Tabuthema Bewertung Intimbereich und Angst

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Hallo, habe mit Medizin nix am Hut aber eine wohl Tabubrechende Frage, bitte Butter bei die Fische.

Wenn ihr Patienten in den OP fahrt, kommt doch das Hemdchen dann weg und man sieht ja quasi alles. Jetzt stelle ich mir Hämoriden oder Enddarmanriss vor, dort werden die Beine wie beim Gyn hochgelagert. Und da fängt meine Frage an, ist etwas intim, sorry, aber:

Sie sagen ja immer alle "sieht man täglich" oder "können uns nicht jeden Zipfel merken" aber man bewertet doch irgendwie sagen wir den Penis eines Patienten, oder? Vielleicht nicht sexuell aber irgendwie muss man doch sagen, jo sieht gut aus, oder ohje der arme? Ich meine gerade bei Männern rollt sich der Willi doch zusammen wenn er Angst hat? Habe mal was von Blutpenis gelesen oder auch bei Aufregung. Und ganz ehrlich, es ist doch sicher mal beim desinfizieren passiert, dass er sich aufrichtet? Tut das garnix bei euch? Also ich ekel mich ja vor OPs aber ich kann das nicht glauben, dass keine Witze gemacht werden, oder ihr euch doch nicht mal einen Zustand des Gliedes merkt. Mein Exfreund hatte mir mal gesagt, nix ist peinliches, als wehrlos da zu liegen und der kleine Freund wird begutachtet, egal in welchem Format er aktuell ist (durch Scham, Schmerz).

Und könnt ihr am nächsten Tag nicht doch meinen Busen mit meinem Gesicht kombinieren? Oder die junge Frau die nur eine Schamlippe hat? Die gepupt hat als der Oberschenkel bearbeitet wurde? Sowas muss man sich doch merken? Oder ist das wirklich so abgestumpft? Ich habe so Angst bewertet zu werden. Auch wegen Gewicht oder so. Habe leider Flecken am Po, das sieht schon "dreckig" aus, wenn ich wach bin könnte ich mich rechtfertigen, aber wenn man pennt, biste doch ausgeliefert?

Ich frage mich eh (kein Angriff) ob man sowas wie Macht spürt? Du zwingst jemand sich nackig machen zu müssen, während du im Schutze deiner Kleidung bist? Oder ist das schon zu viel Kopfkino? Butter bei die Fische, man hört so oft, dass gelästert wird. Ich würde doch einen perfekten Penis nie wieder vergessen, ihr gebt doch eure Lust im Kopf nicht am Eingang ab, oder?

Bitte nicht falsch verstehen, habe großen Respekt vor Leuten die uns retten, aber mache mir so Angst. Gottseidank musste ich noch nie unters Messer, aber selbst beim Gyn zu liegen, da denke ich mir oft, der Doc bewertet mich bestimmt. Glaube Männer haben es da noch schwerer? Will ich mir nicht vorstellen, eine Erektion bei der Urologin, das ist doch sicher Spöttgespräch in der Mittagspause?
Sorry nochmal falls ich zu frech bin, aber diese Gedanken quälen mich.
Lg Patricia.
 
Ganz ehrlich: Welche Trash-TV Sendungen haben Dich auf solche Gedanken gebracht?

Nicht nur im OP sehen wir Körperteile, die für gewöhnlich verborgen werden. Nicht nur im OP, sondern z.B. auch beim Katheter legen kann es zu einer Erektion kommen. Patient:innen haben Blähungen, erbrechen, nässen oder stuhlen ein, und den meisten davon ist es peinlich. (Nicht allen.)

Wir Pflegenden haben das alles schon zigmal gesehen und NEIN, ich merke mir nicht, wie die intimen Teile aussehen und werde nicht darüber lästern. Gibt an dieser Stelle Wunden, Wassereinlagerungen o. ä., muss ich diese behandeln und den Fortschritt beurteilen können. Dann wird der Verlauf zum Teil auch mit Fotos dokumentiert. Selbstverständlich wird die Dokumentation vertraulich behandelt; es wird ein fachlicher Austausch stattfinden, aber nicht der von dir gefürchtete Tratsch. Uns interessiert nicht, wie groß oder klein das Gesäß ist, uns interessiert der Heilungsprozess der Druckstelle dort.

"Der / die Arme" denke ich mir bei heftigen Diagnosen, ausgedehnten Wunden, belastenden Symptomen, aber ganz sicher nicht bei einem kleinen Geschlechtsteil.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann deine grundsätzlichen Ängste durchaus verstehen, aber ich kann dir auch sagen: Für mich sind Brüste, Vulven und Penisse genauso Körperregionen wie Hände, Bäuche und Ohren. Sie sind einfach da, sie gehören dazu, sie sind individuell.

Zum einen sieht eine Pflegekraft im Laufe der Jahre so dermaßen viele Intimbereiche, zum anderen sind wir professionell genug, Distanz zu wahren und ja, auch unsere eigene Sexualität am Gebäudeeingang abzugeben. Ich habe noch nie ein einziges Mal Lust oder Begehren verspürt, und war der Patient noch so ansehnlich, nett oder charmant. Bekommt ein Mann bei pflegerischen Handlungen eine Erektion, nehme ich das genauso nicht wertend wahr, wie wenn er spricht, sich bewegt oder schlicht atmet. Bewertungen finden wenn dann auf pflegerischer Ebene statt. Pausengespräche sind eher ungewöhnliche Krankheitsverläufe, außergewöhnliche Schicksale oder humorvolle Situationen im Berufsalltag, ganz sicher aber nicht Größe, Form, Beschaffenheit oder Funktionalität des 1000. Geschlechtsorgans.
 
Hallo Patricia,

Alle deiner Fragen habe ich in meinen 3 Jahrzehnten Tätigkeit im Job schon gehört. Zwar noch nie so geballt, aber doch alle. Und auch noch ein paar mehr.
Und ich kann auch alle Fragen irgendwie verstehen.
Patienten im OP kommen, weil sie "ein Problem" haben. Ein großes Problem. Und sie "ziehen sich aus" weil das Problem so groß ist, dass sie bereit sind so weit zu gehen. Zu uns kommen sie also, weil sie sonst keine Alternative mehr sehen.

Wir versuchen ihnen zu helfen. Und "ja", irgendwo tief im Inneren vergleicht man die Körper.....und hat sie nach der Schicht schon wieder vergessen.
Viel mehr behält man besondere Diagnosen, "spektakuläre" OPs, positive und negative Ergebnisse, dumme Kommentare der Ärzte,.......
Und manchmal auch einen besondern Körper. Aber am Folgetag könnte ich niemanden auf der Straße wiedererkennen . Eigentlich schon 30 Minuten nach der OP.

Nebenbei: Ich bin schon von Patienten wiedererkannt worden...an den Augen. Mehr sehen die Patienten von uns meist nicht.


Einer

P.S: Wenn du eine Azubi zur MFA bist: warum hast du mit Medizin nicht zu tun?
 

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