Sturzrisikoerfassung von 1998

jackdanielsx84x

Gesperrt
Registriert
10.03.2005
Beiträge
1.060
Ort
Rheinland-Pfalz
Beruf
Gesundheitspfleger, Rettungssanitäter
Akt. Einsatzbereich
Intermediate Care/Innere Medizin
Guten Tag,

mein derzeitiger Arbeitgeber führte vor längerem eine vom Abington Memorial Hospital erstellte Surzririkoskala ein aus dem Jahre 1998

Ich frage mich, nach dem ich diese nun mehrfach ausfüllte, ob diese überhaupt Sinn macht oder überhaupt noch aktuell ist.

Nach dieser Skala ist praktischer jeder ältere Mensch, der selbstständig zu Hause lebt in HOHEM MAßE sturzgefährdet...Sein Alter, die selbstständige Toilettennutzung und seine Medikamente bringen ihn schon zu diesem Risiko.

Auf Meinungen bin ich gespannt.

Die Skala kann man hier sehen:
http://www.pflegeberatung-siegfried-huhn.de/Huhn_Sturzrisiko-Skala.pdf

Gruß
Dennis
 
[Hallo! Wurde auch bei uns vor kurzem eingeführt im Rahmen der QM. Nutzen sie auch. Sturzgefährdet sind so einige Patienten, die meisten Punkte sprechen dafür. Gruß sterni
 
Moin Dennis,

könnte zwar sein, dass ich es falsch im Kopf habe, aber ich dachte Huhn habe seine Skala zurückgezogen, da sie nicht wirklich hilfreich ist.

lg
Narde
 
Also ich komme auf 7 Punkte bei der Skala. Darf ich da noch ohne Aufsicht laufen und muss ich jetzt Hüftprotektoren tragen?

Skalen dienen net zur Feststellung eines Risikos sondern der schnellen Dokumentation einzelner Aspekte. Das wird immer wieder vergessen. Eine Skala ist nie als Kochrezept zu verstehen.

Und mich verwundert, dass H. Huhnfeld diese Skala noch immer auf seiner Seite vorhält. Mir wurde auch mitgeteilt, dass er sich eigentlich mittlerweile von dieser Skala distanziert. Das scheint dann offensichtlich ein wohlwollendes Gerücht gewesen zu sein. Wie man sich doch irren kann.

Es ist übrigens ungemein interessant, dem Auftrag aus dem Expertenstandard nachzukommen:
Die Pflegefachkraft
S1 - verfügt über aktuelles Wissen zur Identifikation von Sturzrisikofaktoren.
http://www.dnqp.de/ExpertenstandardSturzprophylaxe.pdf
Man kommt zu einer ganz anderen Denkrichtung, wie man Risiken erkennen und Stürze verhindern kann.


Elisabeth
 
Ich hab keine Ahnung ob irgendetwas zurückgezogen wurde oder nicht, fakt ist, ich soll dieses unsinnige Ding ausfüllen und 90% haben dabei ein hohes Sturzrisiko und allein damit wird diese ganze Sache für mich einfach absurd und dient nur der Arbeitsbeschaffung.

Und augenscheinlich scheine ich damit richtig zu liegen. :-)

Gruß
Dennis
 
Kannst nix gegen machen. Qualität und wie sie zu dokumentieren ist, wird in anderen Etagen festgelegt. *g*

Mein schönstes Erlebnis: Wenns bei der Skala zu viele Punkte hattest (und die hattest ja eh immer), dann musste in unserem Haus ehedem noch eine Checkliste abgezeichnet werden um nachzuweisen, was man alles gemacht hat um den Sturz zu vermeiden. Kreuz bei Aufklärung und Beratung... bei einem schwerst dementen, völlig desorientierten Pat.. Ich dachte, es ginge um den betreuer, der aufgeklärt wurde. Falsch. Es ging um den Pat.. Der Standard schreibt Beratung vor, dann wird der Pat. auch beraten. Punkt.

Eine WB zum Sturzrisiko gabs damals übrigens nicht. Das Assessment wurde in gewohnter Art und Weise reingereicht: macht mal, steht alles da. *grmpf*

Elisabeth
 
Ich hab keine Ahnung ob irgendetwas zurückgezogen wurde oder nicht, fakt ist, ich soll dieses unsinnige Ding ausfüllen und 90% haben dabei ein hohes Sturzrisiko und allein damit wird diese ganze Sache für mich einfach absurd und dient nur der Arbeitsbeschaffung.

Und augenscheinlich scheine ich damit richtig zu liegen. :-)

Gruß
Dennis
Tröste dich, ich komm auch auf 5 Punkte und sehe mich nicht als sturzgefährdet - dummerweise werfen mich Ausrutscher und Steine ins Abseits:cheerlead:
 
Also ich sag jetzt jedem Patienten:

"Sie, ja SIE!" Sie bleiben im Bett und wehe sie stehen auf! Ihr Sturzrisiko ist LEBENSGEFÄHRLICH!" und ich werde mal vorschlagen, dass wir uns diese Inline Skate Protektoren anschaffen. :-)

So ein Unsinn....

Gruß
Dennis :cheerlead:
 
Wenn ich im Bett bleibe, gehst du für mich arbeiten, oder?
 
Narde, ich komme dann mit einer Schüssel Wasser und Schaum 2 Waschlappen und 2 Handtüchern :-)
 
Hilfe!!!!!!!!!!

Bitte helft mir. Bin enorm Sturzgefährdet! Habe mir gerade einen Rollator als Hilfe bestellt sowie meinen Motoradanzug ausgepackt wg. der Protektoren. Nun mein Problem: Ich komm nicht mehr ins Auto rein. Und der Rollator ist sehr schwer, wenn ich den die Treppen zu unseren Patienten hochschleppen mus.....

Scherz beiseite.

Huhn hat sich tatsächlich seine Skala zurückgezogen. Das heist aber leider nicht, dass es jetzt was besseres gibt, im Gegenteil, jeder (Anbieter von Pflegedokumentationen) kocht sein eigenes Süppchen.

Lt. MDK bist du auf einem guten Weg wenn du in- und extrinistische Faktoren aufführst.

In der Praxis bist du dann schon sturzgefährdet wenn du Teppiche und eine Katze hast, sowie eine Brille benötigst. Also auch nicht gerade sinnvoll.

lg
 
Die verlinkte Seite führt zu Huhns Website.

Hat jemand den kompletten Expertenstandard? Vielleicht werden wir ja da aufgeklärt, was mit "S1 Die Pflegefachkraft
S1 - verfügt über aktuelles Wissen zur Identifikation von Sturzrisikofaktoren." gemeint ist.

Elisabeth
 
Ich war letzte Woche in den USA und da stieg in der Nähe eines University Hospitals eine Frau mit quitschgelben Armbad aus dem Bus welches besagte das sie sturzgefährdet ist.

Daher auch die ganzen Skalen. Die kommen vielfach woher? Was passiert dort wenn der Patient stürzt? Wer ist dann verantwortlich?

Alles Absicherung gegenüber der Versicherung. Das wird hier nicht kommuniziert, deswegen verstehen die Pflegenden auch nicht warum man das alles ausfüllen muss. Derzeit ist das häufig auch mehr Aufwand als notwendig. Die Klagen werden sich in D aber auch noch einstellen und häufiger werden.

Füllt ihr alles aus und erfüllt ihr allen Anforderungen habt ihr euren ***** auf der sicheren Seite. Ob das sinnvoll für den Patienten ist lasse ich mal dahingestellt...

In den USA haben die Pflegekräfte da eine ganz andere Auffassung und sind viel stringenter was die Anforderungen an die eigene Arbeit und die Kollegen angeht.
Soll jetzt aber nicht heißen das ich das unbedingt besser finde.
 
Ich habs ausgefüllt und meiner Familie hingelegt. Die werde ich verklagen, wenn sie net acht gibt auf Muttern. Männe krabbelt schon auf allen Vieren durch die Wohnung und nagelt die Teppiche fest. Schwiegersohn schaut nach Hüftprotektoren und Tochter hat sich bereit erklärt, passende Bekleidung dafür anzufertigen. Die kleinen begleiten ab jetzt Mama konsequent auf Schritt und Tritt. Und wenn keiner da ist, wird Mama ins Bett gelegt und die Sessel davor geschoben, damit sie net aufstehen kann. Nur das Ausscheidungsproblem ist für den Fall noch net geklärt. Ich verweigere bis dato hartnäckig Pampers. Aber das werden sie sicher noch klären können.

Elisabeth
 
Nur das Ausscheidungsproblem ist für den Fall noch net geklärt. Ich verweigere bis dato hartnäckig Pampers. Aber das werden sie sicher noch klären können.

Elisabeth

DVK? SPK? Flügelhemdchen und Unterlage???

Ich stell mir das jetzt gerade mal so alles bildlich vor..... :knockin::knockin::knockin::knockin::knockin::knockin::knockin:

Ein Volk in der Hand von Sturzprohylaktikern.....
 
Hm- also so ne Beutelage find ich auch net gut. Die behindert einen immer so. Und so ne Unterlage, die rutscht immer weg. Bloß gut, dass die Kinder net im KH arbeiten. Die würden doch glatt auf die Idee kommen, mich festzubinden.
Aber das geht ja net. Ätsch- ich gebe meine Zustimmung dafür net. Bin ja ein mündiger Bürger.

*grübel* Obwohl... wenn ich lt. Skala sturzgefährdet bin, bin ich das eigentlich dann noch? Denn die kognitiven Fähigkeiten sind ja eher zweitrangig.

Ich ahnte schon immer, dass Pflege eigentlich am besten weiß, was einem gut tut. Deshalb: Pflege an die Macht. Erste Amtshandlung: Entmündigung aller Bürger. dann wirds auch einfacher mit dem pflegen- endlich kein Widerspruch mehr.

Elisabeth
 
Bin ich auch für: Sammelanträge bei den Amtsgerichten für eine gesetzliche Betreuung für alle Bürger. Betreuende = Pflegepersonen.

Habe aber einen Haken endeckt. Wenn man dich zur Sturzprophylaxe ans Bett fesselt, was ist dann mit der Dekubitusprophylaxe? Bewegen mus dann trotz Vollfixierung noch möglich sein.

Und was ist mit dem Expertenstandard zur Harninkontinenz? Ist da das prophylaktische Fixieren nicht eher Kontraindiziert?

Ist es noch möglich, eine Sturzprophylaxe umzusetzen ohne gegen die nächsten oben genannten Expertenstandards zu verstoßen???

Und gehen wir nicht langsam aber sicher ziemlich offtopic???

lg
 
Letzteres kann ich bejahen, es geht ziemlich OT.

Wobei es eine interessante Frage wäre die Standards unter dem von dir genannten Aspekt zu vergleichen.

Vergiss bitte nicht den Schmerzstandard, wonach ich dadurch weniger Schmerzmittel bei den Stürzen bekomme um nicht mit dem Sturzrisiko zu kollidieren, ähm stürzen..
 
Ich finds so schade, dass die eigentliche Idee der schnelle Doku so mißbraucht wird. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass alle Skalen ursprünglich mal von engagierten Kollegen entwickelt wurden um es den Kollegen leichter zu machen. Ich glaube nicht, dass diese Papiere gedacht waren als Fragenkatalog, ob jemand ein Risiko hat oder nicht. Das würde auch erklären, warum nicht eine einzige Skala bisher validiert wurde.

Elisabeth
 
Leider ist aber genau dieser Schwachsinn in den Köpfen der Qualitätssicherer drin. Das altbekannte Problem: Qualitätssicherung wird am Schreibtisch geplant und wir GuKs müssen den Mist umsetzen. Dann ist der Bettlägerige Patient Sturzgefährdet weil er ne Brille braucht und Teppiche in der Wohnung hat. :eek1:

Und jeder mobile Patiente muß regelmäßig die Dekubituserkennung durchlaufen, nur weil Grundpflegerische Leistungen vereinbart wurden. :knockin:

Oder die Marke der Zahnpasta steht nicht in der Pflegeplanung. Ob die Zähne dann auch geputzt werden wird leider nicht kontrolliert.:motzen:

Und wehe der Schwachsinn wird nicht gemacht, gibt direkt schlechte Qualtitätsnoten im Transparenzbericht.

Aber da sieht man doch malwieder, wie alles gut gemeinte wie solche Erhebungsskalen schnell mal mißbraucht werden.