@Dine: Unsere Stationsleitung hatte früher auch versucht, mit Druck oder einem Appell ans schlechte Gewissen ("du lässt deine Kollegen im Stich..." u.ä.) einen zum Einspringen zu drängen.
Heute würde sie nicht mehr zu solchen Massnahmen greifen, hat verstanden, dass man mit Druck nichts erreichen kann, außer unzufriedene Kollegen, die irgendwann auch weg sind. Und Ersatz von IPS-Kräften ist wirklich schwer zu finden.
Der übliche Weg ist jetzt so:
1. Kollegen werden im Dienst angesprochen, ob sie noch einen Tag länger in ihrer Schicht bleiben, oder Kollegen werden angerufen, ob sie einen Tag früher in die Schicht können. Dann jene, die eben sonstwie frei haben.
Ein "Nein" wird akzeptiert, ohne eine Begründung abzufragen. Bei den vielen Kollegen, die sie durchfragen muss, ist sie einfach über jede klare Ansage froh. Wer "Nein" sagt, kann von ihrer Telefonliste, die sie noch abfragen muss, gestrichen werden.
Um die Entscheidung für die gefragten Kollegen etwas attraktiver zu machen, bietet sie auch etwas an: "könntest du am WE einspringen, dann kann ich dir am MO/Di frei geben, oder hast du sonst einen Dienstplanwunsch?" Das ist ein fairer Deal. Ein Geben und Nehmen sozusagen. Kommt dann trotzdem ein Nein, ist das auch OK.
Wer zuhause angerufen wird, hat in der Regel eine Rufnummernübermittlung. Dann lässt man erst mal aufs Band sprechen und hört sich den Deal an. Und tatsächlich ist es ja oftmals so, dass man gerne einspringt, wenn man dadurch ein Wunschfrei durchsetzen kann, ohne lange nach einem Tauschpartner suchen zu müssen. Oder man will einfach ein paar Überstunden ansammeln, um bei der nächsten Wunschplanung einen längeren Freiblock einzutragen.
2. Findet sich niemand, gibt es im Haus einen Springerpool an IPS-Kräften.
3. Findet sich dort niemand, werden Leasingfirmen oder freiberufliche IPS-Kräfte angerufen.
4. Ist tatsächlich niemand aufzutreiben, gibt es eine Verfahrensregel, wie man mit der Unterbesetzung umzugehen hat: andere Intensivstationen um Aushilfe bitten (was fast nie klappt), freie Betten bei der FW-Leitwarte sperren für die betroffene Schicht.
Wenn es sehr kurzfristig ist, muss man eben Prioritäten in der Krankenversorgung in der betroffenen Schicht setzen und irgendwie den Tag rumbringen. Ist natürlich dann für niemanden schön, aber irgendwie sind wir ja für Extremsituationen auch gut ausgebildet und können das für eine Schicht schon mal stemmen. Gibt dann natürlich auch gleich eine fundierte Überlastungsanzeige, falls notwendig (und dies wird auch so gewünscht).
Alles in allem muss ich sagen, haben sich die Verhältnisse, trotzt massiven Personalabbaus in den letzten Jahren deutlich stabilisiert. Die in der Rückschau tatsächlich bestehende Personal
überbesetzung, wie sie noch vor 10 Jahren bestanden hat, wurde im Verlauf viel zu stark zurückgefahren, freie Stellen konnten lange nicht besetzt werden, da einfach kein geeignetes Personal gefunden wurde. Mittlerweile - ich hatte das in einem anderen Thread schon geschrieben - haben wir durch gutes Zusammenhalten im Team wieder 4 neue Stellen bekommen, und die freien sind auch besetzt. Die vielen Überstunden, in den letzten Jahren wurden konsequent abgebaut, heute muss man eher schauen, dass man ein paar Überstunden ansammelt, um sich mal ein paar freie Tage zusätzlich zu erarbeiten. Bei 20 Überstunden wird schon wieder ins Minus geplant, damit sich gar nicht mehr zuviele ansammeln.
Von schweitzer, österreichischen oder skandinavischen Verhältnissen sind wir natürlich Lichtjahre entfernt. Aber wenn ich unsere Station mit Berichten aus andere Häusern vergleiche, bin ich mit den Bedingungen und meiner Leitung eigentlich ganz zufrieden. Jeder hat so seine Macken, aber wir haben gelernt, uns damit zu respektieren

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Gruß spflegerle