Verbrennungen

Rabenzahn

Poweruser
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15.02.2002
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933
Ort
Kassel
Beruf
AN-Pfleger
Akt. Einsatzbereich
in Rente
Verbrennungen/1. ANATOMIE DER HAUT

Drei Schichten:
- Oberhaut ( Epidermis )
- Lederhaut ( Korium )
- Unterhaut ( Subkutis )

Hautanhangsgebilde:
- Haare
- Schweissdrüsen
- Talgdrüsen

Nerven und Blutgefässe:

Grösstes Organ des Körpers ( 1,7 m² / 70 kg KG ) . Vermittler zwischen Umwelt und dem Körper


2. FOLGEN DER HAUTZERSTÖRUNG

Zerstörung der Epidermis bedeutet:

- Verlust von Körperwasser
- Verlust von Elektrolyten
- Verlust von Plasma ( Aminosäuren )
- Temperaturverlust
- Bakterien können ungehindert in den Körper auf breiter Fläche eindringen.
- Zerstörung der zellulären und humoralen Abwehr.


3. VERBRENNUNGSARTEN

Thermische Verbrennungen:
- Verbrühung
- Feuer
- Explosion
- Verpuffung


Chemische Verbrennung:
- Alkalische Stoffe
- Säurehaltige Stoffe


Stromverbrennungen:

- Kein direkter Stromkontakt
- Hohe Spannungen springen in einem Lichtbogen über
- Durch Stromdurchfluss kommt es meist zu grossen Gewebsschäden


Inhalationsverbrennungen:

- Einatmung von heissen oder toxischen Gasen


Nicht nur die Intensität der Noxen hat Auswirkungen auf die Verbrennung, sondern auch die Dauer der Einwirkung

4. VERBRENNUNGSGRADE

Verbrennung ersten Grades:[/b]

= Verletzung der Epidermis

- Rötung und Schwellung der verbrannten Hautoberfläche

Heilung durch Regeneration ohne Narben


Oberflächliche Verbrennung zweiten Grades:[/b]

= Verletzung der Epidermis und der obersten Schicht des Koriums

- Schwellung
- Blasenbildung
- Schmerz

Wenn Heilung ohne Infektion ( ca. 10 Tage ), Regeneration ohne Narbenbildung. Pigmentveränderungen möglich

Tiefe Verbrennung zweiten Grades:

= Zerstörung von Epidermis und tieferen Schichten des Koriums

- Geplatzte Blasen; grau-weisslich, fleckig
- Bildung von Granulationsgewebe ( epitheliale Regeneration )
- Starke Narbenbildung bei stark verzögerte Wundheilung ( ca. 4 Wochen )
- Grenze zwischen konservativer und chirurgischer Wundbehandlung

Verbrennung dritten Grades:

= Zerstörung der gesamten Haut mit Anhangsgebilden

- Hautoberfläche hart, wie getrocknetes Leder
- Jegliche Sensibilität der Wundoberfläche fehlt
- Haare und Nägel fallen aus
- Keine Wundheilung vom Wundgrund aus
- Heilung ohne chirurgische Intervention nicht möglich

Verbrennung vierten Grades:

Verletzung von tiefen Strukturen wie Knochen, Sehnen, Muskeln, z.B. bei elektrischen Verbrennungen.

5. NEUNERREGEL NACH WALLACE IN % VKOF

Neunerregel / Erwachsene

Kopf = 9 %
Arme je = 9 %
Brust u. Rücken je = 18 %
Beine je = 18 %
Genetialbereich = 1 %
= 100 %

Neunerregel / Kind 5 Jahre

Kopf = 15 %
Arme je = 9 %
Brust u. Rücken je = 16 %
Beine je = 17 %
Genitalbereich = 1 %
= 100 %

Neunerregel / Säugling

Kopf = 20 %
Arm je = 10 %
Brust u. Rücken je = 15 %
Beine je = 15 %
= 100 %

6. VERBRENNUNGSKRANKHEITEN

Pathophysiologische Veränderungen, die nicht mehr vom Organismus beherrschbar sind.
- Bei Kindern ab 10 % verbrannter KOF
- Bei Erwachsenen 15 % VKOF 3. Grades
- oder 30 % VKOF 2. Grades
- Permeabilitätserhöhung der Gefässe
- Abwanderung von Flüssigkeit und Eiweiss ins Interstitium nach aussen

8. ÜBERWACHUNG

- Vitalzeichen engmaschig kontrollieren:

- Invasis und noninvasiv
- Blutdruck, Herzfrequenz, Atmung Laborwerte, insbesondere:
- Blutbild, Elektrolyte, Eiweiss, Laktat

Flüssigkeitshaushalt:

- Halbstündlich / stündlich Urinkontrolle
- Zentralvenendruck
- Flüssigkeitsverluste über die Wundflächen kontrollieren
- Die grossen Infusionsmengen überwachen und bilanzieren
- Hautzustand und Gewicht beobachten
 
Hallo - wie sieht bei Euch die chirurgische Erstversorgung von lokal begrenzten Verbrennungen aus (ich spreche hier nicht von schwerstverbrannten Patienten/innen)?

Bei uns hat sich folgendes Schema bewährt:

1.

In Allgemeinnarkose chirurgisches Abtragen der Brandblasen mit einer Spülflüssigkeit Betaisodona-Lösung/Ringer-Baneocin-Lösung im Verhältnis 1:5

2.

Auftragen von Sofratüll-Gaze

3.

Auflegen von Tupfern, welche in Ringer-Baneocin-Lösung getränkt wurden

4.

Zirkuläres Umwickeln mit Syntethikwatte, welche in Betaisodona-Lösung/Ringer-Baneocin-Lösung im Verhältnis 1:5 getränkt wurde

5.

Wo möglich Anlegen eines zirkulären Gipsverbandes

6.

Erster Verbandwechsel in der Regel nach 7 Tagen

Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch!
petermichl