Schwanger - nicht gemerkt?

Crizzy

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06.07.2006
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339
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LA, Bayern
Beruf
GKP
Akt. Einsatzbereich
Diabetologie, GastroEnterologie, Geriatrische Komplextherapie
Hallo,

gestern im Dienst ist was passiert, was ich mir nicht gedacht hab dass ichs mal erleben "darf" - bisher hab ich sowas nur in Talkshows gesehen.

Folgende Situation:

Eine junge, adipöse Frau (23) wird von ihrer Mutter auf Station gebracht mit heftigen Unterbauchschmerzen. Die Pat. war kurz davor bei ihrem Frauenarzt, der sie gleich in die Klinik geschickt hat.
Mutter ist furchtbar besorgt, sitzt den Tränen nahe im Wartebereich während ihre Tochter untersucht wird.
Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass das Mädchen schwanger ist und die Wehen eingesetzt haben!
Die Mutter bricht natürlich aus allen Wolken, die Tochter beteuert immer wieder sie hätte es wirklich nicht gewusst und ihr Frauenarzt hätte auch nichts gesehen.
Von unsrer Station aus gings direkt in den Kreissaal.
Dazu gesagt sei dass die Pat. zwar übergewichtig ist, aber man dennoch durchaus gesehen hat, dass sie keinen "Dickbauch" :wink1: sondern einen Babybauch hat. Pat. meinte "mein bauch is eigentlich immer so."

Ich bin total baff und kann die Geschichte bis jetzt kaum glauben.... Es verändert sich doch soviel in einer Schwangerschaft. Allein das 9 Monate die Regel ausbleibt, das Kind irgendwann anfängt sich zu bewegen, dass - selbst wenn man ein bißchen molliger ist - die Klamotten viel zu eng werden, die Brust anfängt zu ziehen.... :-?

Was denkt ihr darüber, ist sowas bei euch auch schon vorgekommen? Will mir gar nicht ausmalen in welche Situation man geworfen wird.

Liebe Grüße
 
Psychotherapeut Peter Rott. Er befasst sich mit Forschungen zum Thema „verdrängte Schwangerschaft“. Rott sagt, dass in Berlin auf 568 Schwangerschaften eine „verdrängte Schwangerschaft“ kommt. Diese Frauen bemerkten erst sehr spät, dass sie ein Kind erwarten, „oder häufig auch erst dann, wenn das Kind kommt“, sagt Rott. Dass auch das Umfeld, die Familie, Freunde oder Kollegen – wie auch im aktuellen Fall – oftmals nichts mitbekommen, hält der Gynäkologe für „durchaus glaubwürdig“. Er erinnert sich an den Fall einer 18-jährigen Hamburgerin, der 1988 Aufsehen erregte: „Die Schülerin ist sogar noch wenige Wochen vor der Geburt auf Klassenfahrt gewesen und hat nackt gebadet“, sagt Rott. Wenige Wochen später habe sie dann nachts, ganz allein, das Kind entbunden.
Als hätte es das Kind nie gegeben

Frauen, die eine Schwangerschaft verdrängen, sind häufig ansonsten psychisch komplett unauffällig und funktionieren in ihrem Umfeld vollkommen normal [5].
Der Sonderfall, daß eine Frau von der Geburt ihres Kindes absolut überrascht wird, kommt selten, aber immer noch häufiger als Drillingsgeburten vor.
http://www.kup.at/kup/pdf/4526.pdf

Scheint ein echtes Problem zu sein. Wie erfolgt die weitere Betreuung?

Elisabeth
 
Es gibt Frauen, die ihre Tage unregelmäßig bekommen und sich deswegen nichts denken, wenn sie mal ausbleiben.

Es gibt Schwangerschaften mit Zwischenblutungen, die als Menstruationsblutungen fehlinterpretiert werden können.

Es gibt Babys, die im Mutterleib nicht groß strampeln oder das hauptsächlich in der Nacht tun, wenn die Mutter schläft.

Nicht jede Schwangerschaft beginnt mit morgendlicher Übelkeit, und nicht jede Frau denkt bei ****eritis gleich an die Möglichkeit einer Schwangerschaft.


Eine meiner früheren Kolleginnen (also jemand, der sich mit den Körperfunktionen auskennt!) ging wegen heftiger Blähungen zum Arzt. Das waren die ersten Kindsbewegungen. Da war sie schon im fünften Monat. Und die war nicht adipös, sie hat halt am Anfang der Schwangerschaft nicht groß zugenommen.

Eine Schwangerschaft bis zu den Wehen zu übersehen, kann ich mir aber auch nicht wirklich vorstellen. Eine Ausnahme bilden evtl. Teenager-Schwangerschaften, weil die Jugendlichen die Zeichen noch missinterpretieren können.
 
Danke euch beiden.
@Elisabeth Dachte ich gar nicht dass es doch so häufig (wie ich finde) vorkommt.
Ich werde nächste Woche mal nachfragen wie die weitere Betreuung ist, das hab ich mich nämlich auch schon gefragt. Das muss unglaublich belastend sein... für mich unvorstellbar.
 
Wie sagte vor Kurzem eine schwangere Kollegin zu mir: "Wenn ich nicht wüsste, dass ich schwanger bin, würde ich das Bauch- und Brustzwicken gar nicht bemerken."
Ich denke schon, dass hier auch eine gewisse psychosomatische Komponente hinzukommt. Sicher sind es typische Symptome einer Schwangerschaft, aber viele merken es erst, wenn sie wissen das sie schwanger sind.

Aber irgendwie kann ich mir trotzdem nicht vorstellen, dass man 9 Monate nichts merkt. Ich denke schon, dass da ein großer Teil an Verdrängung dabei ist. Immerhin wusste die 23 Jährige schon, dass sie Geschlechtsverkehr hatte und was durch ungeschützten Verkehr passieren kann, oder? Und wenn dann noch die Regel ausbleibt (unter uns Frauen: wer kennt das nicht, dass man schon ausflippt, wenn die Regel eine Woche später kommt - da hat man quasi schon den Schwangerschaftstest in der Hand. Und das trotz Verhütung).

Es gibt natürlich auch viele Menschen, denen es egal ist und nicht an die Folgen denken (wollen). Und die dann Angst vor den Konsequenzen haben.

Gruß,
Lin
 

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