Tabuthema Tod und die Folgen

carmen

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22.07.2002
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Hallo zusammen,

vor ein paar Monaten hatten wir eine Pat. auf Stat., wo feststand, dass sie nur noch ein paar Wochen zu leben hatte.
Die Pat. erfreute sich einer großen Familie und Freundeskreis. Sie wurde ein paar Mal tgl. von ihnen besucht, umsorgt, selbst bei der Pflege halfen sie sehr professionell und interessiert.
Die Pat. kam aber in einen so schlechten AZ, dass sie besonderst viel Pflege und Zuwendung brauchte. Auch da halfen ihre Familie und Freunde mit.
Die Pat. wollte jedoch nicht in einem Klinik- oder Hospitzzimmer sterben, sondern zu Hause, in ihrem Wintergarten.
Das war auch so mit ihr und ihren Angehörigen, sowie Freunden besprochen.
Leider mußte die Pat. bei diesen Menschen betteln, um ihre nun in Erwartung tretenden Wünsche, erfüllt zu sehen.
Es kam ganz anders für sie, leider.
Ihre Familie und Freunde, die sie schon vor dem Klinikaufenthalt liebevoll versorgten, verwehrten ihr ihren letzten Wunsch.
Sie nahmen sie nicht nach Hause. Auf die Frage der Pat., weshalb denn plötzlich nicht, es sei doch alles besprochen gewesen, bekam sie zur Antwort, dass das Wohnhaus nicht durch den dort stattgefundenen Tod eines Familienmitgliedes, belastet werden solle.
Sie solle bei uns sterben, wo man die Umstände des Todes mit Reinigungsmitteln weg putzen könne.
Sollte heißen, dass der Tod mit Schmutz verbunden sei und es sehr schlecht für das Umfeld (Nachbarn z.B.) der Familie und Freunde wär, wenn die Pat. in ihrem Haus sterben täte.
Auch Gespräche durch den Arzt und uns mit der Familie, halfen da gar nichts.
Voller Gram starb die alte Dame.

Daran sah ich, wie weit das Thema Sterben und Tod, immernoch in der Gesellschaft verpöhnt ist.

Carmen
 
Hallo Carmen,

ja ich finde auch, dass das Thema Tod und Sterben zu arg tabuisiert wird. Siehe die politische Auseinandersetzung damals: Sterbehilfe in Deutschland erlauben oder nicht.
Bei meinen (Ur-)Grosseltern war es noch ganz normal, dass, wenn ein Familienmitglied starb, der Leichnam noch einige Tage in der Wohnung aufbewahrt wurde. Es war normal, zu Hause zu sterben. Ich finde es wichtig, zu Hause sterben zu können, sofern dies eben möglich gemacht werden kann.
Aber die Angehörige von der verstorbenen Pat. auf Deiner Station haben offenbar ein ganz grosses Problem mit diesem Thema, wieso auch immer. Schade. Das Thema Tod wird bei uns, in einem wohlgemerkt modernen fortgeschrittenen Land, wohl noch keinen rechten Platz haben. Vielleicht auch gerade deshalb, wer weiss?
LG
Trisha
 
Hallo Carmen,
Auf unserer Station(Strahlenklinik) wird relativ wenig gestorben,aber es kommt vor.Nach Möglichkeit gehen die Betroffenen nach Hause,sofern sie den Wunsch geäußert haben.Bislang haben die Angehörigen auch da voll mitgezogen,einen Rücktritt davon habe ich noch nicht erlebt.
Wenn der AZ so schlecht ist,daß eine Verlegung nicht mehr in Frage kommt,können die Pat.auch bei uns bleiben.Dann machen wir die Finalpflege u.die Angehörigen entscheiden selbst,wie weit sie mit eingebunden werden wollen.
Es bliebe auch die Möglichkeit ins Hospiz zu gehen,welches sich auf dem Gelände der Klinik befindet.Davon machen vor allem Alleinstehende Gebrauch.
Im Thema Sterben hat sich schon etwas getan in deutschen Landen.Trotzdem ist es noch ein weiter Weg,um für alle eine annehmbare Lösung zu finden.Ausnahmen wird es immer geben-nach meiner Meinung sollte der letzte Wunsch aber immer respektiert werden.
 
Ich arbeite nun auf der zweiten Onkologie,auf der ersten wurden viele Patienten ins Hospitz verlegt,auf der jetzigen Station habe ich in 1,5 Jahren einmal erlebt,dass ein Patient dorthin verlegt wurde.
Unsere Ärzte sperren sich total dagegen.Ich weiß nicht,aber ich finde das voll schlimm.
Wir haben ganz oft Sterbende im 3-Bett-Zimmer liegen,keine Chance für Angehörige über Nacht zu bleiben.Ich kann damit ganz schlecht umgehen,denn auf einer normalen Station kann man nicht immer gewähleisten,dass diese Pat optimal betreut werden.
 
Da haben wir es besser bei uns unsere Ärzte sind sehr gern bereit dem Patienten das Hospiz zu ermöglichen. Wir arbeiten mit einem sehr guten Hospiz bei uns in der Nähe zusammen. Ich habe selbst mal dort garbeitet und weiss daher das die Nachfrage in letzter Zeit gestiegen ist. Ich muss sagen unsere Ärzte sind in Sachen Sterbebegleitung wirklich gut. Da gibt es Gott sei Dank kein zögern. Find ich gut und darum ist es auch für die Angehörigen einfacher vorallem weil wir 2 Einzelzimer haben die wir dann frei machen oder halt ein anderes Zimmer bei uns ist noch keiner seit ich da bin im 3 Bett Zimmer gestorben wenn es abzusehen war.
Ich find genau das ist der richtige Weg.
 
Ja,so kenne ich das von meiner alten station,das war total schön und das hospiz hat uns auch immer mitgeteilt,wann der Pat. verstorben ist.
Ich weiß auch nicht,warum das in dem Krankenhaus,in dem ich jetzt arbeite so extrem ist...????
Ich arbeite in Frankfurt am Main und hier gibt es mehrere Hospize.Aber ich habe so manchmal das Gefühl,dass es unseren Ärzten nur um die Bettenbelegung und somit um die Kohle geht.
Unsere Station ist vor einem halben Jahr komplett umgebaut worden,unsere 2 Einzelzimmer,die wir hatten sind weg.
Wir haben nur 2 und 3 Bett-Zimmer.Wer bitte baut eine Onko ohne Einzelzimmer???Wir hatten leider kein Mitspracherecht.....
Ich finde es depremierend und was haben wir schon diskutiert,dass wir Betten sperren dürfen,wenn da ein präfinaler Pat drin liegt...
Aber es werden infektiöse Pat aus anderen KHs übernommen,Geld,Geld,Geld.....

Meine Stationsschwester hat dem einen Arzt schon mal an den Kopf geworfen,dass sie hofft,dass seine Angehörige auch mal in einem 3 Bett Zimmer dahin siechen,war zwar fies,aber der hat mächtig dumm geguckt.
 

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