekommt einen Schlaganfall. Er muss einen Sprachverlust und eine Halbseitenlähmung hinnehmen. Der Mann ist hochgradig agressiv und tritt und spuckt um sich. Er ist 4-Punkt fixiert und hat zum Schutz vor dem Anspucken eine Sauerstoffmaske auf.

Was kann Pflegekraft hier machen?

Elisabeth

Was soll das? :gruebel: Es geht hier doch nicht darum alles über einen Kamm zu scheren.

Schreibst Du das jetzt weil ich in dem anderen Thread nicht Deiner Meinung bin?

Es geht in diesem Zeitungsartikel einfach nur darum der Bevölkerung aufzuzeigen, was Pflegekräfte und (meist weibliche) Angehörige leisten. Und das nicht alle Pflegefälle liebe nette Wesen sind, sondern aus welchen Gründen auch immer, auch mal aggressiv und unleidlich sein können!

Mel
 
Mir gehts darum, Verständnis für die Situation zu entwickeln. Es geht nicht um Schwarz-Weiß. Denn bei meinem Beispiel sind beide in ihrer Würde beeinträchtigt. Deshalb die Frage: wie würdest du das Problem lösen?

Elisabeth
 
Mir gehts darum, Verständnis für die Situation zu entwickeln. Es geht nicht um Schwarz-Weiß. Denn bei meinem Beispiel sind beide in ihrer Würde beeinträchtigt. Deshalb die Frage: wie würdest du das Problem lösen?

Elisabeth

Wo hab ich bitte geschrieben dass ich alles lösen kann und oder will? Nochmal, es geht nur darum auch mal die andere Seite, nicht nur immer die Patientenseite aufzuzeigen!

Und... nicht jeder 40jährige Mann der einen schweren Schlaganfall erleidet wird zwangläufig aggressiv. Auch hier kommt es zweifelsohne auf den Typ Mensch an! Und vielleicht erreicht dieser Artikel "kommende Schlaganfall Patienten" und diese reagieren dann eventuell anders....

Meine Güte...
 
Hier gab es eine ganz einafch Lösung: Beachtung des (übrigens auch im Beitrag angesprochenen ) Rollenkonflikts. Der Mann war ja nicht kognitiv eingeschränkt. Er konnte nur nicht sprechen.
Eín starker junger Mann der sonst der Vorstand der Familie war, ist es einfach net gewohnt abhängig zu werden. Wir haben ihn frühs gefragt, ob er gewaschen werden möchte. da kam nonverbal ein eindeutiges Nein. Wir mussten fast 6 Stunden warten bis eine Aufforderung durch ihn kam. das war unser Tor um mit ihm klar zu kommen. Es gab keinerlei Anzeichen für Aggression mehr.

Dieses Vorgehen haben wir generell genutzt. Nicht wir setzen uns durch, sondern der Pat. hat Mitspracherecht. Das setzt ein hohes maß an Empathie und wahrscheinlich ein noch höheres Maß an Kreativität.

Bei der aktuellen Ausbildungsform wird beides nicht gefördert. Dort geht es um Checklisten und Drehbuchstandards. Und leider hat dieses Denken mittlerweile auch Einzug gehalten in die Pflegeeinrichtungen- egal welcher Couleur.

Man kann schauen, woran es liegt. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Manchmal sinds die kleinen Veränderungen im Alltag die großes bewegen können.

Elisabeth
 
Warum kommt alles von Dir so vorwurfsvoll und belehrend? Es geht hier nicht darum den Stein der Weisen entdeckt zu haben oder auf jedes Problem ein Lösung zu wissen.

Nochmal: es geht nur darum auch mal die andere Seite, nicht nur immer die Patientenseite aufzuzeigen! Warum wiederhole ich mich eigentlich ständig?

Und wow, ein nonverbales "Nein" zu verstehen setzt wirklich "ein hohes maß an Empathie und wahrscheinlich ein noch höheres Maß an Kreativität" vorraus!:hicks:

Mel
 
Ich finde, der Artikel beschreibt sehr schön beide Seiten und das Konfliktpotential, das das Verhältnis Pflegebedürftiger/Pflegender beinhaltet. Seinem Gegenüber Verständnis aufzubringen, verringert dieses Konfliktpotential sicherlich, kann es aber nicht vollständig beseitigen. Denn jeder Mensch hat seine Grenzen.
Kann ich Verständnis für einen Pflegebedürftigen aufbringen? Für seine Wut, Hilflosigkeit, Angst etc.? Natürlich! Muß ich mir deswegen als Pflegender alles gefallen lassen? Natürlich nicht!
Kann ich Verständnis für einen Pflegenden aufbringen? Für seine mangelnde Zeit, seine Überarbeitung, seinen schlechten Tag etc.? Natürlich! Muß ich mir als Pflegebedürftiger deswegen alles gefallen lassen? Natürlich nicht!
Wir machen aus der "Pflege-Welt" einen eigenen kleinen Kosmos, dabei ist es in dieser Welt nicht anders als in der großen, weiten Welt - mit Höflichkeit und Respekt gegenüber den anderen läßt es sich deutlich leichter leben und miteinander auskommen!
 
Hallo Silvana,

super Beitrag! Schön geschrieben!

Grüße,
Mel
 
Ich beobachte zunehmend, dass infolge des Personalmangels viele Kollegen sehr dünnhäutig werden. Was man früher mit Verstand, Humor oder Kreativität gelöst hat, wird heute als Beleidigung und Angriff auf die Persönlichkeit gewertet.

Es fällt auf, dass AG durch falsch verstandene Wettbewerbsfähigkeit die Messlatte für den Service sehr hoch schrauben... aber kein Personal für die Einhaltung der Angebote vorhält. Es werden Angebote offeriert, die der Pat. ohne die entsprechende Info gar nicht abgefragt hätte, weil sie nach seinem (ehemaligen) Verständnis gar nicht erwartet wurden.

In der Ausbildung bekommt Pflegekraft viel zu viele Ideale eingepflanzt. Es wird eine heile Welt vorgegaukelt. Eine Vorbereitung auf den Alltag erfolgt nicht.

Die demographische Veränderung der Gesellschaft erhöht den Anteil dementiell veränderter Klientel. Auch hier fehlt jegliche Wissensvermittlung. Hier im Forum zu erkennen an Diskussionen zum Thema: Übergriff. Die wenigsten wissen um neurologische und psychische Ursachen für Verhaltensänderungen. Gerade letztere werden auch selten diagnostisch durch eintsprechende medizinische Spezialisten abgeklärt.

Nicht wenige, die in die Pflege gehen, tun dies um zu helfen. Wenn dann der Dank für diese Hilfe ausbleibt baut sich schnell Frust auf.

Pflegebedürftige werden schneller entmündigt. Man gibt ihnen keine Zeit, ihre Ressourcen zu nutzen. Das bringt Unmut auf der Betroffenenseite.

Angehörige haben selten bis nie erlebt, wie es ist sich auf einen alten Menschen einzustellen. Sie sind überhaupt nicht darauf vorbereitet, wenn es darum geht, dass Mutter oder Vater pfelgebedürftig werden. Die jetzige Generation hat es nicht mehr erlebt, wie man einen Sterbenden begleitet. Pflegebedürftige wurden in entsprechende Institutionen gegeben. Solange die Einnahmen der Kassen ausreichten war das auch kein Problem. Es wird erst jetzt zum Problem und wird sich in Zukunft weiter verschärfen.

In vielen Pflegeheimen geht es zu wie im Krankenhaus- kaum Individualität. Die Bewohner müssen sich rigiden Vorgaben unterwerfen. Eigene Entscheidungen wirken störend auf den Ablauf. Das erzeugt nicht selten Wut auf den, der dies vermeintlich zu verantworten hat.

Krankheit und Sterben werden in unserer Gesellschaft als Störfaktor wahrgenommen. Es wird immer noch das Ideal des fiten und dynamischen Menschens verbreitet. Man erwartet bis ins hohe Alter eine Eigenständigkeit. Wenn dies nicht vorhanden ist, wird der Mensch zum Kostenfaktor.

Kaum jemand weiß, wie teuer Pflege tatsächlich ist. man wünscht eine 24-Stunden-Pflege und ist entsetzt, wenn man dies finanziell unterstützen muss. Der Vollkaskogedanke bezüglich Kranken- und Pflegekasse ist fest zementiert in den Köpfen der Mitbürger. Und Pflege hat für viel etwas mit dem Akt der Nächstenlieb zu tun. Für die Bezahlung muss ein Obulus und ein "Vergelts Gott" doch reichen.

...

Und wie kann man das Dilemma nun lösen?

Pflege definieren. Was will, was braucht der Pflegebedürftige. Was kann und will Pflege leisten? Und welche Ausbildung brauchts für welche Tätigkeit?
Dafür brauchts endlich eine entsprechende Institution, die dies deutlich vertritt. Die Berufsverbände haben da bisher m.E. versagt.

Jeder- und ich meine wirklich jeder- muss sich aktiv beteiligen, wenns um Veränderung in der Pflegelandschaft geht. Dazu gehört die Entwicklung eines Selbstbewusstseins und die Bereitschaft Verantwortung für die Entwicklung der Pflege zu übernehmen. Dazu gehört, dass es selbstverständlich ist mit Eintritt ins Berufsleben sich in einem der Berufsverbände zu organisieren.

Pflegebedürftige und Angehörige brauchen Infos, wie teuer die Pflege ist. Wofür wird welches Geld verbraucht? Wie teuer ist die Krankenschwesterstunde. Wie teuer ist die Helferstunde. Der Pflegebedürftige/ Angehörige muss wählen können, welche Qualität er möchte. Nicht wir bestimmen, sondern der Kunde. Und wir sind auch nicht verantwortlich, wenn dem Kunden durch seine, trotz Beratung, falsche Entscheidung ein Schaden entsteht. Wir sind nicht die Samariter der Nation.

Krankenhäuser müssen Rechnungen ausgeben, aus denen sich detailliert ergibt, wofür was bezahlt wird. Die Unsittte, dass Pflegekräfte für Servicearbeiten eingesetzt werden gehört abgeschafft. Auch im Krankenhaus muss zwingend ein Personalmix eingeführt werden. Dabei sollte beachtet werden, dass bereits jetzt viele Pflegetätigkeiten durch Laien (Zivi, FSJ) durchgeführt werden ohne gravierende Qualitätseinbuße. Diese "Laien"-pflege sollte entsprechend ausgebaut werden um Kosten zu senken. Um einen Waschlappen anzureichen und Essen auszutragen sowie Parameter nach Ansage zu erheben, braucht es keine dreijährige Ausbildung. Selbst die einjährigen wären da schon überqualifiziert.

Die Ausbildung gehört dringend überdacht und muss an den Bedarf angepasst werden. Es muss realitätsnäher unterrichtet werden. Ein Bachelorstudium darf nicht in eine Leitungstätigkeit münden sondern muss bereits Spezialisten für Pflege ausbilden. Die aktuelle Ausbildung hat als Ziel Generalisten. Sie hat neben dem BA seine Berechtigung. Wobei auch hier der Einsatz neu überdacht erden muss- siehe oben.

...

Ergo: Aktiv werden. Nicht reagieren, sondern agieren. Es kommt niemand, der uns aus dem Tal rausholt. Das wird auch nicht durch einen Artikel erreicht. Eine Reportage wird gesehen und dann vergessen. Nur wir selbst können es ändern.

Also Hintern hoch und aufhören zu Jammern.

Elisabeth
 
Gute Worte Elisabeth. Dem ist nichts hinzuzufügen.
 

Ähnliche Themen