Darf man als Pflegepersonal noch krank sein/werden?
Ich arbeite jetzt seit Januar auf einer geteilten Station (Neurologie / plast. Chirurgie), wo es leider in dem letzten Jahr immer stressiger wurde.
Vorher war ich auf einer rein neurologischen Station, und auch da ist der Stressfaktor im letzten Jahr angestiegen.
Pflegekräfte wurden zudem auch noch abgebaut, wobei auf der jetzigen Station 5 gegangen sind/gehen mussten und nur ich als „Ersatz“ kam.
Durch dies alles ist es mittlerweile nun fast alltäglich geworden, dass auf jeder Station PK arbeiten, die entweder wegen unerträglichen Schmerzen, Fieber oder anderen Erkrankungen unter diversen stark wirksamen Analgetika und anderen Medikamenten stehen und in ihrem eigentlich aktuell körperlich dafür nicht zulässigem Zustand Patienten versorgen.
Auch ich habe schon in solch einem Zustand gearbeitet.
Als Folge einer nicht auskurierten Sinusitis bekam ich Migräne und musste arbeiten.
Neben starken Kopfschmerzen hatte ich eine Einschränkung des Sehvermögens (kleine Schrift verschwimmt vor den Augen), ich bin zudem Licht- und Lärmempflindlich. Übelkeit und zeitweises Erbrechen begleiten dieses.
Vor kurzem entwickelte sich bei mir ein Abszess im Zahnfleisch, der von Tag zu Tag grösser wurde. Die Schmerzen waren 3 Tage lang mit oralen Analgetika im Rahmen zu halten, am 4.Tag gleich morgens nach Dienstantritt informierte ich meine Chefin über meinen Zustand und auch rief auch gleich eine Zahnarztpraxis an, um einen Termin auszumachen.
Diesen teilte ich meiner Bereichsleitung mit, worauf ich zur Antwort bekam: „Wie stellen Sie sich das denn vor? Sie können auf gar keinen Fall gehen, denn ich muss um 13 Uhr in eine Besprechung!“
Zu dem Zeitpunkt war ich dann kurz vorm Weinen, da ich es einfach nicht glauben konnte.
Die anwesenden Ärzte, mit denen ich dann zur Visite ging, schüttelten alle verständnislos den Kopf und noch mehr, als ich Ihnen sagte, was ich vorher zu hören bekommen hatte.
So versah ich also meinen Dienst bis zur Übergabe mit Eisbeutel an der Wange.
Wenn ich heut daran denke, wird mir immer noch schlecht, weil ich weiss, was hätte passieren können, wenn der Abszess woanders hin durchgebrochen wäre.
Nun bin ich gestern nach meinem Nachtdienst aus dem Schlaf heraus mit wahnsinnig starken Kopfschmerzen und allen schon oben beschriebenen Symptomen aufgewacht.
Daraufhin meldete ich mich auf Station krank, um zu sagen, dass ich nun erstmal zum Arzt gehen müsse und ich noch nicht weiss, ob ich meinen nächsten ND antreten kann.
Der Arzt hat mich krankgeschrieben. Die Station habe ich darüber informiert.
Heute fühle ich mich zwar besser als gestern, jedoch bereitet es mir nach wie vor Schwierigkeiten, kleine Buchstaben zu lesen, und auch die Übelkeit ist immer noch so stark, dass ich ca. stdl. ein paar Minuten im Bad verbringe..
Den heutigen ND kann ich also auch nicht antreten.
Meine Bereichsleitung wurde davon in Kenntnis gesetzt, aber es folgte eine 10-minütige Diskussion, warum ich nun nicht kommen kann.
Das wäre unkollegial, andere würden schliesslich auch kommen, wenn es Ihnen nicht gut geht und auch wenn sie irgendwelche Analgetika geschluckt haben.
Ich weiss, dass nun für mich jemand anders einspringen muss, trotz Personalknappheit.
Aber ich bin auch nicht gewillt, dass ich meine eigene Gesundheit aufs Spiel setze, um meinen Dienst durchzuziehen.
Davon mal abgesehen, dass ich dann wissentlich meine Patienten gefährden könnte, weil ich evtl. Medikamente falsch richte oder eine falsche Dosis eines Medikamentes in eine Infusion tue.
Ich würde nun gern wissen, ob dass denn in anderen Häusern auch so krass ist?
Nehmen eure Kollegen denn auch schon fast ständig Medikamente, um Dienste zu schieben?
Wo soll dass alles hinführen?
LG, sisternic