Schlaganfall, was nun

Viki

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NRW
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G.u.Kinderkrankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Chirurgie
Hallo,

(ich hoffe ich bin hier richtig)

ich habe gestern erfahren, dass die Großmutter (ca. 85) meines Freundes einen Schlaganfall hatte. Leider schon den 3. Von den letzten beiden (ca. 5 Jahre her) hat sie sich recht gut erholt, konnte wieder Selbständig leben und wieder "gut" sprechen und schreiben. Es kam aber jeden Tag jemand zum Waschen etc. Nach diesen Schlaganfällen war sie aber nicht wirklich glämt und konnte auch noch sprechen (sich äußern)

Das ist jetzt anders, sie ist halbseitig gelämt und kann sich gar nicht äußern. Man sieht ihr aber an, das sie was mitbekommt und es sieht aus, als versuche sie sich zu äußern, klappt aber nicht. Sie ist, leider erst sehr spät gefunden worden, ca. 2-6 Stunden nach beginn...

Laut Arzt ist es ein Blutgerinsel im Hirn. Aber irgendwie weiß keiner war jetzt passiert oder was überhaupt getan werden kann. Die Station auf der sie liegt hört sich auch nicht gerade spezialisiert an.

Meine Fragen nun, was wird jetzt zuerst gemacht, was kann man machen und wie kann man als Angehörige helfen? Gibt es die Möglichkeit oder ist es sinnvoll sie auf irgendwelche Speziellen Stationen in ein anderes Krankenhaus verlegen zu lassen?

Im Internet finde ich leider nur Erklärungen, was passiert wenn jemand schnell gefunden wurde und das Gerinsel sich zurück gebildet hat,.... das ist hier ja leider nicht der Fall...

Ich kann auch nur sehr schwer einschätzen, wie viel Hoffnungen man sich machen darf, das es wieder besser wird und wenn es nur das sprechen ist.... Wo es doch heißt, das im Schnitt 50% der Patienten im ersten Jahr stirbt...

Ich hoffe es kann mir weiter geholfen werden, wäre sehr nett

Viele Grüße
Viki
 
hallo!

Erstmal, das mit deiner oma tut mir sehr leid.
Während meiner ausbildung habe ich auf einer Stroke unit(schlaganfalleinheit) gearbeitet. So ein infarkt verläuft immer unterschiedlich. Wenn es erst gestern passiert ist, kann es möglich sein, das sich die symptome noch bessern.

Medikamentös kann man nun nichts großartig machen. Eine Lysetherapie zur auflösung des Blutgerinnselsist nur in den erste 6 stunden möglich, bringt allerdings auch nicht immer was und hat böse nebenwirkungen.

Was deiner oma wirkich helfen kann ist eine gute physiotherapie (AB SOFOERT!!!) und eine pflege nach dem bobathkonzept. (Guck mal unter google was genau das ist.) dazu gehört auch das amn den pat. immer von der betroffenen seite aus anspricht, um die aufmerksamkeit auf die gelähmte seite zu lenken, damit er sie wieder wahrnimmt. Das kann man auch als angehöriger tun.
 
Hallo!
Das wichtigste nach einem Schlaganfall ist die frühstmögliche Förderung der Patienten, wie in dem vorherigen Beitrag beschrieben z. B. nach Bobath, die Physiotherapie, die Logopädie... Dieses steht in einem Akutkrankenhaus meist hinten an, hier geht es darum herauszufinden, was zu dem Schlaganfall geführt hat (Bluthockdruck, Verkalkung der Gefässe,Herzrhthmusstörungen... um nur einige Ursachen zu nennen) um so einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen und es geht darum häufige Folgeerkrankungen wie Z.B. eine Lungenentzündung zu vermeiden.Durch die überwachung des Patienten auf einer Stroke Unit erkennt man Abweichungen von den "Normwerten" meist eher, z.B. Temperaturerhöhungen und kann schneller entsprechend reagieren, dieses kann die prognose des Patienten verbessern.Wenn der Patient stabil ist, ist es meiner Meinung nach ratsam, ihn so schnell wie möglich in eine Reha- Einrichtung zu verlegen, wo gezielt Fähigkeiten des Patienten gefördert werden(Logopädie,Ergotherapie, Physiotherapie...)

Leider verfäuft im Gegensatz zu anderen Erkrankungen (z.B. Blinddarmentzündung..)jeder Schlaganfall anders, bei manchen Patienten können sich die Symptome so gut wie komplett zurückbilden, andere bleiben auf einem bestimmten Stand stehen. Deshalb ist es schwer eine Prognose zu geben.
Als Angehörige ist es wichtig den Patienten zu fördern, mit ihm zu sprechen auch wenn er nicht antwortet und immer wieder die Kommunikation zu versuchen, aber ihn auch nicht zu überfordern.
gruss NeuroNurse
 
Danke für eure bisherigen Antworten,
hab mir das mit der schnellstmöglichen Förderung auch schon gedacht.
Leider wohnen wir 2 Std. weiter weg und so ist der Kontakt zu Ärzten usw. schwierig. Besonders weil es sich so anhört, als gäbe es eh keinen Sinn in der Therapie (Laut Personal, ich sehe das noch anderes, aufgeben kann man immer noch, besonders wenn ich die Reaktionen von seiner Oma sehe).

Kann mir vielleicht jemand sagen, ob es sich nach 4 Tagen noch "lohnt" auf eine Stroke Unit zu verlegen, ob das überhaupt geht, und wie lange dort Patienten behandelt werden.

Bzw. wie lange sie überhaupt im Krankenhaus behandelt werden, bevor sie z.B. ins Pflegeheim "abgeschoben" werden?

Wäre echt nett,

Viki
 
Hi vikki!

Auf der stroke unit steht die therapie (Lyse) und das monitoring im vordergrung. Alles was für einen frischen infarkt in der akutphase notwendig ist.
ich denke nach 4 tagen "lohnt" es sich nicht mehr unbedingt.
Auch ein normales Krankenhaus sollte in der lage sein nach bobath zu pflegen.
Wir lernen das alle in der ausbildung. Frag doch einfach mal das Pflege-
personal ob deine oma nach bobath gepflegt wird. Tritt denen ruhig mal in den hintern. Das ist dein gutes recht!
 
Hallo Viki

Wie lange ein Patient im Krankenhaus behandelt wird hängt von vielen Faktoren ab.
Zum einen sollte die Diagnostik abgeschlossen sein,damit man weiß warum ein Schlaganfall aufgetreten ist und die eventuellen Risikofaktoren (z.B.Hypertonus,...) wenn möglich behandeln und minimieren.
Bei uns kommen Patienten noch in die Geriatrie wo sie intensiv gefördert werden (Physiotherapie,Logopädie,Ergotherapie).
Allerdings nur die Patienten bei denen noch Potential bzw.Ressourcen vorhanden sind.
Schon erstaunlich wie manche Patienten sich entwickeln.
Im Rahmen der geriatrischen Behandlung wird dann geschaut in wie weit die Patienten nach der Entlassung noch Hilfe benötigen werden z.B. durch einen Pflegedienst oder betreutes Wohnen, oder aber auch Entlassung in ein Seniorenheim.
 
Ich würde ein persönliches Gespräch mit dem behandelnden Arzt empfehlen. Wie kommt die Entscheidung: keine AHB zustande? Ist es tatsächlich Unkenntnis des behandelnden Arztes? Das kann ich mir fast nicht vorstellen- auch in Krankenhäusern ohne Stroke?

Für das Gespräch ist eine gute Vorbereitung nötig. Was wollt ihr konkret erreichen? Besorgt euch entsprechendes Fachwissen zum Thema. Hier wurde schon einiges aufgeführt zum Thema Pflege. Wie steht es mit der Diagnostik: was hat zum Reinsult geführt? Was wird getan, um einen weiteren Reinsult zu verhindern? Sollt die Diagnostik bis dato nicht erfolgt sein, würde ich auch jetzt noch auf die Verlegung in ein entsprechendes Zentrum drängen. Hier wäre eine neurologische Abteilung mit Erfahrung in diesem Bereich (meist einer Stroke unit nachgelagert) sicher ausreichend. Das wird übrigens zu Problemen führen- siehe DRGs. Hartnäckig bleiben hilft.

Achtung? Aufpassen, das die Interessen innerhalb der Familie identisch sind!!! Manchmal lassen sich gerade fachunkundige von dem "freundlichen Wesen" eines Docs umgarnen und verkennen dadurch die Problematik. Und wenn der Doc doch sagt, dass es so und so ist... warum soll da der Angehörige zweifeln? Also Aufklärung in der Familie betreiben nicht vergessen.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

danke für deine Vorschläge, ich versuche schon fleißig in die Richtung zu agieren. Ist gar nicht so einfach, da es ja nicht meine Oma ist. Somit ist die Distanz größer. Aber ich habe schon auf das ein oder andere hingewiesen. Besonders da ich die Äußerung in der Familie "Wir können ja eh nur abwarten" ziemlich unbefriedigend fand. Besonders wo die Station irgendwie nach "abschieben" aussieht. Aber vielleicht habe ich da ja ein falsches Bild, mal sehen ob ein weiteres Gespräch mit dem Arzt was bringt.

Ich habe da aber noch 2 Fragen, was sind denn AHBs? Außerdem kenne ich die Bedeutung von DRGs und Reinsult nicht. Bei Reinsult würde ich auf einen weitern Schlaganfall tippen?!?

Bitte klärt mich auf, dass wäre nett...

LG Viki
 
hallo nochmal!

Reinsult heißt, da liegst du schon richtig, ein weiterer erneuter Schlaganfall.
AHB steht für Anschlußheilbehandlung. Im Volksmund als Kur bezeichnet.
während der AHB wird der Patient speziel geördert, Physiotherapie, etc...
DRG heißt Diagnosis relatet groups, die neue art der abrechnung im krankenhaus. Da gibt es für jeden pat. eine fallpauschale. Das ist aber im augenblick unwichtig für dich zu wissen.
Ein gespräch mit dem arzt halte ich für eine gute sache!
 
Danke für eure Antworten,

ich denke ich werde jetzt erstmal schauen was sich ergibt....
Mal sehen,

ich hoffe es wird soweit gut, was auch immer das heißt.

VG Viki
 
Hallo ihr Lieben..

zunächst einmal ein grosses Kompliment an alle, die sich so tatkräftig hier im Neuro-Forum betätigen.

Alle wichtigen Faktoren, auf die nach einem Paoplex geschaut werden muss, wurden schon genannt (Physio-,Logo-,Ergotherapie).
Des weiteren die Pflege nach Bobath.

Ein klärendes Arzt-Angehörigengespräch ist unerlässlich.
Frage den Doc ruhig nach der Behandlung, die die Oma jetzt bekommt.
Sofern nicht schon was angelaufen ist, sollten die Therapien baldmöglichst beginnen, denn je länger man wartet, umso mehr wertvolles Potenzial wird vielleicht verschenkt.
Und welche Möglichkeiten einer REHA es gibt.
@viki

du schreibst, dass sich die Oma deines Freundes versucht, zu äussern.
Wie genau macht sie das?
Versucht sie zu sprechen oder eher durch Mimik und Gestik?

Was genau kann sie bewegen? Kann sie Aufforderungen befolgen und sprachliche Anweisungen umsetzen, die Hand heben und zur betroffenen Seite führen etc.?
dann kann man ihr einen "Igel-Ball" mitbringen lassen oder einen Massagehandschuh (also solche Massage-Waschlappen in etwa),mit dem sie selbst den gelähmten Arm massieren und so die Wahrnehmung fördern kann.

Wäre schön,darüber etwas zu erfahren.

Wie wird sie derzeit ernährt?
Sofern sie nicht essen kann, wäre die Gabe von parenteraler Ernährungslösung ratsam, als Übergang gine auch eine Magensonde.
Aber nach einem Apoplex braucht ein Pat. was,woraus er zehren kann.
Eine PEG-Anlage kann erstmal noch hinten anstehen.
Ob der Pat.Nahrung zu sich nehmen darf, sollte nicht durch einen Arzt, sondern durch eine Logopädin/einen Logoäden (oder Neurolinguistikerin/-er) erfolgen,also speziell dafür ausgebildetes Personal.

Desweiteren informiere dich doch mal über basale Stimulation.
Duftöle in etwa,eigenes Parfum, verschiedene Sachen, um den Geschmacksinn zu unterstützen, audio-oder visuelle Anregungen (Familienfotos, Liebelingsmusik oder irgendetwas in der Richtung).

Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass es echt schade ist,wenn man diese nicht anwendet.

Ansonsten kann man auch mal die Angehörigen sowie den Arzt fragen, ob eine Verlegung in eine Klinik mit angegliederter Neurologie Sinn macht bzw. ob man sich sowas vorstellen könnte.

Würde mich freuen, wenn du dich nochmal meldest und berichtest, wie es der Oma deines freundes jetzt geht und ob sie irgendwelche Fortschritte gemacht hat.

LH und einen schönen Tag,
Nic

 
Wie geht es deiner Oma?

Hallo Viki,

habe gerade deinen Beitrag gelesen und auch die Antworten. ( Erst mal: Ich finde es super das so viele Tipps und anregungen gekommen sind!!:daumen: ) Jetzt ist ja schon eine Weile vergangen seit dem Schlaganfall; und deshalb meine Frage, wie geht es Deiner Oma jetzt?????? Würde mich freuen wenn Du antworten würdest. Hat sie jetzt Physiotherapie bekommen und macht sie Fortschritte?? Habe während meiner Ausbildung auf einer Stroke Unit Einheit gearbeitet und fand es erstaunlich wie sich die Patienten innerhalb von 2 Tagen verändert hatten. ( Wenn man z. B. das WE frei hatte) Drücke ihr auf alle Fälle die Daumen


Gruß Eva:wavey:
 
Hallo,

noch mal vielen Dank, dass ihr mir so viele Tipps gegeben habt. Hat mir besonders am Anfang viel geholfen.

Leider konnte ich (oder auch wir nicht viel machen). So dass sie leider gestern von uns gehen musste. Nachdem sie noch einen Schalganfall im KH hatte und dann noch ne Lungenentzündung ging es ihr schon seit einigen Tagen gar nicht mehr gut und ist kaum noch aufgewacht...
Nach diesem Verlauf denke ich ist es besser für sie, dass sie nicht noch zum (extrem-) Pflegefall geworden ist. Das hätte ihr auch nichts mehr gebracht..
Ich bin immer noch der Meinung, das die Behandlung nicht der Hit war, aber die Voraussetzungen waren es ja auch nicht.

Viele Grüße

Viki
 

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