Organspende: Was ist in den Kliniken los?

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Hallo, ich bin Journalist und ich hoffe, dass es in Ordnung ist, meine Frage hier zu stellen. Ich halte sie für sehr wichtig.
Für das ARD-Politikmagazin Report Mainz recherchiere ich zum Thema Organspenden. Genauer: Warum gibt es so wenige Organspenden, obwohl die Spendebereitschaft in der Bevölkerung steigt? Bisher wird ja eigentlich immer der Eindruck vermittelt, dass diese Bereitschaft mangelhaft und der Grund für den Organmangel ist.

Im Ärzteblatt ist vor Kurzem eine Studie erschienen, für die alle Daten zu Sterbefällen in den deutschen Krankenhäusern zwischen 2010 und 2015 untersucht wurden. Die Autoren sind zu dem Schluss gekommen, dass es in Deutschland jährlich etwa 2700 mögliche Spender gibt, aber nur etwa 800 Spenden werden tatsächlich realisiert. Bei der Berechnung der Zahl der möglichen Spender wurden einschränkende Faktoren wie medizinische Kontraindikationen und Ablehnung durch die Angehörigen berücksichtigt. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Kliniken die möglichen Spender oft nicht an die zuständige Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) melden. Sie gehen aber nicht der Frage nach, warum das so ist.

Das möchte ich jetzt in meiner Recherche tun. Deswegen suche ich Menschen, die mir berichten, was in den Kliniken passiert. Das können beispielsweise Ärztinnen und Ärzte sein, Pflegepersonal oder Angehörige. Wenn Sie mir entsprechende Infos geben können würde ich mich über eine Mail oder einen Anruf sehr freuen (marius.meyer@swr.de, 06131/92933384). Es geht mir vorerst um Hintergrundinformationen. Davon wird noch nichts veröffentlicht und auch später nur mit dem Einverständnis derjenigen, von denen ich die Infos habe.

Wenn Sie die Mail verschlüsseln wollen, finden Sie den GPG/PGP-Schlüssel zu der Mailadresse marius.meyer@swr.de auf den Schlüsselservern. (Fingerprint: 50E7 1C43 FBEF C38B 6840 EBF3 4430 4709 C1A6 9CE4)

Vielen Dank und freundliche Grüße
Marius Meyer
 
Fragen Sie doch mal stichprobenartig verschieden Kliniken zum Vorhandensein von Transplantationsverantwortlichen ab....
 
Ein Grund kann sein, dass die betreffenden meldenden Kliniken einfach die viele Arbeit fürchten, die sowas mit sich bringt. Ich habe einige Male so einen "potentiellen Organspender" betreut, da kommen zwei Ärzte aus einem Zentrum, aber die schaffen nur an, was alles noch mit diesem Menschen gemacht werden soll. Da kannst du außer diesem Patienten niemand anders mehr betreuen! Macht das mal wo überall Betten gesperrt sind und eben auch nachts oder am Wochenende mit Minimalbesetzung gearbeitet wird.
Man muss ja seine sonstigen Aufgaben auch noch erledigen... Informieren sie sich mal darüber!
 
Wenden sie sich doch an den Arbeitskreis Organspende, oder der DSO da kriegen sie auch Antworten auf diese Fragen, ich möchte das nicht so gerne, wegen der Schweigepflicht.
Ich habe ihnen eine E-Mail geschickt.
 
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Fragen Sie doch mal stichprobenartig verschieden Kliniken zum Vorhandensein von Transplantationsverantwortlichen ab....
Zumindest formal dürften die meisten Krankenhäuser, die als Entnahmekliniken infrage kommen, einen haben. Die Frage ist aber, welche Ausbildung und Kompetenzen er hat und ob er für diese Arbeit freigestellt wird. Das wird in den Kliniken sehr unterschiedlich gehandhabt, es wir aber auch von den entsprechenden Landesgesetzen unterschiedlich gehandhabt.
 
Wenden sie sich doch an den Arbeitskreis Organspende, oder der DSO da kriegen sie auch Antworten auf diese Fragen, ich möchte das nicht so gerne, wegen der Schweigepflicht.
Mit der DSO sind wir im Gespräch.
Ein Telefonat alleine ist noch keine Schweigepflichtsverletzung, sie müssen mir ja keine Personenbezogenen Daten geben.
 
Könnten wir dazu vielleicht telefonieren?
Ich denke, was die Kollegin damit ausdrücken wollte, dass der Arbeitsaufwand wahnsinnig groß ist und gerade heutzutage, wo immenser Personalmangel (in der Pflege!) herrscht, dazu führt, das lieber sein zu lassen...
Wenn man sich vor Augen hält, dass wg. Personalmangel sogar notwendige OPs verschoben werden, Betten für Neuaufnahmen gesperrt und teilweise Pat. sterben.
 
personalmangel sehe ich hier ausnahmsweise mal nicht als vordringliches problem oder grund. wieso auch? interessiert sonst auch niemanden und wieso sollte das ausgerechnet bei ner explant anders sein.

dein bettplatz ist belegt, wenn da kein organspender liegt, dann jmd. anderes. der pflegerische aufwand ist nicht höher als bei einem anderen patienten auch. ein großteil der benötigten diagnostik wird bedside durchgeführt, in der regel durch die entsprechende funktionsabteilung als konsil (echo, 12 kanal, EEG). sehr viel erledigen/organisieren auch die kollegen der DSO, für die ich hier mal ne lanze brechen muss. was dich als PK trifft ist maximal ne Bronchoskopie oder 1-2 transporte (HKL, ggf. noch ein CT), die transporte hast du sonst je nach pat. aber auch...

personalmangel als grund?
eindeutig ein NEIN.
 
In unserem Haus gehe ich für die Intensiv und ein arzt, der auch T
was dich als PK trifft ist maximal ne Bronchoskopie oder 1-2 transporte (HKL, ggf. noch ein CT), die transporte hast du sonst je nach pat. aber auch...

Eben nur dann, wenn du alle Abteilungen im Haus hast, die auf die Intensiv kommen etc und 3 Transportfahrten in der Nacht zum Beispiel haben wir sonst nicht. In einer Klinik mit Explantationteam da wird einem viel abgenommen, aber in einem kleinen Krankenhaus irgendwo am Stadtrand wo das nicht mehrmals im Jahr vorkommt eben nicht und du hast recht, wie es der Pflege dabei geht interessiert keinen Mensch!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn tagsüber OP-Säle wegen Personalmangel zu sind und nachts eine Multiorganexplantation über mehrere Stunden starten soll, ist die Hemmschwelle für eine Klinik sehr wohl eine oder zwei Stufen höher diese durchzuführen. Konsequenz ist eben dann am nächsten Tag unter Umständen zwei Säle wegen fehlenden MA zu schließen! Also spielt neben fehlender Transplantationsbeauftragten (nominell oder tatsächlich) Personalmangel schon auch eine nicht unerhebliche Rolle...
 
Neu Wenn tagsüber OP-Säle wegen Personalmangel zu sind und nachts eine Multiorganexplantation über mehrere Stunden starten soll, ist die Hemmschwelle für eine Klinik sehr wohl eine oder zwei Stufen höher diese durchzuführen. Konsequenz ist eben dann am nächsten Tag unter Umständen zwei Säle wegen fehlenden MA zu schließen! Also spielt neben fehlender Transplantationsbeauftragten (nominell oder tatsächlich) Personalmangel schon auch eine nicht unerhebliche Rolle...

Nur wird das keine Klinik als Grund angeben...
 
hallo matras, alles eine frage der organisation und der bezahlung. bei uns läuft eine explant immer auf freiwilliger basis und in der freizeit. bezahlt wird auf RD pauschale, also durchaus lukrativ. es findet sich deshalb auch immer jmd. der bereit ist ist an der explant mitzuwirken. im tagesprogramm fehlt niemand und es muss auch kein saal geschlossen werden.

die rolle des Transplantationsbeauftragten sollte man nicht überbewerten. nach erfolgter hirntoddiagnostik erfolgt die meldung nach leiden bzw. an die DSO.

die DSO koordinatoren kümmern sich dann komplett (!) um die abwicklung und das administrative, da hat die Klinik erst mal nichts weiter mit zu tun und da braucht es auch erst mal im akuten setting keinen transplantationsbeauftragten.
 
Nun haben sie ja einen kleinen Vorgeschmack davon. Fragen sie doch, wie Pflegekräfte mit diesem Thema umgehen, ob sie zum Beispiel damit Probleme haben mit potentiellen Organspendern umzugehen. Außerdem haben die Pflegekräfte da kein Mitspracherecht was dieses Thema betrifft und ob deren Vorschläge Gehör finden...
@FLORA.BLEIBT
Arbeitest du in einer Klinik, die ein Explantationsteam hat?
 
Nun haben sie ja einen kleinen Vorgeschmack davon. Fragen sie doch, wie Pflegekräfte mit diesem Thema umgehen, ob sie zum Beispiel damit Probleme haben mit potentiellen Organspendern umzugehen. Außerdem haben die Pflegekräfte da kein Mitspracherecht was dieses Thema betrifft und ob deren Vorschläge Gehör finden...
@FLORA.BLEIBT
Das sind spannende Aspekte, aber in dem Beitrag soll es darum gehen, warum es statt 2700 möglichen Organspenden nur rund 800 tatsächlich gibt. Und da suche ich beispielsweise Leute, die bestätigen können, dass an ihrer Klinik Organspenden nicht gewollt sind, beispielsweise weil es zu viel kostet oder die Zeit fehlt. Ob das Ärzte sind, Pfleger oder andere, ist dabei nicht wichtig.
 
Das sind spannende Aspekte, aber in dem Beitrag soll es darum gehen, warum es statt 2700 möglichen Organspenden nur rund 800 tatsächlich gibt. Und da suche ich beispielsweise Leute, die bestätigen können, dass an ihrer Klinik Organspenden nicht gewollt sind, beispielsweise weil es zu viel kostet oder die Zeit fehlt. Ob das Ärzte sind, Pfleger oder andere, ist dabei nicht wichtig.

Tut mir leid, ich bin raus!
 
nein wir haben kein "explantationsteam".
bei uns läuft das auf freiwilliger basis. steht eine explant an, wird rumgefragt wer lust und zeit hat.
wir haben lediglich eine liste auf der alle kollegen drauf stehen die potentiell bereit sind bei einer explant mitzuwirken. wir machen im jahr etwa 5-7 stück.

gut zu wissen:
die chirurgen welche die organe entnehmen kommen immer von extern. für die bauchorgane sind das bei uns immer die chirurgen einer naheliegenden uniklinik mit großer transplantchirurgie und einer entspre

auf intensiv hast du natürlich kein Mitspracherecht, da geb ich dir recht. die entscheidung für oder gegen eine explant wird durch die ärzteschaft im Konsens mit den Angehörigen gefällt.
 
das mag sicherlich auch öfters der fall sein, ausser frage. bin da vermutlich zu optimistisch da es zumindest bei uns sehr gut läuft.
 

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